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Happy 80th Birthday, V-Zeichen!

Winston Churchill mit seiner weltbekannten V-Geste (Foto: British Government, photo HU 55521 from the collections of the Imperial War Museums., Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3884379)

Jeder weiß, wer es berühmt machte: Winston Churchill. Aber kaum jemand weiß, wer’s erfunden hat. Heute vor genau 80 Jahren rief Victor de Laveleye alle Belgier in einer Radiosendung auf, den Buchstaben „V“ als Zeichen des Widerstands gegen die deutsche Besatzung zu verwenden. Schnell wurde das Victory-Zeichen populär. Winston Churchill griff es auf und machte es zum weltberühmten Symbol im Kampf gegen Deutschland. Es gilt als eines der wirkungsmächtigsten Symbole der neueren Geschichte.

Aber erfunden hat es ein anderer, nämlich der Belgier Victor de Laveleye (1894 – 1945). Als promovierter Jurist wurde er zunächst Stadtrat im Brüsseler Stadtteil Saint-Gilles. An der berühmten Brüsseler Universität ULB arbeitete er nebenbei als Dozent. Er war Mitglied der Liberalen Partei und wurde 1932 erstmals ins belgische Parlament gewählt. Von 1936 bis 1937 führte er als Vorsitzender die Liberale Partei und war wenige Monate belgischer Justizminister.

Der Exil-Belgier Victor de Laveleye (1894 – 1945) rief als erster über die BBC 1941 dazu auf, das V-Zeichen als Widerstandssymbol gegen die deutsche Besatzung zu nutzen.

Nach dem deutschen Überfall auf Belgien 1940 floh de Laveleye über Frankreich ins Londoner Exil. Dort wurde er für die BBC Leiter und Sprecher des französischsprachigen Programms „Radio Belgique“. Ab September 1940 sendete er täglich eine viertel Stunde lang Nachrichten an seine Landsleute in der besetzten Heimat.

Wir werden sie schon kriegen…

De Laveleye lieferte aber nicht nur Informationen, sondern er wollte auch den Widerstandswillen seiner Landsleute stärken. Schnell bekannt wurde der Slogan seiner Radiosendung „Nous finirons par les avoir, les boches!“ („Wir werden sie schon kriegen, die Deutschen [abwertend]“).

Im Belgien des Jahres 1940 pinselten junge Widerständler des Nachts „RAF“ als Hoffnungszeichen an die Häuserwände. „RAF“ stand für Royal Air Force und sollte zeigen, von wem man sich Hilfe erhoffte. Allerdings war das ein sehr riskantes Unterfangen. Man durfte sich nicht von deutschen Patrouillen erwischen lassen, alles musste klandestin und schnell geschehen.

„V“ statt „RAF“

Aber „RAF“ bestand aus drei Buchstaben, zwei zu viel, fand de Laveleye, weil zu zeitraubend mit dem Farbpinsel in der Hand zu schreiben, mit deutschen Wehrmachtsstreifen im Nacken. Als er an einem Dienstagmorgen, es war der 14. Januar 1941, in seinem Londoner Kellerbüro ankam, erzählte er seinem Kollegen, dass er in der Nacht zuvor lange über ein einfacheres Widerstandszeichen als „RAF“ nachgedacht habe. Er fände „V“ viel besser als „RAF“. Der Buchstabe „V“ stünde im Französischen, Flämischen und Englischen für „Victoire“ beziehungsweise „Vrijheid“ und „Victory“. Als Symbol wäre es also für alle verständlich und ließe sich leicht an Wände kritzeln und mit zwei Fingern zeigen. Und außerdem sei es der erste Buchstabe seines Vornamens, was ihm gut gefiel.

Auch die britische Zensur, der alle Sendetexte vorab vorgelegt werden mussten, fand die Idee gut und so rief de Laveleye alle Belgier im Radio auf, den Buchstaben „V“ als Erkennungszeichen zu verwenden.

Colonel Britton und sein pom-pom-pom-pom

Zunächst hatte de Laveleyes Aufruf nur eine begrenzte Wirkung. Dies änderte sich erst, als Douglas Ritchie auf eine geniale Idee kam. Ritchie sendete damals für die BBC jeden Freitagabend unter dem Pseudonym „Colonel Britton“ Nachrichten und Durchhalteparolen ins deutschbesetzte Kontinentaleuropa. Mit seiner resonanten, ruhigen und vertrauensvollen Stimme („This is London!“) sprach er zu den Millionen Menschen unter deutscher Besatzung. „Colonel Britton“ wurde schnell sehr populär.

Douglas Ritchie alias Colonel Britton (1905 -1967)

V morst man · · · −

Ritchie griff de Laveleyes Idee auf und begann das Morsezeichen für „V“ als Erkennungs-Jingle für seine Sendung zu nutzen. Im Morsealphabet wird “V” durch drei kurze und einem langen Tonsignal (· · · −) dargestellt. Es ist sehr einprägsam, schnell wiederzuerkennen und man kann es leicht mit dem Finger auf dem Tisch tippen und pfeifen. Und wie durch einen wunderbaren Zufall entspricht sein eingängiger Rhythmus den ersten Tönen von Beethovens berühmter fünfter Symphonie.

V-Kampagne

Damit begann die britische V-Kampagne. Auf Belgiens Wänden und später in ganz Europa erschienen überall V-Graffitis. Das „V“ stand für Sieg und Freiheit. Es wurde zu einer subtilen Form der Sabotage, sehr zum Ärger der Deutschen, die es zunächst belächelten. Als sie aber merkten, wie wirkungsmächtig dieses Symbol ist, stellten sie es unter Strafe. Polizei und sogar Gestapo verschwendeten Zeit und Energie damit, französische, holländische, norwegische und andere Kinder zu jagen, die V-Zeichen an prominenten und originellen Stellen malten oder das Zeichen mit ihren Fingern machten.

Hier zeigt er es falsch herum: „Fuck off“ statt „Victory“, Winston Churchill am 4. Dezember 1942 (Foto: War Office official photographer, Horton (Capt) – http://media.iwm.org.uk/iwm/mediaLib//41/media-41956/large.jpgThis is photograph H 25966 from the collections of the Imperial War Museums., Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=30911027)

Finger spreizen

Jeder kann das V-Zeichen ganz einfach machen: Man spreizt den Zeige- und Mittelfinger, während man die anderen Finger zusammenballt. Als Gruß fing es an, ein Anti-Hitlergruß zu werden. Winston Churchill hatte ein schelmisches Vergnügen daran, das Zeichen zu machen. Er ließ sich so oft es ging mit gespreizten V-Fingern fotografieren. Allerdings machte er es anfangs häufig falsch herum, nämlich mit dem Handrücken zum Betrachter. Dies ist in Großbritannien eine Geste, die weithin als anzügliche und vulgäre Beleidigung verwendet wird („fuck off“). Aber das wusste der Spross englischen Hochadels zunächst natürlich nicht. Seine Fotos mit dem V-Zeichen sind ikonisch geworden.

Das V-Zeichen ist bis heute eines der bekanntesten Handzeichen weltweit – dank de Laveleye, Douglas Ritchie und vor allem dank Winston Churchill. Der Tag der deutschen Kapitulation im zweiten Weltkrieg heißt bis heute V-Day. Es ist der Victory-Day, der Tag, an dem de Laveleyes Motto „Nous finirons par les avoir, les boches!“ nach sechs langen und mörderischen Jahren endlich wahr wurde.

Happy 80th Birthday, V-Sign!

Happy 80th Birthday, V-Sign! (Foto: By Basile Morin – Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=70921190)

 

 

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