2010lab: Von Scouts und Autoren

Mit meinem Artikel über das 2010lab habe ich gegen den journalistischen Kodex verstossen. Meint die Ruhr2010 GmbH in einem Brief an die Teilnehmer des Treffens am vergangenem Montag.

Liebe Teilnehmer des 2010lab Scout-Meetings,

vielen Dank für Ihre Teilnahme an unserem ersten Scout-Treffen – und Ihr Interesse am 2010lab.

Das interne Treffen richtete sich an all diejenigen, die als Scout für das 2010lab tätig werden wollen und im Vorhinein bereits über die Bedingungen und Aufgaben eines Scouts informiert waren. Es war uns ein Anliegen Sie einmal gemeinsam kennenzulernen und Ihnen Rede-und-Antwort zu stehen, auf Details einzugehen und den Stand der Entwicklung des 2010labs zu präsentieren. Wir hatten den Eindruck, dass es ganz unterschiedliche Erwartungen und Motivationsgrundlagen Ihrerseits gab. Aufgrund des Briefings im Vorfeld kam es wohl zu Missverständnissen, die wir sehr bedauern und als Anlass nehmen, Ihnen direkt zu schreiben. Möglicherweise ist der Unterschied zwischen Scouts und Autoren nicht genug konkretisiert worden bei unserer Sitzung, was wir hiermit nachholen möchten.

Was macht ein Scout?

Scouts bewegen sich in ihrer jeweiligen Szene (geographisch/ thematisch) und wissen, welche Akteure, Veranstaltungen und Orte wichtig sind, aber oft in den gängigen Medien zu kurz kommen. Genau diese Informationen sind für uns elementar. Scouts liefern Underground-Informationen zu Themen und Veranstaltungen, die sie für publikationswürdig erachten, bloggen diese als Ankündigung und, wenn ohnehin vor Ort, auch gerne als kurzen Bericht.

Was macht ein Autor?

Autoren schreiben zu einem bestimmten Themenbereich Beiträge. Diese unterscheiden sich in Länge und Umfang von denen eines Scouts. Da es bei Autorenbeiträgen nicht um Veranstaltungsankündigungen geht, sondern thematisch und/oder gezielt zu einer Veranstaltung (z.B. Buchmesse) ein recherchierter Beitrag verfasst wird, unterscheiden sich die Konditionen entsprechend.

Aus gegebenem Anlass – der Veröffentlichung von Details des Treffens auf der Ruhrbarone Seite – möchten wir daran erinnern, dass unsere Sitzungen und Besprechungen mit Ihnen nicht öffentlich sind. Hiermit weisen wir darauf hin, dass Herr Laurin mit seiner Veröffentlichung gegen den journalistischen Kodex verstoßen hat – ganz unabhängig von der geäußerten kritischen Meinung.

Wie in unserer Sitzung mehrfach erwähnt, rufen wir zum Meinungsstreit mit und im 2010lab auf und begrüßen kritische Stimmen – der Bruch journalistischer Regeln jedoch ist etwas anderes.

Wir freuen uns über Ihr Feedback und sind selbstverständlich offen für jede Kritik und Anregung. Der Aufbau eines dezentralen und offenen Redaktionsnetzwerkes liegt uns am Herzen und soll gemeinsam mit Ihnen entwickelt werden, wenn Sie mögen!

Mit besten Grüßen,
Bernd F. – Projektmanagement
Anja D. – Redaktionsleitung
Christine B. – Projektmanagement und Produktionsleitung
Michael K. – Leitung Content und Technik

Anja D.

Ruhrgebietsergebnis: SPD stürzt in Dortmund ab!

 

Hier die Ergebnisse aus dem Ruhrgebiet, ganz unten das Gesamtergebnis fürs Verbandsgebiet des Regionalverbandes Ruhr. Die CDU kommt – wie immer – nicht aus den Pötten. Brutal: SPD verliert mehr als im Bundesdurchschnitt, in beiden Dortmunder Wahlkreisen mehr als 15 Prozent! FDP (unter Bundesergebnis) und Linke legen kräftig zu, Grüne nur etwas.

Die Grubenponys können in Rente gehen

Gestern ist auch über die Zukunft des Bergbaus entschieden worden. Die gute Nachricht: Er hat keine mehr!

Denn durch die Mehrheit für CDU und FDP im Bund ist klar, dass es 2012 keine Revision des Ausstiegsbeschlusses geben wird. Die SPD wollte noch einen kleinen Sockelbergbau rund um den Pütt in Ibbenbüren erhalten. Spätestens 2018 macht jetzt die letzte Zeche im Ruhrgebiet dicht.

Das Ruhrgebiet, auch das nördliche, in dem es noch ein paar Bergwerke gibt, kann sich endlich auch mental vom Bergbau trennen und sich anderen, zukunftsträchtigeren Themen widmen. Jede Energie, die noch für den Erhalt des Bergbaus aufgewendet wird, ist verschwendet. Die Grubenponys können in Rente gehen.

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Keine Ideen, keine Köpfe, keine Wähler

Die SPD hat die Bundestagswahl zu Recht verloren. Ihr verzweifelter Versuch, in der heißen Wahlkampfphase so zu tun, als hätte sie nicht gerade elf Jahre lang regiert,  hat beim Wähler nicht gezogen. Er hat darin einen Etikettenschwindel gesehen. Von unserem Gastautor Uwe Knüpfer

Die SPD wird nur dann wieder Boden unter ihre Füße bekommen, wenn sie glaubwürdig darstellen kann, wie sie sich Deutschlands Zukunft denkt. Das ist gar nicht so schwer. Sie muss sich nur darauf besinnen, was sie stark gemacht hat. Sie muss ihre alten Ideen wieder ernst nehmen und neue Köpfe finden, die diese Ideen glaubhaft verkörpern.

Als sie noch Arm in Arm mit dem Zeitgeist marschierte, war die SPD
–    die Partei des Aufstiegs durch Bildung,
–    die Partei der Solidarität mit den Schwächeren,
–    die Partei des Friedens
–    die Partei der Emanzipation und Partizipation.

Unter Willy Brandt hat die SPD „mehr Demokratie“ versprochen. Sie wollte „das moderne Deutschland“ schaffen und den Himmel über der Ruhr wieder blau werden lassen. Sicher, auch das waren Wahlkampfslogans, aber sie hatten einen erlebbaren Bezug zu Programm und Handlungswirklichkeit.

Wir leben heute in einem moderneren Deutschland. Wir haben „mehr Demokratie gewagt“, es gibt mehr Universitäten als vor 50 Jahren. Der Himmel über der Ruhr ist wirklich wieder blau geworden. Und der Kalte Krieg ist zu Ende, auch dank sozialdemokratischer Ost- und Friedenspolitik.

Dafür haben sich die Wähler bei der SPD in vielen Wahlen bedankt. Doch wofür sollen sie sich heute bedanken? Nach elf Jahren der SPD-Mitbeteiligung an der Bundesregierung
– wird Bildung wieder ein teures Gut, das sich nicht jeder leisten kann,
– ist in Wartezimmern und OPs erlebbar, was Karl Marx meinte, als er von Klassengesellschaft sprach,
– geht die berechtigte Angst vor Altersarmut um,
– wächst die Schere zwischen Superreichen und dem Mittelstand,
– töten und sterben deutsche Soldaten am Hindukusch, ohne dass die Welt dadurch friedlicher wird,
– sind Deutschlands Städte pleite.

Und dafür sollen sich die Wähler bei der SPD bedanken, indem sie demselben Personal erneut Vertrauen schenken, das elf Jahre lang in Verantwortung war?

An der Spitze der Partei haben Beamte Visionäre abgelöst. In weiten Teilen ist die SPD eine Partei der Funktionäre geworden. Die sehen ihre Welt vom Dienstwagen aus – während sich ihre Wähler auf verrottenden Bahnhöfen allzu oft die Füße in den Bauch stehen.

Wer Ideen hat vom Morgen, der eilt heute nicht zur SPD. Das ist einmal anders gewesen. Das kann auch wieder anders werden. Aber nur, wenn die SPD sich darauf besinnt, was sie stark gemacht hat: wenn sie sich kümmert und dabei glaubwürdig ist.

Dazu müsste sie eigentlich nur ernst nehmen und erkennbar ernst meinen, was sie in diesem Wahlkampf plakatiert hat. Sie müsste für eine Gesellschaft stehen,  

–    in der gute Kindergärten, Schulen und Universitäten das Wichtigste sind.
–    wo niemand aussortiert wird, nur weil seine Eltern kein Geld haben, sich nicht kümmern oder nicht der deutschen Sprache mächtig sind.
–    wo, wer Ideen hat und verwirklichen will – ob als Unternehmer, Arbeiter, Lehrer oder Ehrenamtler -, gefördert und belohnt wird, nicht belächelt und behindert.
–    in der das Leitbild einer sozial(demokratisch)en Marktwirtschaft der „ehrbare Kaufmann“ ist, nicht der gerissene Spekulant und flinke Analyst.
–    in der gleiches Recht für alle gilt; überall auf der Welt, und
–    in der Krieg kein Mittel der Politik ist.

Die Werte der Sozialdemokratie – Solidarität, Partizipation, Internationalismus und Emanzipation – sind nicht veraltet, nur verstaubt. Ihre Bedeutung ist unter einer dicken Schicht von Paragrafen, Sprachhülsen, leeren Floskeln und Fotos von Zigarre rauchenden Politikern in Brioni-Anzügen kaum mehr erkennbar. Das müsste sich ändern.

Wie soll die Welt von morgen aussehen? Was soll mit Europa geschehen? Wie können wir uns warm halten, ohne die Umwelt zu ruinieren? Und uns zügig und preiswert von A nach B bewegen? Wie sind Familien zu stärken und Gemeinden zu retten – wo das Kümmern beginnt und Demokratie ihre Wurzeln hat? Wie sehen im 21. Jahrhundert lebenswerte Städte aus? Wie gehen wir mit Menschen um, die hungern oder verfolgt und gefoltert werden, egal wo auf der Welt? Wie finden wir eine Balance zwischen individueller Freiheit und Solidarität? Zwischen Rationalismus und der Suche nach Sinn und Geborgenheit?

Wenn die SPD auf diese Fragen wieder Antworten findet, die überzeugen, wird sie auch wieder Wahlen gewinnen. Die erste Chance dazu hätte sie in NRW.

Ruhrpilot

Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet.

Bundestagswahl-Special

Ruhrgebiet: Nur nach rötlich…Pottblog

NRW: CDU stärkste Kraft…Der Westen

NRW II: SPD will mehr Macht in Berlin…Der Westen

Kommentar: Neues Deutschland…Spiegel

Dortmund: SPD verliert über Bundesschnitt…Ruhr Nachrichten

CDU/FDP: Es reicht für Reformen…FAZ

SPD: Ein Desaster…Zeit

SPD II: Steinbrück warnt vor Tribunalen…Welt

SPD-Spitze: Rücktritt!…Weissgarnix

Trauer: Ein schwarzer Tag…Gelsenkirchen Blog

Medien: So sahen US- und GB-Medien die Wahl…Zoom

Opposition: Zeit des Konsens vorbei…taz

Piraten: Mit 2 Prozent im Aufwind…Welt

Piraten II: Jens Seipenbusch und die Piratenpartei…Netzpoilitik

Schwarz-Gelb: Die Piraten warens…Der Morgen

 

 

Neue Hochrechnungen zur Wahl oder harte Realitäten…

Habe mir mal den Spaß gemacht, die anderen Hochrechnungen und Prognosen wahrzunehmen. Und in Bezug auf Deutschlands Energiemarkt haben wohl einige Daytrader heute ihren Schnitt gemacht. Und das Ergebnis einer kurzen Aktienrecherche bei boerse.de wird wohl einigen Atomkraftgegnern die Nackenhaare aufstellen…

Nach 18:00 Uhr gingen da nämlich die Kurse für unsere (Atom-) Energieversorger mal eben lässig in die Höhe. Aber Achtung: Morgen (28.09.) sehen die Ergebnisse unter den Links wieder anders aus (Intraday-Chart), daher habe ich hier einen weiteren Screenshot, der den Kursgewinn der Eon-Aktie kurz nach den ersten Prognosen/Hochrechnungen zeigt:

Schönen Abend noch und macht das Licht aus.

Die absolute Super-Wahl

Wow, Wahl der Rekorde: Geringste Wahlbeteiligung (71,2%), geringstes Wahlergebnis der CDU seit dem Adenauer Start-Up, geringstes Wahlergebnis der SPD überhaupt. Höchstes von FDP, Linken, Grünen. Immerhin, keine große Koalition mehr. Achtungserfolg der Piratenpartei mit 1,9%. Ende der Langeweile?

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Erster SPD-Ausfall nach der Wahl

Peter Langner (links) Foto: Duisburg

Duisburgs Kämmerer Peter Langner kann das Wasser nicht halten. Sein Kommentar zur Wahl: "Ich will keinen schwulen Außenminister". Wahlsieger Guido Westerwelle lebt in einer schwulen Partnerschaft. derwesten

SPD in NRW bei 27 Prozent

Die Niederlage der SPD im Bund muss in NRW Konsequenzen haben. 27 Prozent für die Sozialdemokraten in Nordrhein-Westfalen bei einem Bundesergebnis von rund 23 Prozent sind ein Desaster. Vor allem weil Kraft, Steinmeier und Münte gerade hier Dampf im Wahlkampf gemacht haben. Die Wahl war eine Abstimmung gegen die Aktentasche und den alten Mann, der seine Hormone nicht im Griff hat. Hannelore Kraft wird es sehr schwer haben, an der NRW-SPD-Spitze zu bleiben.

Nach der Spaltung der SPD-Anhängerschaft – in Folge dessen die Linke stark wurde – droht jetzt die Partei selbst zu zersplittern. Die SPD-Rechte unter Steinmeier ist nicht bereit, den linken Flügel in der Spitze zu beteiligen. Die Steinmeiers haben die SPD ruiniert, sie sind nicht in der Lage die Erholung der Partei herbeizuführen. Das viel passiert, steht nicht zu hoffen. Gerade hat sich Frank Baranowski geäußert: er bekennt sich zur alten Ordnung. Dabei wäre er einer der wenigen Hoffnungsträger für einen neuen Anfang.

Das Wahlergebnis ist eine bittere Niederlage für uns. Hierbei handelt es sich allerdings auch nicht um einen Betriebsunfall. Deshalb muss jetzt ein geordneter Prozess der personellen und inhaltlichen Neuaufstellung organisiert werden. Nordrhein-Westfalen muss als sozialdemokratisches Kernland, auch mit Blick auf die Landtagswahl im kommenden Jahr, bei diesem Erneuerungsprozess eine KRAFTvolle Rolle spielen.