
Die Bundesliga-Saison 2024/25 ist Geschichte. Für Borussia Dortmund endete die Spielzeit versöhnlich. Durch ein 3:0 gegen Absteiger Holstein Kiel im heimischen Westfalenstadion erreichte der BVB sein vor Saisonstart ausgerufenes Minimalziel: die Qualifikation für die kommende Champions-League-Runde. Die Freude darüber war groß in der Stadt. Gefeiert wurde in erster Linie Trainer Niko Kovač, der den Verein seit seiner Amtsübernahme im Februar von Platz elf auf Platz vier geführt hatte.
Auch von Seiten der Vereinsverantwortlichen war das Lob groß – fast schon zu groß, wenn etwa Lars Ricken von einer der größten Leistungen eines Trainers in der Klubgeschichte sprach. Entschuldigen müssten sich in diesen Stunden hingegen wohl einige der namhaftesten BVB-Berichterstatter bei Kovač. Und das aus gutem Grund.
Ein Trainer, viele Zweifel
Als ich im Februar für die Ruhrbarone zum ersten Mal seit Lucien Favre wieder bei einer Trainervorstellung in Dortmund zugegen war, erschrak ich über den Stimmungswandel. Noch bevor die prominenten Podiumsgäste den Presseraum des Westfalenstadions betraten, lästerten viele der versammelten Kollegen auffällig laut und ungeniert über den „nächsten Interimstrainer“ der Schwarzgelben.
Das geschwundene Vertrauen in die Vereinsführung war im Vergleich zu meinem letzten Besuch dort nicht zu überhören. Kaum einer der Stammgäste dieser Gesprächsrunden schien an eine sportlich bessere Zukunft zu glauben. Die eher kurzzeitigen Gastspiele von Trainern wie Marco Rose, Edin Terzić oder zuletzt auch Nuri Şahin hatten offenkundig Spuren hinterlassen.
Vom Optimismus vergangener Tage
Als ich in den 2010er-Jahren noch regelmäßiger bei den Pressekonferenzen des BVB dabei war, traf man dort noch auf eine andere, im Hinblick auf die Zukunft des Vereins deutlich optimistischere Journalistenschar. Die vergangenen Jahre des sportlichen Abschwungs, der im enttäuschenden fünften Platz nach der Bundesliga-Saison 2023/24 seinen bisherigen Tiefpunkt erreichte, hatten offenkundig zu einem Stimmungswandel geführt.
Das früher fast schon blinde Vertrauen in Macher wie Aki Watzke, Michael Zorc oder Jürgen Klopp war aufgebraucht. Stattdessen herrschten nach der Şahin-Ära auch im Journalistenlager Skepsis und Galgenhumor – zumindest bei sehr vielen Berichterstattern. Auch das Fanlager zeigte sich zu diesem Zeitpunkt durchaus kritisch.
Kovačs verzögerte Wirkung – und der späte Lohn
Nachdem Niko Kovač in Dortmund zunächst einen schwachen Start hingelegt hatte, schienen sich die kritischen Stimmen zu bestätigen. Erst langsam griffen die neuen Impulse von der Trainerbank. Der Endspurt der Saison war dann jedoch stark: 22 von 24 möglichen Punkten aus den letzten acht Spielen – Ligabestwert. Nur so schaffte es der BVB noch zurück in die Königsklasse. Die Entscheidung, nach den Experimenten Terzić und Şahin nun wieder einen erfahrenen Coach mit mehr Ausstrahlung zu verpflichten, wurde auf den letzten Drücker maximal belohnt.
Trendwende und überfällige Entschuldigungen
Und auch wenn nun natürlich nicht plötzlich wieder alles rosig ist in Dortmund, scheint die Trendwende zurück zur Ligaspitze zu gelingen. Es gibt jedenfalls wieder gute Gründe für neuen Optimismus, wenn es um die Zukunft der Borussia geht. Zu verdanken ist das zu großen Teilen Coach Niko Kovač, der der Mannschaft wieder zu mehr Konstanz und Stabilität verholfen hat.
Und auch wenn letztlich jeder Trainer im Profifußball eine Art Interimstrainer ist – die Amtszeiten sind meist ohnehin nur relativ kurz –, wäre nach dem geglückten Saisonfinale in Dortmund jetzt eigentlich die eine oder andere Entschuldigung einiger namhafter BVB-Berichterstatter fällig.
Man darf gespannt sein, ob sich der eine oder andere Kollege tatsächlich dazu durchringen kann, sich bei Niko Kovač für seine lästerlichen Worte aus dem Februar zu entschuldigen…