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Bochum: Die NPD, der Harndrang und erfolgreiche Proteste

NPD_Bochum_Stinkefinger

Mit je nach Beobachter 120 bis 180 Teilnehmern bekam die NPD gestern in Bochum zu ihrer zentralen Demonstration deutlich mehr Teilnehmer als erwartet zusammen. Mit dem Kehrblech hatte der NPD-Landesvorsitzende Claus Cremer in der Nazi-Szene den Bodensatz zusammen getragen und nach Bochum gekarrt. Ein Haufen menschlichen Elends schleppte sich zum Teil betrunken durch die Innenstadt und bildete vor den Dixi-Klos auf dem Husemannplatz lange Schlangen. Zu mächtig war der Harndrang und zu langweilig die Reden. Cremer, der in seiner Rede wie die Karikatur eines Naziführers auftrat und in sein Mikrofon schrie, als ob er unter heftigen Zahnschmerzen litt, begrüßte die anwesenden Anhänger der Nazi-Partei die Rechte und der Identitären als Partner auf Augenhöhe – eine optimistische Einschätzung der eigenen Lage. In NRW spielt die NPD kaum noch eine Rolle, Die Rechte hat ihr hier längst den Rang abgelaufen und die paar Anhänger aus Dortmund, die nach Bochum angereist waren, gehörten nicht zu den Kadern der Partei sondern eher zur Landesarbeitsgemeinschaft Frühstückskorn. 

In Bochum hatte die Ankündigung der NPD durch die Stadt marschieren zu wollen für Empörung gesorgt. Im Gegensatz zur Nachbarstadt Dortmund ist man Nazi-Aufmärsche nicht gewohnt und hat auch nicht vor, diesen Zustand einreissen zu lassen Das die Polizei den Nazis eine attraktive Route durch die Innenstadt genehmigt hatte stieß auf Unverständnis.

2400 Gegendemonstranten begleiteten dann auch den NPD Marsch mit Pfiffen und erinnerte immer wieder daran, wer den Krieg verloren hatte und sich schleunigst aus der Stadt verziehen soll.

Das autonome Spektrum war mit geschätzt 600 Menschen stark vertreten und lieferte sich mit der Polizei, die in Bochum die Lage insgesamt gut im Griff hatte und Protest in Ruf- und Sichtweite der Nazi-Demo zuließ, einzelne Scharmützel. Die schweren Ausschreitungen, von denen die Polizei in ihrer Pressemitteilung schrieb, waren nach bundesweiten Maßstäben überschaubar. Die martialische Beschreibung der Geschehnisse ist eher ein Zeichen der Unerfahrenheit bei der Einschätzung von unübersichtlichen  Demonstrationslagen durch die Bochumer Polizei.306 Personen wurden von der Polizei in Gewahrsam genommen – bei 36 Strafanzeigen drängt sich hier der Eindruck auf, das man auf Seiten der Polizei überreagiert hat.

Am Ende zwang eine erfolgreiche Blockade an der Uni-Straße die Nazis dazu, ihre Route abzukürzen. Die NPD und ihre Anhänger nahmen das klaglos hin. Die Aussicht auf ein kühles Bier und die Bahnhofstoiletten schien den meisten Nazis attraktiver als weiteren Reden zuzuhören und sich von den Bochumern beschimpfen und mit Eiern bewerfen zu lassen.

 

 

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Bob
Bob
7 Jahre zuvor

Bei mehreren zum Teil schwer verletzten Gegendemonstrant*ìnnen nur von "Schsrmützeln" zu sprechen, ist fast eine Frechheit.

Stefan Laurin
Admin
7 Jahre zuvor

@Bob: Das ist immer eine Frage des Erfahrungshintergrundes. Das war gestern kein Kindergeburtstag, aber schwere Ausschreitungen sehen anders aus.

Bob
Bob
7 Jahre zuvor

Es geht darum, dass es sehr wohl Ausschreitungen gab, jedoch auf Seiten der Polizei

Stefan Laurin
Admin
7 Jahre zuvor
Reply to  Bob

Es gab Ausschreitungen von beiden Seiten, aber es waren, im Vergleich zu anderen Ereignissen, keine schweren Ausschreitungen. In Plauen sah das wohl anders aus.

Mats Hummels
Mats Hummels
7 Jahre zuvor

Warum ist der Polizeihass in Deutschland eigentlich so en vogue? Wir haben wahrscheinlich die nettesten (nicht kompetentesten) Bullen der Welt, aber auch die lassen sich natürlich nicht freiweillig überrennen, mit Flaschen beschmeißen oder verprügeln. Sollte doch eigentlich klar sein, dass es Reizgas setzt, wenn man mit 200 Mannfrauen versucht ne Polizeikette mit vielleicht 30 Fraumannen zu durchbrechen (Bahnhofsszene). #yolo #swag #deutschlandhaltsmaul

Ricardo
Ricardo
7 Jahre zuvor

Zum Beispiel weil die einem der Demonstranten gestern nett bei den "schweeeren Ausschreitungen" den Arm gebrochen haben. Hast du schon mal eine Demo angemeldet? Da wird man auch ganz nett verarscht (gut dargestellt durch "Mein Einsatzleiter"). Bist du schonmal Opfer von netter Polizeigewalt gewesen und hast die obligatorische Gegenanzeige bekommen? Siehst du wöchentlich wie vor deiner Kneipe nach "racial profiling" afrikanische Leute nett kontrolliert werden? …

Du lebst wahrscheinlich in einer Welt mit den "nettesten Polizisten der Welt", weil Du höchstens mal beim falsch parken mit denen zu tun hattest und den Zwanni dabei noch erlassen bekommen hast – weil du so nett und einsichtig warst.

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