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Grüne und Päderasten: Die Legende von Lüdenscheid


grueneDie Forderung Sex, mit Kindern zu legalisieren kostete den Grünen 1985 den sicher geglaubten Einzug in den Landtag von Nordrhein-Westfalen. Um den Parteitag in Lüdenscheid, auf dem die Päderarsten-Forderung beschlossen wurde ranken sich Legenden.

Am 10. März 1985 beschlossen die nordrhein-westfälischen Grünen auf ihrem Parteitag in Lüdenscheid den Programmteil „Sexualität und Herrschaft“, in dem unter anderem auch die Entkriminalisierung von Sexualkontakten zwischen Erwachsenen und Kindern gefordert wurde. Der Kernpunkt des Papiers: „Einvernehmliche Sexualität ist eine Form der Kommunikation zwischen Menschen jeden Alters, Geschlechts (…) oder Rasse und vor jeder Einschränkung zu schützen.“

Eine Woche später, sowohl in den Medien als auch in der Partei hatte der Beschluss für heftige Kritik gesorgt, wurde der Programmteil durch den Landeshauptausschuss zurückgezogen. Im letztendlich beschlossenen Wahlprogramm bekannten sich die Grünen ausdrücklich zur Schutzaltersgrenze. Sex mit Kindern wollten sie nicht mehr zulassen. Aber die Kurskorrektur kam zu spät: Die Grünen verpassten den sicher geglaubten Einzug in den Landtag von NRW mit 4,55 Prozent deutlich – auch wegen des Skandals, den der Programmteil „Sexualität und Herrschaft“ ausgelöst hatte.

Schon kurz darauf setzte eine Legendenbildung ein, die bis heute anhält. Eine kleine Gruppe hätte die „Debatte als Debatte über die Liberalisierung von Sexualmoral (…) als Trittbrettfahrer benutzt, um ihre kruden Forderungen einzuspeisen“, sagte Sven Lehmann, Vorsitzender der Grünen in NRW der FAZ, Eckhard Stratmann-Mertens, ehemaliger Bundestagsabgeordnete der Grünen in den 80er Jahren sagte der Welt „In NRW gab es 1985 auf einem Parteitag einen unachtsamen Moment.“ Andere berichten, die Delegierten seien auf dem Parteitag so erschöpft gewesen, dass sie gar nicht mehr richtig mitbekommen hätten, was sie da beschlossen. Sicher, Parteitage der Grünen waren in den 80er Jahren chaotisch und anstrengend, die Debatten um das knapp 500-Seiten Programm für die Landtagswahl und die Aufstellung der Reserveliste zogen sich über mehrere Parteitage hin. Unterlagen, die diesem Blog vorliegen beweisen jedoch: Die Lüdenscheid-Legende ist eine Lüge. Die Delegierten wussten genau was sie taten.   

Der Theologe Hans Immanuel Herbers, heute Mitglied der Piraten, gehörte zu den Mitbegründern der Grünen, war in den 80ern Mitglied des Landesvorstandes in NRW, Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Demokratie und Recht  und erinnert sich noch gut an den Parteitag in Lüdenscheid: „Der Programmteil „Sexualität und Herrschaft“ ist nicht einfach durchgerutscht. Das Papier wurde diskutiert, war stark umstritten, und es gab Streit. Letztendlich haben viele Delegierte aus reinem Opportunismus zugestimmt.“ Viele, sagt Herbers, hätten unter der Hand über das Papier der „Kinderficker“ geschimpft, sich aber letztendlich nicht getraut, ihre Meinung laut zu sagen oder gegen den Beschluss zu stimmen.

Auch aus dem Protokoll des Parteitags geht hervor, wie stark „Sexualität und Herrschaft“ in Lüdenscheid diskutiert wurde. Es gab zahlreiche Änderungsanträge, von denen sich allerdings die wenigsten auf die Freigabe der Kinder als Sexualobjekte Erwachsener richteten: Da wurde beschlossen zu betonen, dass weiter darüber diskutiert werden muss, ob „Vergewaltigung geschlechtsunspezifisch gefasst werden muss.“, mal wird ein Wort gestrichen, mal eines eingefügt. Wortklaubereien mit der grünen Prosa.

Herbers setzte immerhin noch eine Formulierung, die einen minimalen Schutz von Kindern sicherte: „sexuelle Nötigung soll so definiert werden, dass im Rahmen eines Abhängigkeitsverhältnisses die abhängige Person dazu gebracht wird oder gebracht werden soll, gegen ihren erkennbaren oder vermuteten Willen sexuelle Handlungen zu begehen oder zu erdulden.“

Freunde machte sich Herbers mit seinem Auftreten auf dem Parteitag nicht: „Diejenigen, die wie ich gegen das Papier waren, wurden dafür beschimpft. Päderasten waren eine Minderheit – die hätte man zu achten. Zumindest offiziell.“

Es ist eine hitzige Debatte. Die Parteitagsregie versucht sie in den Griff zu bekommen und setzt eine kurze Rednerliste durch. Mehrere Redner versuchen, zumindest den Erhalt der Schutzaltersgrenze zu erreichen.  Hartmut R. aus Dortmund und Marion W. aus dem Kreis Wesel traten dafür ein – und scheiterten. R. beantragte auch, Sexualität und Herrschaft mit der Kennzeichnung „nicht verabschiedet“ dem Landtagswahlprogramm anzuhängen. Viele, sagte Regenstein auf dem Parteitag, würden die Tragweite der Entscheidung zur Zeit nicht übersehen. Er scheitert. Marie S. betonte in ihrer Gegenrede zu R., „…die Erfahrung habe gezeigt, dass Diskussionen nur über verabschiedete Teile weitergehen.“ Sie sorgt sich, dass „Sexualität und Herrschaft“ als Anhang „vom Tisch“ wäre und überzeugte damit die Delegierten.

Am Ende geben die 139 anwesenden Delegierten 133 gültige Stimmen ab. 73 sind für, 53 gegen den Antrag. Danach ging es damals mit Umweltpolitik weiter: Der Parteitag wandte sich dem Thema „Boden“ zu.

Teile dieses Artikels erschienen in der Welt.

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der, der auszog
der, der auszog
10 Jahre zuvor

„Es ist mir mehrmals passiert, dass einige Kinder meinen Hosenlatz geöffnet und angefangen haben, mich zu streicheln.“

„Bei den Kindern ist mir bewusst geworden, dass dieses Bedürfnis, den anderen von mir abhängig zu machen, tatsächlich in allen meinen Beziehungen vorhanden ist. Mein ständiger Flirt mit allen Kindern nahm bald erotische Züge an. Ich konnte richtig fühlen, wie die kleinen Mädchen von fünf Jahren schon gelernt hatten, mich anzumachen.“

Daniel Cohn-Bendit, Mitglied des Europäischen Parlaments und Bündnis 90/Die Grünen

———

Die Reduzierung auf NRW und Lüdenscheid würde ich auch als Teil der von den Grünen inszenierten Legendenbildung betrachten. Vom Päderastenvirus angefixt waren genauso namhafte Grüne außerhalb NRWs. Beispiel Daniel Cohn-Bendit. Bereits 1975, also 10 Jahre vor dem Parteitag in Lüdenscheid, äußerte sich der Politiker in seinem Buch „Der große Basar“ über seine Erlebnisse als Erzieher in einem Frankfurter Kindergarten…

Rücktrittsforderungen oder gar Konsequenzen gegenüber Cohn-Bendit von Seiten der Grünen aufgrund der oben zitierten Aussagen hat es übrigens nie gegeben. In Deutschland brauchte es der Initiative des Verfassungsrichters Voßkuhle, der sich weigerte eine Laudatio zur Verleihung des Theodor Heuss Preises an Cohn-Bendit zu halten, damit das Thema wieder in die Öffentlichkeit gelangte.

Kaum vorstellbar wie laut das Geschrei in Deutschland wäre, wenn es sich bei Cohn-Bendit um einen katholischen Prister handeln würde.

Tim
Tim
10 Jahre zuvor

Ick bin kein Grüner, aber auch mir fällt auf, dass diese 28 (!) Jahre alte Geschichte um einen Programm teil, der nicht mal eine Woche Bestand hatte, in schöner Regelmäßigkeit zu Wahlen hervorgekramt wird.

Mmhh…

TuxDerPinguin
TuxDerPinguin
10 Jahre zuvor

Cohn-Bendits Textpassagen sind ja mittlerweile allen bekannt und zigfach veröffentlicht worden. Cohn-Bendit bestritt aber heute immer den Wahrheitsgehalt der Zeilen.

Es gab auch nie Erwachsene, damalige Kinder, die gegen Cohn-Bendit was vorzubringen hatten. Daher steht Cohn-Bendits Text-Ausage gegen seine heutige mündliche Aussage. Und bis auf er weiß wohl niemand, was geschehen ist und was nicht.

Von daher gibts da nix rechtliches oder Rücktrittsforderungen. Ein unschuldiger Mensch, der ein merkwürdiges Buch in einem aus heutiger Sicht merkwürdigen Strömung heraus geschrieben hat.
Wenn ich mir auf youtube Werbung von vor 20 Jahren angucke oder noch länger her, fall ich ständig vom Hocker wie sexistisch die Werbung war. Heute undenkbar.

Ich bin daher geneigt dem heutigen Cohn-Bendit deshalb sogar zu glauben, dass er sich für seine Schriften schämt und die Geschichte nicht der Realität entsprach.
Das Thema kommt ja seit Jahren regelmäßig hoch. Ohne dass es je einen Zeugen dafür gab.

die Medien mögen die Geschichte bestimmt, weil Kinder Emotionen wecken und Interesse wecken. Schwarzkonten z.B. sind da wohl zu langweilig. Obwohl es da konkretres gäbe.

Arnold Voss
Arnold Voss
10 Jahre zuvor

Ich bin 1985 aus den Grünen ausgetreten. Anlass war genau diese schräge Debatte über das Verhältnis zwischen Sexualität und Herrschaft. Ich bekam in diesem Rahmen als Mitglied ein Pamphlet einer Arbeitsgruppe zugesandt, in dem u.a. geschrieben stand, dass Männer und vor allem Väter grundsätzlich als die potentiellen Vergewaltiger ihrer Töchter anzusehen wären.

Ich war zu dieser Zeit ein werdender Vater, denn die Mutter meiner Tochter war zu dieser Zeit schwanger mit eben dieser Tochter. Nach 14 Jahren SPD- und 2 Jahren Grünen-Mitgliedschaft war das das Ende meines Parteienengagements. Ich bin bis heute keiner Partei mehr beigetreten.

Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass diese Debatte zu den Geburtswehen der Partei gehörte und sie deswegen später für mich auch wieder wählbar war. Ihr das heute noch vorzuhalten ist, sofern kein historisches Wahrheitsinteresse vorliegt, einfach nur Wahlpropaganda.

Thorsten Stumm
10 Jahre zuvor

@ Tim
Man könnte darüber hinwegsehen, wenn es „nur“ ein Beschluss gewesen wäre. Allerdings waren sexuelle Beziehungen in der Kinderladenbewegung und Freien Schulen sehr verbreitet und oft ausdrücklich erwünscht. Die Odenwaldschule ist kein Zufall. Ich selber habe als Jugendlicher oft an Veranstaltungen der Jugendarbeit teilgenommen in bei denen alle hauptamtlichen Pädagogen sexuelle Beziehungen mit den von Ihnen betreuten Jugendlichen hatten. Und alle waren Mitglieder der Grünen.

Und wenn eine Ikone wie Cohn-Bendit ein derart unkritisches Verhältnis zur kindlich Sexualität propagiert dann kann man davon ausgehen das das in der Grünen Bewegung auch so gelebt wurde.

Das Leid dieses Missbrauches ist Teil der Geschichte der Grünen. Und dieses Leid wird von Verantwortlichen in der grünen Partei systematisch bestritten…..

Helmut Junge
Helmut Junge
10 Jahre zuvor

Erstens: Die politischen Parteien müssen sich schon ihrer eigenen Vergangenheit stellen.
Wenn sie darauf keine überzeugende Antwort zu geben wissen, müssen sie wohl auch damit leben, immer wieder, und zwar dann, wenn es weh tut, damit konfrontiert zu werden. Natürlich ist das Wahlpropaganda der Gegner. Aber bitteschön, so ist das Leben. Dem Gegner ist fast alles erlaubt, und man selber muß zusehen, dass der Gegner nicht so viele Schwachstellen findet.
Zweitens: Das Pamphlet, das Arnold damals im Verlauf der parteiinternen Debatte zugeschickt bekommen hatte zeigt, wie die Grünen damals getickt hatten.
So pauschal wie damals sind die natürlich auch heute noch. Nur die Themen haben sich gewandelt. Als Begriff für dieses unqualifizierte, aber doktrinäre Gelaber, würde am besten analog zum bekannten, „umgekehrten Rassismus“,
„umgekehrter Stammtisch“ passen. Es ist eben das dem bekannten Stammtisch adequate, ebenso blöde und ebenso gefährliche Gelaber. Nur eben nicht Rechts, sondern grünwärts.
Heute wird allerdings nicht mehr so viel diskutiert, sondern direkt regiert.
Die Raucher sind mittlerweile erledigt, jetzt kommt der gesetzliche fleischfreie Tag in den Kantinen.
Immer zum Schutz und aus Fürsorge versteht sich.
Übrigens ein meinerseits nicht ganz ernst gemeinter Vorschlag an die Grünen.
Könnte zum umgekehrten Stammtisch passen.
Die depressive Moll-Tonleiter könnte könnte nach einem Mißbrauch durch einen Päderasten gesundheitliche Folgen haben und krank machen, darum bitte nachdenken, ob man solche Musik nicht zum Schutz der Jugend einfach verbieten sollte.
Gerade an den Kindern und Jugendlichen hat man doch, wie diese Debatte zeigt, etwas gut zu machen.
Das habe ich nur deshalb geschrieben, weil ich mich darüber ärgere, dass die Grünen dieses Thema nicht schneller und zufriedenstellend aufarbeiten.
Weil sie das über den Wahltermin hinausschleppen wollen.

Arnold Voss
Arnold Voss
10 Jahre zuvor

@ Thorsten Stumm

„Ich selber habe als Jugendlicher oft an Veranstaltungen der Jugendarbeit teilgenommen in bei denen alle hauptamtlichen Pädagogen sexuelle Beziehungen mit den von Ihnen betreuten Jugendlichen hatten. Und alle waren Mitglieder der Grünen.“

Das halte ich für eine äußerst gewagte Aussage. Sowas sollte man nicht schreiben, ohne Datum, Orte und Personen zu nennen. Angebracht wären auch weitere Zeugen.

Nansy
Nansy
10 Jahre zuvor

@TuxDerPinguin:

Was den Wahrheitsgehalt der Cohn-Bendit Aussagen angeht, vielleicht kann dieses Video etwas Klarheit bringen:
https://www.youtube.com/watch?v=M0qvkg2nzg8&list=PL83D90EA3BFA218BD&index=2

Es geht mir nicht um die zweifelhafte Seite auf Youtube, mit ihren Begleittexten, sondern nur um den Mitschnitt von Antenne 2 im französischen Fernsehen – meine französischen Sprachkenntnisse sind kaum vorhanden, also muss ich mich auf die Untertitel verlassen….

Arnold Voss
Arnold Voss
10 Jahre zuvor

@ Stefan Laurin

Der Begriff Ausrutscher ist zwar verharmlosend, aber in der gesamten Geschichte der Grünen hat diese Debatte sehr wohl einen Ausnahmestatus. Generelle Schlüsse lassen sich deswegen daraus auch nicht ziehen, bzw. war die damalige Sexualdebatte keineswegs auf die Grünen beschränkt.

Sie war viemehr Bestandteil einer radikalen Auseinandersetzung mit bestehenden Werten und hatte, wie alle vorgeblichen oder wirklichen antiautoritären Revolten, ein absurde, zumindest aber in die Irre führende Seite, die im übrigen gerade bei den Grünen sehr schell erkannt wurde.

Wenn Thorsten Stumm daraus ohne irgend welche Zahlen zu nennen eine “ weit verbreitete“ sexuelle Missbrauchspraktik herleitet, ja diese sogar zu einer Art Lebensstil der Grünen Bewegung erhebt, dann scheint das für mich nichts anderes zu sein, als ein politisch motivierte Behauptung, die die Grüne Partei als solche zu diskriminieren versucht.

Thorsten Stumm
10 Jahre zuvor

@ arnold voss
Nö, ist nicht gewagt, für die Veranstaltungen an denen ich teilgenommen habe kann ich das belegen. Ist nur alles verjährt.

Das mit dem grünen Lebensgefühl kommt übrigen s nich von mir sondern von Cohn Bendit selbst.
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/gruene-finanzierten-in-achtziger-jahren-paedophilen-ausschuss-a-899289.html

Zitat:

Die Debatte hatte sich an früheren Äußerungen des grünen Europapolitikers Daniel Cohn-Bendit über Intimitäten mit Kindern entzündet. Mitte April hatte er seine Äußerungen bereits als „unerträgliche Provokation“ bezeichnet, die so nicht hätten „geschrieben werden dürfen“.

Cohn-Bendit widersprach der Auffassung, dass die Legalisierung von Sex mit Kindern bei den Grünen in den achtziger Jahren eine Minderheitenposition war. „Sie müssen sich nur die Anträge zur Altersfreigabe beim Sex mit Erwachsenen ansehen“, sagte Cohn-Bendit dem SPIEGEL. „Das war bei den Grünen Mainstream.“

Ilkay
Ilkay
10 Jahre zuvor

@Thorsten Stumm:

„Ich selber habe als Jugendlicher oft an Veranstaltungen der Jugendarbeit teilgenommen in bei denen alle hauptamtlichen Pädagogen sexuelle Beziehungen mit den von Ihnen betreuten Jugendlichen hatten. Und alle waren Mitglieder der Grünen.“

Unfassbar, könnte man dazu vielleicht einen Bericht auf Ruhrbarone veröffentlichen ?

paule t.
paule t.
10 Jahre zuvor

Ich weiß, das ich mich weit aus dem Fenster lehne, aber die Behauptung, dass jemand oft (!) bei Veranstaltungen der Jgendarbeit gewesen wäre, bei denen alle (!) hauptamlichen Pädagogen (die Formulierung erweckt ja den Eindruck einer ganzen Gruppe) sowohl Beziehungen zu Jugendlichen hatten als auch alle (!) Mitglieder der Grünen waren, halte ich für so unwahrschienlich, dass ich sie ohne nähere Belege einfach nicht glaube.

———-

Im Artikel vermisse ich die Geamt-Anzahl der Delegierten und die Uhrzeit – die Entschuldigung für diesen Beschluss geht ja in meiner Erinnerung so, dass gegen Ende des Tages (oder Parteitags?) nur noch relativ wenige Delegierte anwesend waren, die entsprechende Prssuregroup aber natürlich schon. Das ist mir als Teil der Berichte darüber so selbstverständlich, dass es mich wundert, dass Stafan Laurin nicht (und sei es widerlegend, falls das falsch ist) daruf eingeht.

———-

Und ansonsten … Wahlkampfzeiten halt.

der, der auszog
der, der auszog
10 Jahre zuvor

Wie der Spiegel heute berichtet, hat der grüne Schwulenhäuptling Volker Beck, die Öffentlichkeit jahrelang an der Nase herumgeführt. Beck schrieb 1988 in einem Buch:

„Eine Entkriminalisierung der Pädosexualität ist angesichts des jetzigen Zustandes ihrer globalen Kriminalisierung dringend erforderlich.“

Beck verteidigte sich bislang immer mit der Behauptung, der Herausgeber des Buches hätte seinen Gastbeitrag im Nachhinein inhhaltlich verfälscht. Der Spiegel hat nun in den Archiven der Heinrich Böll Stiftung ein Dokument gefunden, dass dieser Aussage widersprechen soll und bezichtigt Volker Beck nun der Lüge.

Beck reagierte natürlich prompt, wie alle Moralapostel in einer für sie aussichtslos gewordenen Situation reagieren. Er entschuldigte sich mal wieder.

hier gehts zum Artikel auf SPON:
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/paedophilie-debatte-um-gruene-volker-beck-taeuschte-oeffentlichkeit-a-923357.html

Die Fragen die sich eigentlich jedem stellen, der kein Bock mehr darauf hat, im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch immer nur und fast schon täglich ‚ich entschuldige mich‘ zu hören:

Warum belügte Volker Beck jahrelang die Öffentlichkeit? Ging es nur darum, das Thema so weit es geht aus Wahlkämpfen heraus zu halten oder sind unsere Grünen in Wahrheit dreckiger, als es ihre selbst auferlegte Rolle als moralische Instanz der Gesellschaft zulässt?

Und weil die den Grünen wohl gesonnene taz in diesem Reigen fröhlich mitmischt:

War die Zensur eines taz Artikels von Christian Füller durch Chefredakteurin Ines Pohl wirklich nur Teil ihres Wahlkampfes für rotgrün geschuldet, oder geht es darüber hinaus auch um den Versuch einer kritischen Diskussion innerhalb der Gesellschaft zu dem Thema stichhaltige Argumente vorzuenthalten, um eine ähnliche Auseinandersetzung, wie sie der katholischen Kirche aufgezwungen wurde, nach Möglichkeit zu vermeiden?

hier geht es zu einem Beitrag von Stefan Niggemeier zu den Umständen bei der taz:
https://www.stefan-niggemeier.de/blog/taz-chefredakteurin-verhindert-kritischen-artikel-ueber-gruene-und-paedophilie/

@Arnold Voss

Je dämlicher sich ein Mensch wie Volker Beck, eine Institution wie die katholische Kirche, eine Partei wie die Grünen anstellt, wenn es um die Aufarbeitung seiner/ihrer Vergangenheit geht, desto mehr Dreck hatten sie in der Regel am Ende dieser Untersuchungen am Stecken und was die Aufarbeitung der Grünen Vergangenheit angeht sind wir leider erst am Anfang.

Die Tatsache, dass derzeit auch in den Reihen der Grünen gelogen und manipuliert wird, lässt zwar noch keine Schlüsse zu, was gewesen ist und was nicht, aber sie gibt doch zu denken, was gewesen sein könnte.

(Eine Anmerkung, die mir überaus wichtg erscheint, damit ich hier nicht falsch verstanden werden: ich möchte den Begriff „Schwulenhäuptling“ nicht als abwertende Bemerkung gegenüber Schwule verstanden wissen, sondern um zum einen einen Zusammenhang zu sogenannten ‚Stadtindianern‘ herzustellen und zum anderen um an die bisherige Strategie der Grünen zu erinnern, die die Forderungen nach straffreiem Kindesmissbrauch in ihren damaligen Parteiprogrammen bislang noch damit zu erklären versuchen, dass diese meist im Schatten von Forderungen in Bezug auf Rechte für Homosexuelle eher zufällig mit hinein gerutscht seien)

Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

-15-
Der,Der…..

„Schwulenhäuptling“?? Muß das sein?
-Deine Anmerkung macht meine Frage nicht überflüssig-!

-Ich rege an, daß wir allesamt, vor allem die Katholiken unter uns, nicht nur die jüngsten Äußerungen des Papstes zur Kennntnis nehmen, sondern anschließende darüber nachdenken, wie es denn mit unserer Barmherzigkeit gegenüber den Mitmenschen bestellt ist, vor allem gegenüber solchen, die tatsächlich oder vermeintlich nach den ethischen Prinzipien, die wir für „richtig“ halten, schuldig geworden sind.
( Das bezieht sich nicht auf Trittin, der wegen seines V.i.S.d.P aus 1981 (!!) weder als Täter, Mittäter noch als Beihilfeleistender schuldig ist noch wegen „moralischen Versagens“ der Barmherzigkeit bedürftig wäre.)

„Barmherzigkeit“ ist allerdings kein allegemein geltendes und allgemein anerkanntes Handlungsprinzip, auch deshalb erinnert Papst Franziskus uns an sie, und erstrecht in einem Wahlkampf für die Akteure im Kampf um die Macht eine absolut unbekannte Größe.

(Nur so nebenbei:
1.
In Sachen „Artikel von Christian Füller“ sollte nicht außerachtgelassen werden, daß die FAZ sich am 18.9.2o13 auf eine entsprechende Abmahnung hin verpflichtet hat, nicht mehr zu behaupten, den Artikel, den die TAZ zurürckgewiesen hat, veröffentlicht zu haben; sh. nachrichten@taz.de -19.9. S.o2-.
2.
Denjenigen, die die Grünen mit allen Mitteln im Wahlkampf und darüberhinaus bekämpfen, ist das Kompliment zu machen, daß sie wesentlcih besser als alle anderen in der Lage sind, eine Campagne zu organsieren, das es ihnen immer wieder gelingt auch mittels BILD,WELT,TAZ politische Persönlichkeiten außerhalb von CDU/CSU/FDP an den Pranger zu stellten; Letzteres passiert zur Zeit mit Trittin, indem man sich nicht scheut, den Eindruck zu erwecken, er sei Pädophil .

Und wenn das so ist, wenn das für Rechtskonservative traditionlell zu den Selbstverständlichkeiten eines Wahlkampfes gehört, wenn mich die Campagne gegen Trittin -abgeschwächt gegen Steinbrück- an die Verunglimpfungen seitens der „politsichen Rechten“ gegen Willy Brand erinnert ( „der unehelich geborene Herr Frahm“) frage ich mich, warum z.B. „meine“ SPD ihren Wahlkampf nicht mit vergleichbaren Mitteln geführt hat.

Es wäre doch ein Leichtes, z.B. herauszufinden, wer denn von den jetzt noch Aktiven in CDU/CSUvor 1997 dafür war, die Vergewaltigung in der Ehe weiterhin für straflos zu behalten und dann wäre es zwingend geboten, umfassend, investigativ, „ohne Rücksicht auf Verluste“ die Vergangenheit von Frau Merkel als FDJ – Funktionärin, als Mitglied des FDGB, als Mitglied der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft aufzuarbeiten, diesen Akt der Aufarbeitung publistisch zu begleiten und jedes diesbezügliche Detail -nebst deren „Bewertung durch einen Wissenschaftler“-den Menschen zu vermitteln. Hat „meine“ SPD mit dieser Aufklärungscampagne gezögert, weil man sich nicht sicher war, wie die Wählerschaft damit umgeht, daß die Vergangenheit der beliebten Kanzlerin aufgearbeitet wird?

Der,Der….
Mein Zorn darüber, wie das gesamte rechtskonvervative Spektrum die Campagne gegen die Grünen managt, wie man rücksichtlos einen Menschen wie Trittin an den Pranger stellt, und mein Zorn, der mich angetrieben hat, nach dem Motto „Auge um Auge,Zahn um Zahn“ das Wahlverhalten meiner Partei zu kritisieren, hat mit Barmherzigkeit -sh.einleitend- nichts zu tun, wohl aber mit Wahlkampf „ohne irgend welche moralischen Grenzen, eben rücksichtslos“; ich denke deshalb angesichts der mahnenden Worte des Papstes zur Barmherzigkeit selbstkritisch über mein dem Zorn geschuldeten Fehlverhalten nach.

Alles das „nur so nebenbei“.)

Hinweis:
Zu meiner Bemerkung „Trittin an den Pranger“ und zu meinem Hinweis auf das Verhalten von CDU/CSU Funktionären vor 1997, wenn es um die (jetzige) Straftat der Vergewaltigung in der Ehe geht, hat mich der Artikel „Am Pranger“ von Martin Reeh in der TAZ vom 19.9. veranlaßt -meinung@taz.de,S.o8-.

der, der auszog
der, der auszog
10 Jahre zuvor

@Walter

zu Volker Beck

Ich hätte natürlich auch von ‚Volker Beck, dem Lesben- und Schwulenpolitischen Sprecher und Vorsitzenden Geschäftsführer der Grünenfraktion‘ schreiben können, statt vom „grünen Schwulenhäuptling“, da hast Du sicherlich Recht. Ich bin von diesem Mann momentan allerdings so dermaßen enttäuscht und empört, dass ich mich anders entschieden habe.

Menschen machen Fehler Walter. Menschen müssen auch immer Fehler machen dürfen. Das gilt natürlich auch für Politiker. Man kann irren, man kann Situationen und Zusammenhänge falsch einordnen, man kann sich auf dem Holzweg befinden. Da habe ich überhaupt kein Problem mit. Problematisch wird es für mich immer da, wo Menschen beginnen zu lügen. Eine Lüge setzt voraus, dass jemand nicht aus Unwissenheit, sondern wissentlich eine falsche Aussage nach Außen kommuniziert, mit dem Ziel sich daraus einen Vorteil zu verschaffen, im konkreten Fall aus Scham und Angst davor entdeckt zu werden.

Volker Beck ist sogar so dreist, die Sache darzustellen, als hätte ein anderer ihn in Misskredit gebracht, nämlich der Autor des Buches, in dem Becks Äußerungen abgedruckt sind. Genau in diesem Zusammenhang wird im Kleinen schon das deutlich, was in jeder Debatte um Kindesmissbrauch zum Standardrepertoire all derer gehören, die in den Fokus der Kritik geraten. Sie stilisieren sich als Opfer.

Beck ist aber nicht das Opfer, er ist das genaue Gegenteil, denn seine damaligen Forderung Pädosexualität zu entkriminalisieren, bedeutet im Klartext Kindesmissbrauch legalisieren zu wollen. Die Grünen würden, wäre Beck ein Unionspolitiker, vermutlich von einem geistigen Brandstifter reden.

Was meine Bezeichnung „Schwulenhäuptling“ betrifft, so ist sie sicherlich einer emotionalen Verachtung geschuldet, die ich derzeit gegenüber Beck empfinde, der uns allen tatsächlich Glauben machen wollte, dass er nur das Opfer eines Buchherausgebers gewesen sein soll. Den eigentlichen Opfer und das sind all diejenigen, die als Kind in den 1980ern missbraucht wurden, wird damit nicht geholfen. Und die Sache wird bestimmt nicht dadurch einfacher, dass sich gerade die Grünen im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegenüber der katholischen Kirche zu diesem Thema, als Anwalt der Opfer von Kindesmissbrauch stilisiert haben. Das Gegenteil ist der Fall.

zur taz:

Sicherlich hast Du auch Recht mit Deinem Verweis auf die Unterlassungserklärung der FAZ, welche die Frankfurter Allgemeine allerdings nicht daran hindert, statt wie bisher von „demselben Text“ nunmehr von „einem ähnlichen Text“ zu reden. Die juristische Auseinandersetzung, ob der Text von Christian Füller, der in der FAS veröffentlicht wurde nun derselbe wie in der taz war, oder ob es sich um einen ähnlichen Text gehandelt hat, sollte nicht davon ablenken, dass Füller, der sich schon seit Jahren mit Kindesmissbrauch beschäftigt, über sehr viel Informationen zu dem Thema verfügt. Darüber hinaus widerlegt dieser Rechtsakt auch nicht die Behauptung, Füllers Text sei von der Chefredakteurin der taz zurückgehalten worden. Daran, dass Ines Pohl die Veröffentlichungen von Füller zurückgehalten hat, besteht also weiterhin kein Zweifel. Der Text, den Füller als Reaktion darauf in der FAS veröffentlichte, ist durchaus lesenswert:
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/paedophilie-vorwuerfe-sexuelle-befreiung-12573910.html

In der FAZ wird heute übrigens auch noch einmal darauf verwiesen, dass der Odenwaldlehrer und Kinderschänder Dietrich Willier oder kurz der ‚Didi‘ wie man ihn bei der taz liebevoll nannte, einer der Gründungsväter dieser Zeitung ist.
In dem Abschlussbericht von Brigitte Tilmann, der früheren Präsidentin des Oberlandesgerichts Frankfurt zu dem Missbrauchsskandal an der Odenwaldschule wird Willier mit sexuellen Übergriffen auf mindestens neun Jungen in Verbindung gebracht.

Wie die taz diesen Kinderschänder huldigt und vergöttert, wird in einem Nachruf vom 16.12.2009 deutlich, nachdem Willier kurz vorher im Alter von 64 Jahren verstorben war. Vielleicht konnte man 2009 bei der taz noch nichts von den Schweinereien Williers wissen, weil die erste ergebnisreiche Aufarbeitung der seit 1998 öffentlich bekannten Vorwürfe gegen die Odenwaldschule gerade erst beginnen sollten, aber diesen Nachruf völlig unkommentiert stehen zu lassen, nachdem bekannt wurde was taz-Didi für ein Zeitgenosse war, ist schon ein starkes Stück und sollte Grund genug sein, auch der taz ein wenig auf die schreibenden Finger zu schauen.

hier der taz Nachruf auf Dietrich Willier:
https://www.taz.de/!45485/

Lesenswert aber vor allem der heutige Artikel in der FAZ über den Zusammenhang der Grünen Pädophilie und der taz:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/die-gruenen-paedophilie-und-die-taz-das-exempel-12581403.html

zu Deinem Punkt 2.

Ich glaube nicht, dass das alles Kampagnen sind und dass Jürgen Trittin vorgeworfen wird, er sei Pädophil, habe ich bislang auch noch nicht vernommen. Seinen Rücktritt zu fordern halte ich persönlich für unangebracht, weil er sich sicherlich nie an Kindern vergangen hat. Ich sehe es allerdings als geboten an, ihn unter Druck zu setzen, denn ohne Druck von außen wird es keine umfangreiche Aufklärung der Zusammenhänge geben, wie wir das bereits bei der katholischen Kirche in derselben Sache erleben konnten. Die Grünen wollen das Thema am liebsten abhaken und vergessen. Welchen Grund sollte Beck sonst gehabt haben, die Wahrheit zu verschweigen und eine Unwahrheit zu verbreiten?

Zum Thema Barmherzigkeit und Papst Franz würde ich gerne an anderer Stelle diskutieren. Nur soviel: es ist wahrlich spannend und verblüffend, wie es diesem Mann gelingt, vermoderte und verrostete Krusten aufzubrechen und den alten Dampfer ‚Kirche‘ wieder flott zu machen und auf eine neue Reise zu schicken. Aber bei mir ist gerade die Luft raus

Helmut Junge
Helmut Junge
10 Jahre zuvor

Wir dürfen nicht vergessen, dass es die Mitglieder der Grünen selbst waren, die die Untersuchung der Pädophilievorwürfe in eigener Sache beauftragt haben.
Das ist gut, vielleicht sogar einmalig unter den Parteien.
Erstaunlich ist sogar, dass einflußreiche Personen, die jetzt im Blickpunkt stehen, die Untersuchung nicht verhindert haben, vielleicht auch nicht konnten.
Niemand sagt auch jetzt, dass Trittin oder Herr Volker Beck selbst unter Pädophilieverdacht stünden.
Aber Beck hat vermutlich gelogen, und Trittin war damals für die Abschaffung der Strafe für Pädophilie. Lügen kommt bei mir gar nicht gut an, und Trittins Vergehen ist simpel die Tatsache, dass er für Verbote beim Rauchen und beim Essen ist, aber früher einmal ein menschenverachtendes Delikt von der Strafverfolgung ausnehmen wollte. Heute will er das nicht mehr. Aber wie soll ich einen Vorschlag zum verbot irgendeiner Sache werten, wenn dieser Vorschlag von jemanden kommt, der solch einen merkwürdigen Begriff von Strafwürdigkeit hat? Nur ist das ein Problem der Grünen, nicht meins. Trittin kann kaum noch glaubwürdig die grüne Kernpolitik, die auf Verbote ausgerichtet ist, vertreten.
Wenn Trittin bleibt, können die Grünen nur noch Erfolg haben, wenn sie argumentativ für ihre Ziele werben. Und das möchte ich erleben.

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