Sportpolitik: Die 4-Jahres-Sperre der Wada für Russland wird so nicht bestehen bleiben!

Olympische Ringe. Quelle: Wikipedia; Lizenz: gemeinfrei

Es war die spektakulärste Sport-Nachricht des bisherigen Tages: „Im Skandal um manipulierte Daten aus dem Moskauer Kontrolllabor hat die Welt-Antidopingagentur (Wada) eine Vierjahressperre gegen Russland verhängt. Damit darf Russland als Nation unter anderem nicht an den beiden kommenden Olympischen Spielen in Tokio 2020 und Peking 2022 sowie an der Fußball-Weltmeisterschaft im selben Jahr in Katar teilnehmen.“

Klingt wild entschlossen und für die vielen unschuldigen Sportler in Russland, die davon in Mitleidenschaft gezogen würden, auch ziemlich hart. Doch wer sich ein wenig mit der Materie beschäftigt hat, die vielen Berichte über angebliches ‚Staatsdoping‘ verfolgt hat, der wird die Sperre sicherlich als grundsätzlich gerecht und völlig nachvollziehbar ansehen.

Nach dem Bericht der Prüfkommission seien von den Russen Tausende Daten gelöscht oder manipuliert worden. Zuletzt war die Rede davon, dass so mindestens 145 Sportler geschützt werden sollten. Das kann und darf der internationale Sport nicht durchgehen lassen, wenn er im Kampf gegen Doping auch nur ansatzweise glaubwürdig bleiben will.

Weniger überraschend: Russland will die angekündigten Strafen beim Internationalen Sportgerichtshof ‚Cas‘ in Lausanne juristisch anfechten.

So gerecht die angekündigte Sperre der Wada einem Außenstehenden aufgrund der jüngsten Berichterstattungen in den Medien auch erscheinen mag, man kann sich jetzt schon ziemlich sicher sein, dass diese Sperre so wohl niemals konsequent und in aller Härte in die Tat umgesetzt werden wird.

Um zu dieser Erwartungshaltung zu kommen, braucht man nur einmal entsprechende Verfahren und Abläufe der Vergangenheit in Erinnerung zu rufen. Ist überhaupt schon einmal eine solche Entscheidung bis zum Ende konsequent durchgehalten worden? Ich kann mich an keinen einzigen Fall erinnern. Stets war die Sache am Ende für die Betroffenen weit weniger dramatisch als zunächst verkündet.

Egal ob Doping- oder Transfersperren aufgrund von eklatanten Regelverstößen, am Ende des juristischen Weges stand eigentlich immer ein wesentlich milderes Urteil als es zunächst durch die Gegend geisterte.

Es gibt keine guten Gründe daran zu zweifeln, dass es dieses Mal ebenso sein wird.

Heute noch jubelt die Anti-Doping-Lobby. Doch ruhig Blut! Ähnlich wie die Regelhüter bei Transfersperren im internationalen Fußball, oder auch die Kämpfer für Fairness und gleiche Wettbewerbschancen in viel zu vielen Dopingfällen der Vergangenheit, wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit demnächst auch dieses Mal ein deutlich milderes Urteil in der Sache geben.

Wetten, dass es niemals zu diesen vierjährigen Ausschlüssen in der heute verkündeten konsequenten Form kommen wird? Alles andere käme einer sportpolitischen Sensation gleich.

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thomas weigle
thomas weigle
4 Jahre zuvor

Hajo Seppelt meinte in der 14 Uhr Tagesschau, dass wenig dafür spricht, dass die heutige Entscheidung durch den CAS grundlegend verändert wird. Schön wäre, er behält recht.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
4 Jahre zuvor

Es wird für Olympia die bisherige "Feigenblatt-Optik" für noch nicht erwischte russische Athleten unter rein olympischer Flagge, also als "No-Name-Nation" geben, was aber kaum einen Putin-treuen Nationalisten freuen wird – da greift die Wada-Entscheidung also in die Volksseele ein.

Anders sieht's beim Fußball und dem "Russenzäpfchen" Infantino aus, der als Putin-Kumpel seinen Fifa-Einfluss für eine russische Teilnahme bei der sowieso schon perversen Katar-WM 2022 geltend machen wird. Da unsere restlichen Fußballverbände alle keine Eier haben und brav teilnehmen, greift dort die Wada-Entscheidung wohl eher nicht.

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