Lindenstraßen-Aus: „Eine Fernsehserie wie die SPD“

Pressetermin 30 Jahre Lindenstraße – Marie-Luise Marjan und Joachim Hermann Luger Foto: © Raimond Spekking Lizenz: CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)


Daniel Fallenstein:
Ich finde es wirklich schade, dass die Sesamstrasse eingestellt wird. Ich werde Graf Zahl ganz besonders vermissen.

Robert Herr: Erst Merkel, jetzt die Lindenstraße. Wo soll das alles noch hinführen?

Peter Hesse: Sodom und Gomera! Das war eine Art Dauerwutausbruch bei Else Kling, der vielleicht bekanntesten Lindenstrassen-Darstellerin. Ihr Gatte Egon war viele Jahre lang mein Lieblingscharakter in der Sonntagsabendserie: ein gutmütiger, fröhlicher Mensch, der seine Bequemlichkeit, sein Bier und seine Zigaretten liebt. Bei seiner Gattin hat er nichts zu lachen, sie führt viele Jahre ein strenges Reglement über ihn. Und sein Working-Class-Ethos steht auch unter keinem guten Stern: im Juli 1987 wird Egon arbeitslos, da der neue Hausbesitzer Phil Seegers seine Stelle als Hausmeister wegrationalisiert. Daraufhin übernimmt Egon die Vertretung im Kiosk der Familie Griese an. Aber in der folgenden Zeit leidet der viel zu gutmütige Egon immer stärker unter der Herrschsucht seiner Frau und flüchtet sich in die

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Netzfrauen.org und die Angst vor der Verstrahlung aus Japan


Blick auf die „Shinjuku“-Wolkenkratzer und der Berg „Fuji“, vom Bunkyo Civic Center in Tokio Foto: Morio Lizenz: CC BY-SA 3.0


Im Juli 2018 einigten sich die EU und Japan auf den Abschluss eines umfassenden Freihandelsabkommens, kurz Jefta. Das EU-Parlament wird das Abkommen im Dezember ratifizieren, bereits Anfang 2019 könnte es also in Kraft treten. Es gibt gute Gründe, dem Abkommen kritisch gegenüberzustehen. Wie bei den anderen großen Freihandelsabkommen der letzten Jahre ist zum Beispiel der intransparente Aushandlungsprozess problematisch. Das Online-Projekt „netzfrauen.org“ – eine selbsterklärte unabhängige Informationsplattform mit immerhin mehr als 240.000 Followern auf Facebook – entschied sich dieser Tage statt sachlicher Kritik für wahnhafte Desinformation über die Folgen des Abkommens. Die EU, so eine Meldung auf der Seite, würde ihren Bürgern wissentlich verstrahlte Lebensmittel aus Fukushima vorsetzen. Das ist aus vielerlei Gründen Unsinn. Die Meldung und die Reaktionen darauf zeigen aber exemplarisch, dass der politische Diskurs in Deutschland nicht nur in neu-rechten Echokammern zunehmend von haltloser Angstmacherei und Misstrauen gegen politische Eliten bestimmt ist. Unser Gastautor Hanno Jentzsch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Japanstudien in Tokyo und beschäftigt sich unter anderem mit dem Wandel des japanischen Agrarsektors.

Der entsprechende Artikel – zweifach verbreitet über die Facebook-Seite der „Netzfrauen“ und mehr als tausendfach geteilt – ist eine ärgerliche Mischung aus falsch konstruierten Zusammenhängen und vollkommener Unkenntnis. Mit der Ratifizierung des Abkommens, so der Tenor, seien Verbraucherinnen und Verbraucher in Europa bald schutzlos der Einfuhr von

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Fahrverbote: Der Mensch als Störenfried

A40 in Essen

Fahrverbote in weiten Teilen des Ruhrgebiets auch auf Autobahnen sind absehbar. Sie sind die Folge einer seit Jahren grassierenden und von Lobbyisten befeuerten Ökohysterie. Und eines unvorstellbaren Politikversagens.

Selten gab es ein so umfassendes Versagen: Das Europäische Parlament beschließt aus Öko-Hysterie 2008 eine neue Richtlinie zur Luftqualität, obwohl die Belastung mit Stickoxyden damals sank und Experten der Ansicht waren, die Luft in unseren Städten sei für die Menschen schon lange keine Gefahr mehr. Keine Bundesregierung war seit 2010, als die „Richtlinie 2008/50/EG über Luftqualität und saubere Luft für Europa“ in Kraft trat, in der Lage, diese

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Letzte Schicht: Die in die Hölle fuhren

Wohnen und Bergbau. Im Saarland war alles auf die Kohleförderung ausgerichtet. Foto: Mario Thurnes

Die letzte Zeche schließt, nach Jahrhunderten geht die Ära des Bergbaus zu Ende. Ruhrbarone-Autoren erzählen in den kommenden Wochen in loser Folge darüber, was sie mit der Welt der Zechen verbindet.  Heute schreibt unser GastautorMario Thurnes über den Bergbau im Saarland.

Das Saarland war der Pott im Kleinen: Ländlich statt urban, aber auch komplett von Kohle und Stahl geprägt. Damals.

Als Kind hatte ich Angst, das Gelände der Göttelborner Grube zu betreten. Ich fürchtete, aus Versehen „untertage“ zu geraten. Und was mir mein Vater von „Untertage“ erzählt hatte, klang wie ein Report aus der Hölle: Geschichten über extreme Hitze, Kälte, Schweiß, Staub und Dreck. Er musste es wissen, er gehörte zu den Bergleuten, die dort einfuhren.

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Aufstehen: Klassenkampf in Stahlhausen

Sahra Wagenknecht in Bochum


Am Mittwoch stellte sich Sahra Wagenknechts Bewegung Aufstehen in einem Gewerkschaftssaal in Bochum der Öffentlichkeit vor. Zu sehen war eine Linke, die die Postmoderne hinter sich gelassen hat. Für Funktionäre der Linkspartei und der SPD könnte Aufstehen zum Problem werden.

Der Saal im Jahrhunderthaus der IG Metall im Bochumer Arbeiterstadtteil Stahlhausen war bis zum Bersten gefüllt. Über 1000 Anmeldungen hatte es für die Auftaktveranstaltung von Aufstehen in Nordrhein-Westfalen gegeben, viel mehr als die gut 600, die am Ende zusammengekommen waren.  Es waren Linke unterschiedlichsten Alters, in der Mehrzahl Frauen und wer erwartet hatte, die Blamage von Sahra Wagenknechts Kunstbewegung zu erleben, wurde enttäuscht.

Die Veranstaltung war perfekt organisiert: Nach einer Begrüßung durch die Bochumer Linken-Bundestagsabgeordnete Sevim Dağdelen folgte eine Talkshow mit DGB-NRW- Finanzchef Ralf Köpke, der ehemaligen Putzfrau und Sozialdemokratin Susi Neumann und dem Frankfurter

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Schirrmacher, Malediven, Habermas

Malediven
Malediven
Habermas und Schirrmacher auf Maledivenurlaub? / Bild: @photoripey

Die Geschichte der Republik der Malediven ist traurig, doch die Geschichte der FAZ ist es im Grunde ja auch. Unser Gastautor Jörg Metes erzählt, was die beiden verbindet.

Vor 50 Jahren, am 11. November 1968, wurde die Republik Malediven gegründet. Präsidenten hatte sie seither fünf.

Der erste Präsident (1968-78) und der zweite (1978-2008) waren Autokraten, sie ließen sich vom Parlament einfach ernennen. Der dritte (2008-2012) war der erste, der direkt vom Volk gewählt wurde. Der vierte (2012-2013) kam durch einen Putsch ins Amt, der fünfte (2013-2018) wieder durch Direktwahl.

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Der Ruhrpilot

A40 in Essen Foto: en:User:Doco Lizenz: CC BY 2.5


Ruhrgebiet: 
Das bedeutet das Diesel-Urteil für das Ruhrgebiet…WAZ
NRW: Diesel-Fahrverbot auf A40 – Droht jetzt das Mega-Chaos?…Express
NRW: So wird die Organisierte Kriminalität bekämpft…General-Anzeiger
NRW: „Shisha-Bars sind Boden für Clan-Kriminalität“…WAZ
NRW: „Ich dachte, die Toten seien nur krank gewesen!“…Bild
NRW: Wie der Staat gegen die Mafia versagt…Express
Debatte: Zeit für eine Diesel-Rettungsgasse…FAZ
Debatte: Die AfD ist sehr wohl eine „Partei der großen Leute“…Welt
Debatte: Kein Saubermann…FAZ
Debatte: Altlast Gabriel…Bild
Debatte: Unser selbstverliebtes Lummerland…Welt
Debatte: Diese Sehnsucht nach dem Prüden…NZZ
Debatte: „Leider kein Geschenk“…Jungle World
Ruhrgebiet: Empörung über Diesel-Fahrverbot…WAZ
Ruhrgebiet: Wie Dortmund und Bochum Fahrverbote verhindern wollen…WAZ
Ruhrgebiet: Ermittlungen gegen Kinderklinik Gelsenkirchen eingestellt…Zeit
Bochum: IS-Terroristin auf offener Straße festgenommen…WAZ
Duisburg: Tum muss gehen, Murrack wird Kämmerer…WAZ
Duisburg: Weihnachtsmarkt ohne Riesenrad…WAZ
Essen: OB will Revision des Diesel-Urteils…WAZ
Essen: Das absurde Diesel-Urteil kann nicht das letzte Wort sein…WAZ
Essen: Diesel-Fahrverbot – 18 Stadtteile und A40 betroffen…WAZ
Essen: PS-Ikonen rollen von der Leinwand in die Halle…Bild

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Auf der Suche nach der verlorenen Liebe der Fans: Das Umdenken hat beim DFB noch nicht begonnen

Heute Abend findet in Leipzig das Testspiel der DFB-Elf gegen die Auswahl von Russland statt. Rund 10.000 Plätze werden im Stadion frei bleiben. Nach einem so schwachen Länderspiel Jahr, wie es die Löw-Truppe abgeliefert hat, sollte das nicht verwundern.

Bundestrainer Jögi Löw selber hat bei der gestrigen Pressekonferenz den Grund dafür auf die zuletzt schwachen Leistungen seiner Elf abgewälzt. Gänzlich falsch ist das sicherlich nicht. Doch es ist eben auch nur die halbe Wahrheit.

Auch schon vor der WM des vergangenen Sommers wurde beim DFB über das teilweise schwache Zuschauerinteresse bei einigen DFB-Spielen orakelt. Man wolle zukünftig gerne in kleinere Stadien wechseln, wenn der Gegner nicht allzu attraktiv ist, hieß damals die Antwort auf das schwindende Faninteresse.

Alles nicht verkehrt, und doch wird der Hauptgrund für das Dilemma bei diesen Debatten seitens der Offiziellen immer gerne mal umschifft. Denn dieser liegt in der von Fans und Medien zuletzt schon häufiger thematisierten grundsätzlichen Entfremdung der Nationalmannschaft von der Basis, von den eigenen Fans.

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