Burak Yilmaz in Duisburg-Wanheimerort: Ehrensache – Kämpfen gegen Judenhass

Burak Yilmaz, Autor von "Ehrensache - Kämpfen gegen Judenhass"; Foto: Peter Ansmann
Burak Yilmaz, Autor von „Ehrensache – Kämpfen gegen Judenhass“; Foto: Peter Ansmann

Den Freitagabend am 19. August 2022 hatte ich eigentlich anders geplant. Ein Besuch des Hafenfests in Ruhrort war geplant. Sonst nix. Nur durch Zufall wurde ich am Donnerstag – beim Besuch einer Pommesbude in meiner Hood – auf die Lesung „Ehrensache – Kämpfen gegen Judenhass“ im Gemeindesaal der evangelischen Gemeinde Duisburg-Wanheimerort aufmerksam. Anschließend sollte es eine Diskussion mit dem Autoren des Werkes, Burak Yilmaz, geben.

Schreiben wollte ich dazu hier im Blog der Ruhrbarone zu dem Event nichts, da aktuell eine meiner Hände noch in Gips gekleidet ist: Was die Benutzung der Tastatur extrem erschwert und die Rechtschreibprüfung an ihr Limit bringt. Es ging bei meinem Besuch der Veranstaltung eigentlich nur darum, ein Foto zu machen, um dieses eventuell später, bei einer Rezension des Buches „Ehrensache – Kämpfen gegen Judenhass“ zu verwenden.

Wieso es anders kam, hat mit der überzeugenden, authentischen und der lockeren Art zu tun, mit der Burak Yilmaz sein Buch präsentierte. Ein hochachtungsvolles Chapeau vorab an Pfarrer Jürgen Muthmann und das Team der evangelischen Gemeinde in Wanheimerort, die hier ein spannendes Event auf die Beine gestellt haben.

Spannede Lesung mit Burak Yilmaz in Wanheimerort

Ich war etwas skeptisch, als ich am Freitagabend um 18:30 Uhr am Gemeindesaal ankam, da ich kaum Werbung für das Event wahrgenommen hatte: Ein Beitrag im Umfeld der Gemeinde auf Facebook und ein unscheinbares A4-Plakat an meiner Stamm-Imbissbude ließ schlimmes befürchten. Meine Erwartungen erfüllten sich zum Glück nicht: Der Gemeindesaal am Vogelsangplatz 1 war gut besucht, das Team der Gemeinde hatte zudem, dem warmen Wetter geschuldet, Getränke bereitgestellt: Etwas über 30 Teilnehmer fanden sich, neben dem Organisationsteam um Pfarrer Muthmann, an diesem Abend vor Ort ein. 

Seine erste Begegnung mit Antisemitismus, auf einer Familienfeier seiner damaligen Freundin wurde Burak Yilmaz von deren Oma mit dem Hitlergruß überrascht: Die Geschichte wirkt wie aus einer anderen Welt. Die lebhafte Schilderung des Autors fesselt das Publikum.

Pfarrer Jürgen Muthmann, Burak Yilmaz und die Organisatoren der Veranstaltung: Claudia Baur und Doris Gramphausen; Foto: Peter Ansmann
Pfarrer Jürgen Muthmann, Burak Yilmaz und die Organisatoren der Veranstaltung: Claudia Baur und Doris Gramphausen; Foto: Peter Ansmann

Beim Vorlesen einer anderen Stelle aus dem Buch „hatte“ der Autor schließlich meine volle Aufmerksamkeit und meine Ursprungsplanung, das Event vorzeitig zu verlassen, war dahin.

Durch den Flaggenvorfall von Duisburg wurde ich im Januar 2009 erstmals – durch Berichterstattung in der schwäbischen Presse – auf das Blog der Ruhrbarone aufmerksam. Die Berichterstattung der Ruhrbarone machte das Blog damals bundesweit bekannt:

„Von ihnen höre ich, dass Ilkay und seine Freunde am gleichen Tag auf einer Anti-Israel-Demonstration waren. Die Demo sorgte für einen Skandal, als der Demonstrationszug vor einem Haus stehenblieb, an dessen Fenster eine Israelfahne hing. Die aufgeheizte Menge skandierte ununterbrochen antisemitische Parolen. Die Polizei griff ein, löste die Demonstration jedoch nicht auf, sondern stürmte die Wohnung, aus dessen Fenster die Fahne hing, und ließ sie abnehmen, woraufhin die Demonstrierenden jubelten und klatschten. Durch die Polizei sahen sie sich bestärkt in ihrem Hass auf Israel und die Juden. Die Bilder der Demonstration und des Eingreifens der Polizei gingen später um die Welt.“

Seine Erfahrungen, wie die eben geschilderte, mit Antisemitismus in seinem Jugendzentrum ließen Burak Yilmaz nicht unberührt. Der Duisburger, Schüler eines katholischen Elitegymnasiums und einer Koranschule, war aufgrund seiner Vita schon als Schüler als Vermittler, der seinen deutschen Mitschülern den Islam erklärte, aktiv. Der erlebte Antisemitismus im Jugendzentrum führte zur Organisation der ersten Auschwitzfahrten für muslimische Jugendliche. Eine geschilderte Begegnung zwischen der „deutschen Gruppe aus muslimischen Jugendlichen“ und Israelis an einem 9. November: Spannend, auch wegen der Zerrissenheit innerhalb der Gruppe: Einige der Jugendliche sind, nach dem Besuch des Vernichtungslagers, froh „keine Deutschen“ zu sein, andere widersprechen „Wir sind doch Deutsche.“

Was Burak Yilmaz während der Lesung gelingt, und diese extrem aktuell erscheinen lässt: Er spannt den Bogen zu geschilderten Ereignissen aus seinem Buch zum aktuellen Tagesgeschehen. Und das überaus fesselnd. 

Burak Yilmaz liest aus "Ehrensache - Kämpfen gegen Judenhass"; Foto: Peter Ansmann
Burak Yilmaz liest aus „Ehrensache – Kämpfen gegen Judenhass“; Foto: Peter Ansmann

Das Schweigen des Publikums auf der ECHO-Preisverleihung im April 2018, auf der die Rapper Kollegah und Farifd Bang in der Kategorie Hop-Hop nominiert waren und niemand – mit Ausnahme des Tote-Hosen-Frontmanns Campino – protestiert hat:

Wenige Tage nachdem sich Mahmud Abbas – stillschweigend toleriert durch Bundeskanzler Olaf Scholz – antisemitisch auf einer Pressekonferenz des Kanzleramtes äußerte, wirkt der auf der Veranstaltung erwähnte Vorfall der ECHO-Preisverleihung erschreckend aktuell.

Das Antisemitismus auch von Teilen der Politik toleriert wird, das wird seit Monaten durch das Festhalten am unappetitlichen und vom deutschen Steuerzahler finanzierten BDS-Happening „Documenta 15“ bewiesen.

 

Was Burak Yilmaz Sorgen bereitet: Der in den letzten Jahren zunehmende Antisemitismus, auch bedingt durch Verschwörungstheoretiker die während der Corona-Krise ihr eigenes, unappetliches, Süppchen kochen: Zielgruppe im Kampf gegen Antisemitismus, sind hierbei nicht nur die junge Generation, sondern auch Eltern, die jetzt plötzlich auf Querdenkerdemos vereint mit Antisemiten demonstrieren.

Das der Kampf gegen Antisemitismus wichtig ist, zeigte die anschließende Diskussion mit dem Publikum: Anwesende Pädagogen von Duisburger Schulen schilderten ihrem Umgang mit Antisemitismus, die sich mit denen des Autors deckten.

MdL Dirk Wedel (FDP); Foto: Peter Ansmann
MdL Dirk Wedel (FDP); Foto: Peter Ansmann

Das dieser der Kampf gegen Antisemitismus nicht leichter werden wird und neu gedacht werden muss, wurde in einem Wortbeitrag von Dirk Wedel (FDP) – Mitglied des Landtages von NRW – deutlich: Er thematisierte die Erinnerungskultur, die in einem starken Umbruch ist – aufgrund der wegsterbenden Zeitzeugen.

Die Art und Weise wie Burak Yilmaz das Thema angeht, ist dabei vielleicht ein wichtiger Pfeiler.

Damit eine Vision des Autors irgendwann Realität wird – und irgendwann im Zukunft vielleicht nicht mehr vor jeder Synagoge, aus Sicherheitsgründen, Polizeischutz stehen muss.

 

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Aimee
Aimee
1 Jahr zuvor

Burak ist Klasse wie einige andere Muslime auch… leider werden solche Menschen oftmals angefeindet und müssen mit Einschränkungen leben.

“ ..Dirk Wedel (FDP) – Mitglied des Landtages von NRW – deutlich: Er thematisierte die Erinnerungskultur, die in einem starken Umbruch ist – aufgrund der wegsterbenden Zeitzeugen…“

Antisemitismus existiert auch ohne Juden und daher ist es m.E. bedauerlich, aber unerheblich, ob es noch Zeitzeugen gibt.
Wie die angeführten Bsp. zeigen, ein großer Teil der Zivilgesellschaft, der Politik schweigt zu öffentlichem Antisemitismus. Es gilt die Parole:
Nie wieder!
Mehr aber auch nicht.

Im Umbruch ist die Gesellschaft immer, aber unerheblich wie viel Zeit seit der Shoa vergangen ist, DE hat es nicht geschafft Juden als „normale“ Bürger zu sehen, zu schützen und den Rücken zu stärken.

Reginald
Reginald
1 Jahr zuvor

Ich habe kein Verständnis für Judenhasser,Genozidleugner und überhaupt Nazis jeglicher Nationalität.Wenn es in Deutschland immer noch solche Menschen gibt ist das ein Ergebnis schlechter Schularbeit.Das muss aufhören.Ich bin mittlerweile für eine Ausweitung der Schulpflicht auf 10 Jahre.

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