Bei der Vorstellung von Trainer Niko Kovac in Dortmund im Februar. Foto: Robin Patzwaldt
Ein Blick auf die Tabelle der Fußball-Bundesliga suggeriert Ruhe. Nur eine Niederlage aus den ersten 14 Bundesliga-Spielen der Saison 2025/26 – das ist eine Bilanz, die andernorts Euphorie auslösen würde. In Dortmund hingegen macht sich Ernüchterung breit. Und das ist kein Widerspruch, sondern Ausdruck eines tieferliegenden Problems: Der BVB sammelt Punkte, aber er sammelt keine Überzeugung.
Ernüchterung bei BVB-Trainer Niko Kovac. Foto: Robin Patzwaldt
Borussia Dortmund wollte in dieser Saison in der Fußball-Bundesliga wieder ein echtes Wörtchen im Titelrennen mitreden. Nach dem vielversprechenden Saisonstart war Euphorie spürbar – endlich schien die Mannschaft stabil, reifer, konstanter.
Doch die beiden jüngsten Spiele gegen RB Leipzig (1:1) und Bayern München (1:2) haben ernüchternd deutlich gezeigt: Der BVB ist noch nicht da, wo er sein möchte. Und vor allem – wo einige in Schwarzgelb glaubten, schon zu sein.
Bei der Vorstellung von Trainer Niko Kovac in Dortmund im Februar. Foto: Robin Patzwaldt
Borussia Dortmund hat am heutigen Dienstag die vorzeitige Verlängerung des Vertrags mit Niko Kovač bis 2027 bestätigt – und sendet damit ein starkes Signal. Diese Entscheidung ist nicht nur ein Vertrauensbeweis, sondern Ausdruck einer neuen strategischen Klarheit im Verein.
Kovač, der bei seiner Vorstellung im Februar noch mit sehr viel Skepsis im Umfeld empfangen wurde, hat in den vergangenen Monaten eindrucksvoll gezeigt, dass er mehr ist als ein kurzfristiger Feuerwehrmann. Er hat eine taumelnde Mannschaft
Vorstellung von BVB-Trainer Niko Kovac (2.v.r.) in Dortmund im Februar. Foto: Robin Patzwaldt
Es sollte ein Sommer des Umbruchs in Dortmund werden. Ein Neuanfang. Nach einer Saison voller Widersprüche, in der der BVB zwar dank eines starken Endspurt erneut die Champions-League-Qualifikation klar machte, aber gleichzeitig in der Bundesliga über weite Strecken enttäuschte, war die Marschroute eigentlich klar: Die Mannschaft muss neu strukturiert, mit frischer Qualität und neuer Mentalität aufgeladen werden.
Doch Stand Ende Juli wirkt die vielbeschworene Erneuerung eher wie eine leere Worthülse. Denn von einem Umbruch ist bislang kaum etwas zu sehen. Im Gegenteil: Der BVB droht, eine einmalige Gelegenheit zu verspielen.
Bei der Vorstellung von Trainer Niko Kovac in Dortmund im Februar. Foto: Robin Patzwaldt
Die Bundesliga-Saison 2024/25 ist Geschichte. Für Borussia Dortmund endete die Spielzeit versöhnlich. Durch ein 3:0 gegen Absteiger Holstein Kiel im heimischen Westfalenstadion erreichte der BVB sein vor Saisonstart ausgerufenes Minimalziel: die Qualifikation für die kommende Champions-League-Runde. Die Freude darüber war groß in der Stadt. Gefeiert wurde in erster Linie Trainer Niko Kovač, der den Verein seit seiner Amtsübernahme im Februar von Platz elf auf Platz vier geführt hatte.
Auch von Seiten der Vereinsverantwortlichen war das Lob groß – fast schon zu groß, wenn etwa Lars Ricken von einer der größten Leistungen eines Trainers in der Klubgeschichte sprach. Entschuldigen müssten sich in diesen Stunden hingegen wohl einige der namhaftesten BVB-Berichterstatter bei Kovač. Und das aus gutem Grund.
Dann kann den Dortmundern der Ausgang des direkten Duells zwischen den Konkurrenten SC Freiburg und Eintracht Frankfurt herzlich egal sein. Andernfalls ist man vom Ergebnis dieser Partie abhängig – und könnte die Königsklasse unter Umständen doch noch verpassen.
BVB-Trainer Niko Kovač (Zweiter von rechts) hat derzeit gut lachen. Foto: Robin Patzwaldt
Neu-Trainer Niko Kovač scheint die Mannschaft von Borussia Dortmund inzwischen einigermaßen in den Griff bekommen zu haben. Das gestrige 4:0 im heimischen Westfalenstadion gegen den VfL Wolfsburg beförderte den BVB zumindest über Nacht auf Tabellenplatz vier der Fußball-Bundesliga. Damit ist die Qualifikation für die kommende Champions-League-Saison für den Revierklub zwei Spieltage vor Saisonende wieder möglich. In den vergangenen sechs Ligaspielen holten die Schwarzgelben beachtliche 16 von 18 möglichen Punkten.
Die über weite Phasen der Saison 2024/25 so bitter enttäuschende Mannschaft zeigt nun unter dem erfahrenen Coach wieder deutlich häufiger, was in ihr steckt. Das ist schön. Und dennoch fragt man sich als langjähriger Fan, warum sie dazu nicht schon früher in der Lage war. Denn: Die Qualität dazu hatte der Kader ja auch schon in den verflucht nervigen Monaten zuvor. Und diese Frage trübt auch in diesen besseren Tagen den Gedanken an diese Mannschaft. „Mannschaft“ darf man sie ja erst seit Kurzem wieder nennen.
Der BVB steht in diesen Tagen unter besonderer Beobachtung. Foto: Robin Patzwaldt
Da war es wieder, das zweite Gesicht des BVB. Beim 2:1-Sieg gegen den OSC Lille zeigte die Dortmunder Borussia eine ansprechende, wenn auch keine überragende Leistung. Nach dem peinlichen 0:1 gegen den FC Augsburg in der Bundesliga war jedoch selbst das eigentlich nicht zu erwarten.
Dass sich die Schwarzgelben durch den Sieg in Frankreich in der Königsklasse unter den elitären Kreis der besten acht Mannschaften in Europa qualifiziert haben, während sie in der Liga daheim aktuell nur auf Rang zehn liegen, zeigt das ganze Dilemma des Revierklubs.
Täuschen lassen sollte man sich von der nun optimalen Ausgangslage für das Rückspiel gegen die Portugiesen am kommenden Mittwoch im Westfalenstadion jedoch nicht. Auch wenn das Achtelfinale der Königsklasse nun so gut wie sicher sein dürfte, hat man bei den Dortmundern im Laufe der vergangenen Monate – ja, man möchte fast sagen Jahre – einfach schon zu viel erlebt, um daraus jetzt eine Trendwende zum Guten ableiten zu können.
Zwar spielte die Mannschaft über weite Phasen durchaus engagiert, das Spielglück, das sie bereits in den vergangenen Wochen oft vermisste, war jedoch auch am Samstagnachmittag nicht zu sehen. Ein Eigentor, eine Gelb-Rote Karte – schwerer hätte sich die Mannschaft die Aufgabe, den Vizemeister aus Stuttgart zu schlagen, kaum machen können. An der Verkettung von Leistungsmängeln, Übereifer und Pech konnte auch Kovac bei seinem ersten Spiel in der Verantwortung nichts ändern.
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