Kay Voges, der neue Intendant des Theaters Dortmund, macht einen guten Job. Nur in Dortmund merkt das kaum jemand. Gute Gründe, den Mann nicht allein zu lassen.
Kultur in Dortmund hat es schwer. Kaum einer geht in den U-Turm und die Besucherzahlen des Dortmunder Schauspiels nähern sich dem Boden wie ein trudelndes Flugzeug mit brennenden Triebwerken. Die Entwicklung des FZW ist eine Katastrophe mit ruhrgebietsweiten Auswirkungen. Kultur in Dortmund zeichnet sich vor allem durch einen von Komplexen getriebenen Repräsentationswillen aus. Alles muss groß und prächtig sein. Mein Dorfmund soll schöner werden ist das Motto der Stadt. Nur mit dem, was in all den Gebäuden passiert, können die wenigsten etwas anfangen.
Das ist auch beim Theater so, das Intendant Kay Voges seit dem Spätsommer rockt. Reihen wie „Stadt ohne Geld“ gehören zum spannendsten, was man auf den Bühnen in NRW sehen kann. Das ist der FAZ, der Welt am Sonntag und der Frankfurter Rundschau klar. Den Dortmundern offensichtlich nicht. Und dann die Band des Theaters: Botanica aus New York. Die Musik liegt irgendwo zwischen Velvet Underground und Sonic Youth. Allein die lohnen den Besuch.
Die Dortmunder interessiert das alles nicht. Die aktuelle Auslastung von 45 Prozent sagt nichts über die mangelnde Qualität der Arbeit von Kay Voges und seinem Ensemble aus, sondern sehr viel über die Provinzialität des Dortmunder Publikums. Trotzdem oder gerade deswegen könnte er morgen im Kulturausschuss der Stadt Ärger bekommen. Aber – und das ist die gute Nachricht: Wir leben ja im Ruhrgebiet. Und wenn die Dorfmunder die Arbeit von Voges nicht zu schätzen wissen, gibt es ja noch die coolen Jungs und Mädchen aus Bochum, Essen, Herne oder – warum eigentlich nicht – Marl, die in sein Theater gehen können. Und dafür sorgen, dass die Intendanz von Voges doch noch zum Erfolg wird. Denn einen wie Voges braucht man im Ruhrgebiet. Man darf ihn nur nicht mit den Dorfmundern allein lassen.





