
„Oh weia – das fängt ja gut an!“ Das nagelneue Parkhaus am Kamener Bahnhof auf allen acht Etagen proppenvoll, kein Parkplatz in Sicht – und Freunde aus Südfrankreich mit denen ich gegen 11 Uhr am Lehmbruck-Museum in Duisburg verabredet bin. Von unserem Gastautor Anton Kowalski
Kulturtourismus pur im Kulturhauptstadtjahr von Ruhr 2010. Der Abend vorher in beim Portugiesen in der Dortmunder Nordstadt war lang, das Bargeld so gut wie ausgegeben. Sollte im Zeitalter der allzeit einsatzbereiten Plastikkarten kein Problem sein, auch so an eine Fahrkarte zu kommen. Am Schalter des Kamener Bahnhofs, der von einer Reiseagentur betrieben wird, dann die klare Ansage: Fahrkarten mit Scheckkarte bezahlen geht nur ab 20 € aufwärts.
Die Fahrkarte Kamen – Duisburg kostet aber nur 10,90 €. Is also nix mit Karte bezahlen. Draußen, so die Auskunft, sei aber ein Automat, der nimmt auch Karten. Also nix wie hin. Mit dem neuen touchscreen vertraut gemacht, und die EC-Karte reingeschoben. „Bezahlen nur mit Bahncard“ so der Automat, während sich mittlerweile der Regionalexpress ankündigt. Bahncard habe ich seit zwei Jahren, das Ticket 2000 leider auch nicht mehr.
Als der Zug einfährt dann die mutige Entscheidung: Schwarzfahren bis nach Dortmund – und dort eine Fahrkarte am Schalter kaufen. Die erste Schwarzfahrt nach fast vierzig Jahren! Nicht aus Überzeugung wie damals und wg. 50-Pfennig-Einheitstarif, sondern der puren Not gehorchend – der Zeitnot. Am Dortmunder Hauptbahnhof dann die Suche nach dem Fahrkartenschalter. Langsam dämmert`s: der Bahnhof wird ja umgebaut, der Servicebereich ist draußen in den Containern. Dort gleich rechts zwei Automaten. An einem hängt ein Schild: Dieser Automat funktioniert leider nur mit Karten! Hier bist du richtig, signalisiert mein Hirn. Eine Frau, ihrem Aussehen nach keine deutsche, versucht mit Geldscheinen ihr Glück an diesem Automaten: „I am sorry Ma`am. This machine doesn`t accept cash“, versuche ich ihr weltmännisch zu erklären. „Wieso kein Geld?“, kommt die Antwort. „Steht da oben: Dieser Automat nimmt nur Karten!“ Voller Hoffnung programmiere ich den Automaten: Dortmund – Duisburg. Als ich meine EC-Karte reinschiebe, um zu bezahlen, erneut die Anzeige „Nur mit Bahncard.“ So langsam fühle ich mich veräppelt. Und die Zeit drängt.
Auf dem Weg zum Containerterminal der Bahn hatte ich einen Bankomat gesehen, meine letzte Hoffnung. Nichts wie hin, die EC-Karte reingesteckt und 100 € in zwei fünfziger Scheinen gezogen. Und wieder zum Fahrkartenautomaten, die Tastatureingabe fast blind, same procedure. Dann einen 50-€-Schein gezückt und in den Schlitz gesteckt. Jetzt erst bemerke ich den Hinweis: Dieser Automat schluckt nur 5- und 10-€-Scheine. Mehr geht nicht. Ein Blick auf die Uhr zeigt, dass es langsam eng wird. Der Blick nach oben auf den Bahnsteig zeigt, das gleich ein ICE abfährt. Kurzentschlossen steige ich ein und riskiere erneut, als Schwarzfahrer erwischt zu werden.
Die zehnminütige Fahrt kommt mir vor wie eine halbe Stunde. Ich wage es nicht einmal, mich irgendwo zu setzen, gehe in die Nähe einer Toilette, den Gang im Auge. Es geht alles gut. In Bochum dann ein Brötchen gekauft und mit 50€ bezahlt. Anschließend die Fahrkarte aus einem Automaten gezogen und mit einem passenden 10 €-Schein bezahlt. Duisburg habe ich dank meiner beiden Schwarzfahrten dann noch einigermaßen pünktlich erreicht. Den Freunden dann, alle mit der Pariser Metro bestens vertraut, die Geschichte mit meiner Zugfahrt in der „Metropole Ruhr“ erzählt. Und von meiner Hoffnung, dass mir das in zwei Jahren nicht mehr passieren kann: Dann bin ich Ü60 und Besitzer eines BärenTickets.









