Die Eidesstattliche Versicherung von FDP-Kandidatin Koch-Mehrin

Foto: FDP Baden-Württemberg

Seit ich die Geschichte über die dubiose eidesstattliche Versicherung von Silvana Koch-Mehrin, der EU-Spitzenkandidatin der FDP für die Europawahl, geschrieben habe, konnte ich einiges über Dirty Campaining lernen.

Und zwar haben ausgerechnet FDP-Wahlkampfhelfer von Koch-Mehrin die Kommentar-Funktion zum Beitrag "Wirbel um Eid von FDP-Europaspitzenkandidatin Koch-Mehrin" benutzt, um anonym Schmäh-Kritiken loszuwerden.

Woher ich das weiß? Die Helfer benutzten dabei die IP-Adresse 217.110.45.10. Das ist die IP der FDP-Bundesgeschäftsstelle in Berlin, Reinhardstraße 14.

Nur einige Beispiele, falls jemand nachlesen möchte, was die Leute geschrieben haben: igor in #39, edward in # 32, #25, # 13 und in #11, sowie Mark in #14

Besonders interessant ist Edward. Seine Email-Adresse zu der IP 217.110.45.10 lautet adib.sisani@xy. (Vollständige E-Mail aus Gründen des Datenschutzes nicht veröffentlicht)

Dies ist deswegen spannend, da ein gewisser Adib Ashraf Sisani als Verfasser der Präsenzlisten von Koch-Mehrin auftaucht, die auf der Internetseite der FDP-Politikerin veröffentlicht wurden.

— Nachtrag: Wie mittlerweile wohl jeder weiß, ist Adib Ashraf Sisani der persönliche Pressereferent von Koch-Mehrin —–

Zusätzlich wurde mir mit diversen Klagen offen, in Emails und Hintenrum gedroht. Naja.

Warum das Ganze? Es scheint, als habe ich mit meinem Blogbeitrag eine unbequeme Wahrheit berichtet.

Nun, ich habe geschrieben, dass Koch-Mehrin in einem Rechtsstreit mit der FAZ eine eidesstattliche Versicherung abgegeben hat. Dort sagt sie, sie habe eine Präsenzquote von 75 Prozent. (neu: Ihre Rechtsanwälte sagen inklusive der Fehlzeiten als Mutter)

Damit man mir das glaubt, veröffentliche ich hier die eidesstattliche Versicherung von Koch Mehrin.

(für größere Darstellung auf die eidesstattliche Versicherung klicken)

Demgegenüber veröffentlichte die EU folgenden Statusbericht zur FDP-Politikerin inklusive der 59 Fehltage als Mutter.

Ich stelle fest: Zwischen den beiden Angaben ist eine Diskrepanz. Es liegt nahe zu sagen, die eidesstattliche Versicherung sei falsch. Ob das zutrifft, kann nur ein Gericht entscheiden. Denn eine falsche eidesstattliche Versicherung wird mit bis zu 3 Jahren Knast oder mit Geldstrafe geahndet. 

Die Rechtsanwälte von Koch-Mehrin sehen das natürlich anders. Sie rechnen vor, dass Koch-Mehrin häufiger anwesend gewesen sei, als in den Anwesenheitslisten bestätigt ist. Dies würde aus den Abstimmungslisten hervorgehen. Gut. Von der Durchsetzungskraft dieser Erklärung hängt es ab, ob Koch-Mehrin mit ihrer eidesstattliche Versicherung nicht doch noch in den Abgrund fällt.

Gerne hätte ich die Listen aus einer Email veröffentlicht, die mir der Rechtsanwalt von Koch-Mehrin zugeschickt hat, um diese Sichtweise zu bestätigen. Aus diesen Listen soll erkennbar sein, dass Koch-Mehrin 75 Prozent Anwesenheit hatte. Leider darf ich das aber nicht. Sie sollen aber hier zu finden sein. klack Ich weiß nicht, ob das die gleichen Listen sind, die mir zugegangen sind.

Die Rechtsanwälte von Koch-Mehrin sagen, sie seien sicher, dass die EU ihre Zahlen weiter nach oben korrigiert würden.

Dabei ist es im Prinzip sicher egal, ob Koch-Mehrin 75 Prozent der Tage da war oder 62 Prozent. Das sind Kleinigkeiten. Genauso ist es nebensächlich welche Details in dem Prozeß vor dem Landgericht Hamburg besprochen wurden, den Koch-Mehrin gegen die FAZ verlor.

Es geht im Kern darum, ob die Politikerin eine falsche Eidesstattliche Versicherung abgegeben hat. Das wäre fatal.

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Jens
14 Jahre zuvor

Erneut die Frage an den Rechtsanwalt (diesmal etwas modifiziert):
Ist die Liste die auf der Homepage von Silvana Koch-Mehrin präsentiert wird, die selbe Liste wie die, die dem Autoren dieses Beitrages der Ruhrbarone zugegangen ist?

Falls ja: Warum darf er die Zahlen nicht veröffentlichen? Warum reagieren Sie auf entsprechende Fragen nicht?

Falls nein: Warum gibt es zwei verschiedene Listen?

Außerdem noch: Inwiefern wurde denn gegenüber den Ruhrbaronen kommuniziert, insbesondere, nachdem augenscheinlich der Wunsch nach einer Entfernung des Beitrages nicht entsprochen wurde?
Aufgrund der vorliegenden Aussagen der Ruhrbarone-Betreiber kann man zur Annahme gelangen, dass ein gewisser Druck aufgebaut worden ist. Stimmt dies?

Und als ganz neues interessantes Element in der Diskussion: Sorgen jetzt Mitarbeiter der FDP-Bundesgeschäftsstelle dafür, dass Mitglieder des MdEPs ihre Homepages aktualisieren?

AnKa
14 Jahre zuvor

Jetzt weiß ich zumindest endlich, wie die zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen… Allerdings kapier ich nicht, warum SKM anscheinend ihre Mutterschaftstage als Anwesendheitstage gerechnet haben will.
Ist das irgendwo so?

Dass sie da entschuldigt ist, ist unbestritten. Aber in meinen Augen waren das dann Tage, an denen sie nicht anwesend sein konnte, also werden sie von den möglichen Anwesenheitstagen abgezogen. Und dann wird halt die Quote ausgerechnet, an wieviel Prozent der Sitzungen, an denen ihre Teilnahme möglich war, sie tatsächlich teilgenommen hat.

FS
FS
14 Jahre zuvor

Na, ich bin mal gespannt ob sich Herr Graef (der Anwalt) auch hier in den Kommentaren meldet und ob er auch hier alle Nachfragen ignoriert.

Mao aus Duisburg
Mao aus Duisburg
14 Jahre zuvor

Frau Koch-Mehrin,
es ist schon erstaunlich, wie eine Spitzenkandidaten mit so geringer programmatischer Tiefe eine so ehrwürdige Partei wie die FDP im Europaparlament vertreten darf. Dass sie mehr Schau als Inhalt ist, zeigt sie doch bei jeder öffentlichen Diskussion – wenn sie denn überhaupt auftritt. Ich dachte eigentlich, die Zeit, in der die FDP die „Guidomobil-Spaß-Partei“ wäre, sind längst vorbei. Auf jeden Fall ist Frau SKM im Europaparlament genauso überflüssig wie ein Metzger in einer Selbsthilfegruppe für Vegeratrier.

Reizzentrum
14 Jahre zuvor

@ Anka

Ist doch klar, warum jemand von der FDP so rechnet: Weil man so die Statistik in seinem Sinne verfälschen kann. Sowas ist Betriebswirtschaft erstes Semester ^^

Möglichst viel Ertrag aus möglichst wenig Einsatz herausholen – so machen es die Liberalen.

Lorietta
Lorietta
14 Jahre zuvor

Ich verstehe immer weniger, was hier eigentlich das Problem sein soll. Zur Berechnung von „Anwesenheit im EP“ gibt es offenbar viele verschiedene Methoden, das ist mir als Laie auch klar. Und solange man jemandem nicht nachweisen kann, dass er wusste, dass seine Berechnungsmethode zu diesem Thema objektiv unhaltbar war (und so etwas wäre allenfalls bezüglich der absurden Behauptungen in dem Schmähartikel in der FAZ naheliegend), so lange ist es völlig abwegig, bei irgendwem von „Lüge“, „Meineid“, „falsche Eidesstattliche Versicherung“ oder was auch immer zu sprechen.

Ich habe den nachhaltigen Eindruck, dass David Schraven andere Motive hat als die Suche nach der Wahrheit.

Mao aus Duisburg
Mao aus Duisburg
14 Jahre zuvor

Der Rechtsanwalt von SKM soll endlich Fakten liefern, dann kann er damit alles entkräften. Doch das FDP-Mitglied Graef macht es nicht. Das sagt doch alles über den Wahrheitsgehalt seiner Angriffe.

Jens
14 Jahre zuvor

@Lorietta (7):
Ich habe den nachhaltigen Eindruck, dass Du andere Motive hast, als die Suche nach der Wahrheit.

Jochen Hoff
14 Jahre zuvor

@7 Lorietta

Das ist wieder einmal typisch FDP. Sobald irgendwer von denen bei einer Lüge oder gar einer ungesetzlichen Handlung erwischt worden ist, wird der Überbringer der Nachricht beschimpft.

Frau Koch-Mehrin ist Botschafterin der INSM und mir schon aus diesem Grunde zutiefst zuwider. Deshalb ist es eigentlich egal ob sie im Europaparlament anwesend ist oder nicht. Sie vertritt die Interessen der Menschen in Deutschland eh nicht.

Eine Partei die eine Kandidatin aufstellt die für eine neoliberale Lobbyorganisation arbeitet, zeigt wie wenig Wert sie auf Demokratie legt.

Hb
Hb
14 Jahre zuvor

Ich weiß nicht, ob das die gleichen Listen sind, die mir zugegangen sind.

Das erstaunt den Leser aber etwas. Warum vergleichst Du die Listen nicht?

Klaus Jarchow
14 Jahre zuvor

Genau, Lorietta – selbst dann, wenn sie nur einmal dagewesen wäre, kann sie ohne Lüge immer noch sagen, sie wäre „hundertprozentig da gewesen“ …

Sepp
Sepp
14 Jahre zuvor

Dass die Leute der FDP unter dem scheinbaren Schutz der Anonymität aus der FDP-Zentrale Beschimpfugen ablassen anstatt Stellung zu beziehen und sachlich auf die Ungereimtheiten eingehen spricht Bände…

Und was ist mit Frau Koch-Mehrin, sitzt sie das Ganze über ihre Anwälte aus oder kommt noch mal eine Stellungnahme?

trackback
14 Jahre zuvor

FDP und Silvana: Knieschuss im Wahlkampf…

Der Europawahlkampf ist langweilig. Das sagen zumindest hartgesottene Wahlkampf-Profis aus den Parteizentralen. Niemand interessiere sich, kaum jemand lasse sich mobilisieren. Der Ausgang sei daher immer eine Art Glücksspiel. Wie 1994 für die…

trackback
14 Jahre zuvor

Aufgelesen 166…

? Die schwarze Armbinde der Solidarität
? Meldungen aus dem BA-Hauptquartier für Statistikfälschungen
? Der Fussballclub Betar Jerusalem und sein Hasslied gegen Araber
? Bayer: Anti-Babypille „Yasmin“ ist nicht gesundheitsschädlicher a…

Börni
Börni
14 Jahre zuvor

Ich würde die Listen NICHT vergleichen, zumindest nicht das Ergebnis eines Vergleichs veröffentlichen. Nicht, dass dann irgendein Rechtsanwalt kommt und die Veröffentlichung des Ergebnis des Vergleichs als nicht genehmigte Nutzung interpretiert.

Marty
Marty
14 Jahre zuvor

Was bedeutet eigentlich, es liegt nahe, dass die eidesstattliche Versicherung falsch ist?

Auf Basis der unbestrittenen Diskrepanz zwischen den Dokumenten liegt diese Annahme – ohne dass weitere Informationen vorliegen – nicht näher oder ferner, als die Vermutung, dass die Anwesenheitslisten fehlerhaft sind.

Ich habe nun doch schon einige Erfahrung mit der EU-Bürokratie und darf mich durchaus zu der Äußerung hinreissen lassen, dass ich keinem derartigen Dokument den Unfehlbarkeitsstatus zurechnen würde. Dazu gehört schon eine gewisse Naivität, die man sich speziell gegenüber der EU und ihren Organen besser verkneift.

Daher:
Diskrepanz? – offenkundig
Nachfragen? – darf man immer
Meineid unterstellen? – noch längst nicht

PS: Ich hege ansonsten keinerlei Sympathien für Frau Koch-Merin und werde ihrer Partei auch nicht meine Stimme zur EU geben.

Nasowas
Nasowas
14 Jahre zuvor

Dieses schein professorale Gegackere und Gewiehere(hab schon immer alles gewußt und auch besser gewußt) geht mir tierisch auf den Sack.

Marc
14 Jahre zuvor

Hallo David,
die Geschichte als solche ist definitiv erheiternd, habe selbst auch schon darüber gebloggt.
Was ich aber wirklich daneben finde ist die Idee, die Email-Addy, wenn auch gekürzt hier zu publizieren.
Klar ist auch das ein Knaller, aber die Feldbeschreibung Mail (wird nicht veröffentlicht) (erforderlich) sollte immer Programm sein, egal was für ein Troll auch kommentiert.

trackback
14 Jahre zuvor

Nachtrag zum Fall Koch-Mehrin (FDP)…

Mal wieder ein typisches Beispiel für Kollerkommunikation im Internet. Dieses mal: Dirty Campaining mit der FDP und die Debatte um die Anwesenheit von Frau Silvana Koch-Mehrin im Europaparlament, Lesson 2, man lese und lerne:
https://www.ruhrbarone

Andreas
14 Jahre zuvor

Die Story finde ich weiterhin interessant, vor allem auch wie viel Wirbel es scheinbar bei der FDP auslöst. Wie sind die denn so schnell auf den Blog gestoßen?
Was mich wundert, ist dass das Thema in den „konventionellen“ journalistischen Medien bisher so wenig behandelt wurde. habe nur was bei derwesten und rp-online gesehen.

PS: Die Überschrift ist ein Tippfehler, oder sollte es wirklich fpd und nicht fdp heißen?

Angelika
Angelika
14 Jahre zuvor

Unter der Überschrift „Guidos Frontfrau für Europa“ im net zu finden:

„…Auf dem blau-gelben «Freiheitstruck» tourt Silvana Koch-Mehrin derzeit durch Deutschland…Parteichef Guido Westerwelles blonde Hoffnungsträgerin stellt sich als «europäische Patriotin» vor, ärgert sich aber auch über zu viel «bürokratischen Unsinn» aus Brüssel…Vorwürfe politischer Gegner, sie fehle im EU-Parlament zu häufig, weist sie als «falsch» zurück. Auf der offiziellen Webseite des Parlaments wird ihre Anwesenheitsquote mit 62 Prozent beziffert…“ (01.06.2009)

https://www.ad-hoc-news.de/guidos-frontfrau-fuer-europa–/de/Politik/20253451

Bert
Bert
14 Jahre zuvor

Mit Koch-Mehrin muß man sowieso einiges ertragen – Rückblende:

https://www.netzeitung.de/spezial/europa/383536.html

Koch-Mehrin verteidigt Film «Tal der Wölfe»

Im Streit um den türkischen Film «Tal der Wölfe» hat FDP-Präsidiumsmitglied Koch-Mehrin scharfe Kritik an der Absetzungs-Forderung von CSU-Chef Stoiber geäußert. Den Streifen müsse man «ertragen», sagte sie der Netzeitung.

In dem Action-Thriller kämpft ein türkischer Geheimdienstler im Irak gegen die USA. Der Westen, Juden und Christen werden darin als Feinde des Islam dargestellt.

Koch-Mehrin, die auch Mitglied im FDP-Präsidium ist, verteidigte den Film. «Man muss diesen Film ertragen», sagte sie.

Klaus Jarchow
14 Jahre zuvor

Seht’s doch einfach mal ästhetisch-pragmatisch, unter Zuhilfenahme von ein wenig gesundem Menschenverstand und einschlägiger Lebenserfahrung:

WER GUT AUSSIEHT, MUSS WENIGER ARBEITEN.

Jens
Jens
14 Jahre zuvor

Auch nett:

Gestatten, Silvana Koch-Mehrin: ?Ich bin eine Rabenmutter. Und das sehr gerne!? (?)

https://www.rp-online.de/public/article/beruf/ratgeber/428795/Silvana-Koch-Mehrin-Ich-bin-eine-Rabenmutter.html

gelegentlich
gelegentlich
14 Jahre zuvor

@Lorietta
Sie haben das Gefühl David Schraven hätte andere Motive als die Suche nach der Wahrheit. Tja, als Pragmatiker denke ich weniger über Motive nach als über Effekte. Der Haupteffekt der Aktivität von David Schraven in dieser Sache ist aber, dass
1. bekannt wurde dass die Spitzenkandidatin der ,,Liberalen“ mit Hilfe der Justiz gegen kritische Berichterstattung vorgeht
2. sie eine neoliberale Lobbyistin ist (sozusagen ein U-Boot eines weiteren U-Bootes, der INSM)
3. die FDP Leute in ihren Reihen duldet, die versuchen, heimlich und anonym Schmähkritiken in Kommentardiskussionen zu schleusen, und damit bestätigen, dass es offenbar ein ,,Feature“ dieser politischen Richtung ist, genauso vorzugehen.
Bei der Pseudo-Bürgeriniative Deutsche-Kinderhilfe wurde das Gleiche gemacht; ebenfalls in der Baganz-Pleitgen-Affäre in NRW. Das ist die Freiheit, die diese Neoliberalen meinen.
Bei ,,Der Westen“ steht der Bericht über SKM bei den 3 meistgelesenen Artikeln, bei der FTD auch. Herr Schraven hat also durchaus etwas erreicht.
Wollen wir ihm gemeinsam dazu gratulieren?

Jens
14 Jahre zuvor

Der rot unterstrichene Satz ist besonders interessant, wenn man sich diesen Blogbeitrag durchliest.

Gregor
Gregor
14 Jahre zuvor

Tolle Sache, wir verwirren mit Zahlen. Folgt man dem Link zur Seite von Koch-Mehrin und addiert die Angaben, kommt man zu ganz anderen Werten (vermutlich, weil irgendetwas doppelt und dreifach gezählt wird).

Rechnen wir mal nach: Angaben von Koch-Mehrin auf der persönlichen Web-Seite (Nummerierung entsprechend den Koch-Mehrin-Angaben):

2) Anwesenheit: 142 Tage (angeblich von EU korrigiert; ursprünglich 120)
3) Protokollabstimmungen: 24 Tage
4) „Liste de Presence?: 12 Tage
5) Mutterschutz: 59 Tage

Summe: 142 + 24 + 12 +59 =237 (entspräche 83 Prozent Anwesenheit)

Probe:
Vergleich man die EU-Angaben mit der Koch-Mehrin-Liste, sind die Tage mit den von ihr genannten 24 Protokollabstimmungen tatsächlich nicht aufgeführt.
https://www.europarl.europa.eu/mepatt/28241.pdf

Stichproben zeigen, dass Parlamentarier, die am gleichen Tag abgestimmt haben, diese Tage in ihren Anwesenheitslisten korrekt verbucht haben. Warum ist dann bei Koch-Mehrin die Abweichung so groß? 24 von 142/144 Tagen wäre eine sehr hohe Fehlerquote.

Was wurde nun in die angebliche Korrektur von 2) eingerechnet? Auf der EU-Web-Seite steht noch nichts davon. Warum sollen von 24 Protokollabstimmungen nur 22 gewertet worden sein? Warum soll Koch-Mehrin die Präsenzlisten auswerten, die EU aber nicht?

Vermutliche Koch-Mehrin-Version:
2) Korrigierte Anwesenheit: 142 Tage
5) Mutterschutz: 59 Tage

Summe: 142 + 59 Tage = 201 Tage (entspräche etwa 70 Prozent Anwesenheit)

Sind die Präsenzlisten (warum nennt Koch-Mehrin hier nicht die genauen Tage? Das ist merkwürdig) tatsächlich nicht eingerechnet, stimmt die Rechnung in der Eidesstattlichen Erklärung. Sind sie es nicht, stimmt sie nicht.

Ergo muss Koch-Mehrin schon einen Schritt weitergehen und auch die 12 Tage auf den Präsenzlisten benennen, auf die es ankommt.

Drollig ist übrigens, dass Koch-Mehrin sagt, es hätte nur 282 Sitzungstage in der Legislaturperiode A6 von 2004 bis 2009 gegeben, während die EU bei allen anderen Abgeordneten von 288 ausgeht.

John Dean
14 Jahre zuvor

Die selbst ernannte „Rabenmutter“ ist wohl eher eine „Raben-Abgeordnete“.

Man nehme als Beleg einfach mal das Jahr 2007: Frau Koch-Mehrin kann in diesem Jahr lediglich 25 Anwesenheiten im Parlament nachvollziehbar belegen*.

Im Jahr 2007 tagte das EU-Parlament an 62 Terminen. Bereinigt man diese um die Mutterschutzzeiten von Frau Koch-Mehrin, bleiben 56 Termine.

Ihre „Raben-Abgeordneten“-Quote liegt, trotz Berücksichtigigung von Mutterschutz-Zeiten, für 2007 bei jämmerlichen 44,6 Prozent!

Eine echte Raben-Abgeordnete!

Da sie sich im Jahr 2007 auch im Haushaltsausschuss ausgesprochen rar gemacht hat, stimmt auch das Argument der FDP-Anhänger nicht, dass die geringe Anwesenheitsquote von Frau Koch-Mehrin im Parlament mit entsprechend verstärkten Fleiß in der Ausschussarbeit einher ginge.

Dass es auch anders geht, beweist Frau Koch-Mehrin im Jahr 2009. Kaum rückt die Wahl näher, steigt ihre Anwesenheit im EU-Parlament auf über 90 Prozent an!

Es geht doch – Gratulation, Frau Koch-Mehrin!

Über die ganzen Zahlen mag man denken, was man möchte – der sehr krumme Gerichtseid von Frau Koch-Mehrin und noch mehr die Drohungen einmal seitens von Herrn Graef, sowie die Drohungen seitens von Mitarbeitern der FDP-Geschäftsstelle mit einem Strafverfahren („falsche Verdächtigung“) hinterlassen gar keinen guten Geschmack.

Meine Meinung: Das ist ekelhaft.

Hier soll ein FDP-Spitzenpolitiker auf sehr problematische Weise reingewaschen werden.

* eventuell steigen diese Zahlen noch an, wenn Frau Koch-Mehrin weitere und vor allem nachvollziehbare Belege nachreicht – Skepsis ist hier allerdings angebracht.

king balance
14 Jahre zuvor

Wie sagt doch der FDP Chefe Westerwelle!!! Wer arbeitet, soll mehr haben, als der, der nicht arbeitet! Und Teilzeitarbeit soll auch nur als Teilzeitarbeit bezahlt werden! Nur unsere Politclowns erlauben sich, was sie anderen nicht zugestehen wollen. Faul sein auf Kosten der Allgemeinheit! Sie predigen Wasser und saufen Wein! Also auch die erhalten hoffentlich die Quittung für ihr tun am Sonntag..

Katharina Borchert
Katharina Borchert
14 Jahre zuvor

@Klaus Jarchow: Wie schade, dass solche Diskussionen nie besonders lange sachlich geführt werden können, ohne dass jemand um die Ecke kommt und die arg verstaubte Sexismuskiste wieder aufreisst. Ebenso ekelhaft wie langweilig.

@Schraven: Die Bekanntgabe der Mail ist wirklich extrem unfein. Zumal die nicht schwer herauszubekommen ist und von jedem angegeben werden kann.

Michi Meyer
Michi Meyer
14 Jahre zuvor

Mich empört, wie hier mit einer verdienstvollen Europärerin umgegangen wird! Die Ruhrbarone wurden inzwischen an allen Punkten widerlegt. Wenn es Herrn Graef endlich gelingt, den Ruhrbaronen und ihren linksradikalen Freunden („Blogger“) das Handwerk zu legen, dann stoße ich mit einem Glas Sekt an!

soran
soran
14 Jahre zuvor

@Katharina Borchert: Wo ist da eine Sexismuskiste? Die Aussage von Klaus Jarchow, das „WER GUT AUSSIEHT, MUSS WENIGER ARBEITEN.“ trifft auch auf Männer zu.

Stefan Laurin
Admin
14 Jahre zuvor

@Meyer: Das wir besonders viele linksradikale Freunde haben war mir neu, aber Sie wissen das sicher besser als ich.

@Katharina Borchert: Der Jarchow Kommentar ist mir durchgegangen (Wie fast alle im Moment: Grippe). Normalerweise schalten wir so etwas nicht frei. Zu den Mails: Bei Privatleuten sehe ich es genau so – aber wenn von einer Parteizentrale aus verdeckt agiert wird, kann man das durchaus öffentlich machen.

Gregor
Gregor
14 Jahre zuvor

@Michi Meier: Herzlich willkommen im 21. Jahrhundert. Der Generalverdacht der „linksradikalen Freunden (?Blogger?)“ war schon 1970 zum Gähnen, nur dass es damals keine Blogger gab. Was kommt als nächstes? Sollen wir doch rübergehen 🙂

Lesen Sie doch mal den Kommentar 28 und verraten Sie mir, was daran linksradikal sein soll. Das ist Mathematik und nicht Politik.

@Katharina Borchert: Wie soll ein Journalist Beweise vorlegen, wenn er sie nicht nennen darf? Macht das der Westen auch so? Mit der Kombination Vorname.Nachname verrät man nun wirklich kein großes Geheimnis. Berufliche E-Mails haben acht verschiedene Namensformate, die bei 95 Prozent aller Unternehmen verwendet werden. Vorname ausschreiben oder Initial? Punkt oder keiner? Vorname oder Nachname zuerst?

Manni
Manni
14 Jahre zuvor

Liebe FDP.

Glaubt Ihr denn wirklich, dass es irgendwen kratzt, wie oft Eure Abgeordneten an den Sitzungen teilnehmen? Könnt Ihr nicht einfach das bißchen menschliche Größe aufbringen, dass erforderlich ist, sich diesem Bildzeitungsniveaublödsinn nicht hinzugeben? Glaubt Ihr, dass potenzielle Wähler nicht ahnen, dass man sich die Anwesenheit im Parlament oft genug einfach schenken kann? Dass eine Abgeordnete oftmals besseres zu tun hat als zeitungslesend schnarchlangweiligen Diskussionen zu folgen?
Und könntet Ihr bitte noch mal den Orginialbeitrag durchlesen und dabei mal merken, dass sich an dieser Stelle kein Mensch darüber ereifert hat, dass Frau K-M zu selten im Parlament gewesen wäre?
Hmm?

Rainer Hoffmann
14 Jahre zuvor

Das folgende Video aus September 2008 über die „Anwesenheitslisten-Problematik“ bei der EU ist hier im Blog hoffentlich bekannt:

Klaus Jarchow
14 Jahre zuvor

Was hat denn das mit Sexismus zu tun, Katharina, wenn ich meine Aussage absolut geschlechtsneutral und allgemeingültig formuliere? Gibt’s etwa keine schönen Männer mehr auf dieser Welt? Glaube mir, die Gelfrisur, die sich neuerdings Bundeswirtschaftsminister nennen soll, die habe ich längst auch auf dem Kieker. Ich habe nämlich generell etwas gegen Leute, die den Weg zur Arbeit zum Laufsteg machen und elastisch tun. Punkt.

In einem höheren Sinn ist mein Satz sogar nicht nur Satire auf eine ausgewiesene FDP-Poseurin, sondern er ist dazu noch völlig richtig: Schöne Menschen – cum grano salis – haben es leichter, sie müssen sich folglich weniger anstrengen, um das im Leben zu bekommen, was sie wollen, und sie bleiben deshalb bis zu ihrem unausweichlichen Ende zumeist auch dümmer als der Durchschnitt, denn sie haben es ja nicht nötig, durch innere Werte zu glänzen. Zumindest ist mir noch kein schöner Nobelpreisträger über den Weg gelaufen …

Klaus Jarchow
14 Jahre zuvor

@ Stefan Laurin: Würdest du mir mal erklären, was an meinem Satz kritikwürdig oder gar ’sexistisch‘ war?

Stefan Laurin
Admin
14 Jahre zuvor

@Klaus Jarchow: Naja, jemanden auf seine äusseren Merkmale zu reduzieren ist schon etwas bedenkliches. Jeder Politiker kann auf ganz anderen Feldern besser kritisiert werden. Sexistisch? Selten werden Männer auf ihr Äußeres reduziert. Und dann bezweifele ich auch den Wahrheitsgehalt des, wie ich glaube, eher launig gemeinten Satzes: Schröder galt bei vielen Frauen als attraktiver Politiker – ein Faulpelz war er sicher nicht. Gegenbeispiel: Armando Veneto (Italien) ist einer der faulsten EU-Abgeordneten und sicher nicht der nächtliche Traum der Damenwelt 🙂
Nimm es einfach so wie es ist: Wir schalten solche Kommentare in der Regel nicht frei – auch weil sie kaum eine sinnvolle Diskussion ermöglichen. Die wollen wir aber nach Möglichkeit hier bei den Ruhrbaronen haben. Also: Nicht schmollen, wir freuen uns schon auf Deinen nächsten Kommentar und Dir fallen bestimmt bessere Sachen als Bemerkungen über das Aussehen ein.

Rainer Hoffmann
14 Jahre zuvor

Übrigens:

Frau Koch-Mehrin ist am 05.06.2009 um 16Uhr in Recklinghausen (!) auf dem Altstadtmarkt bei einer FDP-EU-Wahlkampfveranstaltung…Westerwelle ist übrigens auch dort…

Rainer Hoffmann
14 Jahre zuvor

Korrektur:
die Veranstaltung in Recklinghausen beginnt bereits um 15Uhr (nicht 16Uhr)

Klaus Jarchow
14 Jahre zuvor

Yo – dieser schöne Schröder als Womanizer, der ‚hatte es aber eher in der Stimme‘. Wenn du ihn jemals live gesehen hast, besaß er ansonsten Lafontaine’sches Format. Ich meine: Im hohen Gras sahst du beide nicht mehr, da wurde jeder Rasenmäher zur Gefahr. Ich habe die Causa trotzdem zusammengefasst und von hier verlagert. Wer will, soll sich zum Sexismus in meinem Sprachbaukasten äußern, dort, wo das Thema auch eher hingehört: “ … Wir lernen daraus, dass wer ?wer? sagt, auch schon eindeutig Frauen gemeint haben muss. Denn der Sexismus, der lauert bekanntlich überall, fast wie einst der Kommunismus, und wenn er schon nicht im Wortsinn steckt, dann hat ihn die gewitzte Frau doch in der Nase. …“

trackback
14 Jahre zuvor

Die Chance: Bayern endlich loswerden…

Bayern endlich loswerden. Wer will das nicht!?
Mal ehrlich, nervt Bayern uns nicht alle? Ich meine jetzt nicht nur den arroganten millionenschweren Fußballclub, sondern den genauso arroganten seltsamen Freistaat im Süden.
Allein die ?Sprach…

Julia
Julia
14 Jahre zuvor

Vielen Dank für den Artikel.

Eigentlich wollte ich dieses Jahr FDP wählen, aber das hat sich jetzt erledigt !!!

hartmut
14 Jahre zuvor

Zur Kenntnisnahme, ich schließe mich der Nachfrage dieses Blogs hiermit an:

https://kritik-und-kunst.blog.de/2009/06/02/ruhrbarone-versus-koch-mehrin-bitte-blog-kollegen-6219776/

juristischen Auseinandersetzungen sehe ich hiermit mit der allergrößten gelassenheit entgegen.

Avantgarde
Avantgarde
14 Jahre zuvor

Hätte Frau Koch-Mehrin an ALLEN Sitzungstagen wegen Mutterschutz gefehlt, betrüge ihre Anwesenheitsquote 100%

John Dean
14 Jahre zuvor

Interessant finde ich, dass von Frau Koch-Mehrin „mandatsbedingte“ Reisekosten im Jahr 2005 auch in solchen Monaten in Rechnung gestellt werden, wo sie sich aus Gründen des Mutterschutzes vom Mandat fern hält und entschuldigen lässt.

Warum?

Die Trolle aus der FDP-Geschäftsstelle werden dafür bestimmt eine Erklärung finden, fernab eines „ich-kriege-den-Hals-nicht-voll“.

Oder vielleicht könnte es der freundliche Herr Graef erklären?

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