Von Götze bis Haaland – Warum der BVB seine Personalpolitik dringend hinterfragen sollte

Erling Haaland in Dortmund. Archiv-Foto: BVB

Borussia Dortmund hat den Pflichtsieg im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Holstein Kiel am Samstag auf überzeugende Art und Weise eingefahren und sich beim 5:0 (5:0)-Erfolg im Westfalenstadion am Samstagabend als würdiger Pokalfinalist gezeigt. Die zuletzt häufig für ihre Wankelmütigkeit und Inkonstanz kritisierte Mannschaft zeigte sich dabei konzentriert und motiviert. Das war für die Anhänger schön zu erkennen.

Weniger schön war schon die Verletzung, die sich Mateu Morey zuzog. Ohne Fremdeinwirkung überdehnte sich der Eingewechselte das Knie in der zweiten Halbzeit und wurde unter Schmerzen abtransportiert. Das tat schon beim Zugucken weh.

Doch noch ein anderes Problem offenbarte sich für die Dortmunder am Samstag. Und das nicht zum ersten Mal.

Der BVB teilte eine Stunde vor Anpfiff mit, dass Top-Stürmer Erling Haaland wegen „muskulärer Probleme“ für dieses Spiel passen muss. An sich kein Weltuntergang, wie sich ja auch am Ergebnis des Spiels im Nachhinein zeigen sollte. Die Kollegen können auch ohne Haaland Tore schießen. Hin und wieder sogar ziemlich viele.

Der Ausfall des jungen Norwegers ereignete sich dabei in einer besonders kritischen Gesamtsituation. Haaland, der zuletzt in der Bundesliga mit einem Doppelpack beim 2:0-Auswärtsieg in Wolfsburg überzeugte, und in der Liga bei 25 Toren in insgesamt 26 Partien steht, sorgt seit Wochen, ja Monaten, auch immer für Schlagzeilen, die in Dortmund eigentlich keiner lesen mag. Es wird fortgesetzt über einen möglichen Wechsel nach Saisonende im kommenden Sommer spekuliert.

Sein Berater Mino Raiola gab der spanischen Zeitung „AS“ ein Interview und heizte darin die Debatten einmal wieder ausgerechnet zur Unzeit an. Obwohl Haalands Vertrag beim BVB noch bis zum 30. Juni 2024 läuft, wird streng genommen bereits seit seiner Ankunft in Dortmund zu Beginn des vergangenen Jahres permanent über einen möglichen, nahenden Abgang des Stürmers spekuliert. Dem BVB ist es bisher nicht gelungen diese Störgeräusche nachhaltig zu unterbinden.

Zuletzt hatten die Dortmunder Macher ihre Position in der Causa Haaland zwar immer wieder öffentlich deutlich gemacht, die Spekulationen dadurch aber nicht beenden können. Demnach sehen sie den Ausnahmestürmer auch in der kommenden Spielzeit im BVB-Trikot. Dies sei auch unabhängig vom aktuellen Saisonausgang und der Frage, ob der Klub ab Herbst wieder in der UEFA Champions League mitspielen darf, oder nicht. Als Fünfter der Bundesliga muss Dortmund um den Wiedereinzug bangen, muss sich an den letzten drei Spieltagen noch unter die ersten Vier verbessern.

Wie die Sache am Ende auch ausgehen mag, hilfreich sind solche Ablenkungen für den Spieler selber und auch den rest der Mannschaft mit Sicherheit nicht. Hier rächt sich die Vereinspolitik, die den BVB seit Jahren schon zu einer Art Durchlauferhitzer für noch größere Vereine macht. Seit dem Abgang von Mario Götze einst im Jahre 2013 zum FC Bayern München per Ausstiegsklausel, der ausgerechnet am Tag eines wichtigen Champions League-Spiels bekannt wurde, begleiten die Westfalen immer wieder Abgänge von Spielern, die die Klubbosse eigentlich gerne verhindert hätten. Götze, Lewandowski, Dembele, Aubameyang… Die Liste der Aktiven, die sich aus Sicht von Klub und Fans unerwünscht früh wieder aus Dortmund verabschiedet haben, sie ist inzwischen lang.

Insbesondere auch BVB-Boss Watzke schwang in diesem Zusammenhang immer wieder große Worte, wollte solche Vorgänge in Zukunft mit aller Macht unterbinden. Nachdem Götze sich einst einer Ausstiegsklausel bediente, wollte der Verein solche eigentlich nie mehr in den Verträgen einbinden lassen. Bei Haaland soll auch dies jetzt wieder gemacht worden sein, schlicht weil der Spieler sonst gar nicht erst zum BVB gekommen wäre.

Nach den mehr oder weniger ‚erpressten‘ frühzeitigen Abschieden von Dembele und Aubameyang hieß es in Dortmund groß: ‚Das war jetzt aber endgültig das letzte Mal, dass sich Spieler hier ‚weggestreikt‘ haben‘. Aktuell sollte man wohl besser nicht darauf wetten, dass dies in Zukunft nicht mehr vorkommen wird, wie es scheint. Die Spieler scheinen hier eindeutig am längeren Hebel zu sitzen.

Als Fan und auch als Macher im Profifußball hat man da offensichtlich nur noch zwei Optionen: Entweder macht man das Spiel mit, nimmt in Kauf, dass die besten Leute im Kader nach ein oder zwei Jahren weiterziehen, oder aber der Verein muss eine ganz andere Taktik wählen als der BVB es seit Jahren macht und mit den Konsequenzen leben, dass solch talentierte Spieler sich den Verein nicht mehr nur als Durchgangsstation auf dem Weg zu einer ganz großen Karriere aussuchen.

Irgendwas läuft bei Borussia Dortmund in Sachen Personalpolitik schon länger mächtig schief. Zumindest aus Sicht eines Fußballromantikers.

 

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Walter Stach
Walter Stach
3 Jahre zuvor

Robin,
für Romantiker ist der Profi-Fußball schon seit Jahren und mit stets wachsender Tendenz "längst gestorben". Im Geschäft "Profi-Fußball" gleicht der BVB einem guten, leistungsstarken mittelständischem Unternehmen, das in aller Regel gechäftllch-sportlich- mit den Großkonzenen in Europa nicht mithalten kann : Das zeigt sich u.a. und immer wieder dann, wenn es um den Kauf/Verkauf eines Spielers geht, an dem auch ein Großkonzern interessiert ist.

Insofern ist die Strategie des BVB naheliegend und durchweg ja auch erfolgreich -geschäftlich/sportlich- junge Talente zu kaufen, die dann, wenn sie aufgrund ihrer Leistung beim BVB für die Großkonzerne interessant werden, mit mehr oder weniger großem Gewinn verkauft werden (werden müssen. Der BVB mag versuchen, dem durch entsprechende vertragliche Regelungen mit den Spieler zu begegnen, nur scheitert das wie bekannt trotz jeder vertraglichen Regelungen immer dann, wenn en Großkonzern den betr. Spieler "um jeden Preis" -bildllcih/wörtlich- wiill. Das wird bei Halland nicht anders sein (können.) Leider.

Umso erfreulicher war auch deshalb das 5:0 gegen Bremen. "Es geht auch ohne Halland.!

Robin,
im übrigen hat sich ja Deine Einschätzung des BVB bezüglich des Spieles gegen Kiel als richtig erwiesen: "Haushoher Favorit";, meine darauf bezogenen Vorbehalte als verfehlt -erfreulicherweise-.

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