Von der trügerischen Selbsteinschätzung der Deutschen Telekom

Die Erdarbeiten kündigten sich schon im Juni gut sichtbar an. Foto: Robin Patzwaldt

Wer sich in Sachen Telekommunikation für die Deutsche Telekom entscheidet, der tut dies häufig in der Erwartung, dass er für einen etwas besseren Service halt mehr bezahlen muss. Mir sagte mal ein Telekom-Mitarbeiter einer Hotline, als ich mich in einem Beratungsgespräch über den im Vergleich zur Konkurrenz höheren Preis erschrocken zeigte „keiner sagt, dass wir die günstigsten am Markt sind, aber wir sind halt die besten“.

Dass diese hohe Selbsteinschätzung der Telekom aber in vielen Bereichen nicht wirklich zutrifft, das musste ich in den vergangenen Wochen auf eine unschöne Art erfahren.

Als die Lokalzeitung hier bei mir in Waltrop (Kreis Recklinghausen) im März dieses Jahres ankündigte, dass es für Anwohner der nördlichen Stadthälfte in den kommenden Wochen möglich wäre, sich von der Telekom einen ‚gratis‘ Glasfaseranschluss ins Haus legen zu lassen, da war unser Interesse direkt geweckt. Bis Ende 2022 sollte die Sache erledigt sein. Und das kostenlos. Wer sagt da nein?

Natürlich wäre ein eventuell gewählter Tarif dann entsprechend zu zahlen, aber bei ausreichend Interesse in der Gegend, würde die Telekom den Hausanschluss in unserer Nachbarschaft halt gratis vornehmen, statt, wie sonst wohl üblich, mehrere hundert Euro dafür zu verlangen. Wie Gespräche in der Nachbarschaft ergaben, war die Resonanz entsprechend groß. Fast alle Nachbarn wollten das scheinbar gute Angebot nutzen. Und tatsächlich begannen im Frühsommer die Erdarbeiten hier in der Siedlung.

Diese wurden von einer von der Telekom beauftragten Fremdfirma durchgeführt, deren Arbeitsweise schon vom ersten Tag an weit weniger vertrauensvoll aussah, als es der Telekom gut zu Gesicht gestanden hätte. Es wurde, nun nennen wir es mal sehr ‚hastig‘ gearbeitet. Das Pflaster der Gehwege wurde nur unsauber wieder verlegt, das darunter platzierte neue Kabel nur sehr knapp unter der Oberfläche platziert. Das Alles wirkte unerwartet ‚billig‘.

Was diesen unschönen Eindruck dann noch einmal massiv verstärkte, waren die Arbeiten rund um die im Anschluss vorzunehmenden Hausanschlüsse, die im Spätsommer folgen sollten. Eine Ankündigungs-E-Mail eines Hausbesuchs eine HALBE STUNDE vor dem geplanten Termin? Das ging gar nicht. Nur mit Glück konnte ich es im August einrichten, habe einen anderen Termin am Nachmittag notgedrungen sehr kurzfristig abgesagt. Dass dann niemand in Sachen Glasfaseranschluss erschien, krönte die ärgerliche Angelegenheit.

Meine anschließende ‚Beschwerde‘ bei Telekom und ausführender Firma blieb von der Fremdfirma bis dato gänzlich unbeantwortet. Die Telekom entschuldigte sich immerhin kurz per E-Mail, zeigte Verständnis für meinen Ärger, verwies aber zugleich auf die Fremdfirma. Die Telekom habe damit direkt nichts zu tun. Und das, obwohl der Absender der Ankündigungs-E-Mail doch scheinbar die Telekom selber war.

Meine dringende Bitte, den nächsten Termin doch unbedingt früher anzukündigen und dann bitteschön auch wirklich zu erscheinen, wurde ignoriert. Stattdessen wurde das schräge Verhalten beim nächsten Anlauf sogar noch getoppt. Diesmal klingelte ein Mitarbeiter gänzlich ohne vorherige Ankündigung nachmittags, wollte direkt in den Keller und dort eine Dose anbringen.

Inhaltlich zielführende Rücksprachen waren leider vor Ort nicht möglich, da der Techniker kein Deutsch sprach und nur über ein paar Brocken englischer Sprache zur Anwendung bringen konnte. Also wurde ohne weitere Beratungs- oder Absprachemöglichkeit kommentarlos eine End-Dose des Glasfaseranschlusses gesetzt, die jedoch unnötiger Weise etliche Meter (und zwei Räume) von unserer alten Telefonanlage entfernt liegt. Das wäre sicherlich wesentlich besser möglich gewesen… Doch Absprachen waren halt gar nicht möglich.

Wie es jetzt weitergeht? Keine Ahnung! Unsere Lust auf weitere Erlebnisse dieser Art ist jedoch naturgemäß gering. Eine erhoffte, ja erwartete (und notwendige) persönliche Beratung konnte durch diesen Techniker nicht durchgeführt werden, die Fremdfirma beantwortet Rückfragen bisher gar nicht und die Telekom verweist einen an die Fremdfirma! Man mag das Alles so eigentlich kaum glauben!

Klar ist für uns nach diesen Erfahrungen jedenfalls schon jetzt, dass eine Beauftragung der angeblich so guten Telekom, dem Platzhirschen auf dem hiesigen Telefon- und Internetmarkt, wohl nicht automatisch eine gute Entscheidung ist. Zudem ist ein vermeintlicher ‚Gratis‘-Anschluss in der Realität dann eben doch gerne auch mal unerwartet ‚billig‘.

Ich bin zudem auch fest davon überzeugt, dass wir auch nicht die einzigen Leute mit solch unschönen Erfahrungen sind….

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