Egotronic-Sänger Torsun: „Meine Angst vor einer Corona-Ansteckung ist geringer, aber die finanziellen Sorgen nehmen zu“

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Torsun Burkhardt (Foto: © Bastian Bochinski Lizenz: Copyright)

Torsun Burkhardt, Frontmann der Band Egotronic, hat Rheuma. Dadurch könnte eine Corona-Infektion für ihn gefährlicher verlaufen als für andere in seinem Alter. Im Frühling schloss er sich deshalb in seiner Wohnung ein, nun ist er wieder in Selbstisolation. Wie fühlt es sich an, wenn man sich monatelang zuhause einschließt, weil das eigene Immunsystem durch Rheuma-Medikamente sowieso schon geschwächt ist – und gleichzeitig auch noch die eigene finanzielle Grundlage wegbricht?

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Danger Dan: „Der Geldhahn ist zu“

Danger Dan (links) von der Antilopen Gang: „irgendwann ist unsere Kasse dann auch leer“ (Foto: © Katja Ruge Lizenz: Copyright)

Ausgefallene Konzerte, abgesagte Festivals: Die Kulturindustrie leidet stark unter der Corona-Krise. Wie gehen Musiker damit um, wenn sie auf einmal nicht mehr auf Bühnen stehen können und ihre Einnahmen wegbrechen? Die deutsche Hip-Hop-Band Antilopen Gang hat im Sommer ihr Album „Adrenochrom“ veröffentlicht. Geschrieben und aufgenommen haben sie es in der Corona-Zeit. Bandmitglied Danger Dan erzählt im Protokoll, wie er die Zeit wahrgenommen hat und warum er sich Sorgen um die Zukunft macht.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich meinen Bandkollegen Koljah jemals so stark vermissen würde. Aber als ich im Juni mit ihm und Panik Panzer, meinem Bruder und ebenfalls Bandkollegen, in einem Restaurant essen war, habe ich mich riesig gefreut, ihn wiederzusehen. Davor hatten wir uns monatelang nicht mehr gesehen. Wir haben die letzten Jahre unheimlich viel Zeit zusammen verbracht und auf engstem Raum im Tourbus zusammen gelebt. In normalen Zeiten war es schön, sich dann nach einer Tour auch mal aus dem Weg zu gehen. Aber die letzten Monate waren nicht normal.

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BVB Nazi-Fans: Anne Frank im Schalke-Trikot


Sticker von Anne Frank in einem Schalke-Trikot sind in Düsseldorf aufgetaucht. Außerdem hat ein rechter BVB-Hooligan nach Quellen, die diesem Blog vorliegen, ein Foto der Sticker auf Facebook gepostet.

Die Aktion haben sich die Ersteller der Sticker augenscheinlich bei den Neonazi-Ultras von Lazio Rom abgeschaut. Die hatten kürzlich für Aufsehen gesorgt, als sie am vergangen Wochenende mit Fotomontagen von Anne Frank im Trikot des Stadtrivalens AS Roma die Zuschauerränge der „Curva Sud“ beklebten.

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Torsun von Egotronic: „Ich bin grad nicht in der Lage, Partytexte zu schreiben“

Egotronic (Bild: Bastian Bochinski)

Egotronic haben ein neues Album veröffentlicht, es heißt „Keine Argumente“. Warum das so ist und warum es in der jetzigen Zeit schwer fällt, Partylieder zu machen, haben wir Torsun, den Gründer und das Aushängeschild von Egotronic, gefragt.

Ruhrbarone: Noch mehr Punk (Rod González von den Ärzten hat euer Album gemischt) und noch weniger Elektro. Was macht Punk für euch aktuell so viel attraktiver als Elektro?

Torsun: Als ich die Egotronic-Platte „Macht keinen Lärm“ eingespielt hatte, hatte ich das Gefühl, das Genre des rein elektronischen Elektropunks nach meinen Möglichkeiten durchgespielt zu haben. Es war sogar schon so, dass auf der Platte in zwei Songs Gitarren zum Einsatz kamen, weil es mir mittlerweile zu wenig war, nur mit Synthesizern zu hantieren. Mein Anspruch an mich selbst war für Egotronic außerdem immer, das keine Platte so wie ihr Vorgänger klingen sollte, weshalb sich natürlich die Frage stellte, was als nächstes kommen könnte. So ergab es sich, dass die elektronischen Drums dran glauben mussten und so weiter. Ich beschloss, den Elektropunk mit Schwerpunkt Elektro in Elektropunk mit Schwerpunkt Punk zu transformieren. Der vorläufige Höhepunkt dieser Transformation ist mit „Keine Argumente!“ erreicht. Die Platte hat allerdings sogar wieder mehr elektronische Elemente als ihr Vorgänger.

Das neue Album heißt „Keine Argumente“. Habt ihr kein Bock mehr auf Diskussionen? 

Natürlich wird im Privatleben auch weiterhin diskutiert. Ein Song ist aber nicht das richtige Medium um komplexe Sachverhalte zu erklären. Zu was er aber taugt, ist, damit Stellung zu beziehen. Genau das haben wir mit diesem Album getan. Und zwar weit mehr als bei allen vorherigen Alben. 

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Sayeds Fluchtgrund ist ein Film

Sayed Omid Sami im Essener Kino "Filmstudio Glückauf"
Sayed Omid Sami im Essener Kino „Filmstudio Glückauf“

Der afghanische Filmemacher Sayed musste aus Kabul nach Deutschland fliehen, weil sein Film die Liebe zwischen einem Muslim und einer Hindu zeigt. Für die Bundesregierung gelten jedoch vor allem urbane Gebiete Afghanistans als sicher genug, um Flüchtlinge dorthin abzuschieben.

Sayed hat sich schick gemacht – Graues Sakko, roter Schlips. Er hat sich für die Premiere seines ersten Filmes herausgeputzt. Ein Film, der für ihn eine Herzensangelegenheit ist und gleichzeitig der Grund war, aus seinem Heimatland zu fliehen. Sayed Imid Sami, wie er mit vollen Namen heißt, finanzierte den Film, schrieb das Drehbuch und spielte die männliche Hauptrolle. Er steht mit akkurat gestutztem Bart am Ausgang des Kinosaals, in dem gerade sein Film gezeigt wurde. „Ethics of Love“ heißt er. Er handelt von einem Muslim, der sich in eine Hindu verliebt. Das, so sagt Sayed, sei gesellschaftlich in Afghanistan äußerst kompliziert. Heirat aus Liebe und eine Beziehung zwischen Personen verschiedener Religionen gäbe es in seinem Heimatland fast nie. Den Protagonisten seines Filmes sind diese Probleme bewusst. Vor allem die weibliche Hauptperson ist immer wieder Problemen ausgesetzt.

Auch Sayed war klar, dass die Geschichte in Afghanistan kontrovers ist, aber mit den Reaktionen, die er nach der Veröffentlichung seines Filmes erhielt, rechnete er nicht.

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Filmpremiere „Ethics of Love“ am Sonntag in Essen

Am morgigen Sonntag wird der Film „Ethics of Love“ des afghanischen Filmemachers und Schauspielers Sayed Omid Samis zum ersten Mal öffentlich gezeigt. Der Film war der Grund, weswegen Samis aus seinem Heimatland flüchten musste. Heute lebt er am Niederrhein. In dem Film geht es um eine Liebesbeziehung zwischen einem Muslim und einer Hindu. Samis wurde dafür in Afghanistan angefeindet. Er erhielt Drohungen und flüchtete letztlich nach Deutschland.

Der Film wird in Farsi mit deutschen Untertiteln gezeigt.

11.12 – Ethics of Love – Filmforführung und Gespräch mit dem Filmemacher
Um 12 Uhr im Filmstudio
Rüttenscheider Straße 2
Essen

Weiteres Infos zum Film und Eintrittspreise stehen hier.

Antiisraelische Propaganda bei Veranstaltung der ESG-Düsseldorf?

Screenshot des Ankündigungsfotos der Veranstaltung auf der ESG-Düsseldorf Facebookseite.
Screenshot des Ankündigungsfotos der Veranstaltung auf der ESG-Düsseldorf Facebookseite.

Besucher berichten von „antiisraelischer Hetze“ im Laufe der Veranstaltung.

Es ist ein heftiger Vorwurf, den Besucher einer Veranstaltung über Palästina der Evangelischen Studierendengemeinde Düsseldorf erheben. Bei der am vergangenen Mittwoch stattgefundenen Veranstaltung sollte, so hieß es in der Ankündigung, der Redner namens Said „über die Geschichte, aktuelle Situation und Zukunft Palästinas“ sprechen und „seine Heimat in einem Vortrag mit Bildern und Videos“ vorstellen. Zuhörer, die sich an Ruhrbarone.de wandten, waren von der Veranstaltung allerdings geschockt. Der Redner habe „antiisraelische Hetzte im Verlauf dieses Events“ verbreitet, erzählt zum Beispiel Marc Laferriere, der bei dem Vortrag anwesend war. So habe der Redner unter anderem behauptet, „dass mehrere arabische Regierungen gestürzt wurden, um Israels Stabilität zu sichern und der arabische Frühling nur vom Westen inszeniert sei.“ Auch habe der Referent gesagt, dass der Islamische Staat von der USA und Israel gegründet und finanziert worden sei und ein „weiteres Machtinstrument Israels wäre“, schildert Laferriere.

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Audio88 & Yassin im Interview: „Angst würde ich nicht zulassen wollen“

 

Foto: Robert Winter
Foto: Robert Winter


Wir haben das Rapduo Audio88 & Yassin in einer kleinen Kneipe in Berlin-Neuköln getroffen. Im Interview erzählen die beiden Rapper, warum für sie der Rechtsruck in Deutschland vorhersehbar war, ob sie Angst vor einem zweiten Rostock-Lichtenhagen haben und ob Musik die Pflicht hat, sich den rechten Tendenzen entgegenzustellen. Auf ihrer Tour kommen sie bald auch im Ruhrgebiet vorbei.

Auf eurem jetzigen Album sind mit „Weshalb ich Menschen nicht mag“ und „Schellen“ direkt zwei explizit politische Lieder enthalten. Wie kam es dazu?

Audio88: Das ist etwas, was wir eigentlich schon seit dem Bestehen unserer Band machen. Auch wenn Normaler Samt unser meinetwegen unpolitischstes Album war, gab es auf dem Album trotzdem Lieder wie „Taschentuch“ oder „Täter oder Opfer“, die beide sozialkritisch sind.

Aber bei Halleluja war die politische Message in Liedern wie „Schellen“ ja sehr explizit…

Yassin: Bei Schellen war es ja nicht so, dass wir gesagt haben: ‚Guck mal in die Zeitung, wir müssen dazu jetzt mal einen Song aufnehmen.‘ Durch die aktuelle politische Lage war es uns wahrscheinlich wichtiger, bei dem Lied expliziter zu werden, als wir es sonst getan haben.

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Antilopen Gang im Interview: „Deutschland kümmert sich auch sehr gut darum, dass es sich abschottet“

Foto: Richard Diesing
Foto: Richard Diesing

Die Antilopen sind wieder da. Seit unserem letzten Interview  ist viel passiert. Wir haben uns mit der Gang in Essen getroffen und mal wieder ein bisschen geplaudert. 

Ihr habt den Amadeu Antonio Preis verliehen bekommen. Es hieß in der Laudatio, ihr würdet „ironisch-bissig auf rechtsextreme und antisemitische Tendenzen“ reagieren. Findet ihr euch in dieser Beschreibung wieder?
Koljah: Also dass wir auf rechtsextreme und antisemitische Tendenzen reagieren stimmt sicherlich. Aber „Ironisch-bissig“ klingt ein bisschen wie die Beurteilung eines frechen Schülers, der auch mal etwas Vorlaut ist, trotzdem aber der Lehrerliebling ist. Vielleicht sind wir das auch für manche Leute. Ich finde aber, wir sind, wenn wir uns zu solchen Themen positionieren, gar

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Pegida-NRW: Der antisemitische Irrsinn tobt

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Immer wieder ist es Thema: Wie steht Pegida zu Antisemitismus und Israel? Der Grund: Immer wieder wehen Israel-Fahnen auf Pegida-Kundgebungen, laut der Website „Netz-gegen-nazis.de“ soll es auch eine Gruppierung namens „Jewgida“ geben. Zumindest in NRW ist jetzt klar, wie der hiesige Pegida-Ableger zu Antisemitismus steht.

Die Nutzerin Rebecca fragt auf Facebook: „Und wie Beweissen wir das Merkel eine Jüdin ist?“ (Alle Grammatik- und Rechtschreibfehler vom Original-Post übernommen) und fordert weiter in ihrem Beitrag in grammatikalisch katastrophalem Deutsch, dass man Seehofer, Merkel und „Ihre ganze Truppe“ festnehmen solle. Warum, das wird nicht ganz ersichtlich. Außerdem schreibt die Nutzerin, dass sie nun Im Internet nach einer Geburtsurkunde von Angela Merkel suchen würde, wohl um zu überprüfen, ob Merkel jüdisch sei. Das, so schreibt sie, wäre „der Nächste Beweiss“.

Für was die Geburtsurkunde ein Beweis wäre, wird auch bei mehrmaligem durchlesen nicht ersichtlich. Genauso, warum Merkel, Seehofer und andere verhaftet werden sollen. Weil Merkel, wie Rebecca sagt, jüdisch sei? Ein Nutzer auf der Facebook-Seite „We´re watching you“, die einen Screenshot von der Unterhaltung veröffentlichte, kommentierte treffend „Wow, der Straftatbestand des jüdischen Glaubens. Sind wir wieder so weit?“

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