MSV-Präsi-Hellmich: Ärger bei der Alemannia in Aachen

hellmi

Duisburg, St. Pauli und jetzt Aachen.Handwerker haben Streit mit der Walter Hellmich Bau GmbH. Der Streit zwischen dem Dinslakener Bauunternehmer und MSV Präsidenten und einem Aachener Maler droht nun zu eskalieren. Es geht um fast 300.000 Euro. Klagen nicht ausgeschlossen.

Der Bauunternehmer Frank Stelljes aus Bremervörde weiß über Walter Hellmich Baugesellschaft nur Gutes zu berichten: „Als es mit den Zahlungen hakte, gab es Streit, dann haben wir uns zusammengesetzt und das Problem gelöst.“  Die Zahlungsmoral auf dem Bau, das sei ein düsteres Kapitel, aber Hellmich sei mit seinem Unternehmen beim Bau der Südtribüne des neuen Stadions am Millerntor, dem Renommeeprojekt des Zweitligisten St- Pauli, ein realtiv fairer Partner gewesen. Immerhin – als mit dem Stopp der Arbeiten gedroht wurde, hat er gezahlt.

Das würden die Handwerker auch gerne sagen können, die sich in der vergangenen Woche in der Wohnung von Maler Michael Severich in Aachen-Laurensberg trafen. Sie alle haben ein gemeinsames Problem: Sie haben als Subunternehmer für die Walter Hellmich Bau GmbH am Neubau des Aachener Tivolis gearbeitet. In einer Rekordzeit von 13 Monaten haben sie das neue Tivoli hochgezogen. Hellmichs Unternehmen wollte sein Versprechen halten, dass die Alemannia den Saisonauftakt 2009/2010 im neuen Stadion feiern konnte. Das gelang – auch wenn die Feier ausblieb: Aachen verlor 0-5 gegen St. Pauli.

Nun wollen sie ihr Geld. Zum Beispiel Maler Michael Severich. Der hat die Aachener Kanzlei Delheid Soiron Hammer mit der Wahrung seiner Interessen beauftragt. In einem Schreiben vom 1. Dezember 2009 fordert die Anwaltkanzlei die Bürgschaft über 265.053,51 Euro an den Maler, nachdem die bereits angemahnten Zahlungen ausblieben. Geld, bzw. eine Absicherung, die Severich dringend  benötigt: „Wenn wir nicht im Herbst einen großen Auftrag auf einer anderen Baustelle bekommen hätten, wären wir in die Pleite gegangen. Ich habe 18 Angestellte – ich brauche das Geld.“

Die Baugesellschaft Walter Hellmich hat den Forderungen des Malers widersprochen. 61 Punkte hatte das Unternehmen in einem ausführlichen Schreiben an der Arbeit von  Severich zu bemängeln – Severich hat die Mängel seiner Ansicht nach ausgeräumt. Bei den von Hellmich aufgeführten „Mängeln“ handelt es sich laut Severich um Zusatzleistungen bzw. noch nicht erbrachte Restarbeiten aus dem Vertrag. Die Arbeiten für die Firma Hellmich wurden jedoch auf Grund nicht geleisteter Vergütung eingestellt, und werden auch dann erst wieder aufgenommen, wenn die Vergütung erfolgt. Nun bereitet sein Anwalt die Klage gegen Hellmichs Bauunternehmen vor. Über 80.000 Euro wollen die anderen Handwerker, die sich bei Severich getroffen haben. Sie haben dem Dinslakener Bauunternehmen letzte Fristen eingereicht – verstreichen die, wollen auch sie klagen.

Der Ärger mit den Handwerkern ist nicht das einzige Problem Hellmichs in Aachen: Das Parkhaus ist so mangelhaft gebaut, dass die Aachener Parkhaus GmbH (APAG), eine städtische Tochter, die das Tivoli-Parkhaus in Auftrag gab, das Gebäude nicht abgenommen hat. Nur zu den Heimspielen der Alemannia wird es kurzzeitig freigegeben. Dumm auch für die Alemannia: Auf dem Dach des Parkhauses sollten Trainingsplätze für Kicker eingerichtet werden.

Weitere Probleme hat Hellmich auch mit einer Fläche südlich des Stadions: Ursprünglich wollte er sie lukrativ entwickeln. Ein Aachener Ratsherr: „ 50 Millionen war ein guter preis, aber das Packet Stadion beinhaltete eben auch die Möglichkeit für Hellmich das Südgelände lukrativ zu bebauen und zu vermarkten.“

Auf ihrer Homepage beschreibt Hellmichs Unternehmen seine Pläne mit dem Areal: „Darüber hinaus ist die Hellmich Gruppe damit beauftragt, eine südlich angrenzende Projektfläche zu entwickeln. Diese Projektfläche bietet hervorragende Nutzungsmöglichkeiten für Sportfachmärkte, Hotels oder medizinische Einrichtungen.“ Bis Ende des Jahres hatte Hellmich Zeit, einen Erbpachtvertrag mit der Stadt zu schließen. „Bei uns ist aber nichts angekommen“, sagt das Ratmitglied. Schade, denn das Areal grenzt an die Fläche auf der das weltbekannte Concours Hippique International Officiel (CHIO) stattfindet und ein lukrativeres Publikum als die Alemannia anzieht. Warum lässt sich Hellmich das Geschäft entgehen? Wir wissen es nicht. Weder zur Bezahlung der offenen Rechnungen der Aachener Handwerker noch zu den weiteren Plänen Hellmichs auf dem Alemannia Gelände bekamen wir bis jetzt eine Antwort von Hellmich auf unsere Fragen.

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Update: Der MSV Duisburg, der Bauunternehmer Hellmich und das Geld

hellmiWir haben eine Geschichte, die ist spannend für die Fans vom MSV Duisburg, von Alemannia Aachen und den FC St. Pauli. Es geht um einen Sonnenkönig vom Rhein. Es geht um den Bauunternehmer Walter Hellmich. Er baute das Stadion der Alemannia, er baut das Stadion des FC St. Pauli und er ist Präsident des MSV Duisburg.

Wir werden heute zunächst über Hellmich und den MSV berichten. Später werden wir über Hellmich und die anderen Clubs schreiben.

Zunächst also zum MSV aus Meiderich. Wie immer beim Fußball geht es um Hoffnungen, aber auch um Geld. Beides suchen die Fans der Zebras im Umfeld des 65-Jährigen Hellmich. Sie setzen darauf, dass Hellmich dem Club ein stabiles Fundament gibt, um im Oberhaus der Liga bestehen zu können. Doch damit liegen sie wohl daneben. Hellmich scheint nämlich auch ein Interesse daran zu haben, den MSV für sich zu nutzen, und nicht nur Geld für die Kicker zu spenden, wie unsere Recherchen nahe legen. Aus Unterlagen, die den Ruhrbaronen vorliegen, geht hervor, dass der MSV seinem Präsidenten Hellmich schon als Kreditgeber diente und zudem ausgerechnet die Marketingfirma des Präsi-Sohnes die lukrativen Sponsorenrechte mit einer großzügigen Provisionsregel verwalten darf.

Doch der Reihe nach: Nachdem Hellmich im Jahr 2002 zum Präsidenten gewählt wurde, sah zunächst alles glänzend aus. Ein neues Stadion wurde gebaut und prominente Trainer und Kicker verpflichtet. Unter Trainer Norbert Mayer gelang sogar der Aufstieg. Die Euphorie des Beginns verflog allerdings schnell, als der MSV sich nicht in der ersten Bundesliga halten konnte. Wieder wurde es mit dem Geld eng. Zuletzt verzichtete der Manager Björn Bremer darauf, seinen Vertrag in Meiderich zu verlängern. In dieser Situation scheint es interessant, zu sehen, wer alles von den Einnahmen des Clubs profitiert.

Und da kommt ausgerechnet die Hellmich Marketing Managment (HMM) GmbH zum Zuge. Die Firma gehört Marc Hellmich, dem Sohn des MSV-Präsidenten.

Das 1997 gegründete Unternehmen war bis 2002 vornehmlich mit der Vermarktung des Tennisclubs Blau-Weiß Dinslaken beschäftigt. 2002 kam mit dem MSV ein weiterer Kunde dazu. Und was für einer: Marc Hellmichs Unternehmen bekam alle Vermarktungsrechte am Fussballclub, und kann seither unter anderem den Haupt- und Trikotsponsor aussuchen, die Bandenwerbung vermarkten, Logen und Business-Seats vermieten und auch die Namensrechte am Stadion veräußern. Für jeden von ihr ausgehandelten Sponsorenvertrag erhält die HMM zusätzlich 20 Prozent Provision. Selbst für die Zukunft hatte man vorgesorgt: Wenn eines Tages die zentrale Vermarktung durch den DFB fallen sollte, darf Hellmichs Sohnemann auch mit den TV-Rechten des MSV handeln.

1.250.000 Euro zahlte die Firma für nahezu alle Vermarktungsrechte an den Club. Zudem gewährte die Compagnie dem MSV ein Darlehen über eine Million Euro – zurückzahlbar in Raten zu je 114.000 Euro am 1. Juli über neun Jahre lang, wie aus vertraulichen Papieren des Clubs hervorgeht.

Soweit so gut. Spannend wird es aber, wenn man sieht, wie die Firma des Hellmich-Sohnes nicht nur für ihre Arbeit entlohnt wird, sondern auch noch direkt am Erfolg des MSV beteiligt ist: zehn Prozent der Nettoeinnahmen aus der zentralen Fernsehverwertung der Fußballrechte gehen beispielsweise direkt als Provision an den Vermarkter, wenn der MSV zweitklassig spielt. Das steht in den internen Vereinsdokumenten. Damit hängt der Hellmich-Spross direkt an der wichtigsten Einnahmequellen des Clubs. Das bleibt auch so bei einem Aufstieg in die erste Liga – mit einem leicht sinkenden Prozentsatz. Sollte der MSV allerdings im Laufe der Vertragslaufzeit bis 2012 dreimal nicht aufsteigen, kann sich der Hellmich-Zögling trotzdem freuen. Laut Vertrag steigt dessen Anteil an den TV-Einnahmen dann auf üppige 15 Prozent: Eine Belohnung bei Misserfolg? Der Sinn hinter der seltsam anmutenden Vereinbarung könnte auch sein, die absoluten Provisionen für den Vermarkter selbst bei sinkenden Gesamteinnahmen stabil zu halten.

Auf die Frage, warum das so ist, wollten weder der Duisburger Zweitligisten noch die Marketing Management GmbH eine Antwort geben. Genauso wenig wollten die Manager erklären, warum der Vertrag zwischen dem Präsidenten-Sohn und dessen Fussball-Club im Jahre 2008 frühzeitig bis 2017 verlängert wurde, ohne auch nur ein neues Angebot einzuholen. Die fehlende Ausschreibung verblüfft vor allem deswegen, weil die Hellmich Marketing Management GmbH nicht zu den großen Namen im Sponsoring zählt.

Auch die Sponsorenliste des MSV-Duisburg zeugt nicht von großen Erfolgen, die eine überlange Vertragslaufzeit rechtfertigen könnten: Mit der Sparkasse, dem Duisport Logport und den Stadtwerken kommen gleich drei der neun wichtigsten Sponsoren aus dem direkten städtischen Umfeld – dazu mit dem Hauptsponsor Rheinpower die kommunale Stromfirma, deren Energieangebot schon im nahen Köln nicht mehr zur Verfügung steht. Auch die anderen Sponsoren kommen zum größten Teil aus Duisburg: Sinalco, Klöckner oder die Hellmich Gruppe selbst – keine Unterstützerliste, die nicht auch ein anderer zusammenbekommen könnte.

Ohnehin scheint das Verhältnis der Hellmichs zum MSV eher pragmatisch zu sein. Während ein Unternehmer wie Dietmar Hopp seinen Heimatverein TSG Hoffenheim mit Millionen unterstützt und auch Schalke Präsident Clemens Tönnies den finanziell angeschlagenen Blau-Weißen hin und wieder Kredite gibt, diente ausgerechnet der notorisch klamme MSV dem Bauunternehmer Hellmich mindestens einmal als Darlehensgeber. Wie aus einem Testat der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young hervorgeht, gewährte der Fußballverein der Baugesellschaft Walter Hellmich GmbH 2005 ein Kredit in Höhe von 500.138,89 Euro, dass Hellmich bis zum Jahresende nicht zurückgezahlt hatte. Nur um das klar zu machen. Hellmich hat nicht dem Verein Geld gegeben, sondern der Verein Hellmich.

Dabei könnte der MSV einen finanzstarken Präsidenten gut brauchen: denn in Duisburg droht ein Sparpaket der Kommune, die Hauptsponsoren des Vereines auszutrocknen. Könnte schon sein, dass in Zukunft das Geld aus den Stadtwerken eher in Schulen als in Spieler gesteckt wird.

In der nächsten Folge unserer Berichterstattung über Hellmichs Aktivitäten werden wir uns der wirtschaftlichen Situation des Bauunternehmens widmen und wie das so in Aachen und Pauli aussieht.

Update:

Mittlerweile hat der MSV reagiert:

MSV-Chef Walter Hellmich weist Zeitungsbericht zurück
MSV-Chef Walter Hellmich weist die Inhalte eines Zeitungsberichtes zurück, in denen über dubiose Verträge beim MSV Duisburg berichtet wird. „Ich möchte klarstellen, dass der MSV zu keinem Zeitpunkt Kreditgeber für die Baugesellschaft Walter Hellmich GmbH war. Zum Zeitpunkt des Kreditvertrages hatte mein Unternehmen eine finanzielle Forderung von über fünf Millionen Euro an den MSV, die aus dem Stadionbau resultierte. Die Hellmich Unternehmensgruppe unterstützt den MSV zudem seit vielen Jahren finanziell und hat ein Sponsoringaufkommen in Millionenhöhe,“ stellte Hellmich die Sachlage am Sonntag klar.

Zudem verweist der Aufsichtsratsvorsitzende darauf, dass der Vermarktungsvertrag zwischen dem MSV und der Hellmich Marketing GmbH in einer völlig korrekten Ausschreibung zu Stande gekommen ist. Zu diesem Zeitpunkt war Walter Hellmich noch kein Aufsichtsratsvorsitzender beim MSV. Im Bereich der Vermarktung ist die Hellmich Marketing GmbH einer der erfolgreichsten Marketingpartner in der 2. Bundesliga.

Also: …dass der MSV zu keinem Zeitpunkt Kreditgeber für die Baugesellschaft Walter Hellmich GmbH war. Zum Zeitpunkt des Kreditvertrages hatte…

Seit dem 3. Juli 2002 ist Hellmich Vorstandsvorsitzender des MSV Duisburg. Der Vertrag mit der Firma seines Sohnes ist seit dem 1. Juli 2002 gültig und wurde 2008 vorzeitig verlängert.

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