Marls Bürgermeister protestiert gegen WAZ-Aus

Werner Arndt Foto: Stadt Marl
Werner Arndt Foto: Stadt Marl


Marls Bürgermeister Werner Arndt (SPD) hat sich mit einem offenen Brief an die Leitung der Funke-Mediengruppe gewandt. Künftig sollen die Lokalteile der WAZ im Kreis Recklinghausen vom Medienhaus-Bauer geliefert werden. Arndt fürchtet eine Einschränkung von Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt.

Seit 2o06 gibt es in weiten Teilen des Kreises Recklinghausen keine WAZ-Lokalteile mehr, die Leser der Zeitung müssen sich dort mit einer kreisweiten Ausgabe zufrieden geben. Und auch mit der wird es bald vorbei sein. Künftig werden die WAZ-Leser  in großen Teilen des Kreis Recklinghausen Lokalausgaben des Verlags Medienhaus-Bauer erhalten, der mit Zeitungen wie der Marler-Zeitung, der Recklinghäuser-Zeitung und der Hertener Allgemeinen Marktführer der Region ist. Das Modell kennt man von der WAZ: In Dortmund erhalten Leser der Westfälischen Rundschau seit dem 1. Februar den Lokalteil der Ruhr Nachrichten, nur der Mantel kommt noch von der Funke-Mediengruppe.

 

Marls Bürgermeister Werner Arndt hat sich nun mit einem offenen Brief an die Leitung der Funke-Mediengruppe gewandt:

Sehr geehrter Herr Braun,
sehr geehrter Herr Nienhaus,
sehr geehrter Herr Ziegler,

mit großer Bestürzung und in tiefer Sorge um die Arbeitsplätze sowie die Presse- und Meinungsvielfalt in unserer Region und Stadt habe ich die Nachricht aufgenommen, dass in der WAZ-Gruppe 200 Arbeitsplätze unwiderruflich abgebaut und die komplette WAZ Vest – Redaktion in Recklinghausen aufgegeben werden soll. Ich bitte Sie nachdrücklich, von Ihrer Absicht Abstand zu nehmen und der besonderen Verantwortung der WAZ für unsere Region gerecht zu werden.

Der beabsichtigte Abbau von 200 Stellen vor allem im journalistischen Bereich bedeutet einen Verlust von hochwertigen Arbeitsplätzen, für die es in unserer Region weit und breit keinen Ersatz gibt. Die Aufgabe der kompletten WAZ Vest – Redaktion wäre ein herber Schlag für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die  nach der Aufgabe von sieben Lokalredaktionen und der Konzentration der Lokalberichterstattung auf nur noch eine Redaktion in Recklinghausen unter erschwerten Bedingungen mit großem Engagement tagtägliche eine hochwertige journalistische Arbeit geleistet haben.

Die Aufgabe der Vest-Redaktion und einer eigenständigen Lokalberichterstattung der WAZ für die Städte Recklinghausen, Marl, Herten, Haltern sowie für Ostvest-Städte Oer-Erkenschwick, Datteln und Waltrop würde bedeuten, dass der bevölkerungsreichste Kreis in Deutschland in der Lokalberichterstattung de facto zu einer Ein-Zeitung-Region und die Presse- und Meinungsvielfalt in unseren Städten erheblich eingeschränkt wird . Die Schließung der WAZ Vest – Redaktion und die Einstellung der eigenständigen lokalen Berichterstattung würde  der gelebten  Demokratie in unserer Region schaden, die auf Transparenz, Dialog und Meinungsvielfalt gegründet ist und als Korrektiv der öffentlichen und kritischen Begleitung durch die Medien bedarf.

Ich bitte Sie nachdrücklich, der besonderen sozialen und demokratischen Verantwortung der WAZ-Gruppe gerecht zu werden und von der beabsichtigten Aufgabe von 200 Arbeitsplätzen und insbesondere der Schließung der WAZ Vest – Redaktion Abstand zu nehmen.

 

 

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Bertram Batterewitz
Bertram Batterewitz
10 Jahre zuvor

Tja, lieber Werner Arndt, Appelle haben schon 2007 nichts genutzt, als der WAZ-Konzern die Lokalausgaben in Marl, in Recklinghausen, in Haltern, in Herten, in Datteln, in Waltrop und in Oer-Erkenschwick dicht machte. Die WAZ-Lokalredaktion Marl durfte sich nicht einmal von ihren Lesern verabschieden, weil sie angeblich nicht geschlossen, sondern nur in die Regional-Redaktion Vest Recklinghausen verlegt wurde. Ähnlich dolle Dönekes wird man sich auch nun wieder ausdenken, um den Menschen vorzumachen, dass die bald vom Bauer-Verlag belieferten Lokalseiten dem entsprechen, was ansonsten die WAZ-Redakteure und freien Mitarbeieter über das lokale Geschehen geschrieben und kommentiert hätten. Und dennoch finde ich es gut, dass Sie an die Funke-Mediengruppe appellieren, von ihrem Fokus auf den Maximalgewinn abzurücken und die Zeitung wieder so zu verstehen, wie es ihr Gründervater Erich Brost einst im Hinterkopf hatte: ein allen Bürgern zugängliches Forum zu sein als Spiegel einer lebendigen und eben auch widersprüchlichen Demokratie, die sich Tag für Tag erneuert und verbessert.

Klemens Kühnhenrich
Klemens Kühnhenrich
10 Jahre zuvor

Mit dem heutigen Tag (02.05.13) wurde die Redaktion geschlossen.

Ich habe meine persönlichen Konsequenzen gezogen und mein Abo der WAZ heute gekündigt.

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