letzte Woche / diese Woche (kw23)

Letzte Woche habe ich hier etwas von „selbstbestimmt leben“ geschrieben. Das muss ja manchen vorgekommen sein wie vom Mars, oder – noch schlimmer – extrem berufsjugendlich. Und ich gebe zu: Von manchen lässt man sich ja auch gerne fremdbestimmen, zumindest teilweise. Ah, es geht so sachte in Richtung Thema, Unterthema „Definitionsmacht“.

Nehmen wir mal ganz einfach die Medien und, sagen wir, ah, genau, das „Wir“. Also dieses Sippenhaft-„Wir“. Das nimmt manchmal geradezu groteske Formen an. Nun sagt ja niemand mehr täglich so etwas wie „Wir sind im Krieg mit XY und müssen das und das tun“ oder so etwas, aber rein formal rückt dann der eine tote deutsche Staatsbürger in den News weiter nach oben als all die anderen auf der Welt. (Und die tagesschau.de-Kommentarfunktion wird abgestellt oder so.) Oder es wird zum Zwecke von äh etwas pathetisch überhöhten Kurskorrekturen in der Energiepolitik so ein „Wir“ gebastelt. Selbst der Autor dieser Zeilen hat hier ab und an so ein „Wir“ gebastelt, als er froh war, dass „wir“ den Franzosen, Briten und Amerikanern nicht hundertprozentig nach Libyen gefolgt sind. Meistens aber kaufen wir uns ein uns möglichst gut stehendes „Wir“ am Kiosk.

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Vom Westpark zum neuen Berne Park – eine Ruhrstadtradtour

Die Sonne strahlt. Der Sattel ruft. Frühstück im Bermuda-Dreieck muss sein. Es ist Sonntag, da gönnt man sich sowas. Reichlich muss es auch sein, denn die geplante Tour dauert ein paar Stunden.

Um 11 geht es endlich los. Richtung Westpark zur Jahrhunderthalle. Könnte ich auch zu Fuß hingehen, denn sie liegt gerade mal 15 Gehminuten vom B3E entfernt. Per Pedal sind es nicht mal 5. Drehe da erst mal eine kleine Runde rund um das Industriedenkmal, denn das Bauwerk mit seinem weit hin sichtbaren Wasserturm ist beeindruckend. Nicht zuletzt weil es in einer Art Tal liegt in das man beim Drumherumradeln herunterschauen kann. Alles zusammen ein landschaftsarchitektonisches Meisterwerk.

Ich kenne diese ehemalige Kruppsche Fabrik noch im Urzustand. Voller Maschinen und Getöse. Da konnte man nur sehr schwer und vor allem nur illegal auf das Gelände. Jetzt ist es ein Freizeitparadies und Leute liegen auf den Wiesen mit Blick auf die industrielle Vergangenheit Bochums. Einer hat einen großen Lenkdrachen in den Wind gestellt und tanzt als sein Bodenanhängsel gelenkig hinter ihm her. Eine türkische Einwandererfamilie beobachtet ihn von ihrer reichlich mit Essen garnierten Sitzdecke aus.

Es sind für Ruhrgebietsverhältnisse erstaunliche viele junge Leute die mittlerweile den Park regelmäßig bevölkern. Ähnlich wie im Dortmunds Westpark, der allerdings viel keiner ist und nicht zu den IBA-Emscherpark-Highlights gehört. Allerdings ist er mir nicht weniger lieb, weil dort seit der Kulturhauptstadt im Sommer auf einer extra dafür aufgestellten Tanzfläche open-air getanzt werden kann. An sowas haben die Gestalter in Bochum leider nicht gedacht. Dabei braucht es dafür nur eine robuste und waagerechte Steinfläche die glatt und groß genug ist. Wahrscheinlich eine zu einfache Aufgabe für Architekten.

Ich verlasse den Park über eine wundervolle geschwungene Fußgängerbrücke um über die Erzbahntrasse in Richtung Rhein-Herne-Kanal zu düsen. Dieser aus einer ehemaligen Güterzugstrecke entstandene Rad- und Fußweg hat sich zu einer Art Fahrrad-Boulevard gemausert. Alles was ein Pedal bewegen kann ist dort heute unterwegs. Hoch über dem Ruhrgebiet, denn diese Strecke liegt wie auf einem Deich im und über dem grünen Baum- Meer, das fast  alle Häuser der Ruhrstadt umspült.

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DRadio Wissen: Online-Talk zu Placeblogs

Vorhin habe ich zusammen mit Hardy Prothmann vom Heddesheim Blog und Christian Kreutz von Frankfurt gestalten an einer Sendung zum Thema Placeblogs teilgenommen. Wer möchte, kann sich die Sendung jetzt in der Mediathek anhören. Das ganze hat Spaß gemacht und war sehr entspannt, weil wir fast eine Stunde Zeit hatten.

Produziert wurde die Sendung übrigens von Kooperative Berlin. Vielen Dank noch einmal für die Einladung an dieser Runde.

Fiets pervers

Ein kurzer Blick auf zwei neue moderne Radstationen in Duisburg und in Bottrop. Von unserem Gastautor Thomas Meiser

Fietsen wir an. Und zwar erst mal in den Duisburg-Hochfelder Rheinpark. Ein postmodernes Architekturgeläuf, das den Rheinstrom erstmals dem
benachbarten Armutsstadtteil nahebringt.

Schöne Sache ist das, es gibt einen Beach voll aus Sand, ein BMXer- und Skater-Geläuf, zu dem die Afficinados selbst aus Düsseldorf anfahren und eine sehr große Wiese, auf der die Drachenfans immer dann wenn nachmittags der Wind vom anderen Ufer, von Rheinhausen aus, steht, mit beräderten Schlitten über das Gras einer großen schrägen Wiese taumeln, vom Drachenwind beheizt.

Seit ein paar Tagen gibt es da auch einen Laden.

Der heißt Ziegenpeter, geöffnet ganzjährig von 0900 bis 2200, betrieben fürs und vom Gemeinwohl, der Laden sieht innen aus wie eine Amsterdamse Kreativgastronomie in Dam-Noord vor einer Dekade, denächst soll sogar public W-LAN kommen, dann geh‘ ich da frühstücken.

Wenn nur nicht die Biergartenathmo so steinig steril wäre, man sitzt auf unverückbaren Betonquadern vor einem mit Schrauben interarsiiertem Holztisch in Greifnähe.

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EHEC – die Gurken von der Spurensicherung

Eine Frage: haben Sie in der Zeit vor Bekanntwerden der EHEC-Infektionen Gurken, Tomaten oder Blattsalat gegessen? So im Zeitraum von Anfang bis Mitte Mai? „Oder“, ja klar „oder“: Gurken, Tomaten oder Salat? Denken Sie einfach mal scharf nach!

Die Frage ist deshalb von höchstem Interesse, weil inzwischen zwar das Genom des EHEC-Erregers entschlüsselt ist, nicht aber sein Verbreitungsweg. Und „derzeit kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Infektionsquelle noch aktiv ist“, sagt Daniel Bahr, der neue Bundesgesundheitsminister. Also, wie sieht´s aus? Haben Sie oder haben Sie nicht? Gurken, Tomaten oder Salat gegessen? 95 Prozent der EHEC-Erkrankten

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Der Ruhrpilot

Adolf Sauerland

Duisburg: Mit 92.000 Stimmen könnte Sauerland abgewählt werden…Der Westen

NRW: Zuschuss für Konzertreihe gestrichen…Neue Westfälische

NRW II: „Atomausstieg darf keine Jobs kosten“…RP Online

Essen: Ein Hauch von documenta…Ruhr Nachrichten

Dortmund: Im Opernhaus blieben drei Fünftel aller Plätze leer…Der Westen

Dortmund II: Bülow will wieder kandieren…Ruhr Nachrichten

Bochum: Nazi Andre Zimmer legt Geständnis ab…Bo Alternativ

Internet: “Jeder, der das Internet aktiv nutzt, begeht Urheberrechtsverletzungen”…Netzpolitik

Debatte: Abstinenz plus Politik…Jungle World

Waldiwissenschaft: Lorenzo Ravagli an der Privatuniversität Witten/Herdecke

Heimstatt der Waldiwissenschaften Foto: Universität Witten/Herdecke

Die vom Land NRW geförderte anthroposophische Privatuniversität Witten/Herdecke lädt Lorenzo Ravagli, Anthroposoph mit äußerst zweifelhaftem Ruf, zu einem Vortrag ein.

In der ZEIT vom 31.5.2011, Pseudowissenschaften – Der akademische Geist“, bezeichnet Bernd Kramer die Anthroposophie als „Ersatzreligion des Bildungsbürgertums“. Die Anhänger der Anthroposophie gehörten „zur Elite des Landes“, die Anthroposophie sei die „am besten vernetzte Esoterikfraktion Deutschlands“: „Konrad Schily, der Bruder des ehemaligen Innenministers Otto Schily, gründete die erste deutsche Privatuniversität Witten/Herdecke mitsamt anthroposophisch geprägter Medizinerausbildung. Die Stiftung der Software AG wiederum rettete die Hochschule 2009 vor dem Untergang.“

Die Ärzteausbildung war 2006 als das Herzstück der Uni nur knapp dem Todesurteil entronnen. Der Wissenschaftsrat, wichtigstes hochschulpolitisches Beratergremium von Bund und Ländern, hatte in einer Stellungnahme festgestellt, die Uni weise „erhebliche inhaltliche und strukturelle Schwächen in Lehre und Forschung“ auf. Ist der Ruf erst einmal ruiniert, forscht sich’s fortan ungeniert.

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