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Im Januar 2023, ich war auf dem Weg nach Tel Aviv, hatte Ruhrbaron Stefan Laurin eine Idee für einen Beitrag: „Mach doch mal ein Portrait über Arye Shalicar!“
Eigentlich eine gute Idee. Aus der aber nichts wurde. Wir haben uns damals, in einer Mall in Petach Tikva, über den Krieg in der Ukraine und das Leben und Überleben im Krieg unterhalten. Das Buch „Tagebuch aus Cherson“ hatte Arye zu dieser Zeit, in Zusammenarbeit mit seinem Schwiegervater, gerade fertiggeschrieben.
Am Wochenende war Arye Shalicar in Duisburg und Düsseldorf unterwegs. Der Autor, Podcaster, Politologe und frühere Pressesprecher der IDF berichtete zum Terrorangriff des 7. Oktober 2023 und über seine anhaltenden Folgen.
Ich habe Arye, für die Ruhrbarone, auf zwei Terminen in Duisburg und Düsseldorf begleitet. Heute Teil 1: Düsseldorf, am Abend des 9. Juni 2024.

Seit dem ersten Tag der Ampelkoalition schallt es durch Deutschland: Die Ampel ist schuld an den Ergebnissen der AfD! Genauer: Die Grünen sind es! Dabei schaffen es die Grünen angeblich nicht nur, die Bundesregierung zu leiten – unabhängig von der FDP und der SPD – vielmehr sind sie, egal wie die dortige Zusammensetzung ist, auch schuld an allen AfD-Ergebnissen in den Kommunen, Landtagen und bei der Europawahl. So richtig vermag das nicht zu überzeugen. Einziger Lichtblick: Für die Wahlergebnisse in anderen europäischen Ländern werden die Grünen – derzeit! – noch nicht verantwortlich gemacht.
Die Grünen sind in gewisser Weise eine Fortsetzung von Angela Merkel, denn auch die war, wir erinnern uns an #DankeMerkel, schuld an der AfD, zumindest wurde das so verbreitet. Merkel wie Grüne, im weiteren Sinne die Ampelkoalition, sind dabei das Feigenblatt, mit dem sich der Deutsche bedeckt, wenn er Rechtsextreme wählt, sich aber nicht als Rechtsextremer fühlen will. „Ich bin einfach dagegen, dass die Grünen mir alles wegnehmen wollen!“ Nein, bist du nicht! Wenn es darum ginge, gegen die Grünen zu sein, gegen die Ampel, gegen Scholz, gegen Lindner: Dann wähl halt eine andere demokratische Partei!

Einer der Gründe für den Absturz der Grünen bei der gestrigen Europwahl ist eine Wirtschaftspolitik, die von grüner Ideologie durchdrungen ist und längst nicht nur von den Grünen umgesetzt wird. Sie war auch ein Markenzeichen der Union unter Merkel. Und die Folgen werden immer deutlicher.
Im Jahr 2023 sind in Nordrhein-Westfalen in 31 Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes 24,0 Millionen Tonnen zum Absatz bestimmte Mineralölerzeugnisse (z. B. Motorentreibstoffe, Heizöle, Kerosin, gasförmige Kohlenwasserstoffe) im Wert von 12,0 Milliarden Euro hergestellt worden. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt mitteilt, war die Produktionsmenge damit um 2,5 Millionen Tonnen (−9,4 Prozent) niedriger als ein Jahr zuvor. Gegenüber dem Jahr 2019 sank die Absatzmenge um 79 000 Tonnen bzw. 0,3 Prozent. Der nominale Absatzwert war um 4,3 Milliarden Euro (−26,1 Prozent) niedriger als 2022 und um 4,0 Milliarden Euro (+49,5 Prozent) höher als 2019.
Charlotte Sands, Dienstag, 11. Juni, 20.00 Uhr, Luxor, Köln

Nur mit dem Abschied von der grünen Ideologie lässt sich die AfD schlagen.
Der Kampf gegen rechts, das Klima bei den Grünen und Frieden bei der SPD: Mit diesen Themen gingen Grüne und SPD unter. Von den Großdemonstrationen gegen die AfD zu Anfang des Jahres konnten beide Parteien nicht profitieren. Der Absturz der Grünen ist mit einem Verlust von mehr als acht Prozentpunkten massiv, der der SPD mit weniger als zwei Prozentpunkten nur auf den ersten Blick moderat. Hinter die AfD zu fallen, die mit über 16 Prozent nach der Union, die um die 30 Prozent erreichte, zweitstärkste Partei geworden ist, ist schmerzhaft für das, was man früher einmal die sozialdemokratische Seele nannte.

Jedem hier, der sich für Politik interessiert, wird das sich abzeichnende Ergebnis der Europawahl heute aus unterschiedlichen Gründen mehr oder weniger gut gefallen. Das ist Tagesgeschäft und liegt natürlich auch stets im Auge des jeweiligen Betrachters. Eines aber, und ich denke da sind wir uns hier alle einig, ist in jedem Falle erschreckend und enttäuschend: Das Ergebnis der AfD, welches bei rund 16 Prozent liegt.
Na, freut ihr euch schon? Wahrscheinlich nicht so sehr, oder? Am Freitag beginnt ja die sagenumwobene Fußball-Heim-EM 2024. Doch von Vorfreude, geschweige denn von Euphorie ist in diesem Lande bislang wenig bis nichts zu sehen.
Keine Fähnchen an den Autos, keine Flaggen an den Balkonen. Es ist insgesamt noch wenig zu spüren von der Freude, die solche Turniere in der Vergangenheit im Vorfeld schon einmal quer durchs Land ausgelöst haben. Und das ausgerechnet diesmal, wo die Spiele doch hier vor unserer Haustür in Deutschland stattfinden.

Zum Abschluss des Europawahlkampfes 2024 hatte die SPD nach Duisburg geladen. Mit Olaf Scholz, Kevin Kühnert, Bärbel Bas und Katarina Barley war an diesem Samstagnachmittag, bei Kaiserwetter, nicht nur viel SPD-Bundesprominenz vor Ort: Über 2000 Genossen feierten das Ende des Wahlkampfes. Döner Kebap gab es zum Sozi-Tarif für drei Euro: Die anwesenden SPD-Anhänger hatten also allen Grund, glücklich zu sein.
Gegen Störungen, aus dem Umfeld von Duisburger Hamas-Fans, ging die Polizei während der Kundgebung leider kaum vor.