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#Covid_19: Zweifel an der Logik der beschlossenen Lockerungsmaßnahmen

Shopping in besonderen Zeiten. Foto: Meike Ruschmeyer

Man musste kein Experte sein um vorausahnen zu können, dass die am Mittwoch bekanntgegebenen Pläne zur Lockerung des Shutdowns in Sachen Covid-19 in Deutschland zu Diskussionen führen würden. So kam es jetzt auch.

Das unmögliche Vorhaben hier bundesweit zu einer möglichst großen Gerechtigkeit und Logik zu kommen, war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Um das zu prognostizieren, musste man erst gar nicht über die zweifelsohne vorhandenen beachtlichen Ungerechtigkeiten unter den Branchen der Wirtschaft nachdenken.

Der Blumenladen war geöffnet, die Buchhandlung direkt gegenüber gelegen hingegen komplett geschlossen. Der Spielzeugladen musste dichtmachen, der Drogeriemarkt mit integrierte Spielwarenabteilung aber war stets geöffnet. So war es bisher.

Und auch die neue Regelung, die in den kommenden Tagen Realität werden wird, sieht solche Fehler in der Logik in großer Anzahl mit vor. Oder fällt euch ein wirklich guter Grund ein warum Geschäfte nur bis einer Größe von 800 Quadratmetern Verkaufsfläche öffnen dürfen?

Klar, das Ganze orientiert sich an den vorhin vom Kollegen Stefan Laurin genannten Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, das so ‚großflächigen Einzelhandel‘ definiert hat.

Mich erinnert das Ganze allerdings stark an die vor wenigen Wochen getroffene Regelung nur Veranstaltungen von unter 1000 Besuchern noch zu erlauben.

Meiner Beobachtung nach ist das Einkaufe in kleineren Läden in Pandemie-Zeiten doch viel gefährlicher als in großen. In großen Kaufhäusern hat der Kunde in der Regel doch eine viel bessere Chance sich seinen gewünschten persönlichen Freiraum zu schaffen als im engen und vollgepackten Kiosk um die Ecke.

Was erschwerend mit hinzu kommt, das ist auch der Faktor des Wohnortes. Wer, wie ich, in einer Kleinstadt lebt, und dadurch vergleichsweise entspannt Lebensmittel einkaufen kann, der staunt häufig über negative Einkaufserfahrungen von Freunden und Bekannten, die in den Großstädten wohnen und teils mit irren Szenen in den Läden konfrontiert sind.

Dementsprechend können auch alle jetzt neu getroffenen Maßnahmen natürlich nur eine Annäherung an möglichst gerechte und gleiche Regeln für alle sein. Das ist klar.

Ich bin am heutigen Vormittag zum Beispiel mal die hiesige Innenstadt gedanklich kurz durchgegangen und bin dabei nur auf ein einziges Einzelhandelsgeschäft gestoßen, dass ab Montag noch nicht wieder öffnen darf. Das ist die örtliche Woolworth, die eine für das Kaufhaus relativ große Ladenfläche aufweist.

Das Komische daran: Der Laden war vor der Schließung aufgrund des Shutdowns stets mit der leerste hier am Ort. Wenn es mal hochkam, dann traf man dort vielleicht zehn Personen gleichzeitig an. Eine Anzahl, die jeder Supermarkt hier am Ort rund um die Uhr klar übersteigen dürfte. Und das bei wesentlich kleinerer Ladenfläche. Wirklich logisch ist das also wirklich nicht.

Ungerecht erscheint auch, dass viele gastronomische Betriebe nach wie vor geschlossen bleiben müssen. Restaurants und Kneipen sind nach wie vor von Lockerungen ausgenommen. Friseure dürfen aber komischer Weise ab dem 4.5. wieder öffnen.

Und dabei bin ich meinem Friseur bei einem Termin über längere Zeit doch deutlich näher, als ich es meinem Wirt je war. 😉 Wenn ich aktuell irgendwo in der örtlichen Geschäftswelt nicht sein möchte, dann ist das in einem Friseursalon.

Eine geplante Tagesreise nach Norddeutschland, die ich in diesen Tagen eigentlich aus touristischen Gründen unternehmen wollte, wird Corona mit ziemlicher Sicherheit zum Opfer fallen. Und das, obwohl ich dort ständig den Sicherheitsabstand zu meinen Mitmenschen hätte waren können.

Stellt sich also die grundsätzliche Frage, wie gut die neuen Regelungen von den Mitbürgern akzeptiert und dann auch dementsprechend konsequent umgesetzt werden.

Sind den Leuten zu viele dieser zuvor beschriebenen Fehler in der Logik, werden die Infektionszahlen in Kürze wohl wieder in die Höhe schnellen. Einfach weil sie sich die Leute nicht (mehr) konsequent auf die Einschränkungen einlassen.

Und das wäre natürlich unbestritten ganz übel. Denn die Rückkehr zu einem zweiten, dann vermutlich ganz strengen Lockdown hätte mit Sicherheit gravierende psychologische und finanzielle Folgen für das Land und damit uns alle. Dazu darf es nicht kommen!

Etwas Sorge davor, dass es so kommen würde, habe ich aber in Anbetracht dieser teilweise schwer vermittelbaren Lockerungspläne schon…

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Robert Müser
Robert Müser
4 Jahre zuvor

Für meine Begriffe kommt ein Teil der Lockerungen in NRW zu früh. Es kommt mir in Teilen so vor, dass hier eher politische Gründe als medizinische Gründe den Ausschlag gegeben haben.

So eine Art Wahlkampf für höhere CDU-Weihen mit der NRW-Bevölkerung als Experimentierfeld. Da will ich doch mal für mein Umfeld und auch für mich hoffen, dass dieses Experiment nicht schief geht und am Ende die Infektions-Zahlen wieder in die Höhe schnellen oder sogar Schlimmeres droht. Scheinbar verdrängt man der Landesregierung die Tatsache, dass es hier im Gegensatz zu anderen Viren-Erkrankungen noch keinerlei Medikament oder Impfung gibt.

Auch habe ich den Eindruck nach den verschiedenen Presse-Statements von Laschet und einem Teil seiner Minister, dass da wenig planlos agiert wird. Diese Vorstellung behagt mir aktuell nicht so wirklich.

Ich teile auch den Eindruck, dass ein möglicher zweiter Lockdown einen größeren Schaden anrichten würde im Vergleich der Schäden bei Fortführung der jetzigen Maßnahmen.

Um mal ein Blick auf einen anderen Irrsinn zu werfen:
Der erste Erntehelfer zur Spargel-Ernte ist inzwischen in Deutschland dem Corona-Virus erlegen. War der Spargel wirklich diesen Toten wert?

Angelika
Angelika
4 Jahre zuvor

"…zu früh…" #1

Ich teile die Bedenken.

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[…] im Umgang mit COVID-19 findet nicht ausschließlich Beifall. Ja: Auch ich hätte mir eine Verlängerung der harten Linie bis Ende Mai […]

trackback

[…] des Vorhabens die Maßnahmen zur Lockerung des Covid-19-Shutdowns möglichst bundeseinheitlich vorzunehmen, hat sich in diesem Bereich in den vergangenen Tagen […]

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