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Kreis Recklinghausen: Der RVR kapituliert in Castrop-Rauxel vor den Sturmschäden von ‚Ela‘

Foto(s): Robin Patzwaldt
Foto(s): Robin Patzwaldt

Spannende Entwicklung im Kreis Recklinghausen. Gut 15 Monate nach Pfingststurm ‚Ela‘ kapituliert der RVR scheinbar vor dessen noch immer deutlich sichtbaren Folgen.
Unter der Rubrik „Freizeittipps für die Metropole Ruhr“ bietet man den Bürgern im Kreis Recklinghausen nun ernsthaft an die Wälder ab sofort selber mit aufzuräumen, dort Holz zu fällen, die in den Wäldern der Region an vielen stellen noch immer deutlich sichtbaren Sturmschäden somit selber mit zu beseitigen. Und zahlen darf der geneigte Bürger dafür auch noch.

Monatelang hieß es zuletzt, dass das Betreten der Wälder streng verboten sei, das Schlagen von Holz zum Eigenbedarf natürlich untersagt ist, da es sich um fremdes Eigentum handelt. Nachdem sich nun über Monate an der unschönen Lage vielerorts nicht grundsätzlich etwas änderte, erfolgte nun offenbar der Taktikwechsel beim RVR. Der Bürger soll ab sofort doch bitteschön selber für Ordnung sorgen.

In einer aktuellen Pressemeldung dazu heißt es vielversprechend und natürlich durchweg positiv:
DSC04442 (600x450)„Der Regionalverband Ruhr (RVR) bietet ab sofort Bürgern wieder die Möglichkeit, Brennholz in den verbandseigenen Wäldern bei Castrop-Rauxel selbst einzuschlagen. Nach dem Pfingststurm „ELA“ war das Angebot stark eingeschränkt worden, weil die Wälder durch die Schäden als unsicher galten. … Das dortige Kronen- und Bruchholz ist für das Heizen mit dem Holzofen bestens geeignet, da es schon einen fast anderthalbjährigen Trocknungsprozess hinter sich hat. So muss es nur noch zwischen sechs und zwölf Monaten statt der sonst üblichen zwei Jahre gelagert werden. … Wer sein Holz selbst schlagen möchte, muss einen Nachweis über einen besuchten Motorsägenkurs (Kopie) mitbringen und mindestens fünf bis maximal zehn Raummeter abnehmen. Außerdem ist Schutzkleidung erforderlich. Die Kosten pro Raummeter liegen bei 25 Euro. …“

DSC04446 (600x450)Der RVR nennt es ‚Freizeittipp‘ und ‚Möglichkeit‘, böse Zungen würden es als Kapitulation vor den Sturmschäden in der Region bezeichnen. Kein Wort vom RVR in diesem Zusammenhang mehr zu den immensen zeitlichen Verzögerungen bei den Aufräumarbeiten seit Juni 2014, dazu das Wälder in der Region über ein Jahr gesperrt werden mussten, dass Bürger seit langem schon vergeblich auf Aufräumarbeiten in den Naherholungsbereichen der Region warten mussten. So unterschiedlich können die Darstellungen eben sein.

Weitere Infos dazu findet man als Interessent übrigens hier.

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Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

@Robin: "Nach dem Pfingststurm „ELA“ war das Angebot stark eingeschränkt worden, weil die Wälder durch die Schäden als unsicher galten. …"

Nach den Pünktchen kommt in der Originalmeldung: "Die Aufräumarbeiten sind aber nun abgeschlossen.", d.h. laut RVR hat sich da schon was getan. Was stimmt denn nun?;-)

Ich würde nicht zum Holzschlagen in einen der "unaufgeräumten" Wälder ziehen wollen, das ist für den Einzelnen ohne entspr. Maschinenpark wirklich zu gefährlich.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

Robin, ich kann Deinen Unmut ja nachvollziehen, aber leider kann man Wälder nach solchen Katastrophen nicht einfach so schnell und "schick" aufräumen wie den eigenen Hinterhof oder den Schrebergarten. Das wäre ja z.B. in einem Urwald überhaupt nicht möglich und auch nicht erwünscht, da sich durch jegliche Aufforstungsmaßnahmen auch immer Schädlinge und unerwünschte Pflanzenarten einnisten. Vielen Gebieten muss man einfach eine ganze Menge Zeit zugestehen, damit sich u.A. auch die Böden erst erholen.

Wenn ich diesen Bericht aus dem Juni: http://www.bild.de/regional/ruhrgebiet/sturmtief/unsere-waelder-ein-jahr-spaeter-41277754.bild.html richtig interpretiere, sind 70% des RVR-Waldreviers in der Region bereits weitestgehend "aufgeräumt", d.h. für die Allgemeinheit wieder nutzbar, aber für eine Aufforstung wird es halt noch einige Jahre brauchen.

keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
8 Jahre zuvor

Als Dortmunder hatte ich den Sturm schon verdrängt. Die Freiflächen/Wälder werden genutzt. An Verbotsschilder kann ich mich kaum noch erinnern.
Den offiziellen Zustand kenne ich aber nicht.

Toni
Toni
8 Jahre zuvor

Auch ich, der sich mittlerweile in einem über 40 jährigen Berufsleben mit Bäumen befasst, empfand -Ela- als ein Schock und eine Katastrophe zugleich.
Wenn gesunde, 120 jährige Buchen fallen- schlimm.
Trotzdem, die Deutschtümmelei eines „aufgeräumten Waldes“- vergisst es mal.
Den mögen weder Käfer, Insekten und viele andere Waldbewohner nicht.
Darum, langfristig ist Ela auch eine Chance für unseren Wald.
Auch wenn Herrchen und Fiffi mal Umwege, im nicht aufgeräumten Wald gehen müssen.

Thomas Krämerkämper
Thomas Krämerkämper
8 Jahre zuvor

Der Umgang mit dem Wald ist beim RVR sehr davon abhängig, welcher RVR-Förster die jeweiligen Flächen betreut. Da gibt es wie immer Gute und weniger Gute, allerdings steht der Forstbetrieb beim RVR inzwischen überall mächtig unter wirtschaftlichem Druck. Die ursprüngliche Idee, die großen Wälder der Montanbetriebe durch deren Aufkauf seitens des damaligen KVR in ihrer ökologischen Funktionen nachhaltig zu sichern, ist heute fast bedeutungslos. Da sieht man wieder, dass die öffentliche Hand sowas keinesfalls besser macht, als private Eigentümer.

Speziell in Castrop-Rauxel war nicht Ela die Katastrophe, sondern die nachfolgende "Beackerung" im wahrsten Wortsinn durch den RVR. Dadurch wurden die Flächen so richtig verwüstet. Ich bin sehr froh, dass wenigstens für einige kleine Teilflächen durchgesetzt wurde, dass der RVR dort nicht weiter "aufräumt".
Dort, wo Ela nicht großflächig vollständig abgeräumt hat, wurden die Wälder ökologisch gesehen deutlich aufgewertet. Der viel zu geringe Totholzanteil wurde durch Ela wenigstens etwas erhöht.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

Robin, dieser Artikel: http://www.derwesten.de/staedte/essen/sued/wiederaufforstung-will-geplant-sein-id10411904.html
beschreibt eigentlich ganz gut, was Toni und ich sagen wollen. Aus biologischer und forstwirtschaftlicher Perspektive gibt es durch Ela trotz aller Schäden die nicht häufig auftretende Chance, echte ökologische Ziele bei einer Konzeption zur Aufforstung durchzusetzen (wie Thomas Krämerkämper ja schon schrieb). Da ist das schnelle "große Aufräumen" halt äußerst kontraproduktiv.

Thomas Krämerkämper
Thomas Krämerkämper
8 Jahre zuvor

Robin, Du musst bedenken, dass mit Ela der Holzeinschlag von zehn Jahren "produziert" wurde. Personell und budgetmäßig ist kein Forstbetrieb darauf eingestellt, nun auf einmal innerhalb von zwei Jahren die Arbeit von zehn zu leisten.

Für die Betrachtung Brennholznutzer zu Besucher musst Du haftungsmäßig unterscheiden. Der Besucher darf bestimmte Waldbereiche ausschließlich zum Zweck der Erholung betreten (Landeswaldgesetz, tlw. eingeschränkt durch andere Gesetze und VO z.B. in Schutzgebieten). Er muss überall mit waldtypischen Gefahren rechnen, auch mit herabstürzenden Ästen oder umstürzenden Bäumen. Besondere Verkehrssicherungspflichten hat der Waldeigentümer gegenüber dem Erholungssuchenden innerhalb des Walds nur an den Punkten, wo er zur Erholung quasi besonders einlädt, z.B. durch eine Sitzbank. Und im Falle besonderer Kalamitäten, wie sie hier z.B. durch Ela vorliegen. Daraufhin hat die zuständige Forstbehörde die betroffenen Wälder gesperrt, da offensichtlich niemand in der Lage ist, nach einem solchen Sturm diese Sonderfälle wieder unverzüglich auf Normalmaß zurückzuführen. Wohlgemerkt sperrt die Behörde, nicht der Eigentümer. Diese Sperren aufgrund Ela sind meines Wissens überall wieder aufgehoben. Wenn irgendwo noch Absperrungen sind, dann nicht mehr wegen Ela. Allerdings gab es auch in diesem Jahr schon wieder größere Sturmschäden, z.B. bei euch in Waltrop im RVR-Wald an der Recklinghäuser Straße. Tlw. sind das Folgen der vorherigen Öffnungen durch Ela. Die sind aber eher in normalen Ausmaß, daher gibt es keine Sperrung. Der Besucher ist verpflichtet, gefälligst seinen gesunden Menschenverstand einzusetzen und im Wald aufmerksam zu sein. Fällt ihm trotzdem etwas auf den Kopf, ist das sein persönliches Risiko in freier Natur.

Beim Brennholznutzer sieht es anders aus. Er muss gerade bei der Aufarbeitung von Holz immer mit besonderen Risiken rechnen, ähnlich wie ein normaler Forstarbeiter. Daher wird auch die Sachkunde und geeignete Ausrüstung verlangt. Er hat m.E. noch weniger Anspruch auf Sicherungen durch den Eigentümer und dürfte den kaum in Haftung nehmen können. Daher liegt selbst dann kein Widerspruch vor, wenn ein Wald für normale Besucher gesperrt würde, Brennholzsammler aber hineindürften.

Thomas Krämerkämper
Thomas Krämerkämper
8 Jahre zuvor

Robin, dass ist doch fein. Der RVR hat auch für die Brennholzsammler mehr gemacht, als er müsste (nämlich keine Sammlung erlaubt). Jetzt erlaubt er wieder. Und wer dabei zwischen querliegenden oder halbumgestürzten Bäumen oder unter abgebrochenen Ästen durchkrabbelt und sich dabei verletzt ist selber Schuld.

In einem naturnahen Wald wäre der Anteil stehenden Totholzes sehr viel höher, als in den typischen Wäldern im Ruhrgebiet (Faktor 10-20 höher). D.h. der Waldbesucher muss eigentlich mit einer weitaus höheren Gefährdung im Wald rechnen, als in den tlw. streng durchforsteten Wäldern gerade des RVR.

Thomas Krämerkämper
Thomas Krämerkämper
8 Jahre zuvor

zu 13: Korrektur, die Menge, nicht der Anteil wäre um einen Faktor 10-20 höher.

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