Sich fördern lassen von der AfD? Die Kultur, der Betrieb, das bisschen Hass

Roßmarkt Frankfurt aM Januar 2024 by conceptphoto.info cc 2.0

Der Kulturbetrieb nennt sich gern „Die Vielen“, er will nicht wirklich, was er fordert: eine Brandmauer zur Höcke-Partei.

Entschieden lehnen sich Kulturakteure dagegen auf, dass staatliche Mittel gebunden werden könnten daran, Judenhass zu wehren und nicht zu fördern. Eine Klausel gegen Antisemitismus, heißt es, sei „Gesinnungsprüfung“. Wäre es anders, stünde eine Klausel gegen die antisemitische AfD zur Diskussion? Eine ohne Prüfung, ohne Ankreuzen, ohne Zwang? Nur dass, wer Fördermittel empfängt, aus freien Stücken erklärte, er nähme keinen Cent entgegen, wenn den die AfD mitbeschlossen hätte? Es wäre eine öffentliche Selbstverpflichtung, die klarstellte, dass sich die Brandmauer zur AfD nicht allein durch Parlamente zieht, auch durch die Kulturlandschaft. Den AfD-Anteil aus einer Fördersumme herausrechnen ist schnell getan, er entspricht den AfD-Stimmen im zuständigen Kulturausschuss. Mit dem nicht verausgabten Geld ließen sich Projekte stärken, die Judenhass bekämpfen „in allen seinen Formen“. Ist das realistisch? Beispiel: „DIE VIELEN“

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BDS minus 17 370: „Letter against Apartheid“ ist offline

Literatur-Nobelpreis 2022: Annie Ernaux by Frankie Fouganthin cc 4.0

Namhaft, dieser öffentliche Brief, der Israel verteufelt und sich nun  –  in Deutschland dümpelt die „Initiative Weltoffenheit“ ins Off  –  offenbar ins Web-Archiv verflüchtigt hat. // Nachtrag 09. Juli, 16:15 Uhr: Nach leeren Wochen plus 1 Tag sind Letter und Namen wieder online.

Laurie Anderson hat ihn unterschrieben und AL Kennedy, Keith Jarrett und Ken Loach, Brian Eno und Roger Waters, Annie Ernaux und Anne Carson, Caryl Churchill und Kamila Shamsie, Sally Rooney und Susan Sarandon, neben Cypress Hill und Rage Against The Machine finden sich die Namen von Documenta-Kuratoren  –  Ade Darmawan und Reza Afisina  –  und auch der von einem Choreographen der Ruhrtriennale, Jan Martens, es ist tröstlich, dass das Netz niemanden vergisst.

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Zeitenwende oder Zukunft des Hasses? Die „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“ zerbröselt

Initiative Weltoffenheit im Deutschen Theater | Screenshot youtube

Zwei haben ihren Ausstieg eindringlich begründet, vier weitere sind ihnen stillschweigend gefolgt, vier Schwergewichte bundesdeutscher Kultur: Die „Initiative Weltoffenheit“, vornehmste Fürsprecher des antisemitischen BDS, bröselt vor sich hin, löst sich aber nicht auf. Ihre Rückstände sind unberechenbar.

„Hortensia Völckers, Kulturstiftung des Bundes. Ich spreche als Vorstand einer ausschließlich mit öffentlichen Geldern finanzierten Stiftung.“ Eine schummerig ausgeleuchtete Bühne, 15 Stühle im Corona-Muster arrangiert wie für ein Konklave, nach und nach treten die 15 Darsteller ins Licht, sie reden ins Dunkel hinein, nirgends Publikum, eine Handvoll Journalisten, das Stück hat symbolischen Wert. Am Redepult erklärt Völckers, der Bundestag habe ihnen „Vorboten der Zensur“ geschickt, er hatte dazu aufgerufen, keine öffentlichen Gelder für BDS aufzuwenden, die Hass-Kampagne gegen Israel. In dem „Plädoyer“, das sie und die anderen Kultur-Direktoren  –  ihre „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“ verwaltet öffentliche Mittel in jährlicher Milliardenhöhe  –  am Internationalen Tag der Menschenrechte im Dezember 2020 auf der Bühne des Deutschen Theaters in Berlin präsentieren, geben sie BDS als „kritische Position“ und „marginalisierte Stimme“ aus, eine, die „ggf. zu fördern“ sei, wie Völckers hinzufügt. Unter dem Plädoyer die Signatur

Kulturstiftung des Bundes, Hortensia Völckers (Künstlerische Direktorin).

Ende 2022 verabschiedet die Stiftung ihre Direktorin in den Ruhestand, die Signatur bleibt bis weit in das Jahr 2023 unberührt, wohl erst nach den Massakern der Hamas werden

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Wie ein Kultursenator den Hass auf Israel verklärt

Carsten Brosda 2019 by Diana Kohrs cc 4.0

„Keimzelle der Gesellschaft“ und „Wahrheitssuche“, „Beginn des Politischen“ und „Weg in die Zukunft“. Carsten Brosda, gelernter Schalker, jetzt Kultursenator in Hamburg, will BDS partout präsentieren.

„Abenteuerlich“, nennt Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) es, falls diskutiert werde, ob sich der Staat an den Grenzen der Verfassung orientieren soll, wenn er jährlich rund 14,5 Milliarden Euro für Kultur aufwendet. Die Berliner Justizsenatorin Felor Badenberg (CDU) hatte kürzlich in der Süddeutschen Zeitung vorgeschlagen, auch Erkenntnisse der Verfassungsschutzbehörden zu nutzen um sicherzustellen, dass keine „antisemitischen, rassistischen oder sonstige menschenverachtenden Inhalte verbreitet werden“. So wie BDS dies tut, die Hetzkampagne gegen Israel wird in den Verfassungsschutzämtern von Bund und NRW als extremistischer Verdachtsfall geführt. Es gehe mithin um keinen Generalverdacht, so Badenberg, sondern um eine „juristisch saubere Handhabe“ bei „einzelnen Verfassungsfeinden“. Die SZ sprach sogleich von einem „umfassenden Verfassungstreuecheck“, im selben Blatt legt Brosda jetzt nach, er ist bekennender Gelsenkirchener, die Wiese hinterm Haus, in dem er aufgewachsen ist, steht ihm Modell für „eine freie Gesellschaft“, sie sieht er nicht von BDS bedroht, sondern von Badenberg: „Rettet die Kultur vor dem Staat“, lässt sich der Kulturstaatsbeamte betiteln, seine eigene Behörde wird im kommenden Jahr 460 Mio Euro an Kulturprojekte ausschütten, wer rettet hier wen, das Verwirrspiel beginnt:

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BDS ist ein „extremistischer Verdachtsfall“, was ist BDS light?

Pro-Hamas-Demonstranten Juni 2024 in Duisburg | Foto Roland W. Waniek

Noch während Hamas massakrierte, erklärte BDS, „nur so können wir Würde erreichen“. Der Verfassungsschutz wertet die internationale Hetzkampagne gegen Israel nicht länger als bloßen Prüffall, sondern als verfassungsfeindliche Organisation. Folgt daraus etwas? Eine Anti-BDS-Klausel im Zuwendungsbescheid?

7. Oktober 2023, seit 06:29 Uhr badet Hamas in Blut, die Barbarei flutet Bildschirme weltweit, um 21:30 Uhr erklärt BDS-Deutschland, Israel habe die „ethnische Säuberung von Millionen indigener Palästinenser*innen“ – Sternchen inkl  –  „rücksichtslos ausgeweitet“, der jüdische Staat wolle  –  NS-Vergleich inkl  –  „die ‚Palästina-Frage‘ ein für alle Mal lösen“, man müsse dem „75jährigem Regime“  –  1948 wurde Israel gegründet  –  jetzt „insbesondere durch BDS-Taktiken ein Ende setzen. Nur so können wir Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit und Würde erreichen“. Die Pressemitteilung stammt vom BDS-Nationalkomitees (BNC), dem Leitungsorgan der internationalen Hetzkampagne, ihm sitzt Hamas vor

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„Die woke Straße“: BDS-Song-Contest mit Pop-Mob, ein Geschäftsmodell?

Eden Golan aus Israel beim Eurovision Song Contest 2024 in Malmö by Arkland cc 4.0

Weltweite Soli mit Hamas, in der arabischen Welt ist es erstaunlich still. In Malmö kreischen sie zu Tausenden eine Israelin nieder, im Televoting wird sie auf Händen getragen. Wird Pop unpopulär?

„In den arabischen Hauptstädten ist es ruhig geblieben“, sagte Olivier Roy eine Woche nach dem 7. Oktober, den Massakern der Hamas, dem Schweizer Magazin Republik: „In Kairo, Tunis oder Rabat gab es keine Demonstrationen, wurden keine israelischen Fahnen verbrannt. Das ist neu“, so der französische Orientalist und Politologe, „bisher war die «arabische Straße» ein enorm wichtiger Faktor im Palästina-Konflikt. Beim jetzigen Überfall spielt sie keine Rolle.“ Roys Deutung: „Die Barbarei der Terrorakte der Hamas hat die arabische Solidarität unterminiert. So etwas kann und will man nicht mittragen.“ Eingeschoben dieser Satz: „Hörbar ist höchstens die «europäische Straße».“ Die woke Straße, ersetzt sie die arabische?

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Heute in Bochum: Susanne Schröter

Susanne Schröter Foto: Raimond Spekking Lizenz: CC BY-SA 4.0

„Wer wie sie den Islam kritisiert, bekommt es gleich mit zwei Gegnern zu tun, die immer enger zusammenarbeiten“, schrieb Stefan Laurin vor einigen Wochen auf diesem Blog: „Islamisten und die woke Linke“, bei allen Unterschieden eine sie der „Hass auf den Westen und die Aufklärung“. Susanne Schröter, Professorin für Ethnologie an der Goethe-Uni Frankfurt, leitet dort das „Forschungszentrum Globaler Islam“, in Bochum wird sie  –  heute 18:30 Uhr am Westring 26 C, das sind die Nebenräume der Christuskirche Bochum  –  über „Identitätspolitik und politischer Islam: Postkolonialismus zwischen Religionsfreiheit und Extremismus“ sprechen. In der Ankündigung der Evang. Stadtakademie, die Schröter

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Terror aus Teheran in Bochum: Über Ramin Y, der Judenhass mit Lifestyle zu Pop verrührt hat

„Everything is possible“: Screenshot der Instagram-Seite von Ramin Yektaparast

Er war Drahtzieher der Anschläge auf die Synagogen in Bochum und Essen: Ramin Yektaparast (36) hat organisierte Kriminalität mit Lifestyle und beides mit gottesstaatlichem Terror verschlagen, letzte Woche wurde der NRW-Iraner in Teheran erschossen.

Der Anruf kam am Mittag des 16. Novembers 2022 „in einem über WhatsApp geführten Videotelefonat“. Babak J., 35jähriger Familienvater aus Dortmund, erhält den Auftrag, einen Brandanschlag auf die Synagoge in Bochum zu verüben. Die Order erteilt ihm „E.“, der wiederum handelt im Auftrag „von staatlichen Stellen der Islamischen Republik Iran“, so hat es das Oberlandesgericht Düsseldorf festgestellt. Dessen 6. Strafsenat hat Babak J. im vergangenen Dezember zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt und festgehalten, wie kurz die Wege sind, die der Terror geht, um aus Teheran ins Ruhrgebiet zu kommen: Zwischen Auftrag und Anschlag lagen keine 36 Stunden. Teils minutengenau zeichnet die Urteilsbegründung nach, wie Babak J. versucht, seinen Kumpel „G.“ als Mittäter zu gewinnen, der zögert, hält ihn hin; erst gegen Mittag des Tattages kauft J. in Essen die Requisiten seines Molotow-Cocktails ein, „eine leere Glasflasche und ein Geschirrtuch“ sowie „Haushaltshandschuhe“. Gegen 17 Uhr teilt „G.“ ihm per Kurznachricht mit, er habe ihn und seinen Plan  –  „G.“ geht davon aus, dass die Synagoge in Dortmund angegriffen werde  –  längst der Polizei gemeldet, und Babak J.?

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Israelhass und BDS: Die Ruhrtriennale hat ein Problem. Vielleicht eine Chance

Ivo Van Hove, Intendant der Ruhrtriennale 2024-2026 (c) Thomas Berns, Ruhrtriennale

„Die Ruhrtriennale hat ein Problem, wir haben es auch.“ Der Satz ist sechs Jahre alt und tagesaktuell: Was tun, wenn einem BDS ins Programm rutscht wie der Ruhrtriennale jetzt ein weiteres Mal? Wie die Freiheit der Kunst verteidigen? BDS ist ein Angriff auf ihre Idee, warum halten Künstler, die sich nicht zu BDS halten, so beharrlich den Mund?

Vor drei Jahren hat Jan Martens, belgischer Choreograph, den „Letter Against Apartheid“ unterschrieben, der auch Laurie Andersons Namen trägt, darin wird die Gründung des Staates Israel als „Siedlerkolonialherrschaft“ denunziert, Israel als „Apartheidsregime“ bezeichnet und gefordert, „Sanktionen zu verhängen“, um die „Handels-, Wirtschafts- und Kulturbeziehungen (mit Israel) zu kappen“. Der offene Brief spult das BDS-Programm ab, auf Einladung der Ruhrtriennale wird Martens im September das Tanzstück „Futur Proche“ („Nahe Zukunft“) in der Jahrhunderthalle Bochum inszenieren. „Große Herausforderungen wie der Klimawandel, Epidemien und Kriege erfordern unser Handeln“, heißt es in der Ankündigung, Martens lasse über „mögliche Alternativen für unsere zukünftige Welt nachdenken.“ Ein durchaus politisches Stück also, aus sich heraus stellt es die Frage, was „unsere Zukunft“ mit BDS zu tun hat und „unser Handeln“ damit, Texte zu signieren, die tief in Antisemitismen tauchen. Hier die Antwort des Intendanten der Ruhrtriennale, Ivo van Hove:

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