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Beim BVB müssen sie jetzt einen harten Cut machen, auch wenn es schwerfällt!

Das leere Westfalenstadion in Dortmund (Foto: Roland W. Waniek)

Es gab wahrlich genug Gründe in der am Samstag zu Ende gegangenen Saison mit den Entwicklungen bei Borussia Dortmund unzufrieden zu sein. Mentalitätsdebatten, sportliche Rückschläge ohne Ende, Personaldiskussionen, Trainerdebatten und das leere Stadion. Vieles wurde in den vergangenen Monaten hinterfragt und kritisiert. Auch hier bei uns im Blog.

Umso erstaunlicher, dass am Ende der Saisaon 2020/21 fast alles zu einem positiven Ende gekommen zu sein scheint. Sportlich wurden die Saisonziele mit Champions League Qualifikation, dem DFB-Pokal-Sieg und einer Siegesserie zur rechten Zeit, allesamt erreicht. Dadurch haben sich auch viele Fragen rund um die Kaderzusammenstellung und die leidige Charakterfrage fast beiläufig verflüchtigt. Die Rückkehr von Fans in die Stadien erscheint aktuellebenfalls nicht mehr unabsehbar weit entfernt und auch der menschliche Charakter des Klubs wurde am Samstag bei der Verabschiedung diverser verdienter Spieler, des Schiedsrichters und sogar von Kommentatoren-Urgestein Tom Bayer, der von Marco Reus ein Trikot überreicht bekam, deutlich. Bleibt am Ende eigentlich nur eine unangenehme Frage: Warum zur Hölle wechselt die Borussia ausgerechnet jetzt den Trainer?

So kann es gehen. Mag die jetzt hinter uns liegende Saison im Profifußball auch viele Gründe für Kritik geliefert haben, in Dortmund fand sie ein mehr als versöhnliches Ende. Der BVB bezwang Bayer 04 Leverkusen am 34. und letzten Spieltag ungefährdet mit 3:1 (1:0).

Es war ein Spiel, das die Mannschaft noch vor nicht allzu langer Zeit vermutlich nicht für sich entschieden hätte. Nur kurz zur Erinnerung: Im Vorjahr unterlagen die Schwarzgelben zum Saisonfinale, als die Luft ebenfalls frühzeitig komplett raus war, noch der TSG Hoffenheim an gleicher Stelle nach einer desaströsen Leistung mit 0:4.

Diesmal bewies die Truppe deutlich mehr Charakter und hielt bis zum Ende durch. Dabei hätte es durchaus Gründe dafür gegeben auch diesmal nur eine Art ‚Schaulaufen‘ abzuliefern und das Ergebnis dabei zu vernachlässigen. Die Saison der Borussen war eigentlich schon nach dem 3:1-Erfolg in der Vorwoche in Mainz komplett gelaufen. Nach dem DFB-Pokalsieg gegen Leipzig in Berlin ein paar Tage zuvor, brachten die Westfalen dadurch die Königsklassenqualifikation vorzeitig unter Dach und Fach. Warum nach den kräftezehrenden Wochen zuletzt gegen Leverkusen also noch einmal alles geben was noch im Tank ist? Dass die Mannschaft es trotzdem tat, zeugt von einem beachtlichen Lerneffekt.

Es war überhaupt eine würdige Veranstaltung zum Saisonfinale. Der Verein zeigte sich an diesem Nachmittag von seiner besten Seite. Er verabschiedete verdiente eigene Spieler und weitere langjährig prägende Gesichter der Bundesliga mit Stil. Da konnte einem als Fan schon das Herz aufgehen. Dass dazu auch der sportliche Rahmen stimmte, krönte den Nachmittag im Westfalenstadion.

Fast könnte man jetzt rechtzeitig zur Sommerpause meinen, dass in Dortmund die Welt (endlich) wieder in Ordnung ist, was die Profikicker der Stadt betrifft. Doch gibt es dazu eine Frage, die alle beschäftigt: War es nicht vielleicht doch ein Fehler schon im Februar die Verpflichtung von Cheftrainer Marco Rose zur neuen Saison bekanntgegeben zu haben?

Klar, hinterher ist man bekanntlich immer schlauer. Es war vor Monaten schlicht noch nicht abzusehen, dass Interimscoach Edin Terzic die Kurve mit der Mannschaft so eindrucksvoll kriegen würde. Damals sah die Bilanz von Terzic auch nicht besser aus als die seines Vorgängers Lucien Favre, von dem sich der BVB im November enttäuscht trennte, da die Saisonziele gefährdet waren.

Dass die vorzeitige Bekanntgabe der Entscheidung riskant war, konnte man auch damals als Außenstehender schon erahnen. Dass die Entwicklung dann unter ‚Auslaufmodell‘ Cheftrainer Terzic danach so eintrat, wie sie es tat, war natürlich möglich und sicherlich auch von den Verantwortlichen im Sinne der Zukunft des Klubs erhofft, erschien jedoch ziemlich unwahrscheinlich.

Für all dies kann der neue starke Mann in Dortmund, Marco Rose, nichts. Er hat sich mit der vorzeitigen Bekanntgabe seines Wechsels zum BVB bei seinem bisherigen Verein Borussia Mönchengladbach ebenfalls keine Freunde gemacht und verdient alleine dafür schon den Respekt des BVB-Anhangs.

Ihm jetzt den Start in Dortmund womöglich zu erschweren, indem im Umfeld das große Gejammer über die Entscheidung einsetzt, wäre nicht nur unfair, es wäre auch kontraproduktiv und würde die Erfolge der nächsten Spielzeit schon gefährden, bevor diese überhaupt angegangen wurde.

Beim BVB sollten sie jetzt einen Cut machen, auch emotional, und sich ab sofort der hoffentlich ebenso erfolgreichen Zukunft mit Coach Rose widmen, auch wenn es in diesen Tagen nicht unbedingt logisch erscheint.

Der Dank der BVB-Familie geht an Edin Terzic! Respekt für die gute Arbeit und den professionellen Umgang mit der Entscheidung der Schwarzgelben zukünftig auf den Kollegen Rose zu setzen! Das war und ist in dieser Branche so alles längst keine Selbstverständlichkeit (mehr).

 

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[…] sich die Dortmunder in der Saisonmitte zu einem Trainerwechsel in diesem Sommer entschieden haben. Übergangstrainer Edin Terzic war im Februar noch für zu ‚leicht‘ empfunden worden, soll durch Marco Rose ersetzt werden, […]

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[…] damals stand bekanntlich nicht nur Erling Haaland mit auf dem Platz, sondern an der Seitenlinie dirigierte zudem auch noch Edin Terzic das schwarzgelbe Ensemble, der damals einen echten Lauf der Mannschaft begleiten durfte, mit einer […]

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[…] Terzic einmal wieder den DFB-Pokal (gegen RB Leipzig), liegt in der Bundesliga derzeit unter Marco Rose auf Platz 2, doch erscheinen die Münchener inzwischen sportlich (neun Punkte) und wirtschaftlich […]

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