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IHK NRW verschwendet Geld gegen Umweltzonen

Die Industrie- und Handelskammern sind Zwangsverbände. Niemand kann sich aussuchen, ob er dazugehören will oder nicht. Per Gesetz ist jeder Unternehmer verpflichtet seine Beiträge zu bezahlen. Um so ärgerlicher ist es, wenn die Industrie- und Handelskammer NRW, namentlich der Geschäftsführer Joachim Brendel, offensichtlich Geld verschwendet, um politische Meinungsmache zu betreiben. So geschehen über einen Fragebogen, den die IHK NRW über einzelne Tochter-Kammern unter anderem im Ruhrgebiet per teurer Briefpost verteilen ließ.

Dabei geht es um die Umweltzonen in NRW. Eigentlich sollen diese Zonen der Bekämpfung des Feinstaubes in den meisten Großstädten des Landes dienen. Für das Ruhrgebiet war ursprünglich eine große Umweltzone angedacht, in der keine Stinker-Wagen mehr fahren sollten. Doch aufgrund des Widerstandes der IHKs und anderer Interessenverbände ließ die Landesregierung von diesen Planungen ab. Statt einer einheitlichen großen Regelung haben wir im ganzen Land einen Flickenteppich. Je nach Straße und Quartier darf ein altes Auto fahren oder nicht. Das ist nach langem Streit der Kompromiss.

Gut. Ich fand und finde den Widerstand gegen die Umweltzonen unsinnig. Mit einer einheitlichen Regelung hätte man etliche Privatpersonen und Firmen dazu bringen können, ihren Fahrzeugpark zu modernisieren – und die Luft in den Städten zu verbessern. Man ließ das bleiben. Nun wird mit einem Milliarden-Konjunkturprogramm versucht, dass gleiche Ergebnis zu erzielen. Der einzige Unterschied, jetzt werden Subventionen geblecht.

Aber darüber rege ich mich hier eigentlich gar nicht auf. Mich ärgert, dass die IHK nun einen Fragebogen verschickt hat an die Unternehmer im Land. Darin forschen die Funktionäre der Zwangsgemeinschaft ihre Mitglieder in vier Fragen aus, was die so gegen die Umweltzonen sagen können. 

Niemand hat eine Chance in diesem Fragebogen zu sagen, dass er die Umweltzonen sehr gut findet. Statt dessen wird abgefragt, ob Ausnahmegenehmigungen unbürokratisch verteilt werden, wie hoch die internen Kosten für die Anpassung sind und wie negativ die Informationspolitik aussah.

Vor allem der Punkt der Kosten macht mich mißtrauisch. Da kann jeder Hansel Phantasiebeträge in den Fragebogen eintragen und die IHK wird diese Antworten als Studie verkaufen. Irgendein Berater wird dafür eine satte Summe kassieren und alles zu einem vorgefertigten Zweck – nämlich nachzuweisen, dass die Umweltzonen schlecht für die Wirtschaft sind und die Unternehmen im Land über Gebühr belasten. Denn die einzige mögliche Auswertung auf die Kostenfrage lautet: Umweltzonen kosten die Firmen im Land (vor allem den Mittelstand) XY Millionen Euro. Die IHK braucht diese Aussage, weil die IHK nämlich immer noch gegen die Zonen kämpfen.

So steht es nämlich im Anschreiben zum Fragebogen. Sinn der Übung sei es: "die Argumentationslinie der IHK zu untermauern."

Kein Wort darüber, ob die Unternehmen das Geld gerne ausgeben, ob sie es sowieso ausgeben wollten oder ob es schlichte Ersatzinvestitionen sind. Einfach alles kann den Umweltzonen untergeschoben werden.

Die Fragebögen sollten zum 23. Januar zurückgeschickt werden, man kann also mit der entsprechenden Propaganda-Meldung Ende Februar rechnen.

Tolle Geldverschwendung. Ärgerlich nur, dass dieser nutzlose Propaganda-Versuch auch von meinem Geld bezahlt worden ist.

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Torti
Torti
15 Jahre zuvor

Lieber Herr Schraven,

mit Ihrer Aussage, Widerstand gegen die UZ sei Unsinn sind Sie nicht weniger propagandistisch. UZ ist Unsinn und übrigens eine sehr deutsche Art ein Problem nicht zu lösen aber Placebos zu verteilen. Hier ein Aufkleber für die guten Autos und keinen Aufkleber für die bösen Autos. Keinen Aufkleber kriegen sogar Autos die gar keinen Feinstaub emitieren.

Das ist Quatsch !!! Bürokratischer Unsinn !!!

Wenn man Luftqualität verbessern gibt es nur eine wirkliche Alternative: Der Verkehr muss weniger werden. Andere Länder machen das mit der Citymaut sehr effektiv vor. Es gibt keine saubere sinnlose Fahrt, weder im Biodieselauto noch im Elektrokarren !
Das darf man in Autodeutschland aber nicht laut sagen ohne an den Pranger zu kommen.

Es gibt im allen von erhöhten Feinstaubwerten betroffen Städten einen sehr gut ausgebauten ÖPNV. Ich komme aus Dortmund, man stelle sich mal morgens dort an die Brackeler Strasse. Ein Haufen Berufspendler die ALLEINE in Ihrem Auto sitzen, stehen neben einer Messstation im Stau.

Städte wie London oder Stockholm machen vor, das mit der Citymaut sehr schnell und kurzfristig sich das Problem Luftverschmutzung durch Verkehr erledigt. Die Menschen schalten blitzschnell auf Bus und Bahn um oder gründen Fahrgemeinschaften.

Denn auch das Ruhrgebiet als komplette Umweltzone wird nicht ein bisschen weniger Belastung bringen. An den hochbelastesteten Zonen muss der Verkehr verschwinden.

Nur weniger Verkehr ist weniger Belastung !

Ich lebe in der Innenstadt von Dortmund, ich habe ein Farrad, ein Auto und ein VRR Ticket und nutze alles je nach Bedarf. Ich habe mit der Mobilität nicht nur weniger Stress sondern es ist unterm Strich sogar noch dramatisch billiger als nur Auto zu fahren. Und meine Wohnumwelt schone ich auch.

Bis diese Erkenntnis auch bei allen greift klebt mal schön weiter Plaketten.

Oliver Mengedoht
15 Jahre zuvor

Na danke, große Umweltzone, dann könnte ich jetzt nicht mehr arbeiten. Denn in Umweltzonen darf ich ja nicht mehr fahren mit meinem alten Käfer ? obwohl der mittels Benzinmotor einfach keinen Feinstaub erzeugen kann *seufz*. Ich werde also für etwas bestraft (und quasi enteignet), das ich nicht verursache. Das ist meines Wissens nach gegen unser Grundgesetz.

Ansonsten hat Torti das mit dem Placebo-Aktionismus gut auf den Punkt gebracht. Erste Erfahrungen zeigen inzwischen (natürlich), dass Umweltzonen (selbstverständlich) nichts bringen. Was soll es auch der Umwelt oder der Luft bringen, wenn ich nun eine Querstraße weiter langfahre oder einen Riesenumweg über andere Städte in den Südteil meiner Stadt machen muss, anstatt auf direktem, kurzem Weg dorthin zu fahren?

Aber dass ich ein notorischer Umweltquäler bin, sieht man ja schon an der Abwrackprämie, mit der uns schön aufgezeigt wird, dass sparen, pflegen und reparieren falsch sind und man doch bitteschön lieber verschwenden, nützliches wegwerfen und aufwändig neu produzieren soll (wie bei der Produktion eines neuen Autos die Umwelt geschädigt wird, interessiert dabei nicht). Nee, diesen Wegwerfkapitalismus mache ich nicht mit, nicht bei Autos, nicht bei sonstwas!

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