„Am Ende sind Malthus Vorhersagen und die des Club of Rome nicht eingetroffen“

Wüste (Symbolbild) Foto: 9591353082 Lizenz: Gemeinfrei

Wenn ich von Grün schreibe, spreche ich nicht nur über die deutsche Partei, sondern von den Grünen weltweit, den grünen Organisationen (NGOs), von denen die bekannteste Greenpeace sein dürfte, den grünen Medien und Wissenschaften, den Parteien, ihren Mitgliedern, Anhängern und Unternehmen. Diese grüne Ideologie speist sich aus verschiedenen (politischen) Quellen. Zum einen aus der Reformbewegung (Anthroposophie), zum anderen aus dem Sozialismus, sowie aus der Naturschutz- und Antiatombewegung, der Friedensbewegung (Pazifismus) und basischristlicher Erscheinungen und letztlich aus dem Malthusianismus.

Hatten die linken Studenten 1968 noch geglaubt, die Arbeiter natürlicherweise auf ihre Seite zu haben, so mussten sie bald feststellen, dass dies nur eine (marxistische) Theorie war. Sogenannte K-Gruppen versuchten sich in den 70ern zwar noch als Avantgarde der Revolution, das heißt im Sinne von Marx, sich den Arbeitern zuzuwenden, aber diese wollten partout nicht mitmachen, hatten die doch den „realexistierenden Sozialismus“ vor Augen und sahen was ihnen als Arbeiter wohl blühen würde. Da nützten dann auch die „Fake News“ der Kommunisten nichts, in denen die menschenverachtenden Diktaturen Volksrepublik China und die Sowjetunion als eine Art Paradies dargestellt wurden. Wobei jede K-Gruppe sich auf ein eigenes „100prozentig“ funktionierendes Konzept berief, was natürlich der einzig wahren Wahrheit entsprach, doch irgendwann musste man zugeben gescheitert zu sein.

Da kamen die Naturschützer gerade recht, die Ende der 70er immer stärker auf ihre Anliegen aufmerksam machten. Auf diesen Zug sprangen viele 68er nur zu gerne. Das lag zum einen an der tatsächlich stattfindenden Zerstörung der Natur. Zum anderen aber an dem Umstand, dass man statt auf Arbeiter, die sich wehren konnten, nun auf die Natur rekurrieren konnte, die schließlich nicht widerspricht. „Wo Natur krepiert, Kapital floriert“ hieß nun die Losung, für die grünen Antikapitalisten wie Tritin und co. Plötzlich machte der Sozialismus wieder Sinn und was gibt es besseres als für jemand Partei zu ergreifen, dem man alles unterstellen konnte. Die Natur kann nicht aufstehen und sagen, „lasst mich in Frieden mit eurem Mist“, wie die Arbeiter das getan hatten.

Wichtig war auch die Friedensbewegung, seit den Fünfzigern in Westdeutschland aktiv, die Anfang der Achtziger einen entscheidenden Beitrag zur Entstehung der Grünen leistete. Sie fand ihren Höhepunkt mit der Stationierung von amerikanischen Langstreckenraketen (Pershing) in der „BRD“, Deutschland wollte man damals nicht so gerne sagen. Und die Grünen waren mitten drin, denn nun konnten die Sozialisten und Antiamerikaner unter ihnen belegen, wie unmenschlich die USA wäre, dem Hort des Kapitalismus. Ihrer Meinung nach würden die USA einen Atomkrieg auf deutschen Gebiet planen, um die Sowjetunion zu vernichten. Für viele damals ein Garant für den Sozialismus. Alles mündete letztlich in der Parole „Deutschland raus aus der NATO“, Antiimperialismus und Westhass inklusive. Handfestes Verschwörungsdenken, wie es heute gerne von Grünen den „Rechten“ zugeschoben wird.

Falls sich die Friedensbewegung und die Grünen durchgesetzt hätten, hätte der russische Imperialismus leichtes Spiel gehabt. Nicht umsonst hatte der KGB die Friedensbewegung gefördert. Und die Franzosen bekamen Angst und fragten sich was mit den Deutschen los sei. Ob man sich überhaupt auf die Bundesrepublik verlassen kann und ob es womöglich mit einem neuen Nationalismus zu tun bekämen. Und bis heute ist es schwierig Deutsche Bürger davon zu überzeugen, dass überfallene Länder wie die Ukraine oder Israel nicht selber Schuld sind und ein Recht auf Selbstverteidigung haben. Und es sind grade die nationalistisch agierenden Gruppen (AfD, BSW) die heute auf Russland setzen. Aber nun gut, die Friedensfreunde spülten die Grünen ganz weit nach oben.

Ein weiteres wichtiges Segment der Grünen ist die Anthroposophie und weitere  esoterische, christliche und naturromantische Sekten. Das heißt die Grünen konnten auf die gut 100jährige deutsche Reformbewegung setzen, die als eine Gegenbewegung zur Industrialisierung entstanden war und aus denen sich ein gut Teil der Grünen rekrutierte. Diese Reformbewegung agitierte gegen die Moderne und glorifizierte das einfache Leben der Menschen in der Natur, deren Feind der Mensch sei. Technik, Chemie und Atomwissenschaft wären gradezu bösartig und letztlich gegen die Schöpfung gerichtet. Kräuter und magische Rituale (Homöopathie und Heilpraktiken) wären der Medizin überlegen. Nicht der Mensch hätte die Natur zu unterwerfen, sondern der Mensch hätte sich der Natur zu beugen. Was das in letzter Konsequenz heißt, scheint den meisten grünen Wählern nicht klar zu sein. Denn die Natur an sich, ist kein Ponyhof, sondern vollkommen gefühllos und moralfrei, tödlich und gnadenlos. Trotzdem hat sich die Idee einer liebevollen gradezu mütterlichen Natur durchgesetzt, deren Speerspitze die Veganer darstellen. Jedweder Eingriff in die „Mutter Natur“ sei (fleischliche) Sünde und würde die Menschheit mit dem Untergang der Welt bestrafen. Solche Sichtweisen entstehen natürlich nur in modernen Industriegesellschaften, wenn die Abhängigkeit von der Natur geringer wird.

Dazu zählt auch der Naturschutz, der von deutschen, naturromantischen Vorstellungen durchzogen ist. In den 70ern waren die Naturschützer eher dem rechten politischen Spektrum zuzuordnen. Sie waren konservativ und wollten den deutschen Wald und die deutsche Eiche retten. Natürlich waren sie auch gegen Kernkraft. Kernkraft war undurchsichtiges Zeugs und „Fortschrittswahn“ und würde die deutschen Erbanlagen verunreinigen. Und hier kommen wieder die Grünen ins Spiel. Diese erkannten schnell, dass die Kernkraft bei der Umeltbewegung unbeliebt war und auch bei Teilen der  Bevölkerung an (geplanten) „AKW“-Standorten. Schließlich wurden sie Teil der Strahlensskeptiker, die glaubten Kernkraftwerke könnten durch Strahlung die Gene verändern, die Nahrung verseuchen, und ihr strahlender Abfall würde Millionen Jahre den Tod bringen. Gleich einer Atombombe, könnten die Reaktoren in die Luft fliegen und alles Leben im Umkreis von hunderten Kilometern verstrahlen und töten.

Die 80er Jahre waren auch die Zeit der Kritik an der Grünen Revolution. Mit Hilfe von Züchtungen, künstlichen Düngern und Pflanzenschutzmitteln war es Wissenschaftlern gelungen Pflanzen wie Reis, Mais oder Weizen ertragreicher zu machen, was zur Folge hatte, dass Milliarden Menschen nicht mehr Hungern oder an Hunger sterben mussten. Die Grünen waren allerdings dagegen, weil diese Anbaumethoden Schaden an der Natur anrichten würden. Mit der Entwicklung genetisch veränderter Pflanzen, die den Anbau noch einmal verbesserte (weniger Pestizide, Herbizide, Wasserverbrauch, Dünger) und steigerte, nahm die Kritik an der wissenschaftlichen Landwirtschaft an Fahrt auf, obwohl es keinen Beleg dafür gab, dass die neue Technik Mensch und Umwelt schade. Das Ende vom Lied war, dass in Deutschland Genpflanzen, ihre Produkte und die Forschung verboten wurde. Natürlich war man auch gegen Impfen, Genetik an Tier und Mensch, dass änderte sich allerdings eigentümlicherweise recht plötzlich mit Corona.

Weniger bekannt sind die Maltusianischen Wurzeln grünen Denkens. Bekannt allerdings ist der Pfarrer und Nationalökonom (1766-1834) durch seine kruden Bevölkerungstheorien geworden. Er war der Meinung, dass das Bevölkerungswachstum bald an sein natürliches Ende gekommen sei, was wiederum dazu führen würde, dass Armut zunimmt und die Menschen hungern und letztlich sterben würden. Sozialprogramme gegen Armut lehnte er ab, da dies die Situation für die natürlichen Ressourcen noch verschlimmern würde. Der „Club of Rome“ der ein dickes Buch mit Namen „Die Grenzen des Wachstums“ (1972) auf den Markt warf und die Menschen in Panik versetzte, war von dieser Art Denken beseelt. Vor allem die Deutschen, die das Buch fraglos für bare Münze hielten und schon das Ende Welt in wenigen Jahren kommen sahen. So wie heute wieder die Klimaaktivisten. So finden wir dieses Denken etwa in dem Versuch wieder ein anthropogenes Zeitalter für den Planeten Erde auszurufen und den „Erdüberlastungstag“ zu etablieren.

Am Ende sind Malthus’s Vorhersagen und die des Club of Rome nicht eingetroffen. Die Menschen wurden immer mehr und je mehr sie wurden, umso besser ging es ihnen. Obwohl wir die acht Milliarden überschritten haben, geht es den Menschen so gut wie nie. Und es werden auch immer mehr Ressourcen wie Öl und Gas entdeckt, um nur zwei zu nennen. Hinzu kam die Entwicklung neuer Technologien, die weniger Rohstoffe verbrauchten oder ganz neue benötigten und weniger umweltschädlich waren, wie die Kernkraft oder Solarenergie. All diese nicht grade menschenfreundlichen Ideen und auch Praxen zusammen genommen, haben eine Ideologie kreiert, die heute die Entscheidungen der Regierung, der Politiker, Unternehmer, Journalisten und auch Bürger bestimmen. Die teilweise unbewussten Gedanken dahinter sind immer die Gleichen: die Ressourcen sind aufgebraucht und der Mensch ist ein Sünder an der Natur, deshalb muss er begrenzt werden, sonst geht die Welt unter. Dieses Denken ist heute Hegemonial, wenn es um Themen wie Menschheit, Umweltschutz und Klima geht. Es wird kaum analysiert und selten in Frage gestellt, z.B. wie wird die Erderwärmung eigentlich gemessen?

Auch wenn die Entscheidungen durchaus negative Folgen für die Menschen und die Umwelt mit sich bringen. So erscheint es für die Meisten folgerichtig, wenn sich die Regierung für lowtech Windräder anstelle von hightech Kernkraftwerken entscheidet, wenn sie Lastenräder anstelle von menschenfreundlichen und effizienten Autos fördert, wenn sie auf Biohöfe anstelle moderner Landwirtschaft setzt, obwohl die biologischen Bauernhöfe 84 Millionen Menschen nicht ernähren könnten, wenn Industrie und Wirtschaft gegängelt werden, die Preise für Energie und Lebensmittel in die Höhe schießen und Wohnungen und Mobilät immer teurer werden, wenn die Politik auf Zwangsmaßnahmen (Wärmepumpe), statt auf Förderung, Aufklärung und Technologieoffenheit setzt. Die Zerstörung der klimaneutralen Kernkraftwerke werden Werte in Billionenhöhe vernichtet haben, obwohl der historische Befund zeigt, dass es es den Menschen umso besser ging, je mehr und je effizienter sie in der Lage waren Energie zu produzieren.

Dabei glauben sie, wie die meisten Ideologen der Menschheitsrettung, sie wären auf dem Pfad des Guten. Wobei es ja gar nicht mehr um Revolution, sondern um „Transformation“ der Gesellschaft ginge, was immer man sich gruseliges darunter vorstellen vermag. Mit den Erfahrungen der Corona-Pandemie, haben die Grünen gelernt wie lenkbar Massen sind, wenn man ihnen nur genügend Angst einjagt. Und dass es möglich ist in die Lebenswelt und den Alltag der Bürger massiv einzugreifen. Fast täglich kommt eine neue Idee dazu, wie man den Klimawandel aufhalten könne. Manche sind nur noch als absurd zu bezeichnen wie Fleischverzicht, Autoverzicht, Flugverzicht und so weiter. Zum Glück trifft dies nun auf Widerstand in der Bevölkerung, obwohl sogar Gesetze (Paus und Faeser) erlassen werden sollen, welche die Gegner der Regierung und des grünen Denkens das Leben erschweren könnten.

Aber die Demokratie wird stärker sein, zumal einem in der Wahlkabine niemand zuschaut, und so werden vermutlich im nächsten Jahr die Menschheitsbeglücker und Besserwisser, die in Wirklichkeit die Menschen nur verrückt (Letzte Generation) machen, mit ihren Träumen einer mehr oder weniger totalitären Ökogesellschaft viele Wähler verlieren. Und falls die Prophezeiung einer gefährlichen Erderwärmung wahr werden sollte – wir haben es ja hier lediglich mit Rechenmodellen zu tun, die versuchen die Zukunft vorherzusagen – so stehen uns Menschen Techniken bereit, wie CO2 in Gestein zu pressen oder die Kraft der Sonne zu minimieren, um die Erde abzukühlen. Falls uns nicht wieder eine Eiszeit oder ein Vulkan dazwischen kommt, oder das Schwarze Loch, das kürzlich in der Nähe der Erde entdeckt wurde. Dann wäre es vorbei mit der Comédie human.

 

 

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Wolf Larsen
Wolf Larsen
16 Tage zuvor

Hallo Herr Hafke,

Im Kern gehe ich bei der Genese linken Mainstreamdenkens mit. Jedoch teile ich nicht unbedingt ihre Schlussfolgerungen – gerade was die Begründung ökologischer Politik angeht. Es gibt fraglos den esoterischen Zweig grüner Ideologie, jedoch betonen Sie den hier überdeutlich („Malthus’s Vorhersagen“ – wer bitte hat davon auf den gängigen Klimaprotesten je gehört?). Aktuelle grüne Politik (die Patei, NGO’s aber auch LG und FFF) stehen ja doch da eher auf der anderen Seite („Follow the Science“). Und die Wissenschaft argumentiert jedoch wenig esoterisch (von Ausnahmen abgesehen – aber das ist das pluralistische Wesen aufgeklärter Wissenschaft).   

Was den Club of Rome angeht: Inwieweit ist der denn wiederlegt? Dort wurde ja immer eine Ressourcenübernutzung bis 2100 postuliert. Die war jedoch explizit nicht als „Vorraussage“ gemeint, sondern als Überspitzung eines Trendes. Und diesen Trend scheint Wissenschaft aktuell ja sehr zu bestätigen (Klimawandel, Kollaps des Jetstream, etc..).

Beim Pazifismus bin ich wieder herum bei Ihnen…..

Liebe Grüße & schönen Feiertag! 

thomas weigle
thomas weigle
11 Tage zuvor

zum atomstrom und den billionen.man hat uns auch mal was vom billigen atomstrom erzählt. billig war der nie. und hätte der verbraucher die tatsächlichen kosten bezahlen müssen, wären nicht wenige wohnungen im dunklen dunkel geblieben. wenn der atomstrom so toll und gefahrlos ist, wieso hat dann der franz. staatskonzern so immens hohe schulden? warum stehen da ständig akws still? warum wollen die deutschen energiekonzerne kein comeback des atomstroms? wieso ist das problem der entsorgung immer noch nicht gelöst worden? selbst die härtesten akw- befürworter wie das söder, wollen das teufelszeug atommüll nicht in ihrem beritt. was die bemerkung zur pandemie angeht, da las man das hier aber vor tisch ganz anders.

Stefan Laurin
Admin
11 Tage zuvor
Reply to  thomas weigle

@thomas weigle: Zum Glück sind die Deutschen mal wieder viel klüger als als die anderen Länder. Viele von denen setzen ja auf Atomstrom. Aber die haben auch keinen Kinderbuchautor als Wirtschaftsminister. Die werden schon sehen, was sie davon haben 😀

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