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Covid-19: Pandemien im Größenvergleich

Pandemien im Vergleich: Anzahl der Toten (Quelle: visualcapitalist.com)
Pandemien im Vergleich: Anzahl der Toten (Quelle: visualcapitalist.com)

Wir alle erleben derzeit ein geschichtliches Weltereignis, wie wir uns es nicht haben vorstellen können. Pandemien kennen wir nur aus den Geschichtsbüchern – und jetzt stecken wir selbst in einer. Zwar litt die Menschheit immer wieder unter schrecklichen Plagen mit zahlreichen Opfern. Aber noch keine Pandemie verbreitete sich so unglaublich schnell um den ganzen Globus wie Covid-19. Der Blick zurück, auf das was war, kann auch der Blick nach vorne sein, was vielleicht noch auf uns zukommt: Pandemien im Größenvergleich.

Die meisten Opfer hatte wohl die Pest Mitte des 14. Jahrhunderts. Sie forderte weltweit schätzungsweise mehr als 200 Millionen Menschenleben, allein in Europa soll rund die Hälfte der Bevölkerung ums Leben gekommen sein. Es dauerte rund 100 Jahre bis sich die Bevölkerungszahl auf das Vor-Pest-Niveau erholte. Die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Auswirkungen waren dramatisch.

Besser im kollektiven Gedächtnis geblieben ist die Spanische Grippe von 1918 bis 1920. Sie ist die bisher letzte große Pandemie der Neuzeit und gerade mal 100 Jahre her. Sie war eine Mutation der Vogelgrippe und kam aus den USA ins kriegswunde Europa. An ihr starben nach Schätzungen 25 bis 50 Millionen Menschen, darunter auch der deutsche Soziologe und Nationalökonom Max Weber.

Pandemien in der Geschichte (Quelle: visualcapitalist.com)
Pandemien in der Geschichte (Quelle: visualcapitalist.com)

 

Die Spanische Grippe ist uns nicht nur zeitlich näher als frühere Pandemien. Trotz des auch damals schon beachtlichen wissenschaftlichen und medizinischen Wissensstands traf sie das Gesundheitswesen völlig unvorbereitet. Auch damals waren Lungenentzündungen die Todesursache, nur traf die Erkrankung meist jüngere Menschen im Alter von 20 bis 25 Jahren. Rund 40% der Toten gehörten dieser Altersgruppe an.

Beschleunigt wurde die Ausbreitung der Spanischen Grippe durch eine besondere Form der Globalisierung: durch den ersten Weltkrieg. Hunderttausende US-Soldaten wurden nach Europa verschifft und brachten das Virus mit. Spanische Grippe heißt sie übrigens, weil spanische Medien zuerst über sie schrieben. Die Militärzensur der am 1. Weltkrieg teilnehmenden untersagte jede Berichterstattung.

Die heutige Globalisierung läuft zwar glücklicher Weise nicht über Krieg, hat aber über den intensiven Reiseverkehr zwischen Ländern und Kontinenten der schnellen und globalen Ausbreitung Vorschub geleistet. Und damals wie heute gab es keine internationale Koordination der Gegenmaßnahmen, auch nach Ende des Krieges nicht.

Die Spanische Grippe fegte in drei Wellen über die Welt. Im Frühjahr 1918 brach die erste Welle los, fiel aber angesichts von vielen wöchentlich vielen tausend Toten an der Front zunächst nicht auf. Erst später merkte man, dass zum Beispiel die amerikanische Armee fast so viele Soldaten durch die Grippe wie durch Kriegshandlungen verlor.

Besonders tödlich verliefen die zweite und dritte Welle ab Herbst 1918 bzw. Frühjahr 1919. Zwei von drei Menschen infizierten sich mit dem Virus. In den industrialisierten Ländern lag die Sterblichkeit bei rund fünf Promille und in ärmeren Ländern bei bis zu zehn Promille. Besonders betroffen war auch damals Italien, allerdings der mittlere und südliche Teil.

Insgesamt forderte die Grippe mehr Tote als der erste Weltkrieg. Rund zwei Prozent der damaligen Weltbevölkerung von 1,8 Milliarden Menschen starb an ihr.

Die bisherigen Opferzahlen der heutigen Covid-19-Pandemie sind von den Horrorzahlen der Spanischen Grippe noch sehr weit entfernt. Gemein sind beiden Pandemien die schnelle Ausbreitung um den Globus und die hohe Sterblichkeitsraten. Die Welt ist heute in einem besser Zustand als sie es 1918 am Ende des Weltkriegs war. Die Voraussetzungen für einen Erfolg bei der Bekämpfung sind ungleich vorteilhafter.

Jedoch wissen wir über die heutige Covid-19-Pandemie noch recht wenig. Unangenehme Überraschungen lauern möglicherweise auf uns. So ist ungewiss, ob auch Covid-19 in mehreren Wellen auftreten wird und ob das Virus von Welle zu Welle mutiert und damit auch bereits immunisierte Menschen erneut befallen kann. Ermutigend ist, dass wir heute deutlich bessere und zahlreichere wissenschaftlichen Kapazitäten haben, um ein Gegenmittel zu entwickeln. Aber noch ist ungewiss, wann die Wissenschaftler erfolgreich sein werden und wie schnell ihre Arbeitsergebnisse möglichst vielen Menschen weltweit zugutekommen werden.

Noch sieht der Punkt, der in den Graphiken Covid-19 symbolisiert, sehr klein aus. Noch ist die Anzahl der Infizierten und Toten sehr klein verglichen zu früheren Pandemien. Aber die Dynamik von Covid-19 ist erschreckend. Und noch wissen wir fast gar nichts über die wirtschaftlichen und politischen Folgen unserer Pandemie. Aber die Geschichte der Seuchen lehrt uns, dass es Konsequenzen geben wird und dass diese meist erheblich waren. Wir stehen erst am Anfang einer Entwicklung.

 

 

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