Kaufhaussterben: DDR oder Saarland?

Ehemaliges Hertie in Herne Foto: Laurin

War das Konzept von Galeria-Kaufhof und den anderen, längst verblichenen Kaufhausketten schlecht? Die Verkäufer unfreundlich? Die Präsentation der Waren nicht zeitgemäß? Ich glaube, dass das alles Nebensächlichkeiten sind. Seit Jahren kaufe ich immer seltener in Kaufhäusern aller Art ein, zu denen ich auch Saturn und Thalia zähle. Und das hat nichts mit den Verkäufern, die ich in der Regel aus freundlich und kompetent erlebe, zu tun, sondern mit der Auswahl: Amazon bieten nach eigenen Angaben mehr als 250 Millionen Produkte und auf seinem virtuellen Marktplatz tummeln sich Hunderttausende Verkäufer. Bei Zalando finden Kunden mehr als 250.000 Artikel von über 2000 Herstellern. Egal was ich suche, ich bekomme es online. In Kaufhäusern sieht das anders aus. Kaufhäuser bieten im Vergleich zu dem, was es an Produkten am Markt gibt, nur eine DDR-Auswahl. Die großen Online-Shops sind die Kaufhäuser unserer Zeit und sie bestechen mit dem, was die Kaufhäuser vor über hundert Jahren auszeichnete und sie zu den Killern des damaligen Einzelhandels machte, der oft aus Handwerkern wie Schneider oder Schustern bestand: Eine unvorstellbare Menge an Waren zu meistens guten Preisen.

Dazu kommt, dass viele Güter immateriell geworden sind: Musik, Filme und Bücher lassen sich auf das Kindle, Computer oder iPhone laden.  Oft zu günstigeren Preisen. Und in einer wunderbaren Auswahl.

Es ist mir egal, wie freundlich ein Verkäufer ist, wenn er mir nicht das verkaufen kann, was ich will. Ab und an gehe ich noch in den stationären Einzelhandel. Bücher, die es nicht als E-Books gibt, kaufe ich bei Mirhoff & Fischer, einer Buchhandlung in der Straße, in der ich wohne. Aber tatsächlich sind längst weit über 90 Prozent der von mir erworbenen Bücher E-Books. Ich kaufe auch noch bei Baltz ein, einem großen Modehaus in Bochum. Aber meine neue Lederjacke habe ich mir bei Zalando bestellt. Die Auswahl von Lederjacken bei Balz war albern.

Gäbe es ein Kaufhaus, in dem es über 250 Millionen Produkte gäbe und das ein schönes Shoppingerlebnis bieten würde, wäre es wahrscheinlich größer als das Saarland. Jeder Kauf würde zu einem Wandertag werden. DDR oder Saarland? Da fällt die Entscheidung leicht: Amazon.

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kuu
kuu
1 Jahr zuvor

Warum kaufst Du deine E-Books denn nicht bei Mirhoff & Fischer? Die deutschsprachigen E-Books gibts da als EPUB mit ohne DRM und sind sicherer für immer deine als z.B. Kindle-Bücher. (Zumindest, wenn du immer brav Backups machst)

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