Ist der BVB nach dem Ende der Transferperiode schwächer als zuvor, oder waren die Ereignisse eher von Vorteil?

Michy Batshuayi. Foto: BVB

Das wurde kurz vor 18 Uhr am Mittwoch dann auch noch bestätigt: Der Belgier Michy Batshuayi wechselt auf Leihbasis vom FC Chelsea aus London zu Borussia Dortmund.

Beim BVB wird er damit der Nachfolger von Pierre-Emerick Aubameyang, der sich am Mittwochvormittag offiziell dem FC Arsenal London anschloss und damit eine monatelänge Hängepartie endlich beendete, knapp 64 Mio. Euro in die Kassen des Revierklubs fließen ließ.

Batshuayi kommt offiziell wohl erst einmal nur bis zum Saisonende nach Dortmund. Eine anschließende Kaufoption soll nicht im Leihgeschäft beinhaltet sein, wird überwiegend berichtet. Allerdings will die ‚Bild‘ erfahren haben, dass sich die Schwarzgelben  eine Kaufoption gesichert haben. Der BVB hat sich dazu bisher nicht geäußert.

Wie dem auch sei. Viel spannender erscheint in diesen Stunden ohnehin jetzt erst einmal die Frage, ob der BVB durch die jüngsten Zu- und Abgänge denn nach dem Ende des Wintertransferfensters schwächer ist als zuletzt, oder ob es Aki Watzke & Co. am Ende erfolgreich gelungen ist die Qualität des Kaders zumindest zu halten, vielleicht durch die erhoffte Ruhe im Umfeld sogar am Ende zu stärken?

Bei der Pressekonferenz der Dortmunder vor dem morgigen Spiel gegen den 1. FC Köln gab sich Trainer Peter Stöger am Mittag naturgemäß erst einmal zufrieden darüber, dass die große Unruhe der letzten Tage damit zu einem Ende gekommen sei. Aber ob sie das wirklich ist, das wird wohl erst der Fortgang der sportlichen Ereignisse wirklich zeigen. Sollte der BVB in Köln nicht endlich einmal wieder siegen, könnte rasch weitere Unruhe ausbrechen im Umfeld.

Ich selber habe gestern bei Twitter mal aus Eigeninteresse kurz in die Runde gefragt, ob der Klub denn nun eigentlich ‚besser dran‘ sei als zuvor, oder nicht doch sportlich geschwächt. Nur ein Leihspieler als Ersatz für einen internationalen Topstürmer, der zuletzt über so wenig Spielpraxis verfügte wie der junge Belgier? Kann das gutgehen?

Und auch wenn meine kleine Twitter-Umfrage bei nur rund 50 Teilnehmern natürlich nicht ansatzweise repräsentativ sein mag, ich bin schon überrascht, dass ca. zwei Drittel der Teilnehmer den BVB nun tatsächlich eher als gestärkt sehen, nur rund ein Drittel das Ganze als deutliche Schwächung sieht. Das mag durchaus an dem hohen Nerv-Faktor des Wechseltheaters liegen. Wirklich logisch erscheint mir diese Mehrheitseinschätzung jedoch nicht.

Den amtierenden Torschützenkönig der Bundesliga durch einen Ersatzspieler aus Chelsea zu ersetzen, das erscheint zumindest nicht gerade als eine Aktion der tatsächlichen Stärkung. Und natürlich ging bekanntlich ja längst nicht nur ‚Auba‘, sondern auch Marc Bartra und Neven Subotic sind ab sofort nicht mehr in Dortmund verfügbar. Medial gingen diese Verluste im Vergleich zum Aubameyang-Theater ohnehin etwas unter.

Bedenklich aus meiner Sicht zudem, dass den Schwarzgelben in diesen Wochen nach und nach die langfristige Planung abhanden zu kommen scheint. Wer trainiert ab Sommer den Verein, wer ist der Top-Stürmer in den nächsten Jahren? Sehr viele offene Fragen für ein bisher ambitioniertes Top-Team Europas.

Auch wenn die Antworten auf diese entscheidenden und wichtigen Fragen natürlich nie wirkliche mit Sicherheit gegeben werden können in diesem wechselhaften Tagesgeschäft des Profifußballs, so erscheint zumindest die klare Linie, die Strategie in und um Dortmund aktuell doch zumindest ein gutes Stück weit verloren gegangen zu sein. Cheftrainer und Top-Stürmer sind in diesen Wochen ab sofort eher spannende Experimente als wirkliche Zukunftsgaranten, wie es scheint.

Schon eine insgesamt heikle Situation inzwischen, auch wenn gerade das persönliche Verhalten von Aubameyang in den letzten Wochen alle Beobachter und Fans extrem genervt haben mag, und die Erleichterung über das Ende der Spekulationen logisch erscheint. Einen überzeugenden Plan P hatte man in Dortmund offenkundig nicht.

Gestärkt ist der BVB nach dem Ende des Wintertransferfensters 2018 jedenfalls wohl kaum, auch wenn viele BVB-Freunde das offenbar jetzt zu glauben scheinen. Eher das genaue Gegenteil dürfte der Fall sein. Wer immer dafür letztendlich auch die Verantwortung tragen mag. Es stand eindeutig schon einmal deutlich besser um den achtmaligen Deutschen Meister als in diesen Tagen. Dieser bedrohliche Trend sollte schnellstmöglich von den Verantwortlichen gestoppt werden. Watzke und Zorc sind doch gehörig in die Defensive geraten zuletzt.

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Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
6 Jahre zuvor

Es spielt doch überhaupt keine Rolle, ob jetzt neue Spieler dazu kommen oder ob man mit einem "alten" Kader der Hinrunde (minus Abgänge) weitermacht – solange innerhalb der Mannschaft keine Einheit, keine erkennbaren Struktur mit echten Führungsspielern geschaffen wird, ist alles Spekulieren um spürbare Erfolge durch einfaches Zukaufen und Aufstocken nur heiße Luft. Das hat uns die letzten 3 Jahre nicht entscheidend weiter gebracht und wird es auch die nächsten 3 Jahre nicht tun.

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

Klaus Lohmann
so ist es : "Keine Einheit keine erkennbaren Strukturen, keine echten Führungsspieler."
Wie soll es neuen Spielern gelingen, in einer solchen Mannschaft ihr Potential zu entfallen?
Anzunehmen, daß einer von den Neuen "der" Führungsspieler werden könnte, wäre unsinnig.

Wenn "wir " Glück haben, könnte dem BVB ein sportliches Debakel erspart bleiben -das gilt für den Tabellenplatz am Ende der Spielzeit 2017/2018, aber auch schon für das morgige Spiel in Köln!

Konkrete Idee über Problemlösungen? Ich habe keine! Letzteres ist belanglos. Nicht belanglos wäre es, wenn Watzke/Zorc ebenso ratlos sein würden wie ich.

Robin,
Du siehst, daß wir gemeinsam , wenn wir über Gegenwart und Zukunft des BVB nachdenken, allesamt sehr , sehr pessimistisch sind Der BVB heute weist eine erschreckende Ähnlichkeit mit S04 in dessen letzten -1o,15, 2o ??- Jahren auf. Während S04 jetzt eine bemerkenswerte Stabilität/Solidität zeigt, -Manger, Trainer, Mannschaft-, und nicht zu erkennen ist, daß das nur ein vorläufiger S04-Befund ist, ist beim BVB das Gegenteil auszumachen -und das , Robin, dürfte die Schmerzen noch verstärken!

Robin,
und trotzdem erspare ich mir die Phrase nicht:
" Die Hoffnung stirbt zuletzt".

Deshalb kann nicht ausschließen und deshalb will ich nicht ausschließen , daß der BVB in Köln gewinnt und am Ende der Spielzeit 2o17/2o18 auf Platz 4 landet.

Thomas lambert
Thomas lambert
6 Jahre zuvor

Ich denke es hat durch das verhalten von dembele und auba dazu geführt das sich risse im mannschaftsgefüge aufgetan haben und peter bosz nicht in der lage war diese wieder zu schließen . Wenn dann durch verletzungen und dem einkauf von spielern der zweiten reihe ( schürrle , batra , yarmolenko ) der sportliche Erfolg ausbleibt wird die Unruhe noch größer . Diese saison muß abgehakt werden ( mit anstand ) und die nächste saison mit einem plan und köpfchen angegangen werden..

Aquii
6 Jahre zuvor

Von einem jungen Neuzugang sollte nicht zuviel erwartet werden und ein paar Monate Eingewöhnungszeit zugestanden werden, also wenn dann kurz vor Ende der Saison (bestenfalls).

Wie das mit der Ruhe ist, da schätze ich mal, dass auf den "guten" Aki Watzke verlass sein wird. Die Teams von 2-4 scheinen mir deutlich gefestigter zu sein, es wird schwer trotz des geringen Abstandes da wieder hinzukommen, Sollte sich BMG noch stabilisieren und die eigenen Aussetzer minimieren, dann könnte es unter Umständen in der kommenden Saison ohne internationales Geschäft weitergehen, natürlich mit neuem Trainer, von dem es heute noch keinen Plan gibt. Also gehe ich von einem großen Theater aus, Beginn der Spielzeit in der Woche nach Ostern, Ende dann erst zur kommenden Saison, unterbrochen von etwas (mir graut auch schon davor) Weltmeisterschaft…

Davbub
Davbub
6 Jahre zuvor

Ist doch super: Jetzt können Schmelzer, Sahin, Götze & Schürrle doch zeigen, daß sie ihr Geld wert sind.

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

Davbub

"Könnten"!

Selbst von Reuss ist nicht zu erwarten, daß er als "Führungsspieler" fungieren wird -fungieren könnte!

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
6 Jahre zuvor

@Walter Stach: Richtig.

Ich kann mich nicht von dem Verdacht freisprechen, dass Aki und Susi spätestens nach der "Meuterei" als Folge des Anschlags alles dafür getan haben, dass es innerhalb eines neuen Teams keine starken Führungspersönlichkeiten mehr gibt, um sich selbst den Rücken frei zu halten.

Watzke hatte ja selbst noch im Dezember Reus und Piszczek als solche benannt und auch Weigl und Zagadou erwähnt (http://www.90min.de/posts/5908065-keine-persoenlichkeiten-aki-watzke-aeussert-sich-zur-fuehrungsspieler-debatte), aber ich kenne Niemanden, der diesen vier entw. altersbedingt oder aufgrund ihrer Durchsetzungsfähigkeiten diese Rolle zugestehen würde – evt. Zagadou noch wg. beeindruckender Körpergröße;-)

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

Klaus Lohmann,
sollte es so sein wie "gemutmaßt", dann würde das allerdings dazu beitragen, Watzke/Zorc ihrerseits als Führungskräfte in Frage zu stellen -noch mehr als bisher? (sh. ua. Tuchel, sh. Bocz).

Damit ich nicht mißverstanden werde:
Ich hoffe sehr, daß das kritische Hinterfragen der Führungsqualitäten von Watzke/Zorc sich als grundlos erweist. Das wird u.a. davon abhängen, ob und wie die Mannschaft aus ihrem momentanen Tief herausfindet -Tabellenplatz am Ende der lfd. Spielzeit?- und wie "man" die neue Spielzeit anzugehen gedenkt – Spieler? Trainer?
Ich wünsche Watzke/Zorc dabbei kein "glückliches Händchen", sondern erfolgreiches Handeln.

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

BVB – Topclub?

Bei t-online finde ich eine Analyse über den Zustand des BVB von Luis Reiß , in der er auch Mathias Sammer zitiert:
"Derzeit ist der BVB kein Topclub mehr"
Lesenswert!

"Im Prinzip" allerdings keine überraschend neuen Erkenntnisse, ehe eine Bestätigung dessen, was "wir" in unseren Disk.beiträgen dazu gesagt haben.
Die Analyse von Luis Reiß sollte vor allem von den BVB-Fans gelesen werden, die sich nach meiner Wahrnehmung immer noch der Wahrheit verschließen:

"Die Tabelle lügt nicht. Platz 6 entspricht dem derzeitigen Leistungsniveau. Der BVB ist keine Bayern–Jäger, sondern bestenfalls ein Jäger um Platz 4. Der BVB gehört nicht mehr zu den 1o europäischen Spitzenclubs und zu denen -einschließlich Bayern München- wird der wirtschaftlich-finanzielle und er sportliche Abstand immer größer. Kein anderer europäische Spitzenclub hat in kurzer Zeit soviel hochkarätige Spieler abgeben müssen wie der BVB. Diese Abgänge lassen sich nicht kompensieren durch die Neuverpflichtung junger Spieler, egal wie hoch talentiert sie sind. Und die Fans müssen all das akzeptieren und aus ihren Träumen (Bayern-Jäger, europäischer Spitzenclub ) endlich aufwachen."

Ich denke, Letzteres gilt nicht für die Mehrheit der hier bloggenden BVB-Fans, denn diese stellen sich den Realitäten, wie ihre Beiträge zeigen.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
6 Jahre zuvor

@Robin: Papier schießt keine Tore;)

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

Robin,
"…..vorhandene PS auf die Straße bringen…".
Ich habe gestern aus einer Statistik entnommen -leider weiß ich nicht mehr wo-, daß die Spieler des FC Freiburg bei ihrem Gastspiel in Dortmundi X (?) Kilometer mehr gelaufen sind als "die unseren".
Die individuelle Klasse unserer "Stars" reicht eben nicht, um allein aufgrund dieser vermeintlichen Klasse gegen eine lauf-und kampfstarke Mannschaft wie Freiburg zu gewinnen.
Die Stars des FC Bayern, denn die verfügen in der Tat allesamt über fußballerische Klasse internationalen Formats, können es sich leisten, weniger zu laufen als z.B. die Spieler aus Freiburg und gewinnen trotzdem. Das gilt aber eben nicht für die derzeitigen Mannschaft des BVB, nur so scheint mir, sehen das die Spieler (die Mehrheit?) des BVB nach wie vor ganz anders als ich mit der Folge, daß……

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