Kohle, Kunst und Kontroversen


Helmut Junge – eine Ausstellung in der Bottroper Galerie 7. Von unserem Gastautor Georg Overkamp.

 

Ich freue mich etwas über meinen (nicht-nur) Künstlerfreund Helmut Junge, seine Kunst und die Ausstellung in Bottrop schreiben zu dürfen. Helmut und ich, wir kennen uns schon einige Jahre, achten einander nicht nur als Künstler-Kollegen und haben öfters gemeinsam ausgestellt.

Helmut Junge ist Maler, keiner der mit nassem Pinsel eine Leinwand bearbeitet, seine Bilder fertigt er am Computer, sein Werkzeug ist die Maus, seine Palette besteht aus Foto-Fragmenten, die er ins Bild einbringt, verfremdet und kombiniert. Wir tauschen uns sehr oft über unsere Arbeit aus, sind dabei kritisch und schätzen gerade deshalb unser Urteil: Es ist konstruktiv und ehrlich, vielleicht gerade deshalb, weil wir als Künstler kaum verschiedener ans Werk gehen können, Helmut komponiert digital Bilder, ich fertige Objekte und Skulpturen mit analogen Mitteln.

„Wir brauchen die Kohle“ – so das Thema der ausgestellten Arbeiten – brauchen wir sie? Diese Frage hatten wir ausgiebig und zum Teil sehr kontrovers diskutiert. Als Energieträger ist die Kohle in die Jahre gekommen, der letzte Pütt seit 2019 dicht, es ist „Schicht im Schacht“ – so ein Titel des Liedermachers Woger, der zur Vernissage Helmut Junges vor Ort auftritt.

Wir brauchen die Kohle! Wir, die schreibenden, bildenden, musizierenden, darstellenden Künstler, die Galerien, Bühnen, Kinos, Verlage. Kultur ist nicht selbstverständlich und auch dann nicht kosten-
oder wertlos, wenn wie bei dieser Veranstaltung der Eintritt frei ist. Ohne Geld trocknet Kultur aus – eine Gefahr, die mehr als real ist.

Aber ich will den Künstler auch selber zu Wort kommen lassen.

Helmut sagt selbst über seine Ausstellung:

„Auch wenn der Satz „Wir brauchen die Kohle“ doppeldeutig verstanden wird, Kohle steht im Ruhrgebiet ja bekanntlich auch für „Geld“, bleibt er in der heutigen Zeit, die geprägt ist vom Kohleausstieg, eine Provokation.

Daran habe ich keinen Zweifel, und ich habe den Titel mit Absicht gewählt. Kunst, die nur den Regeln der Ästhetik gehorcht, kann durchaus dazu beitragen, die Welt schöner wirken zu lassen, als sie ist. Zu schön. Aber die Welt ist mit Krieg und Inflation nicht mehr schön. Ich male meist immer noch abstrakt, Darum sind in dieser Ausstellung mehr abstrakte Bilder zu sehen als gegenständliche, aber wenn ich im ungeheiztem Atelier mit der Malerei provozieren will, geht das leider nur gegenständlich.

Diese, für mich noch ungewohnte gegenständliche Malerei hat als Thema den Bergbau, seinen Mythos und die mögliche Notwendigkeit seiner Renaissance.

Die Ausstellung in der Galerie läuft in der Themenreihe „Art meets Musik“. Während der Vernissage ein Konzert des in Gladbeck geborenen und in Staufen lebenden Liedermachers Woger, der auch einige Lieder spielen wird, die zum Thema Ruhrgebiet und Kohle passen, wie „Ruhrgebietskind“ und „Schicht im Schacht“.

Es wird also eine Symbiose geben zwischen Kunst und Musik, und das zu einem Thema, das zum Ruhrpott passt.“

Vernissage

Sonntag 6.November 15 Uhr

Galerie 7

Böckenhoffstraße7

46236 Bottrop

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SvG
SvG
1 Jahr zuvor

@ Autor: „Wir brauchen die Kohle! Wir, die schreibenden, bildenden, musizierenden, darstellenden Künstler, die Galerien, Bühnen, Kinos, Verlage.“
Ich habe da eine einfache Frage: Warum nehmen denn dann die genannten nicht einfach die Honorare, Gagen, Eintrittsgelder, die angemessen sind?

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