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Prognos-Zukunfts-Studie: Dortmund und Essen liegen ganz gut…Spiegel

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Ruhr2010: Unprojekte…Ruhr Digital

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Jamiris neues Ding ist raus – kaufen!

Gerade ist Jamiris neuer Comic erschienen. Jamiri? Ja genau, das ist dieser Zeichner aus Essen, der früher immer ins "De Prins" ging. Gut, der Laden ist abgebrannt, aber das ist eine andere Geschichte. Genauso wie die, dass Jamiri der Cousin von Mehmet Scholl ist. Nur nicht so schlank, und Fußball kann Jamiri auch nicht spielen. Und den FC Bayern findet er auch doof. Dafür ist Jamiri komischer. Aber auch das ist – wie die Nummer mit der Familienfeier, Uli Hoeneß und Wiglaf Droste – eine gänzlich andere Geschichte.

Hier geht es um folgendes: Jamiri hat einen neuen Comic, Band 11, gezeichnet, geschrieben, getextet, wie auch immer. Der Comic ist klasse. Er heißt Arsenicum Album. Und jeder sollte ihn sich kaufen. Der Comic ist in der Edition 52 erschienen. In Wuppertal. Es geht diesmal um den Kopstadtplatz, verrückte Fans, einen alten Fiat. Apple-Rechner und das Elend im Leben, oder das lustige eben. Je nachdem. Ach ja – und um das Rauchen geht es auch.

Ich mag die Zeichnungen – für ein großes Bild einfach auf das kleine klicken. Sie gehören zu dem Besten, was es in Deutschland gibt. Vor einiger Zeit habe ich mal ein Comic-Heft herausgegeben, in einer beachtlichen Auflage. Das Heft wurde wegen der Krise leider eingestellt. Und weil es kein Geld verdient hat. Dafür war es aber verdammt gut. Wenn ich könnte, würde ich weitermachen und nur solche Dinger raushauen, wie Jamiri sie macht, oder Sten Sakai. In Millionenauflage und irgendwann die Weltherrschaft……

Wer weiß, vielleicht kommt ja noch mal die Gelegenheit dazu.

Jamiri, "Arsenicum Album", Edition 52

Ruhr2010: Mit Geld verachten

Das 2010Lab will das digitale Medium der Kulturhauptstadt sein. Die Internetseite soll auch noch Bestand haben, wenn das letzte Schachtzeichen geplatzt, und den Chören längst die Luft ausgegangen ist – und die Autoren sollen bereit sein, für ein Brot ohne Butter zu arbeiten.

Ach, das klingt alles immer so gut: 2010lab.com – Die digitale Kreativstadt Ruhr
Bei diesem Projekt geht es darum, eine IP-TV Plattform zu entwerfen bzw. zu programmieren, die neue zeitgenössische Kunst, Kultur und Kreativität vermittelt, ihre ökonomischen Auswirkungen auf die zukünftige Entwicklung urbaner Ballungsräume debattiert und zugleich auch selbst eine neue digitale Kunst- bzw. Kommunikationsform ist. Auch für das Projekt Kulturhauptstadt sind dies zentrale und spannende Fragen, weil sie dem Aspekt der Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit Nachdruck verleihen. Es ist offensichtlich, dass für den zukünftigen ökonomischen wie identifikatorischen Erfolg der Metropole Ruhr Kommunikation und Vernetzung grundlegende Voraussetzungen sind. Ohne das passende (digitale) Medium fehlt nicht nur der Kulturhauptstadt, sondern auch der Kultur und Kreativität insgesamt der kommunikative Keilriemen, der Ideen, Kreativität und Content in Kommunikation, Ökonomie und Identität umsetzt.“

Und für dieses Projekt werden im Augenblick Autoren gesucht. Heute war das Treffen in den Räumen der Ruhr2010 GmbH in Essen nahe des Aalto-Theaters, und ein paar der Anwesenden kannte ich: Ehemalige Chefredakteure, freie Journalisten mit zum Teil jahrzehntelanger Erfahrung und Autoren, die international unterwegs sind. Bei denjenigen, die ich nicht persönlich kannte, sagten mir die Namen was. Gute Leute.
Dann gab es einen schönen Vortrag: Man setze bei dem Portal vor allem auf Videos, klar, geschrieben werden kann auch, ist aber eher zweitrangig. Gut, es geht um eine IP-TV-Plattform. Registrierte Benutzer sollen kommentieren, man will sich natürlich vernetzen, weil alles vernetzt ist, und weil es natürlich gut klingt. Auch ein Bullshit-Bingo soll es geben.

Das Design war ansprechend und die Technik noch hakelig. Gut, man liegt ja auch erst ein knappes halbes Jahr hinter dem ursprünglichen  Zeitplan zurück. Wirtschaftskrise und so. Und natürlich, wurde uns erklärt, sei Idealismus gefragt. Als das Wort Idealismus zum dritten Mal fiel und das Wort Honorar trotz einiger Anspielungen von Seiten der anwesenden Autoren, im Neusprech Scouts genannt, nicht, wurde ich langsam aber sicher skeptisch und griff schnell zum letzten Keks auf dem vor mit stehenden Teller.

Einer fragte schließlich nach, wie es denn mit dem Geld aussehen würde. Eine junge Dame hob zu einem mittellangen Vortrag über das Elend der Welt und die Armut der Ruhr2010 GmbH an. Ich hörte "4-6 Texten", "Monat" und "150 Euro".
Mein Nachbar lehnte sich zu mir rüber: „Ist doch OK, 150 Euro für einen kurzen Beitrag.“ Mein Einwurf, ich hätte 150 Euro für alle Beiträge pro Monat verstanden, wurde bei Seite gewischt.
„Quatsch.“ Es kam eine weitere Nachfrage, und ich hatte mich nicht verhört: 150 Euro für vier bis sechs Beiträge. Die allerdings sollten exklusiv sein, Videos wären besonders schön. IP-TV und so.

Jetzt einmal kurz gerechnet: Will man wirklich auch nur etwas Qualität haben, fährt man für jeden dieser Beiträge raus. Dann redet man mit Jemanden. Idealerweise hat man sich vorher auch noch schlau gemacht, worüber man redet. Dann fährt man wieder nach Hause. Sagen wir drei bis vier Stunden im günstigsten Fall. Bei sechs Beiträgen reden wir also von einem Zeitaufwand von 20 Stunden. Bei vier noch von zwölf und bei fünf – der goldenen Mitte, von 15. Für 15 Stunden Arbeit wurden 150 Euro angeboten. Klar, brutto. Und dazu hat man ja noch Fahrkosten. Es gab ein wenig Gemurre als alle rechneten. Wir wurdenberuhigt: „Aber vergessen sie nicht: Sie sind Teil der Kulturhauptstadt. Das hebt ihren Marktwert.“

Das ganze ist Zynismus pur. Klar, ein paar der Anwesenden werden es machen. Weil sie müssen. Weil sie die Kohle dringend brauchen. Weil sie sich ein Nein nicht erlauben können. Und die Ruhr2010 GmbH freut sich, dass es ein paar arme Teufel gibt, die für diese Kohle arbeiten, dieses komische und wahrscheinlich teuer programmierte und designte System füllen mit etwas, für dessen Erstellung man nur Verachtung übrig zu haben scheint: Inhalte.
Mir ist übrigens ein schöner Begriff für das Bullshit-Bingo eingefallen: Kreativwirtschaft.

Wikipedia will Geld einnehmen

Es könnte eine grundlegende Neurorientierung der Online-Enzyklopädie Wikipedia sein. Denn das freie Lexikon will zusätzlich zu den freien Spenden, die bereits jetzt angenommen werden, professionelle Sponsoren auf seinen Seiten zulassen. Seit ein paar Wochen läuft dazu eine Diskussion auf den Vereins-Seiten von des Wikipedia-Betreibers Wikimedia: klick. Das bedeutet: Firmen sollen Geld geben, damit ihr Name und Logo auf der Homepage der deutschen Wikipedia-Seite erscheint. Ein erschreckendes Beispiel für die Vermarktung der letzten freien Enklave der Online-Welt? Oder eine Chance, um eine der umfangreichsten Wissendatenbanken der Welt für alle frei zugänglich zu erhalten und auszubauen? Nachdem vor zwei Jahren ein ähnlicher Versuch offenbar noch gescheitert ist, soll nun eine Agentur die professionelle Sponsorensuche übernehmen. Die Diskussion über den Vorstoß des deutschen Wikipedia-Vereins Wikimedia e.V. wird sicher spannend. An ihr wird sich entscheiden, wie zukunfts- und ausbaufähig das Online-Lexikon ist, wie weit sich der Laden entwickeln läßt.

Ich persönlich halte die Nummer für nachvollziehbar und richtig. Der Unterhalt der Wikipedia-Server kostet ein Heidengeld. Dazu kommt der momentane Riesenaufwand für den Ausbau der Bilddatenbanken. Je erfolgreicher Wikepedia ist, desto teurer wird der Traffic über die entsprechenden Seiten. Wir verstehen uns richtig. Es geht nicht darum, dass sich nun ein paar Leute von Wikimedia an Wikipedia bereichern wollen, oder das der gesamte Dienst kommerzialisiert wird. Es geht darum, dass der gemeinnützige Trägerverein Wege finden muss, wie er sich selber am Leben erhalten und die Rechnungen jeden Monat begleichen kann.

Der Gegenwert, den die Sponsoren bekommen, ist relativ klein. Sie sollen auf der Homepage der deutschen Wikipedia vorgestellt werden – mit Namen und Logo. Das ist aber schon wegen der Transparenz notwendig, denke ich. Deswegen wird keiner korrumpiert.

Ich glaube auch nicht, dass die Firmeneinträge der Sponsoren in Wikipedia danach werblich aufgehübscht werden. Da wird die Wikipedia-Community aufpassen. Dies kann auch nicht das Ziel der Sponsoren sein, da sie sich in diesem Fall dermaßen ins Aus manövrieren würden, dass es knallt. Den Streisand-Effekt will keiner haben.

In meinen Augen gibt es nur ein Problem. Es muss verhindert werden, dass sich irgendwelche Firmen weißwaschen mit dem Persil-Label von Wikipedia. Also, dass etwa Firmen, die in Datenschutzskandale verwickelt sind,  wie die Deutsche Bahn oder die Telekom, mit einem Mal Sponsoren werden, um der Online-Welt zu zeigen, wie nett sie sind. Das darf nicht sein.

Wie hart es abgehen kann, wenn der Hauch eines Makels entsteht, zeigt die Diskussion um die Vodafone-Kampagne, die über Adnation und die  angeschlossenen Blogger gelaufen ist. Zunächst fand ich persönlich die Vodafone-Kampagne weder schlimm noch anrüchig. Auch wenn Vodafone zu den Zensur-Providern gehört. Werbung ist Werbung, finde ich. Und wenn sie als solche gekennzeichnet ist, weiß jeder, was er davon zu halten hat. Da muss man in meinen Augen nicht päpstlicher als der Papst sein. Auch in der taz erschien schon Werbung von Vattenfall und E.on.

Allerdings wurden Grenzen überschritten, als sich mindestens eine Bloggerin nicht nur Werbung auf die Seite knallen lies, sondern dazu noch auf dem Werbeblog von Vodafone schwer verdauliches Produkt Placement betrieb. Zitat:

Seit drei Monaten habe ich ein neues Handy, das HTC Magic mit Internetanschluss. Tolles Ding, mit wenig Knöpfen dran, das ist äußerst praktisch. Mein altes Handy hatte viel zu viele Knöpfe. Zu viele Knöpfe sind nicht gut, da gibt es für mich zu viele Möglichkeiten, versehentlich an ein Knöpfchen zu kommen. Mit dem neuen Handy geht das alles zum Glück leichter, ich erwische immer das richtige Knöpfchen und ich kann die Fotos sogar direkt auf die Plattform Flickr ins Internet hochladen und in mein Blog stellen. So geht mir nichts mehr verloren und meine Handyrechnung beschert mir seitdem auch keine böse Überraschung mehr.

Verständlich, dass die Häme über die Dame hereinbrach. Sie zog sich mittlerweile aus dem Blogger-Leben zurück, angeblich weil sie den Vodafone-Eintrag nicht erklären konnte, da ihr Worte im Mund umgedreht wurden. Ich glaube, so einen peinlichen Werbeeintrag kann man gar nicht erklären. Da muss man keine Worte im Mund rumdrehen. Es bleibt immer peinlich.

Diese Debatte zeigt aber etwas für die Sponsorensuche auf Wikipedia. Schon einige Blogs können Werbediskussionen nur schwer aushalten , wenn der Ruch der Schleichwerbung und der ethischen Verfehlungen auftritt. Wikipedia könnte eine solche Debatte erst recht kaum ertragen.

Die Online-Enzyklopädie gilt als sauberer als weiß, wenn es um ethische Fragen geht. Deswegen wird es entscheidend sein, dass der Wikimedia e.V. bei der Auswahl der Sponsoren großen Wert auf ethische Fragen legt, unabhängig vom Geld. Es darf nicht der Eindruck entstehen, Einträge auf Wikipedia könnten gekauft oder aus werblichen Gründen beeinflusst sein. Diese Gefahr sehe ich aber nicht. Bereits jetzt geht Wikimedia sehr offen und transparent mit seinen Finanzen um. Spender werde ganz offen mit Summen genannt. Siehe hier: klick. Sollte ein Sponsor auftauchen, der nicht zu Wikipedia passt, bin ich sicher, wird er erstens auffliegen und zweitens nicht zugelassen.

Klar gibt es Puristen, die sowieso gegen Sponsoren für Wikipedia sind, aber ich denke, sie sind in der Minderheit. 

Wenn es gelingt, die Gradwanderung zu meistern, sehe ich kein Prob in der Sponsorensuche. Im Gegenteil, dann fände ich die angestrebte Lösung klug. Über transparente Unterstützung die Online-Wissensdatenbank zu finanzieren. Ist doch perfekt, oder? So ließe sich das vielleicht wichtigste Wissensprojekt im Netz dauerhaft unabhängig finanzieren und zudem noch weiter ausbauen.

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Verlosung Jochen Distelmeyer

Mein 2 ¾ Jahre alter Sohn zeigt auf das Foto von Jochen Distelmeyer in der Zeit und sagt; „Großer Mann!“. Unbestreitbar ist er das. Mit seinen sieben Alben mit der Band Blumfeld hat er die deutsche Popmusik neu justiert. Am 25. September erscheint sein mit neuen Musikern eingespieltes Soloalbum „Heavy“.

Doch die Ruhrbarone sind nicht die Zeit. Sonst hätten wir das neue Album von Jochen Distelmeier bereits gehört. Und es launig besprochen. Daher dieser Stelle nur ein Zitat von den Kollegen aus Hamburg:

Die große Überraschung von Heavy aber ist zunächst, dass es darauf keine musikalische Überraschung gibt.

Oder wie Distelmeyer selber sagt, hat er den Titel Heavy gewählt, da es sich um schwere Musik und um schwere Themen dreht. Auch schön.

Im Juli berichteten wir bereits vom Gastspiel Jochen Distelmeyers mit neuer Band im Essener Grend. Zwar ließ das Management von Distelmeyer die beiden dazugehörigen kurzen Videoausschnitte vom Konzerte bei Youtube sperren. Heute setzen sie das umstrittene Downloadportal Rapidshare für eigene Guerilla-Marketing Zwecke ein und bieten hier ein Making-Of-Interview zum Download an.

Macht aber nix. Jetzt gibt es Devotionalien zum Geschenk. Folgendes machen wir dem größten Fan unter euch zum Geschenk.

  • 1 EP auf Vinyl "Lass uns Liebe sein"
  • 1 CD des Album "Heavy"
  • 1 Poster

Kriegt natürlich nicht jeder der mitmacht geschenkt, sondern nur der Gewinner. Und wie soll das gehen? Ihr schreibt in das Kommentarfeld, was gerade euch qualifiziert zu gewinnen. Aber machts euch nicht zu schwer. Wir wollen doch alle nur Spass haben…
Am Abend des 24. September schließen wir die Liste und küren den Gewinner. Schaut am Freitag vorbei bei den Ruhrbaronen und lest, ob ihr gewonnen habt.

BUND-Geschäftsführer will weiter Kraftwerks-Projeke stilllegen

Dirk Jansen ist der Geschäftsführer des BUND in NRW. Er hat eine klare Meinung zu neuen Kohlekraftwerken in Deutschland. Man sollte auf sie verzichten, sagt Jansen. Hier lesen wir im Interview mit den Ruhrbaronen, wieso er so denkt:

Ruhrbarone: Kam die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes Münster gegen das Kohlekraftwerk Datteln für Sie so überraschend, wie für den Rest des Landes?

Dirk Jansen: Wir haben seit drei Jahren immer wieder in allen parallelen Verfahren auf die Rechtswidrigkeit des Bauvorhabens in Datteln hingewiesen. Sei es im Bereich des Immissionsschutzrechtes, im Bereich des Naturschutzrechtes, im Bereich der Störfallverordnung oder im Zusammenhang mit dem Klimaschutz. Jetzt haben wir folgerichtig endlich auch mal vor einem Gericht Recht bekommen. Das freut uns.

Wird durch die Gerichtsentscheidung der Industriestandort NRW gefährdet?

Das ist absurd. Ohne das Kraftwerk geht das Abendland nicht unter. Das Gegenteil ist richtig. Wer jetzt noch Kohlekraftwerke baut, verhindert den Aufbau einer klimafreundlichen Industrie und damit zukunftsfähige Arbeitsplätze im Land. Das Wohl einer ganzen Region wird bedroht. Wir müssen die Blockade der Energiewende endlich auflösen und zu Erneuerbaren Energien sowie effizienten Techniken umschwenken. Das ist der Markt der Zukunft.

Bis die Erneuerbaren Energien Strom für Industrieproduktionen bereitstellen können, vergeht noch viel Zeit. Gleichzeitig sollen Atomreaktoren abgeschaltet werden und keine neuen Kohlekraftwerke entstehen. Gefährdet Sie nicht Industriearbeitsplätze?

Ein Kohlekraftwerk, das heute ans Netz geht, läuft 40 Jahre. Das ist unumkehrbar. Wir haben aber aus Klimaschutzgründen keine Zeit mehr, um den Temperaturanstieg wie international beschlossen auf zwei Grad zu begrenzen. Wir müssen jetzt umschwenken. Es darf kein neues Kohlekraftwerk mehr ans Netz gehen. Es gibt auch keine Stromlücke, wie die Energiekonzerne behaupten. Wir können die Altanlagen durch Energiespartechnologien ersetzen und durch erneuerbare Energieträger. Für die Übergangszeit können wir zudem hocheffiziente Gaskraftwerke nutzen, die elektrische Energie und Wärme erzeugen. Davon profitiert der Industriestandort NRW ebenso wie die Umwelt.

Wenn man weiter mit den alten ineffizienten Kohlekraftwerken Strom produziert, pustet man doch viel mehr Kohlendioxid in die Luft als mit den neuen Anlagen. Warum sollen die alten Mühlen weiter betrieben werden?

Die alten Mühlen besitzen unbefristete Betriebsgenehmigungen und werden nur ersetzt, wenn im Zuge der Fortentwicklung des Emissionshandelssystem endlich strikte CO2-Obergrenzen festgelegt und die Verschmutzungsrechte zu 100 Prozent von den Kraftwerksbetreibern erworben werden müssen. Erst dann steigt der Druck, alte und ineffiziente Kraftwerke abzuschalten. Bislang hat der Emissionshandel kläglich versagt. Wird das Kohlekraftwerksneubauprogramm wie geplant realisiert, steigen allein in NRW die Kohlendioxidemissionen um jährlich 40 Mio. Tonnen.

Besteht nicht die Gefahr, dass die Strompreise bei so einer Politik durch die Decke geschossen werden?

Die ökologischen und gesellschaftlichen Folgekosten der Kohleverstromung und der Atomenergie sind wesentlich höher. Nehmen wir allein die Subventionen für diese Energieformen. Diese gehen in den dreistelligen Milliardenbereich.

Ein Industriebetrieb wie eine Aluminiumhütte kann sich aber jetzt schon höhere Strompreise kaum leisten. NorskHydro in Neuss musste schon wegen hoher Energiekosten dichtmachen. Anderen Unternehmen droht womöglich das gleiche Schicksal. Streben sie die Deindustrialisierung unseres Landes an?

Wer das meint, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. In NRW wurden über 20.000 Arbeitsplätze im Bereich der Erneuerbaren Energien geschaffen und es können wesentlich mehr werden. Sei es beim Bau von Windkraftanlagen, oder im Bereich der Solar-, Biomasse- oder Erdwärmenutzung. Das ist unser Arbeitsmarkt der Zukunft. Anstatt an überholten Strukturen festzuhalten, sollten wir die Chancen der Energiewende nutzen. Wenn das nicht erkannt wird, werden wir alle dafür teuer zahlen.

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Opel: Betriebsräte sauer auf Magna…Spiegel

Zensursula: Kinderporno Wahlkampf in Castrop…Ruhr Nachrichten

CIA: Die Seite für die Kleinen…Kueperpunk

Piraten: Aufstieg der Nerds…FAZ

Bundestagswahl: Alle wollen Guido…Stern

Ruhr2010: Der Funke springt nicht über…Morgenweb

Theater: Fassbinder-Inszenierung in Mülheim…Der Westen

Schwarz-Gelb: Pro und Contra…taz

Bundesliga: Koller fliegt beim VfL…Ruhr Nachrichten

Essen: Schüsse vor Schickidisse…Der Westen

Sicherheit: Auf Menschen setzen statt auf Technik…Welt

Uni: Lieber, lieber Herr Professor…Gelsenkirchen Blog

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Frohes Fest!

Ich mag am Ramadan, dass die Menschen zusammen rücken. Man lädt Freunde zu sich nach Hause ein, um gemeinsam Fasten zu brechen. Ladenbesitzer und Geschäftsleute stellen Tische und Stühle auf die Straße, und spendieren den Nachbarn und Passanten eine Mahlzeit.

Wohltätige Organisationen schicken Freiwillige in den Berufsverkehr, und verteilen bei Sonnenuntergang in U-Bahnen, Zügen und roten Ampeln kleine Pakete aus Keksen, Datteln und Orangensaft an Berufstätige und Reisende, die es nicht rechtzeitig zum Fasten brechen nach Hause schaffen.

Allen Muslimen, die im Ruhrgebiet leben: ein Frohes Fest!

Kampf ums Deputat

Hasta La Deputat

Hier geht es um eine Tradition. Eine alte Tradition. Es geht um so genannte Deputate. Wie ich erfahren habe, will der RWE-Vorstand unter Konzernchef Jürgen Großmann diese nicht länger jedem Mitarbeiter des Stromriesen gewähren. Streit ist programmiert.

Hinter einem Deputat verbirgt sich eine Sonderleistung der alten Montangiganten im Ruhrpott. Jeder, der auf dem Pütt arbeitete, bekam einen Teil der Erzeugnisse aus seinem Betrieb geschenkt. Wer in einer Zeche malochte, dem wurden ein paar Tonnen Kohle vor die Tür gekippt. Ich kann mich gut an die Zeit erinnern, wenn man durch die Siedlung gefahren ist, und vor fast jedem Haus lag ein Kohleberg. Die meisten haben die Kohle verscheuert. Ein paar in den Keller gescheppt. Naja, das war alles nicht ungewöhnlich: Wer im Grubenwald ackerte, der bekam Holz. Und wer schließlich in der Energiewirtschaft schaffte, der kriegte Strom – entweder umsonst oder zu einem günstigen Tarif. Ähnliche Regelungen gibt es heute noch bei der Bahn oder bei Fluglinien. Auch Brauereien und Schnapsbrenner geben ihren Leuten einen Freitrunk.

Allerdings änderte sich im Ruhrgebiet im Laufe der Zeit die Form des Deputates. Statt Kohle und Holz bekamen die Arbeiter häufig einmal im Jahr das so genannte Deputatgeld. Eine Art Geschenk aus dem Betrieb. Andere Unternehmen verzichteten ganz auf die Regeln.

Und auch beim RWE will man diesen Zopf nun abschneiden, wie ich erfuhr. Im Vorstand wird demnach diskutiert, neu eingestellten Arbeitern ab 1. Januar keine Deputatregelungen mehr in die Verträge zu schreiben. Zudem sollen die unterschiedlichen Vereinbarungen in den RWE-Töchtern vereinheitlicht werden. Nach Ansicht des Managements ein guter Gedanke, wären da nicht die Gewerkschaften.

Und die schreien auf, wenn es um die Deputate geht. Mir liegt ein Schreiben der Gewerkschaften Verdi und IGBCE vor, in dem diese ankündigen, „den Widerstand gegen die geplanten Einschnitte bei den Mitarbeitern“ zu unterstützen. Zur Not werde die Deputatregel, die bisher freiwillig war, in den Haustarifvertrag verankert.

Im RWE liegen nun Unterschriftenlisten aus, um gegen die Deputatkündigung zu protestieren.