„Billiglöhner aus dem fernen Osteuropa…“

Man erwartet ja von einer Trash-Seite wie dem Ruhrstadt-Netzwerk nicht allzuviel. Ein paar kopierte Pressemitteilungen, ein wenige Esoterik und vor allem viel Selbstbeweihräucherung. OK, sollen sie machen. Aber wenn man eine Seite sein will, die irgendwas mit dem Ruhrgebiet zu tun hat, sollte man sich gefälligst mit so einem rassistischen Dreck zurückhalten. Die „Billiglöhner aus Osteuropa“ sind für viele im Ruhrgebiet schlicht die eigenen Vorfahren. Und das die Sorge über die angebliche Invasion der „Billiglöhner“ kaum mehr als Propaganda ist, kann man überall lesen – soweit man dieser Kulturtechnik mächtig ist.

Die Länder der EU, die ihren Arbeitsmarkt schon vor Jahren für EU-Bürger aus Osteuropa geöffnet haben, haben davon profitiert. Und das überaltete Deutschland braucht Fachkräfte und Zuzug deutlich dringender als strunzdumme Ressentiments.

Kann man alles sehr schön hier nachlesen. Oder hier.

 

Grüne Duisburg: Warten auf Schneiders Antwort…

In der vergangenen Woche stellte ich dem Sprecher der Duisburger Grünen, Matthias Schneider, eine Frage zur Koalition mit der Linkspartei im Duisburger Rat. Auf die Antwort warte ich bislang vergebens.

Die Frage war ganz einfach: Wenn sich die Grünen in Duisburg von jeder Form Antisemitismus distanzieren, wie können sie dann eine Koalition mit der Fraktion der Linkspartei eingehen?Immerhin ruft deren Fraktionsvorsitzender Herman Dierkes zum Boykott israelischer Waren auf und bezeichnet die Frage des Existenzrechts Israels als läppisch.

Matthias Schneider gefiel sich zwar darin, diesen Blog in einer Pressemitteilung wegen der Berichterstattung über das antisemitische Flugblatt zu kritisieren. Eine Antwort auf unsere Frage bekamen wir bislang nicht. Vielleicht ist die Frage auch etwas zu kompliziert für ihn – oder zu unangenehm.

Update: Osama bin Laden ist tot

US-Präsident Barack Obama verkündete in einer knappen und beeindruckenden Rede den Tod von Al Qaida Gründer Osama bin Laden. US-Spezialkräfte haben ihn in der Nacht in Pakistan gestellt und getötet. Bin Laden gilt als einer der Hauptverantwortlichen zahlreicher Terroranschläge, unter anderem auf die Twin-Towers in New York am 11. September 2001.

Update:

Hier Obamas Rede zum nachlesen:

Good evening.

Tonight, I can report to the American people and to the world that the United States has conducted an operation that

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Immobilien: Landtag prüft Privatisierungen

Leiterin der Enquetekommission: Daniela Schneckenburger (MdL/Grüne)

Eine Enquetekommission des Landtags prüft die Auswirkungen der Privatisierung von Wohnimmobilien. Ihre Ergebnisse sollen die Wohnungspolitik der Städte und des Landes verändern.

Innerhalb der letzten zehn Jahre wechselten alleine in NRW hunderttausende Wohnungen den Besitzer. Häufig früher mit öffentlichen Mittel geförderte Wohnungen von Unternehmen, Städten, dem Land und auch den Gewerkschaften gehören heute Finanzinvestoren. Die LEG NRW wurde vom Whitehall Fonds von Goldman Sachs gekauft, die Deutschen Annington ist eine Tochter der Terra Firma Capital Partners und Hauptaktionär der Gagfah ist die Fortress Investment Group.

Gründe für den Verkauf der Wohnungsbestände war bei Unternehmen eine Fokussierung auf das Kerngeschäft und bei Städten und dem Land die Sanierung der traditionell maroden Haushalte.

Häufig verschlechterte sich nach dem Besitzerwechsel die Situation der Mieter. Meldungen über Mieterhöhungen, häufige Besitzerwechsel, nicht bezahlte Wasser- und Heizungsrechnungen oder ungerechtfertigte Mieterhöhungen schreckten auch die Politik auf. Die setzt nun  die Enquetekommission „Wohnungswirtschaftlicher Wandel und neue Finanzinvestoren auf den Wohnungsmärkten in NRW“ ein. Die Vorsitzende, die Landtagsabgeordnete Daniela Schneckenburger (Grüne), erklärt gegenüber der Welt am Sonntag die Gründe für die Einsetzung der Enquetekommission:„Viele der Finanzinvestoren müssen sich bald Umschulden. Sie haben die Wohnungsbestände über Kredite finanziert, die bald auslaufen. Wir wollen wissen: Was kommt auf die Mieter zu, wenn der Vermieter zum Beispiel durch steigende Zinsen unter Druck gerät – und wie kann man den Mietern dann helfen?“

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Der Ruhrpilot

NRW: Kraft will Gesetz für Tariftreue…RP Online

NRW II: Zehntausende für gerechte Löhne auf der Straße…Ruhr Nachrichten

NRW III: WestLB: Neues Geschäftsmodell dringend gesucht…WiWo

Ruhrgebiet: SPD-Chef Gabriel für Bau neuer Kohlekraftwerke…Bild

Bochum: Den Grauen Wölfen entgegentreten…Bo Alternativ

Bochum II: Kopf der Terror-Zelle studierte in Bochum…Der Westen

Recklinghausen: Ruhrfestspiele auf dem „Grünen Hügel“ eröffnet…Recklinghäuser Zeitung

Dortmund: BvB-Medienschau…Pottblog

Dortmund II: Rock in den Ruinen auch auf Phoenix ein Erfolg…Der Westen

Duisburg: Ruhrbischof predigt auf dem „Dach“ des Kaiserbergs…Der Westen

Essen: Der Tische-Krieg von Rüttenscheid…Der Westen

Umland: Demo gegen Abriss eines Vereinsheim und gegen die Brückenplanung…Zoom

Religion: Ärger um das kleine Ferkel…Rückspiegel

 

 

Dortmund: Entspannter Euromayday

Christian Werthschulte interviewt Bastian Pütter (BoDo)

Bei schönem Frühsommerwetter zogen an die 1000 Menschen beim zweiten Dortmunder Euromayday vom Nordmarkt zum Westpark.

Es war perfektes Euromayday-Wetter: Strahlender Sonnenschein, um die 20 Grad – nicht zu warm zu tanzen und nicht zu kalt für die Zwischenkundgebungen an der Demoroute  stehen zu bleiben. Mit fast einer Stunde Verspätung begann alles heute um kurz vor 15.00 Uhr am Nordmarkt. Drei Wagen mit Soundsystemen starteten von dort aus Richtung Westpark. Kleine Pausen mit Interviews gab es dann in der Innenstadt vor der HirschQ, am Stadtgarten und dem U-Turm, wo ich ein paar Worte zum Thema Kreativwirtschaft sagen durfte, bevor es weiter zum Westpark ging.

 

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Anmerkungen zum Bochumer Engelbertbrunnen anlässlich des 1. Mai

Markgraf Engelbert an seinem neuen Platz. Foto: CMP

Der Markgraf weint. Um den Bochumer Engelbertbrunnen steht es gegenwärtig nicht zum Besten. Der Grund: eine Commedia dell’arte aus dem Bochumer Tiefbauamt. Die bereits erworbene neue Brunnenpumptechnik ist so schwer, dass für ihre Installation ein 120-Tonnen-Kran benötigt wird. Zu schwer für die Statik des Platzes.

„So, ihr habt uns jetzt lange genug geärgert“, sagte der Ordnungshüter, der unter massiver Verstärkung Trappa, Walle und mich in die Minna verfrachtete. Unser Vergehen? Wir hatten am Engelbertbrunnen abgehangen, Sangria aus 5-Literpullen gesoffen und lauthals die gängigen Deutschpunkklassiker zum Besten gegeben. Das reichte damals schon aus, um eine Nacht im Polizeigewahrsam verbringen zu müssen. Hört sich grausam an, war aber eine geile Zeit. Man traf sich halt am Brunnen. Dafür musste man kein (Brunnen-)Punk sein. Der soziale Treffpunkt Engelbertbrunnen kreuzte viele Biographien der Bochumer Jugend. Der Stadt mag dieser Treffpunkt schon immer suspekt gewesen sein. Und das lange bevor es in Mode kam, Waschpulver in den Brunnen zu kippen und somit die Location mit Schaum zu fluten. So wunderte es nicht, dass der besagte Brunnen im Zuge der Umgestaltung des Platzes an der Kortumstraße einfach verschwand. Zwar hatten die Raumplaner versichert, der Brunnen käme zurück. Allein: Geglaubt hat es niemand. Schließlich hatte man für die Engelbertstatue bereits einen Platz schräg gegenüber dem alten Standort gefunden, allerdings ohne Brunnen. Der Verdacht stand im Raum, dass der unliebsame Jugendtreff nun endlich verschwinden, das billige Freiluftsaufen unterbunden und die letzten Jugendlichen in die teuren Kneipen des Kartells getrieben werden sollten. Sonderbare Zeichen warfen ihre Schatten voraus. Die Auguren schauten tief in die ausgeschabte Currywurstschale und sprachen: „Gentrifizierung hard as candy.“ – Zeit für einen kleinen Exkurs.

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Selig sind die Seligen, denn sie werden selig sein

Karol Wojtyla

“Selig – Was für ein schönes Wort”, titelt heute Bild Online; denn “heute wird Johannes Paul II. seliggesprochen”. Und los geht´s im Text: “150 000 Katholiken hielten in Rom Gebetswache für den letzten Papst. Unter ihnen die Nonne Marie, für die er ein Wunder bewirkt haben soll.”

Das Leben kann so schön sein! Am Freitag die Hochzeit des Jahres, am Samstag wird der BVB Meister, und heute wird dieser ganz liebe Papst aus Polen heilig, sorry: selig gesprochen. Egal: die Richtung stimmt, und: das Eine ist ja die Voraussetzung für das Andere.

Also: die Seligkeit ist Voraussetzung für die Heiligkeit, wenn Sie verstehen. Selig werden können Sie freilich auch nicht einfach mal so. Auch dies ist selbstverständlich an Voraussetzungen gebunden. Zunächst einmal müssen Sie – aber das ist ja klar wie Kloßbrühe – tot sein; sonst läuft schon mal gar nichts. Nur: Totsein – das kann natürlich jeder, reicht also nicht.

Von wegen: “Was macht eigentlich Onkel Heinz?” – “Gott hat ihn selig.” Das ist schlichte Volksfrömmigkeit. So einfach läuft das nicht. Richtig selig werden können Sie in Wirklichkeit nur, wenn Sie – zu Lebzeiten, versteht sich – etwas gebracht haben. Und zwar nicht nur “mein Haus, mein Auto, mein Pferd”, sondern auch ein bisschen was für andere Leute. Christlich denken! Zum Beispiel der Karl aus Polen, weiter in der Bildzeitung:

“So wie es die französische Nonne Marie Simon-Pierre (50) erleben durfte: Über Nacht sollen ihre schweren Parkinson-Beschwerden verschwunden sein, als sie und ihre Mitschwestern den verstorbenen Papst um Hilfe baten. Nach eingehender Prüfung hat der Vatikan keine Zweifel: ein Wunder! Die Voraussetzung für die Seligsprechung war somit erfüllt.”

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letzte Woche / diese Woche (kw18)

Das war ja mal ein originelles Aprilwetter, oder? In Essen hat es meines Wissens nach nur einmal gehagelt, und es gab auch… keinen Schnee, nicht wahr? Tja. Aber wer will sich da beschweren?! Apropos: Letzte Woche habe ich mich darüber beschwert, dass sich immer so viele Leute beschweren, aber kaum auf der Straße. Und ich habe mich gefragt, ob das eher alles so eine Art virtuelle Protestkultur ist, eine demonstrierte, aber nicht wirklich so gemeinte. Siehe in dem Zusammenhang einen leicht polemischen Kommentar hier.

Das wurde nicht gut verstanden, das von letzter Woche. War auch viel auf einmal. Und bei so einer wöchentlichen Kolumne muss man ja dann auch nicht mehr reinpacken wollen zu meinen müssen – 😉 – als andere zu ihrem täglichen oder stündlichen oder minütlichen Diskurs- oder Informations- und Stromverbrauchsscherflein. Jedenfalls hatte ich über Ostern noch einmal „Dantons Tod“ von Georg Büchner gelesen – was für mich sowohl zum gerne einmal „Revolutionär“ betitelten Jesus passte, aber auch wohl von der Aussage dieses weißrussischen Präsidenten (?) beeinflusst war, der meinte, Demokratie sei die widerlichste Staatsform die es gibt. (Quelle? Weiß ich grad nicht.) Und Sie? Robespierre-Fan? Mit allen Konsequenzen? Danton-Fan? Gar nicht? Jedenfalls rumorte diese Frage von letzter Woche noch in mir herum und ich mochte weder die ungelesenen Capote („The Grass Harp“) noch Dickens („Great Expectations“) anrühren – trotz sommerlichen Wetters. Also ab in eines dieser Bücherkaufhäuser. Na, und da kam dann halt die Originalausgabe von „Brave New World“ auf mich zu. Und jetzt zitiere ich mal viel, denn dieser Totalitarismus-Prophet hat ja schon 1931 bzw. 1946 (im Vorwort zu diesem Buch seines jüngeren Selbst) schon alles gesagt in Bezug auf Brot und Spiele in der modernen Gesellschaft – wogegen er übrigens nie wirklich war. Und er hat sich ja später dann auch einem anderen Thema der letzten Woche, Gesellschaftsveränderung durch Drogen, persönlich zugewandt, zu PID kam er nicht mehr. Also los und ab in die Zeit zwischen den Weltkriegen.

Aus der Einführung von David Bradshaw: In 1928, when the first Five Year Plan was inaugurated in Russia, Huxley had written, “to the Bolshevist idealist, Utopia is indistinguishable from a Ford factory”, but the events of 1931 persuaded him to adopt a different perspective. Huxley asserted that stability was the “primate and the ultimate need” if civilization was to survive the present crisis. (…) As he put it, “It may be that circumstances will compel the humanist to resort to scientific propaganda, just as they may compel the liberal to resort to dictatorship. Any form of order is better than chaos.” In Huxleys eigenen Worten von 1946: It is probable that all the world’s governments will be more or less completely totalitarian even before the harnessing of atomic energy; that they will be totalitarian during and after the harnessing seems almost certain. Only a large scale popular movement towards decentralization and selfhelp can arrest the present tendency towards statism.” Aber Huxley gibt auch Tipps, wie dieser vor allem auf Sicherheit bedachte Totalitarismus all dieser Staaten aussehen müsste: A really efficient totalitarian state would be one in which the all-powerful executive of political bosses and their army of managers control a population of slaves who do not have to be coerced, because they love their servitude. Wie das? The love of servitude cannot be established except as the result of a deep personal revolution in human minds and bodies. To bring about that revolution we require, among others, the following discoveries and inventions. (Jetzt kann ich mal nicht an mich halten und kommentiere ein wenig dazwischen.) First, a greatly improved technique of suggestion – through infant conditioning and, later, with the aid of drugs, such as scopolamine. In meiner Kindheit gab es noch Leute, die – wegen ihren Kindern – keinen Fernseher zuhause hatten. Gute Frage, ob diese als Erwachsene deshalb jetzt keine glücklichen Sklaven sind. Rabeneltern?!?? Second, a fully developed science of human differences, enabling government managers to assign any given individual to his or her proper place in the social and economic hierarchy. Hierzu wie auch zum folgenden möchte ich diese(n) Artikel empfehlen. Third (since reality, however utopian, is something from which people feel the need of taking pretty frequent holidays), a substitute for alcohol and the other narcotics, something at once less harmful and more pleasure-giving than gin or heroin. And fourth (but this would be a long-term project, which would take generations of totalitarian control to bring to a successful conclusion), a foolproof system of eugenics, designed to standardize the human product and so to facilitate the task of the managers. Liebes glückliches Humankapital, schönen Feiertag!

Grafisches Element: Von gold-speculator.com