ProNRW: Schnorren in Köln?

Markus "Der Lispler" Beisicht

Partei als Geschäftsmodell? Auch das Finanzgebaren der Fraktion von Pro Köln im Rat der Rheinstadt legt den Verdacht nahe.

Wie in Gelsenkirchen ist auch die Fraktion von Pro Köln wegen der  Abrechnungspraxis ihrer sachkundigen Bürger  aufgefallen. Die Kölner-Fraktion der vom Verfassungsschutz beobachteten radikalen rechten Partei rechnet deutlich mehr Fraktionsitzungen ihrer Sachkundigen Bürger ab als die anderen Fraktionen im Rat – und bekommt für jede Sitzung pro Sachkundigem Bürger 35,60 Euro überwiesen. Auf Anfrage schickte uns die Stadt Köln die Zahlen. Die von Judith Wolters geführte Fraktion greift kräftig in die Stadtkasse der Domstadt. Allein die Zahlen vom März dieses Jahres sprechen eine deutliche Sprache:

Abrechnete Sitzungen der Sachkundigen Bürger:

Die CDU-Fraktion 64
SPD-Fraktion 72

FDPFraktion 97

Bd. 90/Die Grünen 66

Die Linke.Köln 72

Pro Köln 271

Rechnet man das für den März auf den einzelnen Sachkundigen Bürger um, sieht das dann nach Angaben der Stadt Köln so aus:

Die 271 abgerechneten Sitzungen aller Sachkundigen von pro Köln verteilen sich im März 2011 auf insgesamt 21 Sachkundige, die im März jeweils an einer gewissen Anzahl an Sitzungen teilgenommen haben –  manch einer hat 12 Sitzungen besucht, ein anderer 5 usw. Wenn man einen Durchschnitt errechnen würde, dann hätte ein einzelner dieser Sachkundigen im März an 12,9 Sitzungen teilgenommen.

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Der Ruhrpilot

Ralf Jäger Foto: IM-NRW

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Ruhrgebiet II: Bei grüner Zone sehen Wirtschaftsvertreter Rot…Ruhr Nachrichten

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Dortmund II: Intendant Stampa will Konzerthaus zum Besten Deutschlands machen…Der Westen

Dortmund III: Hetzjagd auf dunkelhäutigen Mann…Ruhr Nachrichten

Essen: …kämpft mit dem Image der „grauen Maus“…Der Westen

Duisburg: MSV muss sich bei Sieg über Schalke im DFB-Pokal-Finale selbst empfangen…Der Westen

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Umland: Zurück bleiben die Alten und die Perspektivlosen…Bundesstadt

Umland II: Überraschungspost vom Volkszähler…Zoom

Medien: WAZ geht app, auf dem Apple iPad?…Pottblog

Reminder: Ruhrbarone-Lesung im Rottstr5 Theater

Morgen lesen ein paar von uns imRottstr.5 Theater in Bochum.

Los geht alles  um 19:00 Uhr. Wir werden nervös sein. Nein, nicht die Jungs von der Wattenscheider Schule. Die sind cool. Auch nicht Martin Kaysh. Der ist Profi. Aber Markus, David und ich haben schon Lampenfieber. Und ich hab noch gar keinen passenden Text. Egal. Nachher gehen wir alle in denIntershop Bier trinken.

Es werden lesen:

Die Wattenscheider Schule, Bastian Schlange und Patrick Joswig:
Was sie lesen, ist noch nicht klar. Vielleicht was mit Männerkäse oder Pornobrillen

Martin Kaysh:
Wir denken, er trägt was Komisches und vermutlich auch Beleidigendes vor.

Stefan Laurin:
Weiß noch nicht was lesen  wird und ist verzweifelt…

Markus Franz:
Der Berliner Ex-Ruhri ist aus den USA zurück – war dort drei Jahre Attache an der deutschen Botschaft und musste diplomatisch schweigen. Nun liest er ganz undiplomatisch aus seinen verdammten Erlebnissen vor.

David Schraven:
Der WAZ-Mann und frühere Ruhrbaron bringt eine bislang unveröffentlichte Story aus dem Abschaum des Ruhrgebietes mit.

 

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Von einem, der blieb, das Fürchten zu lernen – Erich Kästner und die Bücherverbrennung 1933

Am 10. Mai 1933 lodern überall im Land die literarischen Scheiterhaufen. Auch auf dem Berliner Opernplatz werden unter Schmährufen, den sogenannten Feuersprüchen, die Werke von indizierten Autoren wie Bertolt Brecht, Sigmund Freud, Karl Marx oder auch Erich Kästner in die Flammen geworfen. Dann plötzlich ein Ruf aus der Menge: „Da steht ja der Kästner!“ Von unserer Gastautorin Verena Geiger.

 

Auf dem Opernplatz werden die Werke von insgesamt 94 Autoren zusammengetragen, um sie den Flammen zu überlassen. Dort findet sich auch Erich Kästner persönlich ein, eingekeilt in der Masse zwischen Studenten in SA-Uniformen, deren Verhalten in groteskem Widerspruch zu dem steht, was sich ein Student normalerweise auf die Fahne schreiben sollte: Mut zu freiem Denken und kritischer Meinungsäußerung, Würdigung von Worten und Ideen. Denn es war die Deutsche Studentenschaft, die zum Verbrennen zehntausender Bücher aufrief, zu dieser pompös inszenierten „Aktion wider den undeutschen Geist“, unterstützt von Professoren und diversen NS-Verbänden.

 

Dichter Regen macht dem braunen Traum von lodernden Bücherflammen jedoch vorerst einen Strich durch die Rechnung. Abhilfe kann die Feuerwehr schaffen, die dieser Tage in eine völlig pervertierte Rolle schlüpft: Mit Benzin unterstützt sie die Flammen, sich durch Einbände und Papier, Geist und Seele zu fressen.

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Ruhrfestspiele – Ein Rockfestival der 70er Jahre

John Malkovich Foto: © Nathalie Bauer

Manchmal reicht ein Satz um zu wissen: Das kann nichts werden. Regisseur Michael Sturminger haute ihn raus, einen Tag vor der Deutschlandpremiere von „The Giacomo Variations“ bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen. „Nur John Malkovich kann Giacomo Casanova spielen“, behauptete er auf der Pressekonferenz. Die anwesenden Journalisten lachten nicht auf, wüteten nicht, sondern kritzelten eifrig mit. Prima, dachte ich, dann können wir unsere Schauspielschulen ja dicht machen und deren Absolventen mit anderen Jobs beauftragen. Vielleicht versuchen die es mal eine Nummer kleiner, mit Hamlet, King Lear, Faust oder so ´nem Kram.

Gut, ich hakte das Gerede ab als völlig unnötige Reklame, denn immerhin war das Gastspiel auf dem Festspielhügel längst ausverkauft. Vielleicht war es auch nur Höflichkeit gegenüber dem grandiosen Schauspieler, der sich auf diese Produktion eingelassen hat. Wenn dann aber noch davon geredet wird, dass die Inszenierung als „work in progress“ zu sehen sei, dass die Sache im Ruhrgebiet damit besser werde als bei der Uraufführung in Wien, dann könnte man als Kulturjournalist schon mal nachfragen, ob da irgendwas schief gegangen ist, ob man sich im

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BvB: Blind Date im Stadion

Ein Fanclub, zugegeben anders und doch herrlich normal. Stefan Wewer ist sehbehindert. Orte, die er nicht kennt, sind für ihn meist nur mit einer Begleitperson an seiner Seite zugänglich. Auf vertrautem Terrain kommt er gut allein zurecht. In der Hagener Innenstadt beispielsweise. Dort wohnt er und dort sind wir am Samstag, den 02. März, morgens um zehn zum Frühstück und für ein Interview verabredet. Thema: Fußball und Fankultur. Anschließend wollen wir nach Dortmund fahren, ins Stadion. Am 28. Spieltag der Bundesliga-Saison 2010/2011 empfängt der BVB die Mannschaft von Hannover 96. Die Dortmunder haben gute Chancen, zum siebten Mal in ihrer Vereinsgeschichte die Meisterschaft zu holen. Von unserem Gastautor Martini.


Stefan, das ist der Grund unseres Treffens, ist Vorsitzender bei Blind Date, einem BVB-Fanclub, gegründet von und für Blinde und Sehbehinderte. Wobei darauf hinzuweisen wäre, dass da niemand diskriminiert wird, nur, weil er zufällig sehen kann.
Die Geschichte des Clubs beginnt Ende der 90er Jahre. Es sollten Heim-, nach Möglichkeit auch Auswärtsspiele besucht werden. “Unser Name war schnell gefunden. Samstag für Samstag geht man zu einem Spiel und weiß doch nie, was einen erwartet. Wenn das kein Blind Date ist, was dann?” Bei einer Fahrt nach Wolfsburg, Saison 2004/2005, erfuhren sie dort von einem speziell ausgestatteten Tribünenbereich mit Kopfhörerplätzen für Sehbehinderte. “Was wir uns darunter vorzustellen hatten, wussten wir zwar nicht, aber wir fuhren hin. Wir saßen dann da und bekamen Kopfhörer aufgesetzt. Zwei Sprecher erzählten uns was. Ob das jetzt gut war oder schlecht, lasse ich mal offen. Alle Kinder fangen klein an. Aber uns war sofort klar, dass das eine tolle Sache ist. Wir forschten nach und bekamen heraus, dass in Leverkusen auch schon so ein System installiert war.”

Ihre Hoffnung hielt sich in engen Grenzen, als sie beim BVB offiziell anfragten, ob eine Audiokommentierung für Dortmund denkbar wäre. In jenen schwarzen Tagen ächzte die Borussia unter der Last der größten Finanzkrise ihrer jüngeren Geschichte. Man hätte den Spielbetrieb wohl einstellen müssen, hätte nicht am 14. März 2005 die Molsiris-Fondsgesellschaft dem eingereichten Sanierungskonzept zugestimmt. Das gute Ende der Geschichte ist bekannt. Und weil darüber hinaus das Stadion bei der anstehenden WM als Spielort gesetzt war, dort definierte Qualitätsstandards für behinderte Besucher zu gelten hatten, wurde der gewünschte Audiokommentar tatsächlich eingerichtet. Im Block 5 der Osttribüne.

Nach unserem Frühstück werden wir vom Vater eines Fanclub-Mitglieds nach Dortmund chauffiert. Treffpunkt vor Heimspielen ist traditionell der Biergarten am Stadion Rote Erde. Daniela, die 2. Vorsitzende ist da, Michael, Gerd und die anderen. Die Stimmung ist gut, der Sieg gegen Hannover beschlossene Sache. Nur Gerd bleibt skeptisch. Gerd ist Schatzmeister, Begleitperson und ältestes Mitglied in Personalunion. Er hat einst unter Adi Preißler trainiert und für Viktoria Dortmund als Mittelläufer auf Asche dem Fred Kelbassa vom BVB das Leben schwer gemacht. Er weiß, dass beim Fußball alles möglich ist.
Eine gute Stunde später werden in Block 5 die Empfangsgeräte und Kopfhörer verteilt und mit dem Anpfiff gehen Martin Feye und Markus Bliemetsrieder von der Pressetribüne aus “auf Sendung”. “Die beiden vermitteln uns das Gefühl, mitten drin zu sein. Wenn ich schon nicht sehen kann, dann wünsche ich mir solche Sprecher, die mit ihrer Stimme die Stimmung im Stadion rüberbringen können.”
Das Duo bereitet sich akribisch vor, kennt Mannschaftsaufstellungen, die taktischen Ausrichtungen, ist stets auf Ballhöhe und beobachtet neben dem Spiel auch die Fans, ihre Aktionen, Fahnen und Transparente. Das ist besser als Fußball im Radio. Was allerdings fehlt ist ein Tor vor der Pause. “Ich wusste es”, schimpft Gerd. “Hannover kauft uns den Schneid ab. Hannover spielt wie wir in der Hinrunde.”

Lähmendes Entsetzen, als Abdellaoue in der 57. Minute zum 0:1 für die Niedersachsen trifft. Zwei Minuten später gleicht Götze nach einem phantastischen Solo aus. Das Stadion gleicht einem Tollhaus, Block 5 feiert Party. Da geht noch was. Die Tore fallen jetzt im Minutentakt. Ich glaube nicht, dass ich es mir nur einbilde, dass Euphorie hier einen Tick freundlicher ausbricht als in anderen Blöcken. Großkreuz, das 4:1. Was den 14. Mai betrifft, sind sich gerade alle einig: “Deutscher Meister wird nur der BVB!”

Die Story in einer längeren Fassung ist in der aktuellen BODO erschienen.

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Der Ruhrpilot

Ralf Jäger Foto: IM-NRW

NRW: Jäger zieht die Notbremse…Der Westen

Bochum: Altenheime verschuldet…Ruhr Nachrichten

Bochum II: Wiedereröffnung Media Markt…Pottblog

Dortmund: Kritik am Aus für Straßenstrich…Ruhr Nachrichten

Essen: OB Paß nimmt Alte Synagoge vor Hass-Vorwurf in Schutz…Der Westen

Essen II: Hein Mulders wird Intendant für Aalto-Theater und Philharmonie…Der Westen

Essen III: Entscheidung über Thyssen-Krupp-Werk Hüttenheim wohl am Freitag…Der Westen

Umland: Jagdhunde in Neukölln…Exportabel

Gefordert? ja. Ratlos? Nein – Soziale Straßenzeitungen und Roma

Am vergangenen Wochenende trafen sich Vertreter der deutschsprachigen sozialen Straßenzeitungen in Wien. Das Thema war provokativ und mit einem – nicht ganz unwesentlichen – Fragezeichen versehen: „Arm gegen Ärmer?! Roma, AsylbewerberInnen und die „Einheimischen“. Ein Gastbeitrag von Bastian Pütter.

Soziale Straßenzeitungen – unbekannte Wesen

Die Idee ist immer dieselbe: Ein Magazin, meist erstellt von einer Redaktion aus Journalistinnen und Journalisten wird vertrieben von Wohnungslosen, Suchtkranken, Armen. Mindestens die Hälfte des Kaufpreises behält der Verkäufer / die Verkäuferin.

Hier enden scheinbar die Gemeinsamkeiten, denn vom alternativen Wagenburg-Projekt bis zum hochprofessionellen Stadtmagazin ist alles dabei, die Auflagen reichen von 5.000 bis zu 80.000 Heften im Monat.

Doch noch etwas Entscheidendes eint alle Straßenmagazine (übrigens weltweit – im internationalen Verband INSP sind Zeitungen aus 38 Ländern organisiert.): Der Vertrieb steht gleichberechtigt neben dem journalistischen Produkt. Das heißt: Kern der Arbeit ist, Menschen in Not mit dem „Produkt“ zu versorgen, das sie von Almosenempfängern zu Verkäufern macht.

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