Schwarz-Grüne Koalition im VRR

Der VRR, der den Regionalverkehr im Ruhrgebiet und in Teilen des Rheinlands organisiert hat ein Parlament – seine Verbandsversammlung. Und in der gibt es jetzt eine Koalition aus CDU und Grünen. Die werden sogar ein Sozialticket einführen.

Ja klar, SPD und Grüne sind sich in NRW ungeheuer nah. Die Konflikte und Verletzungen der Vergangenheit – vergessen. Es gäbe, erklärte noch bei der Vorstellung der rot-grünen Koalition im Regionalverband Ruhr (RVR), der Chef der Revier-Grünen, Björne Wichert, keine Äquidistanz der Grünen zu CDU und SPD: „Die SPD steht uns von allen Parteien am nächsten.“ aber so nah, dass man der SPD bei knappen Mehrheiten vertraut auch wieder nicht. Dann arbeitet man lieber mit der Union zusammen – wie jetzt in der Verbandsversammlung des VRR, des größten Verkehrsverbundes Deutschlands: Die kommenden fünf Jahren werden dort Grüne und CDU gemeinsam die Politik des Verbandes bestimmen, obwohl eine, wenn auch knappe, Mehrheit von SPD und Grünen möglich gewesen wäre. „Die Grünen“, so ein Kenner der Partei in NRW, „halten die SPD im VRR für unsichere Kantonisten. Das Vertrauen war einfach nicht da.“ Beschlossen haben das die Fraktionsspitzen von CDU und Grünen im VRR am vergangenen Freitag auf einer gemeinsamen Sitzung bei RVR in Essen.

Der Verhandlungsführer der Grünen im VRR, der Dortmunder Grünen-Fraktionsvorsitzende und OB-Kandidat Mario Krüger, hat auch wenig Grund, der SPD zu vertrauen. In den vergangenen Monaten hat er keine guten Erfahrungen mit den Genossen gemacht: Im Dortmunder Rat verwässerte eine Mehrheit von CDU und SPD das noch zu rot-grünen Zeiten entstandene Sozialticket und auch sonst ließen die Dortmunder Sozialdemokraten, die wohl nach der Landtagswahl gemeinsam mit der Union die Stadt regieren wollen, kaum eine Chance aus, den einstigen Partner vorzuführen.
Die neue Koalition beginnt für die Grünen mit einem Erfolg: Stufenweise soll nun VRR weit ein Sozialticket eingeführt werden. Bedürftige wie Hartz IV Empfänger können damit eine günstigere Monatskarte als Normalkunden erwerben. Wie günstig steht noch nicht fest, und so ist das Blog Bo-Alternativ aus skeptisch: „Ob der Preis für das Ticket wirklich den Namen Sozialticket verdient, war bisher nicht zu erfahren. Dies soll in den nächsten Tagen der Öffentlichkeit mitgeteilt werden.“

Pro Unfug – Sauerländer soll Ehren-Ruhri auswählen

Foto: Umweltministerium / Der Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) steht links

Der Verein Pro Ruhrgebiet bemüht sich, das Ruhrgebiet geistig zu vertreten. Der Verein steht unter anderem hinter dieser Internet-Seite, auf der die Einheitsstadt Ruhr propagiert wird. Das ist erstmal gut. Dazu lässt der Verein unter anderem den Bürger des Ruhrgebiets wählen. Als Identifikationsfigur. Das war zum Beispiel schon Rudi Assauer.

Nicht gut ist, dass der Verein Pro Ruhrgebiet jetzt tatsächlich NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) zum Jury-Chef für die Wahl des Revierehrenbürgers gemacht hat. Unter seinem Vorsitz soll am 8. April unter allen eingegangenen Vorschlägen der kommende Ehrenpreisträger ausgewählt werden.

Uhlenberg hat mit dem Revier so viel zu tun, wie ein Trecker mit einem Rennwagen. Der Mann kommt aus dem finstersten Sauerland. Hinter den Bergen bei den Zwergen. Der ist da in Soest Ehrenvorsitzender der CDU. Der Mann hat es nicht mal hingekriegt, die Gifte PFT aus dem Ruhrwasser rauszuwaschen. Der Kerl wirft Reportern vor, korrupt zu sein, wenn sie ihm unangenehme Fragen stellen. Und dieser Sauerländer soll jetzt sagen können, wer im Revier was tolles gemacht hat? Da kann nur Mist bei rauskommen. Mit dieser Jury-Besetzung hat der Verein Pro Ruhrgebiet bewiesen, dass er instinktlos ist – und das unabhängig davon, dass aus Uhlenbergs Ministerium heraus ein Ermittlungsverfahren gegen einen ehemaligen Mitarbeiter des Hauses befeuert wurde, wie bei den Ruhrbaronen nachzulesen ist.

Es ist instinktlos, keinen passenden Jury-Vorsitzenden aus dem Ruhrgebiet selbst zu finden. Gibt es hier nicht genug kluge, gute Leute, dass man auf einen dubiosen Politiker aus dem Sauerland zurückgreifen muss? Und wieso muss es ein amtierender Politiker sein? Gibt es keinen ehrenvollen Mann oder keine seriöse Frau ohne Parteibindung für den Job? Wer wird jetzt Preisträger? Einer aus Helgoland mit CDU-Parteibuch? Oder einer der andersweitig Parteipolitisch genehm ist? Meiner Ansicht nach wird der Ehrenpreis jedenfalls mit Minister Uhlenberg beschädigt. Er wird ab nun im Ruch der Parteilichkeit stehen. Und: Ist der Sauerländer eigentlich für den Ruhrbezirk und die Ruhrstadt, oder als Seitenrand eher dagegen und will das Revier geteilt halten? Will er Werl im Pott haben oder lieber nach Soest? Zu den Unterzeichnern der Ruhrstadt-Carta gehört Minister Uhlenberg jedenfalls nicht. Toll gemacht Pro Ruhrgebiet.

Davon ab scheint es beim Verein Pro Ruhrgebiet Probleme bei der Auswahl der Preisträger zu geben. Denn die „Bewerbungsfrist“ für den Bürger des Ruhrgebietes wurde um einen Monat verlängert. Wer sich also beim CDU-Sauerländer Uhlenberg um einen Orden als angemessener Ruhri bewerben will, sollte seine Unterlagen bitte bis zum 31. März beim nun offenbar zuständigen MUNLV einreichen.

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Ruhrgebietskiller Centro – ein Interview

Vor ein paar Wochen hat der Raumplaner und Architekt Walter Brune gemeinsam mit dem Architektur-Journalisten Holger Pump-Uhlmann ein Buch über das CentrO in Oberhausen veröffentlicht. Nicht das übliche Hochglanzgeschwafel. Sondern eine kenntnisreiche Abrechnung mit einer verfehlten Stadtplanung. Dabei schrecken die beiden Autoren nicht davor zurück, eine Vorgeschichte zu analysieren, die bis in die düstersten Zeiten von Johannes Rau (damals SPD-Ministerpräsident von NRW) zurückreicht, als nach vorne immer alles bieder evangelisch sauber roch und nach hinten hinaus der Mist stank.

Brune und Pump-Uhlmann sind für ihr Stück tief eingestiegen. Haben alte Berichte aus Untersuchungsausschüssen durchforstet, sich mit Diplom- und Magisterarbeiten beschäftigt und jede Menge Fachliteratur für Normalsterbliche übersetzt. Herausgekommen ist ein Buch, dass für jeden Ruhrgebietseinsteiger zur Pflichtlektüre werden sollte. Denn durch das Buch lernt man vieldarüber, wie hier Dinge laufen. Kaum verholen wirft beispielsweise Brune dem damaligen SPD-Oberbürgermeister Burkhard Drescher vor, sich für das Projekt gegen das Interesse der Stadt aus Eigeninteresse eingesetzt zu haben. Nur an manchen Stellen, etwa wenn es um die Gewerbesteuereinnahmen von Oberhausen und die Veränderungen durch das Centro geht, bleibt das Buch flach. Aber das sind Nebensächlichkeiten, die auf jeden Fall nicht die Hauptaussagen des Buches beeinträchtigen.

Überraschenderweise sorgt das Stück im Ruhrgebiet bislang nicht für eine heftige Debatte. In der NRZ, Lokalteil Oberhausen, wurde es als „ärgerliches“ Machwerk abqualifiziert, das wenig Neues bringe. Tja, wenn der NRZ-Kollege alles schon gewusst hat, warum hat er das dann nicht mal aufgeschrieben? Die Diskussionen beschränkten sich im wesentlichen auf die üblichen Abwehrreaktionen. Kommt von außen, will uns was böses, ist gemein, der hat doch ganz andere Interessen. In der WAZ wurde das Buch übrigens kaum regional wahrgenommen. Schade.

Foto: Flickr.com

Am deutlichsten hat sich noch der angegriffene Drescher selbst der Sache angenommen. In einem Leserbrief für die Immobilienzeitung griff der heutige Berater, der nach seiner Zeit bei der Stadt Oberhausen hauptberuflich ins Immobilienfach wechselte, den Architekten Brune direkt an:

Es kommt mir durchaus witzig vor, dass Herr Brune seine 17 Jahre alten Thesen unreflektiert auf 127 Seiten im Jahr 2009 zur Veröffentlichung bringt und auch noch eine ganze Seite der Immobilien Zeitung dafür okkupiert. Gleichwohl, kalter Kaffee reift auch durch das Altern nicht. Der Leser sollte wissen – davon kein Wort im Artikel -, dass Herr Brune zu jener Zeit der Besitzer und Betreiber des Rhein-Ruhr-Zentrums war: 60.000 m2 Verkaufsfläche an der Stadtgrenze zwischen Essen und Mülheim. Dieses Zentrum ist ohne jegliche Beziehung zur Innenstadt von Mülheim in einem Gewerbegebiet errichtet worden, durch das Centro entstand ein direkter Konkurrent. Daher die Vehemenz der Ablehnung.

Nur zur Klarstellung: Drescher unterschlägt bei diesem Angriff, dass Brune in seinem Buch sehr wohl auf seine Planungen für das Rhein-Ruhr-Zentrum eingeht. Brune sagt dort auch, er müsse sich als Fachmann zu den Fehlplanungen äußern und lasse sich nicht das Wort verbieten. Mir kommt der Angriff sowieso nicht ganz sauber vor. Wie stellt sich das Drescher vor? Soll jeder, der sich auskennt, die Klappe halten, damit nur noch Amateure über sein Handeln berichten können? Tatsache ist, nach Dreschers Zeit in Oberhausen ist die dortige alte Mitte kaputt und die Gemeinde komplett verschuldet. Die Ruinen eines Blenders, könnte man sagen. Zudem fällt mir da ein, dass sich seinerzeit der damals noch lebende WestLB-Chef Friedel Neuber bei Unternehmen im Ruhrgebiet umschaute, ob nicht irgendwo ein Job für Drescher zu finden sei, als der aus der Politik aussteigen wollte. Einem mir persönlich bekannten Unternehmer sagte Neuber: Man habe da noch einen Versorgungsfall. Hat eigentlich die WestLB die Finger mit im Centro-Gemenge gehabt? Wie dem auch sei: Drescher greift weiter Brune an.

Zu jener Zeit (als Drescher das Centro durchdrückte, d.A.) war Oberhausen geprägt durch den Abbau von über 40.000 Arbeitsplätzen innerhalb weniger Jahre und einen massiven Kaufkraftabfluss. Schon Anfang der 90er Jahre gab es bereits keine Stadtmitte mehr, sondern drei Teilzentren. Inzwischen sind alle Teilzentren erheblich aufgewertet worden und erfreuen sich einer guten Frequenz als Nahversorgungszonen. Dazu ist die Neue Mitte Oberhausen (NMO) gekommen. Über 12.000 Arbeitsplätze sind in der NMO entstanden, davon nur knapp 3.000 im Centro. Über 20 Mio. Besucher aus ganz Europa bringen Kaufkraft in die Region. Es ist durch diese private Investition in ein modernes, touristisch ausgelegtes Shoppingcenter ein Impuls ausgegangen, der Oberhausen zum stärksten touristischen Anziehungspunkt im Ruhrgebiet hat werden lassen. Aus dem alten montanindustriellen Herzen der Stadt ist eine neue, pulsierende ökonomische Mitte entstanden. Dadurch ist Oberhausen nicht nur dem Niedergang entkommen, sondern hat sich zu einem Zukunftsstandort entwickelt – einem der wenigen im Revier. Diese Neue Mitte ist eine Erfolgsstory, auch wenn Herr Brune seit nahezu 20 Jahren mit den gleichen dauerhaft widerlegten Thesen dagegen wettert.

Auch das ist in meinen Augen eine schräge Wahrnehmung, die nur schwer mit der Welt da draußen in Übereinklang zu bringen ist. Ich habe den Architekten Brune gefragt, was er zu den Angriffen von Drescher sagt.

Herr Brune, sie haben sich als Architekt und Stadtplaner mit dem Centro beschäftigt. Geben Sie uns eine Gesamteinschätzung: War die Nummer ein Erfolg?

Wenn man den Erfolg des Centro Oberhausen beschreiben möchte, muss man sich erst einmal die Frage stellen: Für wen war es ein Erfolg? Für die Stadt Oberhausen war es der totale Niedergang. Ein Spaziergang zusammen mit einem Journalisten der Financial Times vor ca. 14 Tagen über die Haupteinkaufsstraße Oberhausens, die Marktstraße, war für den Journalisten ernüchternd. Wir standen vor 30 qm großen Pfützen mitten in dieser Einkaufsstraße. Links und rechts säumten nur noch schäbige Buden die Straße. Kaufhäuser waren geschlossen. Die wenigen noch vorhandenen Geschäfte führen ein Nahversorgungssortiment. In der Regel sind es Ketten, wie Aldi, Rossmann, Tengelmann, etc. Die Stadt ist kaputt. Wir konnten es bei besagtem Spaziergang eindeutig sehen. Insofern war das Centro Oberhausen für die Stadt Oberhausen kein Erfolg.

Was das Centro anbelangt, hat man sich, meiner Einschätzung nach, sicherlich einen größeren Erfolg vorgestellt, denn es sollten Kunden aus dem gesamten Ruhrgebiet und den Niederlanden angezogen werden. Das war am Anfang auch der Fall, doch es hat sich sehr schnell gelegt. Im Übrigen ist das Mieterangebot sehr dürftig und hauptsächlich auf sehr junge Kundschaft ausgerichtet, die bekannterweise nicht sehr viel Geld zur Verfügung hat.

Trotzdem ist das Centro Oberhausen lebensfähig und hat durchaus so viel Kraft, den Städten Oberhausen und Mülheim den Einsatzhandelsumsatz zu entziehen.

Mit dem Centro sollte eine neue Mitte in Oberhausen geschaffen werden, das sagte zumindest immer der damalige Oberstadtdirektor und spätere Oberbürgermeister von Oberhausen Burkhard Drescher. Ist das Centro eine neue Mitte geworden?

Herr Drescher hat den Bürgern vorgegaukelt, eine neue Stadtmitte zu schaffen. Triste Gebäude, von Parkplätzen und Parkhäusern umgeben, die abends um 22:00 Uhr schließen, bedeuten keine neue Stadtmitte. In einer Stadtmitte muss man abends noch einmal eine Gaststätte aufsuchen oder an beleuchteten Schaufenstern vorbei flanieren können. Eine funktionierende Stadtmitte hat ein vielfältiges Angebot; die Bürger kennen ihre Stadtmitte, sind stolz darauf und verstehen sie als ein Stück Heimat. Das kann kein Shopping-Center bieten und der Oberbürgermeister der Stadt Oberhausen hat nichts neu installiert, sondern hat die Bürger ihrer Stadtmitte beraubt.

Wollte man dieses Versprechen einlösen, hätte Herr Drescher die Innenstadt größtenteils abreißen müssen, um das Centro Oberhausen so in die Innenstadt zu integrieren, dass es nach allen Seiten verglast und somit offen wäre und ein Teil der Innenstadt darstellen würde. Das war aber nicht möglich und konnte daher von vornherein nicht gelingen. Außerdem war es auch nicht gewollt. Herr Drescher war von Anfang nur daran interessiert, dem englischen Investor dieses große Projekt zu ermöglichen und alles, was mit der Stadt Oberhausen und sonstigen Städten dadurch passiert ist, war ihm völlig egal.

Ich kann natürlich nicht beweisen, welche persönlichen Interessen hinter diesem Bestreben lagen. Aber ein solches Handeln kann nicht ohne Streben nach persönlichem Vorteil vonstatten gehen. Es entspricht nicht dem menschlichen Wesen. Beweisen kann man das natürlich nicht, aber die Dinge liegen in diesem Fall so offenkundig auf der Hand, dass man eigentlich gar keine Beweise benötigt. Insbesondere die Tatsache, dass Herr Ex-Oberbürgermeister Drescher kurz vor seinem Abgang noch schnell dafür gesorgt hat, dass Kraft seines Amtes 30.000 qm Erweiterung genehmigt und somit machbar wurden, obwohl er sich selbst vor Beginn der Genehmigung des eigentlichen Shopping-Centers dazu veranlasst sah, eine Baulast eintragen zu lassen, die eine Erweiterung eigentlich nicht möglich machte. Also: Trick hin, Trick her! Das hat schon Dimensionen, denen man in diesem Zusammenhang Bedeutung zumessen muss. Und gleich, nachdem alles gelungen war, ist Herr Drescher in die Privatwirtschaft gewechselt, denn es hätte ja sein können, dass in seinen Amtsstuben doch noch kritische Stimmen aufgekommen wären, die ihm als Oberbürgermeister einen weniger guten Abgang beschert hätten.

Haben die gut 500 Fördermillionen aus öffentlicher Hand für das Centro irgendetwas für die Menschen im Ruhrgebiet gebracht?

Mit 500 Mio. Fördermitteln aus öffentlicher Hand hätte man, wenn ich beispielsweise den Planungsauftrag bekommen hätte, die Marktstraße sowie die Anfänge der Nebenstraßen zunächst vollständig saniert, Bäume gepflanzt, Bänke aufgestellt und durchaus einen Teil der Straßen mit Glasdächern überdachen können, aber absolut gesehen nicht auf ganzer Länge, sondern immer nur Einzelpositionen von vielleicht 20 m – 30 m. Danach hätten wieder 100 m offene Flächen angeschlossen. In eine Straße muss auch die Sonne ungefiltert scheinen können. Unter den verglasten Abschnitten hätten kleine Pavillons aufgestellt werden können, in denen man Cafés, kleine Gasstätten oder Sonderverkäufe platziert hätte. Diese Details hätte ich mit den Mitteln leicht finanzieren können und dann noch weiteres Geld in die Hand genommen, um auf der Länge der Straße Bronzeskulpturen aufzustellen, um eine künstlerisch hochwertige Skulpturenallee zu schaffen. Im Frühjahr und Herbst wären entsprechende Blumenbeete saisonal bepflanzt worden, genauso wie es andere Städte auch machen. In der Weihnachtszeit natürlich mit weihnachtlicher Bepflanzung, Beleuchtung und Ausstattung. Alles in allem hätten diese Verschönerungen ca. 50 Mio. ausgemacht.

Danach hätte ich die restlichen 450 Mio. gut angelegt und aus der Rendite, die jedes Jahr mindestens 20 bis 30 Mio. hätte bringen können, hätte ich in vielen Bereichen der Stadt, insbesondere im zentralen Bereich – ähnlich meinem Vorschlag – entsprechende Gestaltungen und Unterstützungen vorgenommen. Mit 500 Mio. hätte man eine Stadt dauerhaft als strahlende Einkaufsstadt darstellen können, durchaus auch mit der Möglichkeit aus diesem Topf den Einzelhändlern helfende Zuwendungen zukommen zu lassen, und sei es auch nur in Form von Krediten, die sonst nicht so leicht von den Einzelhändlern zu bekommen gewesen wären, oder Zinszuschüsse, die Kredite bei normalen Banken erleichtert hätten.

Alles mit voller Kraft und voller Absicht das Geld nur dafür einzusetzen, die Innenstadt und somit die gesamte Stadt zu aktivieren und zu fördern. Das hätte Oberhausen auf den ersten Rang der Ruhrgebietsstädte gesetzt.

Was aber stattdessen geschah, bedeutet, 500 Mio. verplempert zu haben, und zwar für einen privaten Investor, der die Innenstadt mit diesem Geld gleichzeitig zerstört hat.

Wurden wenigstens die versprochenen 10.000 neuen Arbeitsplätze in Oberhausen geschaffen?

Es wurden nicht nur 10.000 Arbeitsplätze versprochen. In einem Zeitungsartikel aus dieser Zeit äußerten die Investoren: „Sollte das Ladenschlussgesetz aufgehoben oder verlängert werden, werden sogar 12.000 Arbeitsplätze neu geschaffen.“ Das sollte heißen: Allein 2.000 Arbeitsplätze mehr nur im Centro. Heute wird argumentiert, man hätte zwar im Centro nur 3.000 Arbeitsplätze schaffen können, aber in Nachbarprojekten sind weitere Arbeitsplätze entstanden, was das Gesamte aufbessert. Aber selbst wenn es insgesamt 3.500 Arbeitsplätze sein sollten (was ich bezweifle, da hier genauso fehlinformiert wird, wie in anderen Bereichen), wird vermieden zu erwähnen, dass mindestens die gleiche Anzahl an Arbeitsplätzen im völlig zerstörten Einzelhandel der Innenstadt verloren gegangen sind, so dass unterm Strich ein Null-Summen-Spiel anzutreffen ist. Die von mir geschilderte „strahlende Innenstadt Oberhausen“ hätte aber tatsächlich neue Arbeitsplätze schaffen können, nicht aber das Projekt Centro Oberhausen.

Wie beurteilen Sie die Rolle von Herrn Drescher? Hat er dem Revier mit seinem Einsatz für das Centro genutzt oder geschadet?

Ich glaube, es versteht sich von selbst, dass die Einzelhandelsverlagerung aus Oberhausen, Mülheim, Essen, Bottrop und anderen nahe gelegenen Städten allen geschadet hat. Ein Shopping-Center in dieser Größe hat eine enorme Zugkraft auf den Einzelhandelsumsatz. Das konnte dem Revier keine positiven Impulse geben.

Die Landesregierung hatte festgelegt, dass die Verkaufsfläche auf 70.000 qm beschränkt werden sollte. Wurde diese Vorgabe eingehalten?

Ich habe die Ausführungspläne des Centro Oberhausen in meinem Büro. Wenn ich diese Flächen exakt nachrechne komme ich auf 97.000 qm Verkaufsfläche, wobei die Gastronomieflächen hierin eingeschlossen sind. Diese gehören natürlich auch zu einer Verkaufsfläche, denn die dort verkauften Waren werden ja nicht verschenkt. Also, auch die 70.000 qm wurden nicht eingehalten und hierüber hat sich auch niemals irgendjemand beschwert, schon gar nicht die Oberhausener Behörden. Im Gegenteil, sie haben die Größe genehmigt. Was sollten die Behörden auch anderes gegen die Anweisung des Oberbürgermeisters tun?

Heute gibt es in Essen den Limbecker Platz, andere Städte planen ähnliche Zentren. Welche Rolle spielt hier das Centro für den Wettlauf um das schönste Einkaufszentrum? Welche Auswirkungen hat der Wettlauf für die Innenstädte des Reviers?

Das von ECE am Limbecker Platz zusammen mit Karstadt errichtete innerstädtische Einkaufzentrum bewirkt durch die enorme Größe keine Stütze des innerstädtischen Einzelhandelsumsatzes. Natürlich werden die Kunden durch den Standort näher an die Innenstadt herangeführt, aber viele Kunden werden in dieser großen Fläche alle Kaufbedürfnisse befriedigt finden. Ein solches, in sich eingekapseltes Zentrum braucht die es umgehende Stadt gar nicht und leistet somit auch keinen positiven Beitrag zur Attraktivitätssteigerung einer Innenstadt.

Natürlich haben Sie recht, dass ein solches Projekt die Wettlaufbemühungen anderer Städte, ebenfalls ein Shopping-Center zu etablieren, beflügelt. So ist auch in Dortmund gemeinsam mit ECE geplant, ein innerstädtisches Einkaufszentrum am Westenhellweg zu bauen. Wenn solche Shopping-Center an zentraler Stelle liegen und nicht zu groß sind, dass sie sich selbst genügen und die umgebende Stadt noch brauchen und nur ein Teil der Sortimente anbieten, können sie natürlich positiven Einfluss auf die Stadt nehmen. Es ist immer eine Frage der Größe. Ich halte 20.000 qm Verkaufsfläche für die maximale Größe, um dem Einzelhandel der umliegenden Stadt noch eine Chance zu geben. Zudem sollte in solchen Projekten das Sortiment angeboten werden, das in der Innenstadt fehlt. So bildet sich aus vorhandenem und neuem Sortiment eine Einheit, die durch die Addition gesteigert wird.

Zahlreiche Gutachten sollten damals belegen, dass das Centro keine Gefahr für die Nachbarstädte darstellt. Haben sich die Gutachter alle geirrt? Und vor allem warum?

Es ist sehr offenkundig, dass die Gutachter in der Beurteilung des Centro Oberhausen unrichtige Aussagen tätigten. Es ist in Deutschland leider so, dass die Gutachter vom Investor bezahlt werden, weil die Städte hierfür angeblich kein Geld haben. Die 500 Mio. haben wohl nicht gereicht, ein paar Tausend hierfür auszugeben. Und so machen die Gutachter, was der Auftraggeber sagt. Wer die Musik bezahlt, bestimmt was gespielt wird. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

Warum wurden eigentlich Projekte wie die Überdachung der Marktstraße nicht verwirklicht? Mit Hilfe dieser Initiativen sollte doch die Oberhausener Innenstadt gestärkt werden. Gab es überhaupt echte Anstrengungen von Drescher, dem alten Zentrum zu helfen?

Die Überdachung der Marktstraße war eine Täuschung der Bürger. Sie sollten eine neue, strahlende Innenstadt erwarten dürfen, aber Drescher hat alles dagegen getan, denn er hatte überhaupt kein Interesse, dass das Centro Oberhausen durch eine attraktive Innenstadt Konkurrenz bekommt. Sondern im Gegenteil, die Planung des Centro sieht klar vor, den Einzelhandel aus der nahen Innenstadt abzuziehen und in das Centro zu verlagern. Insofern waren die gesamten Gedanken zu Überdachungen, etc. reiner Schwindel. Das zur Verfügung stehende Geld wurde ausschließlich dafür eingesetzt, das Centro Oberhausen zu fördern. Man scheute auch nicht davor zurück, noch eine Straßenbahnlinie von Mülheim bis zum Centro zu bauen, damit die Mülheimer bequem dort hin gelangen konnten.

Die alte Innenstadt von Oberhausen sieht heruntergekommen aus. Aus A-Lagen wurden B-Lagen. Kann man sagen, dass hier Werte vernichtet wurden? Und falls ja, kann man eine Größenordnung der vernichteten Werte nennen?

Man kann feststellen, dass durch den Wegfall des Einzelhandels aus den früheren 1-A-Lagen die Gebäudewerte erheblich gemindert und dadurch vernichtet wurden. Ohne zu rechnen kann ich behaupten, dass die Summe der abgewerteten Immobilien erheblich ist. Beispiel: Wenn man auf der Königsallee ein Gebäude kaufen wollte, was ich verschiedentlich tat oder begleitet habe, musste man mit einer 24fachen Jahresmiete rechnen. Wenn man in einer guten Düsseldorfer Nebenstraße, auf der auch Geschäfte sind, ein Haus kaufen wollte, musste man mit der 18fachen Jahresmiete rechnen. Wenn man ein Haus ohne Ladenlokal im Erdgeschoss kaufen wollte, rechnete man mit der 12fachen bis 14fachen Jahresmiete.

Da sich die Häuser in der Oberhausener Innenstadt aber nicht als Wohnhäuser eigenen, als Büros nicht zu vermieten sind und das Erdgeschoss leer steht, kann man sich vorstellen, was man in diesem Fall überhaupt noch rechnen kann. Die Gebäude sind fast wertlos, es sei denn man bekommt einen Nahversorger ins Erdgeschoss, wie z. B. Aldi. Aber Aldi wird nur eine Miete zahlen, die sich bei netto sieben Euro je Quadratmeter bewegt, so dass auch dadurch keine deutliche Wertverbesserung eintritt. Nein, die Innenstadt ist vom Gebäudewert her ebenso zerstört worden, wie die Lebendigkeit der Stadt.

Es heißt, das Centro nutze der Stadt Oberhausen durch indirekte Einnahmen aus Gewerbe- und Einkommenssteuer. Stimmt das in Ihren Augen?

Die Frage bezüglich der Gewerbesteuer habe ich in meinem Buch eindeutig dargestellt. Es gab kaum positiven Effekte. Es ist ja so, dass die Einkommensteuer, die der Investor für den Überschuss aus den Mieten zahlen muss, mit der Abschreibung für das Gebäude kompensiert wird. Die Gewerbesteuer zahlen die meisten Mieter an dem Standort, an dem ihre Verwaltungen liegen, und da ein solches Shopping-Center meist aus großen Filialen besteht, sind die Verwaltungen dieser Filialketten meist nicht in Oberhausen ansässig. Auch hier kann man fast von einem Null-Summen-Spiel sprechen. Jedenfalls nicht von einem Ergebnis, von dem man sagen kann, dass das Projekt Centro Oberhausen die Finanzen der Stadt Oberhausen retten würde. Meinem Buch können Sie entnehmen, dass die Stadt Oberhausen vor Errichtung des Centro Oberhausen ein Zehntel so hoch verschuldet war, wie heute und nunmehr zu den ärmsten Städten des Ruhrgebiets zählt.

Wieso konnte Ihrer Ansicht nach das Centro überhaupt umgesetzt werden? Gab es eine moralische Verpflichtung des Landes, das Centro umzusetzen?

Wodurch das Centro überhaupt als Projekt erstellt werden konnte, geht eindeutig aus meinem Buch hervor. Weil ein früheres Projekt, das so genannte Triple Five gescheitert war, konnte die Landesregierung politisch zu einer Bringschuld verpflichtet werden. Das wurde ausgenutzt. Wenn es den Hauptinitiator, Herrn Heinz Schleußer, als damaliger Minister der Regierung in Düsseldorf, nicht gegeben hätte, der dort in Oberhausen seinen Wahlkreis hatte, gäbe es auch kein Centro Oberhausen.

Welches Motiv sahen Sie bei Drescher, dass Centro durchzudrücken?

Bezüglich Herrn Drescher’s Motiv möchte ich keine weitere Antwort geben.

Im damaligen SPD-geführten Landeskabinett gab es Widerstände gegen das Centro. Welche Rolle spielte es, dass dem Planungsminister Zöpel zunächst die Zuständigkeit für das Centro entzogen wurde, bevor er ganz aus dem Kabinett ausschied? Wer hat die Planungen im Kabinett warum unterstützt?

Das Ränkespiel im Landeskabinett bezüglich des Centro Oberhausen habe ich einige Zeit verfolgen können. Der SPD Minister Fahrtmann hatte sich damals energisch gegen das Centro ausgesprochen. Ebenfalls das CDU Mitglied Frau Thoben, aber offensichtlich ist Herr Schleußer mit seinem Ziel, das Centro Oberhausen mit Herrn Drescher zu verwirklichen, aus dem Machtkampf als Sieger hervorgegangen. Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass sich Herr Zöpel, der sich vehement gegen das Centro eingesetzt hatte, eine „blutige Nase“ holte und schließlich aus der Landesregierung ausscheiden musste. Wer nun Herrn Schleußer unterstützt hat, kann ich nicht sagen. Möglicherweise Herr Rau persönlich. Aber das ist nur eine Vermutung. Auf alle Fälle kann ich feststellen, dass sich alle Beteiligten überhaupt nicht darüber im Klaren waren, was hier eigentlich gespielt wurde und welcher politische Schaden sich durch den Fall Oberhausen einstellte. Würden diese Personen noch einmal entscheiden müssen, wäre das Ergebnis sicher ein anderes.

Sie selbst haben Einkaufszentren geplant, etwa in Düsseldorf die Schadow-Arkaden. Oder in Mülheim beim Rhein-Ruhr-Zentrum. Sie waren auch im Gespräch als Planer für die Centro-Fläche. Kritisieren Sie das Centro jetzt nur, weil sie enttäuscht sind, das Sie hier nicht zum Zug kamen, wie das Drescher in seinem Leserbrief für die Immobilienzeitung nahelegte?

Als die kanadischen Investoren des gedanklichen Vorläuferzentrums zum Centro Oberhausen mit der Stadt Oberhausen Kontakt aufnahmen und wohlwollendes Entgegenkommen spürten, suchten sie einen Architekten und kamen zunächst zu mir. Ich habe den Herren erklärt, dass ich solche Zentren, insbesondere in dieser Größe, in meinem weiteren beruflichen Leben nicht mehr bauen werde, weil ich diese Initiative für falsch hielt und heute noch halte. Daraufhin haben sie mein Büro relativ spontan verlassen. Und auch die Landesregierung hatte es durch ein Votum geschafft, sich gegen diese kanadischen Investoren zu wehren und somit das Vorläuferprojekt zu verhindern. Da Drescher und Genossen meine Einstellung kannten, haben sie dafür gesorgt, dass die Centro Investoren gar nicht mehr bei mir vorsprachen, sondern andere Düsseldorfer Büros bevorzugten.

Darüberhinaus ist es richtig, dass ich vor 40 Jahren das Rhein-Ruhr-Zentrum für Stinnes geplant habe. Ich hatte damals ein Büro in New York und kannte die Szene der modernen Einkaufszentren in den U.S.A. sehr genau. Es waren auch andere Architekten aufgefordert worden, hierfür Pläne zu fertigen, aber meine Pläne wurden zur Ausführung herangezogen. Niemand hat vor 40 Jahren geahnt, welche negativen Auswirkungen solche Shopping-Center auf die Innen- und Nachbarstädte haben. Das Rhein-Ruhr-Zentrum sollte ja nicht den Einzelhandel aus Mülheim abziehen, sondern – an der Autobahn gelegen – eine alternative Einkaufsstätte für das gesamte Ruhrgebiet sein. Das dies nicht eintrat und mehr der Effekt zu Lasten der Stadt Mülheim eintrat, hatte mich dazu bewegt, mich an solchen Projekten nicht mehr zu beteiligen. Es geht sogar weiter. Ich habe daraus den Gedanken entwickelt, kleine Zentren ähnlicher Art, sogenannte Stadtgalerien, direkt in die Innenstadt einzubringen, und zwar an deren bester Stelle. So wie die Schadow-Arkaden und die Kö Galerie in Düsseldorf sowie ähnliche Projekte, die ich in vielen anderen Städten verwirklichen konnte. Hätte man eine solche Stadtgalerie mitten in die Marktstraße hineinplatziert, dann wäre ein anderer Effekt entstanden, nämlich ein positiver Beitrag zu einer blühenden Stadt Oberhausen.

Was sind die Unterschiede zwischen Ihren Planungen und dem Centro-Vorhaben?

Ich habe während meiner weiteren beruflichen Tätigkeit oft Anfragen erhalten, ob ich hier oder dort für große Konzerne ein Shopping-Center planen möchte. Ich habe alle Anfragen abgelehnt, mich aber durchaus dafür eingesetzt, meine Idee der Stadtgalerie – so wie ich sie genannt habe – in möglichst vielen Städten zu platzieren und halte es für eine hervorragende Chance für die Städte, den Einzelhandel attraktiver zu gestalten; natürlich unter vielen vorausgehenden Bedingungen. Und zu diesen Bedingungen habe ich bereits vor geraumer Zeit ein Buch mit dem Titel „Die Stadtgalerie – Ein Beitrag zur Wiederbelebung der Innenstädte“ (Campus Verlag) geschrieben. Auch in diesem Buch stelle ich eindeutig klar, dass ich erkannt habe, dass große Einkaufszentren, sei sie auf der „grünen Wiese“ oder am Stadtrand, für Städte tödlich sind, und dass eine gute Stadtgalerie unter den verschiedenen, von mir dargestellten Voraussetzungen durchaus gegensätzliche, positive Wirkung erzielt.

Die Unterschiede zwischen meinen Planungen und dem Centro Vorhaben sind eindeutig. Centro und Rhein-Ruhr-Zentrum sind typische, nach amerikanischem Prinzip geplante Groß-Shopping-Center. Meine Planungen, die ich seit mehr als 30 Jahren durchführe, haben damit keine Ähnlichkeit, da die Projekte erheblich kleiner sind (oftmals nur ein Zehntel so groß) und sich nicht nur auf den Einzelhandel beziehen, sondern darüber hinaus auch viele Dienstleitungen aufnehmen, wie z. B. in der Kö Galerie in Düsseldorf ein Kino oder in den Schadow Arkaden, ebenfalls in Düsseldorf, ein kleines Theater oder in der Heuvel Galerie in Eindhoven (NL) eine große Philharmonie. Darüber hinaus in den Obergeschossen Büros und sonst dergleichen. Ich plane immer eine multifunktionale Stadtgalerie, die viele andere Impulse an die Innenstadt abgibt.

Heute hat der Regionalverband Ruhr die Planungshoheit für den Pott. Welche Schlüsse sollte er aus dem Centro ziehen? Was erwarten Sie vom RVR?

Mit Bezug auf den Regionalverband Ruhr habe ich noch keine Wirkung bei dem hier aufgeworfenen Problem erkennen können. Insofern kann ich mir hierüber kein Urteil erlauben. Sicher wäre es für diesen Verband ratsam, wenn er sich gründlich mit meinem Buch „Centro Oberhausen – Die verschobene Stadtmitte“ beschäftigen würde, insbesondere mit den Hintergründen, die zum Projekt führten.

Das Buch: Centro Oberhausen – Die verschobene Stadtmitte gibt es unter anderem hier: klack

Bielefelder Studie beweist Langzeitwirkung von Killerspielen

Nach Abschluss einer Bielefelder Studie, die heute mit der Anwesenheit aller Beteiligten veröffentlicht wurde,  steht es nun fest: Killerspiele haben auch nach langen Jahren der Abstinenz noch ihre fatalen Auswirkungen.

Wie einer der Probanden, der sich unter der Kontrolle professioneller Gutachter heute einem Teil der Öffentlichkeit stellte, sagte, habe er in jungen Jahren über ca. 2 Jahre relativ regelmäßig ein so genanntes MMG gespielt. Obwohl alternative Experten schon vor langer Zeit vor den gesellschaftlichen Spätfolgen dieser Massenspektakel gewarnt hatten, war die Kritik an den immer regelmäßiger erschienenen Updates in letzter Zeit eher abgeflaut.

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Die Verharmlosung der so genannten MMGs, das zeigen die heute veröffentlichten Ergebnisse, führen aber nicht nur zu möglichen Zwangshandlungen und Kollateral-Schäden, sondern machen zukünftige Studien eventuell noch schwieriger. Denn beinahe hätte die Studie auf die Aussagen von 81 „Zeugen“ verzichten müssen. Schließlich führte nur ein Fehler in der Software des 83-jährigen MMG-Veteranen dazu, dass es zu einer vernünftigen Auswertung der Studie mit Hilfe aller Beteiligten kommen kann: Er hatte vor Antritt seines Einsatzes gegen die „Gotteskrieger“ vergessen, seinen Weapon-Patch zu überprüfen.

Zuschauer billigten dem MMG-Recken deshalb nur einen Steinhäuser-Faktor von 3,5 (wg. Veteranen-Status) zu und waren sich einig „Mit Steam wäre das nicht passiert“. Die geladenen Experten werden demnächst wohl eine andere Empfehlung aussprechen: Sie werden den zuständigen Admins raten, den Zugang des rüstigen Action-Junkies zu weiterer Real-Live-Performance womöglich zu sperren.

Kritiker solcher Entscheidungen warnen jetzt schon: „Es steht zu befürchten, dass sich die Player in Länder zurückziehen, die nicht mehr unter unsere Kontrolle fallen – wenn das nicht gerade schon geschieht.“

3 FÜR 7 – Konzert-Special

festlandDer Autor dieser Zeilen hier fährt morgen mal für ein paar Tage nach Dresden. Und das ist ja die Stadt, die die Deutschen zur Kulturhauptstadt gewählt hätten, falls man sie gefragt hätte. Wie finden das die RRRuuuh!rrries eigentlich? Ein weiterer Grund, warum man sich schon vor knapp hundert Jahren besser von Restdeutschland hätte abkoppeln sollen – denn Volksabstimmungen in Deutschland bringen eh nur Ärger? Oder nur ein Zeichen dafür, dass es doch ganz gut ist wenn die hiesige Industrie mal ein bisschen Kohle springen lässt, um die wirklich relevanten Abstimmungen zu beeinflussen? Für Hierbleiber: Festland, Emiliana Torrini, Japanische Kampfhörspiele.

Festland erklären ist gar nicht so einfach, deshalb steht im Waschzettel zum demnächst erscheinenden zweiten Album des Trios (s. Foto) wohl „Intelligenzpopmusik“ oder so. Und beim darüber reden fallen blöde Zuschreibungen wie „Krauthouse“ oder „MinimalPop“. Und Zitatpop ist natürlich auch drin, nunja. Von Label und „haben auch getourt mit“ her gesehen ist das sogar Post-Punk. Post-Nu-Rave-New-Wave. Irgendwie auch genau die Band zum Klang des Labels Kompakt wie damals die ebenfalls aus Essen stammenden T.E.V.O. die Band zu Madchester waren. (Wie war eigentlich Weatherall im Shanghai? Erzählt mir ja keineR hier. – Und eine T.E.V.O.-Reunion soll es übrigens auch geben.) Ach, hören Sie doch erst einmal selbst bei Festland rein, bitte. Hingehen? Auch, klar.

Und Frau Torrini ist so eine von jenen, die über „Singen für ne Jungskapelle“ (hier: GusGus) zu einem recht feinen Solo-Image kam (hat so ihre Trennungsgeschichten, aber sonniges Gemüt, liebt den Schein derselben, etc.), was dann aber durch dessen totale Überzeichnung in einem Werbehit wieder kaputt gemacht worden ist – natürlich nur für ebenjene Mehrheit der Menschheit, die auf Werbung achtet bzw. einfach nicht die Beschallung ausgeschaltet bekommt und dann nicht selbst verantwortete „Ohrwürmer“ hat. Denken Sie jetzt „Bestimmt ne voll töfte Person zum Pferdestehlen, wa?“? Dann gehen Se doch ma schön in Konzerthaus Dortmund kucken, ne.

Japanische Kampfhörspiele wurden hier schon ausführlich vorgestellt. Eisenvater und noch eine Band sind auch dabei. Unverständlich, dass das anscheinend nicht ausverkauft ist. Persönliche Meinung: Regulär reichen so vier Songs am Stück von Konserve – denn die Herren packen da schon ne Menge rein, ne? Value for money, Sie wissen? Aber ein Konzert im turock, also dem äh Tempelinnenraum des Essener Nordhardrockstadtpflasters… das kann zur Bildung auch für Menschen über 30 nicht schaden. (Ja, ich weiß, dabei sein ist uncool. Aber irgendwer muss ja hin, ich kann ja nicht.)

Festland und Emiliana Torrini am Freitag.
Japanische Kampfhörspiele am Samstag.

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Liberalismus als Karikatur

In den 90er Jahren war die FDP kaum mehr als eine Clownstruppe und der Liberalismus nahe dem Tod. In den vergangenen Jahren überzeugte liberales Gedankengut immer mehr Wähler. Viele von ihnen werden mittlerweile daran zweifeln, dass die Wahl der FDP die richtige Entscheidung war.

14,6 Prozent – die Bundestagswahl 2009 brachte die FDP nicht nur zurück in die Regierung sondern bescherte der Partei auch ihr bestes Bundestagswahlergebnis aller Zeiten.

Man kann getrost davon ausgehen, dass kaum ein FDP-Wähler sich die Mühe gemacht hat, das Programm der FDP zu lesen. Aber die Wähler hatten eine Vorstellung davon, was liberal ist wie SPD-Wähler eine Idee davon haben, was sozial ist und CDU Anhänger wie konservative Politik aussieht. Und nicht alle FDP-Wähler waren Steuerberater, Hotelbesitzer oder Apotheker.

Liberale Politik, werden sich die meisten gedacht haben, setzt auf den Markt und will die Eingriffe des Staates zurückfahren. Liberale Politik steht für einen Sparkurs bei den öffentlichen Ausgaben, für Subventionsabbau, für mehr wirtschaftlichen Freiheit, die nur mit der Bereitschaft zu mehr persönlichem Risiko zu haben ist und für eine Politik, welche die Bürgerrechte schützt, nach Möglichkeit ausbaut und die persönliche Freiheit der Bürger verteidigt.

Und ja klar, weniger Steuern wären schön, aber an die dürfte kaum ein FDP-Wähler vor der Wahl geglaubt haben. Krise und so. Ein einfacheres Steuersystem und keine höheren Belastungen hätten den meisten gereicht.

Die FDP hat ihren Wahlerfolg den Menschen zu verdanken, die eine vage Idee davon hatten, was liberale Politik ist – und nicht wenige von ihnen hat die FDP innerhalb weniger Monate tief enttäuscht.

Anstatt über die Zulassung von Apothekenketten die Kosten für Medikament zu senken wurden die vorsichtigen Reformen der vergangenen Jahre rückgängig gemacht. Die Mehrwertsteuersenkung für Hotels passt auch nicht ins liberale Weltbild. Im Nachbarland hat der Wettbewerb günstigere Steuersätze? Schade, dann muss man sich eben mehr Mühe geben um im Wettbewerb zu bestehen und nicht jammern. Der Staat kann nicht alles ausgleichen.

Der unbequeme Arzneimittelüberwacher Sawicki verliert seinen Job und soll wohl gegen einen braven, der Industrie und nicht den Verbrauchern verpflichteten Mann ausgetauscht werden. Subventionskürzungen? Abbau der Bürokratie? Sparhaushalte? Fehlanzeige.

Die FDP in der Bundesregierung betreibt kaum mehr als peinliche Klientelpolitik – und orientiert sich noch nicht einmal am Willen ihrer Wähler. Dabei benötigen wir eine liberale Partei die dem Staat misstraut und dem Bürger mehr zutraut. Auf dem starken Staat der den schwachen Bürger schätzt setzen alle anderen Parteien. Doch die FDP ist im Moment eher eine schlechte Karikatur eine solchen liberalen Partei.