Heute der Tag auf der Autobahn, kurz hinter der Auffahrt Ruhrstadion, A40, war schön. Wie ein Volksfest minus all der Sachen, die einem auf den Sack gehen, wenn die Schützen auf Adler schießen. Also, keine Wurststände, keine Sauf-Riten, bis der Arzt kommt, kein Bumschaka-Bum aus überdrehten Lautsprechern.
Natürlich gab es Abstriche. Wie diese nervige Versuche, Werbung zu machen, für dieses und jenes, hab’s schon vergessen. Oder die Bespassungsversuche, die albernen, auch schon verdrängt.
Im Großen und Ganzen hat mir das super gefallen, dass es die Leute selbst waren, die Spaß für sich und andere machten. Nicht jeder für alle na klar, eher die meisten für sich und die Kumpels, aber doch: es gab auch die Band, die ein spontanes Tunnelkonzert gab, mit Trompeten und Pauken, bejubelt und dann doch verboten. Es gab die Burschenschafter, die Bier tranken, und keinem auf die Nerven gingen. Es gab die Gesichteranmaler und Geburtstagskinder. Selbst die Abschiedsfeier von Schuri gab es. Es gab das alles. Und noch mehr. Alle Menschen, die es gibt im Ruhrgebiet, so schien es, die gab es. Das ganze Volk, so bunt, wie es ist. Langhaarige, Rothaarige, tätowierte, geschminkte, blonde, krumme, grade, schiefe, alte, junge. Vom jedem Typ waren viele da. Ja.
Außer die Türken, die Araber, außer die Muslime. Und wie Stefan, frage ich mich: warum waren von denen so wenige da?
Weil das A40-Ding wirklich so was war, wie das oben angesprochen Schützenfest – ohne Saufen? Da sieht man ja auch kaum Türken. Weil wir einfach nichts miteinander zu tun haben? Weil ich auch nicht weiß, wann die High-Lights vom Ramadan sind? Weil ich nicht weiß, wann und wo da gefeiert wird? Weil ich nicht weiß, wie ich da machen soll, das Fastenbrechen?
Wissen vielleicht die Türken nicht, was sie machen sollen, wenn der durchschnittliche Käsegesichtige auf einer Autobahn Schützenfest feiert?
Was ist sonst mit gemeinsamen Festen?
Ich denke an die anderen Ruhr.2010-Feiern. Ich denke an Zollverein. Ich denke an die Museen, an die Theater, an die Ausstellungen, an all das. Und ich kann mich nicht erinnern, Türken gesehen zu haben. Klar hier und da einer. Aber sonst? Ich meine, so im Schnitt, müsste jeder zehnte ein Türke sein, oder Araber, oder Muslim. Ich sehe sie nicht.
Ich denke an die Partnerstadt Istanbul, wo auch gerade Kulturhauptstadt Europas ist. Ich höre davon nichts hier. Ich sehe davon nichts hier. Was ist da?
Haben wir nichts gemein, außer den Ort, an dem wir wohnen? Ist das Ruhrgebiet kein Schmelztiegel, sondern nur ein Raum, an dem man aneinander vorbei lebt?
Wo soll man sich treffen, wenn man sich nicht mal bei den Volksfesten über den Weg läuft?
Komisch ist das komisch. Und das so kurz nach der WM, wo doch alle gemeinsam auf den Straßen tanzten, oder nicht?
Auch daran denke ich nach diesem Tag auf der A40.
Zum Schluss: Ich finde, man könnte die Nummer alle drei Jahre wiederholen. Damit man sagen kann: Ich war dabei, es war gut und ich gehe wieder da hin. Mit allen meinen Freunden – auch mit Türken und Arabern und wer sonst noch so hier rumturnt..