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The Fairy Queen von Henry Purcell in der Folkwang Universität

The Fairy Queen an der Folkwang Universität (Foto: Ursula Kaufmann)

Zum Abschluss des Jubiläumsjahres anlässlich des 90jährigen Bestehens der Folkwang Hochschule wurde als Gemeinschaftsanstrengung diverser Fachbereiche am 7.12. die Premiere von The Fairy Queen gestemmt. Der oft zitierte, nicht ganz so oft eingelöste Folkwang-Gedanke vom Zusammenwirken der Künste – hier war er einmal wirklich gegenwärtig: Gesang, Musiker, Jazzmusiker, Schauspiel, Tanz und Gestaltung. Allein die Anzahl der Mitwirkenden ist beeindruckend und so tatsächlich eher an einer Kunsthochschule denn an einem kleinen Opernhaus realisierbar. Die Semi-Oper The Fairy Queen von Barockkomponist Henry Purcell, deren Partitur jahrhundertelang als verschollen galt und erst im 20. Jahrhundert wiederentdeckt wurde, bietet dafür hervorragende Möglichkeiten. Das relativ kleine Orchester findet im begrenzten Graben der neuen Aula der Universität Platz, die Vielzahl der Gesangs- und Tanznummern der Partitur geben Gelegenheit einer großen Anzahl von Studierenden Auftritte zu verschaffen.

Im Groben orientiert sich die Handlung von The Fairy Queen an Shakespeares Sommernachtstraum. Zeittypisch tritt aber eine nachvollziehbare Bühnenhandlung in den Hintergrund. Zugunsten des großen Spektakels sind Tanznummern, Pantomimen und Arien eingefügt, die teilweise keinerlei Bezug zur Handlung haben. Das gibt Regisseur Achim Lenz, der ebenfalls an der Folkwang Universität studierte und heute vor allem für die Gandersheimer Domfestspiele aktiv ist, die Möglichkeit, eine eigene Handlung über das Purcellsche Werk zu legen. Er verlegt das Geschehen in das Hotel „Fairy Queen Inn“, lässt zu allererst die Handwerker anreisen, die mit Shakespeares Originaltext die Rollen für das Stück im Stück über Pyramus und Thisbe verteilen. Dann treffen Hochzeitsgäste ein, die schon bei Ankunft keine rechte Lust mehr auf die anstehenden Vermählungen haben. Die vier von Oberon beauftragten Weddingplaner erwecken dann die Fairy Queen zum Leben und das Geschehen wird zum verwirrenden und bösen Traum (Helene Fischer!), bis die Sonne wieder aufgeht und die Hochzeiten doch noch gefeiert werden können.

Während das Folkwang Barock Orchester unter Leitung von Professor Christian Rieger mit historischem Instrumentarium tadellos aufspielt, ist bei den Sängerinnen und Sängern nie ganz zu überhören, dass es sich eben doch um eine Universitätsaufführung handelt. Da wackelt in den ausgedehnten Barockkoloraturen immer wieder mal die Intonation, da reichen auch für manche Partie Volumen und Stimmumfang noch nicht ganz und über weite Strecken steht die technische Bewältigung deutlich im Vordergrund und lässt kaum Platz für echte musikalische Ausgestaltung. Doch der Vergleich mit professionellen Ensembles ist da wohl einfach noch verfrüht. Wirklich anzurühren vermag nur Maria del Mar Humanes im zweiten Teil des Abends und Boshana Milkov als Oberon demonstriert eine wunderbar samtig-volle Stimmfarbe besonders im tiefen Register. Gänzlich unter gehen die Studierenden des Fachbereichs Jazz mit einer Version von Helene Fischers „Atemlos“, was allerdings mehr an der unzureichenden Soundtechnik liegt.

Problematisch ist vor allem die Regie von Achim Lenz, der allzusehr auf große Show setzt, was sicherlich dem Anlass der Aufführung entspricht, dabei aber selten die realen Möglichkeiten der Neuen Aula im Blick hat. So geraten einige Einfälle doch sehr behelfsmäßig. Gelegentlich fühlt man sich in ein überambitioniertes Provinzopenhaus versetzt, das sich hoffnungslos überschätzt. Das beginnt schon beim schön gedachten Bühnenbild (Sabet Regnery), das die Hotelhalle mit zwei Treppenaufgängen ganz Chanel-mäßig in Weiß mit schwarzen Kanteneinfassungen zeigt. Hier wird weltläufige Grandezza simuliert, aber dass alles ein bisschen schief zusammengezimmert ist, ist kaum zu übersehen. Auf merkwürdige Weise tragen auch die Tanzeinlagen zu diesem Eindruck der etwas altbackenen Selbstüberschätzung bei. Zwar sind sie vom FTS-Esemble – also Postgraduierten – perfekt ausgeführt, doch die Choreographie (Malou Airaudo, Stephan Brinkmann) bleibt ein Fremdkörper. Nun sind Balletteinlagen in Opern heute immer problematisch. Doch bei The Fairy Queen wirkt der moderne Tanz wie eine bemühte Avantgarde von vorgestern, selbst wenn es im zweiten Teil, dem insgesamt besseren, einige hübsche Humoreinfälle gibt, die sich besser in das Gesamtkonzept der Inszenierung einfügen. Klassisches Ballett oder originell modifizierter Barocktanz hätte hier vielleicht sogar weniger unzeitgemäß gewirkt.

Tatsächlich herausragend ist an diesem Abend die Arbeit der vier Weddingplaner, die aus dem Fachbereich Physical Theatre kommen. Insbesondere ihre Auftritte als Fairy Queen, bei denen alle vier unter einer übergroßen Maske (Masken: Yvonne Dicketmüller) zu einem Wesen verschmelzen, gehören zu den Höhepunkten des Abends.

Weitere Termine: 9., 11., 13.12., 19.30 Uhr, Neue Aula, Essen-Werden

Tickets und Infos: www.folkwang-uni.de

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