Räumlich verlegte Lebensmittelpunkte

wodkaundolivenAdrian Kasnitz erzählt in seinem Debütroman die Geschichten zweier Migrationsfamilien aus Polen und Griechenland in der westfälischen Provinz. Von unserem Gastautor Daniel Kasselmann.

Adrian Kasnitz‘ Protagonist Moritz ist neu in Berlin und treibt einsam und haltlos durch die Stadt. Der Grund seines Kummers, den er immer wieder mit Alkohol betäubt, bleibt bis zum Schluss im Verborgenen. Als er sich in die Kellnerin Ella verguckt, erzählt er ihr bruchstückhaft von dem Haus in der westfälischen Provinz, in dem er aufwuchs, und seinen migrantischen Bewohnern. Es sind insbesondere zwei Familien, die Bodanskis aus dem polnischen Diwitten und die kretischen Konstantinidis, die über drei Generationen als Migrationsgeschichten im Mittelpunkt des Hauses und Moritz‘ Geschichten stehen. Von der Elterngeneration in den Heimatländern über die Hintergründe der Emigration der Kindergeneration nach Deutschland, deren Ankunft, Einleben und Leben in der neuen Welt bis hin zur Enkelgeneration, zu der auch Moritz gehört.

„‘Es war ein ganz gewöhnliches Haus mit richtigen Menschen, die es bewohnten, real people sozusagen.‘ Er erinnerte sich an die Namensschilder, die Klingelknöpfe, Namen, die entweder in Blech graviert, in einen Plastikstreifen gestanzt oder auf Pappe geschrieben waren. All die unbürgerlichen Namen, die in alle Himmelsrichtungen aus diesem Land hinauswiesen. Warum gab es dieses Haus nicht mehr? Wohin waren all diese Menschen verschwunden?“

Moritz erzählt minutiös, in epischer Länge und als Ella schließlich müde heimgehen will, bietet er an, sie zu begleiten. Auf dem weiten Heimweg erzählt er weiter, bis sie bei ihr ankommen. Am nächsten Morgen verlässt er sie und streift weiter durch die Stadt; eine Rentnerin auf einer Parkbank, ein Wirt und ein Kind sind nun die flüchtigen Bekanntschaften, welche die Geschichten von ihm zu hören bekommen. Als er irgendwann in dem Café Ella wiederbegegnet und zu Ende erzählt, erschließt sich erst auf den letzten Seiten der Grund seines Kummers.

Die Zumutung, die Kasnitz dem Leser aufbürdet besteht darin, dass man zwar einerseits Moritz‘ akribische Erinnerungen über den faszinierenden Mikrokosmos des Hauses in der Provinz mit seinen Bewohnern und ihren Migrationsgeschichten genießt, sich aber dabei ständig fragt, was ihn so schmerzt, dass er dermaßen manisch dazu getrieben wird, jeder Zufallsbekanntschaft, davon zu

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NRW: Rot-Grün vor dem ersten Schritt zu öffentlich-rechtlichen Verlagen

Marc Jan Eumann
Marc Jan Eumann

Morgen Vormittag wird NRW-Medienstaatssekretär Jan Marc Eumann sein Konzept einer Journalismusstiftung öffentlich vorstellen. Die Opposition hat politische und rechtliche bedenken und bereitet Klagen vor.

Sie soll die Fortbildung von Journalisten sichern, Recherchestipendien vergeben und staatsfern sein: Morgen wird Marc Jan Eumann einen Entwurf der im rot-grünen Koalitionsvertrag vereinbarten Journalismusstiftung vorstellen. Sie ist nicht weniger als ein Angriff auf die Unabhängigkeit der Verlage, sie ist der Versuch, den Einfluss politischer Organisationen, von WDR, ZDF und anderer „gesellschaftlich relevanter Gruppen“ auf die unabhängigen Medien auszuweiten. Hinter der so harmlos daherkommenden Stiftungsidee steckt der Versuch, die unabhängigen Medien langfristig in eine dem öffentlich-rechtlichen System ähnliche Struktur zu überführen, in der Verbandsfunktionäre und Politiker entscheiden, was guter und was schlechter Journalismus ist.

Die Stiftungspläne von SPD und Grünen sind dafür ein Einstieg: Klein und harmlos kommt er daher: Der Stiftungsetat von 1,6 Millionen im Jahr soll über die Haushaltsabgabe finanziert werden und aus dem Etat der Landesanstalt für Medien (LfM) kommen. Eumann konnte offenbar weder im Landeshaushalt noch bei den Verbänden das Geld für seine Stiftung zusammen bekommen. Nun muss der Zwangsgebührenzahler für Eumanns politische Vorstellungen zahlen. Eumann wird das gelegen kommen – hat er doch mehrmals erklärt, dass die Haushaltsabgabe mittelfristig nicht nur zur Finanzierung der schwächelnden öffentlich-rechtlichen Sender verwendet werden soll. In seinem Buch „Journalismus am Abgrund – Wie wir in Zukunft Öffentlichkeit finanzieren“ schreibt er:

Das war immer so. Die Rundfunkgebühr (bald: Haushaltsabgabe) ist für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Aber heute auch schon für die Rechtsaufsicht über den kommerziellen Rundfunk, wahrgenommen von den Landesmedienanstalten, und heute auch schon für die Filmförderung. Das macht klar: Die Rundfunkgebühr kann mehr, wenn wir wollen.

Eumann will nichts anderes als den Einfluss von Verbänden und Parteien auf die Medien ausweiten.   Er nennt es staatsfern – dabei sind viele dieser Organisationen

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Fußball: Die WM 2022 in Katar droht endgültig zu einer Farce zu werden.

Seit Bekanntgabe der FIFA-Entscheidung, dass die Fußball-WM 2022 in Katar stattfinden soll, im Jahre 2010, hagelte es von vielen Seiten heftige Kritik. Nun kommt offenbar etwas Bewegung in die Sache. Nachdem vor wenigen Wochen in einigen Medien bereits darüber spekuliert wurde, dass die WM 2022 aufgrund der fortgesetzten Kritik evtl. noch einmal ganz neu vergeben werden müsste/könnte, erklärte das lokale Organisationskomitee, welches das Turnier bisher eigentlich für einen (üblichen) Sommer-Termin geplant hatte, am gestrigen Freitag nun seine grundsätzliche Bereitschaft das Ereignis 2022 dann erstmalig vielleicht doch in die Wintermonate zu verlegen, um der extremen Hitze im Gastgeberland hierdurch etwas aus dem Wege zu gehen.

Was auf den ersten Blick noch wie eine recht vernünftige Überlegung klingt, belegt aber, aus meiner Sicht, bei näherer Betrachtung nur, dass die grundsätzliche Entscheidung das Weltereignis in ein Nicht-Fußball-Land wie Katar zu vergeben, damals doch eine recht unüberlegte ‚Schnapsidee‘ war.

Jetzt, wo weltweit immer mehr Leuten in der Fußballszene langsam klar zu werden scheint, welchen Quatsch man da in Zürich 2010 beschlossen hat, versuchen die Funktionäre, noch immer scheinbar ohne ein wirklich überzeugendes, vernünftiges Konzept für Katar, das ‚Schlimmste‘ noch irgendwie abzuwenden, um zumindest das Turnier selber doch noch in dem Emirat belassen zu können.

Das nun erfolgte offene Eingeständnis

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Pro NRW: Die Einsamkeit des Markus Beisicht

Markus Beisicht - Pro NRW Politiker
Markus Beisicht – Pro NRW Politiker

Heute beendete Pro NRW seine Hetztour gegen Asylbewerber mit drei Kundgebungen in Köln. In der Pro NRW Hochburg bekam die Partei gerade einmal knapp 40 Anhänger auf die Straße. Nach den Morddrohungen der Salafisten gegen den heute in Köln anwesenden Pro NRW Führer Markus Beisicht zeigt diese Zahl nur eins: Die Erbärmlichkeit dieser Partei und ihrer Anhänger.

Es hat schon fast den Charakter eines Naturgesetzes: Wird ein Mitglied einer Gruppe bedroht, erfährt es Solidarität, werden selbst eher passive Anhänger aktiv und schließt man die Reihen. Egal ob Partei, Gewerkschaft oder Fußballfans – jede auch nur halbwegs intakte Gruppe funktioniert so. Pro NRW nicht. Neun Funktionäre von NRW stehen wohl einer Todesliste der Salafisten. Die Polizei verhaftete vier radikale Islamisten während der Vorbereitungen eines Mordanschlags auf Pro NRW Chef Markus Beisicht. Und was passierte heute auf dem Abschluss der Pro NRW-Hetztour gegen Asylbewerber in Köln? Nichts – gerade einmal knapp 40 Anhänger konnte die Partei mobilisieren – und das ist Köln, ihrer Hochburg. Selten hat sich eine Partei, haben sich die Anhänger eine Gruppe als so erbärmlicher, schwacher Haufen erwiesen. Solidarität mit Beisicht? Ein Zeichen des Zusammenhaltes? Fehlanzeige. Beisicht mag sich im Moment in seiner medialen Aufmerksamkeit sonnen, er mag es genießen, das die Polizei Personenschützer für ihn abgestellt hat, er wird sich wichtig fühlen – aber angesichts dieser geringen Anhängerzahl die heute mit ihm zusammen auf die Straße ging, müsste ihm klar geworden sein: Selbst den eigenen Leuten ist sein Schicksal egal, niemand steht zu ihm, niemand unterstützt ihn, keiner steht ihm  bei. Beisicht ist einsam. Er ist vielleicht am Ende seines politischen Weges angekommen, denn eine Partei, die hinter ihm steht ist Pro NRW nicht. Die Gruppe ist nur ein aufgeblasenen Nichts. Für Beisicht ist die Party vorbei.

 

 

 

„Ich bin Minderheit“

Foto: gesichtzeigen.de
Foto: gesichtzeigen.de

Der Verein „Gesicht zeigen“ hat eine neue Kampagne gegen Diskriminierung gestartet. Mit prominenter Unterstützung werden in Berlin Plakate mit „ungewöhnlich provokanten Aussagen“ gekleistert. Doch bei manchen dürften diese eher für Irritationen sorgen.

„Ich bin Muslima. Wenn du was gegen Muslime hast“, prangt etwa auf dem Motiv, dem die Journalistin Astrid Frohloff ihr Gesicht leiht. Ulrich Wickert ist plötzlich Jude („Wenn du was gegen Juden hast“), Klaus Wowereit, der ja eigentlich schwul ist, auch wenn man nichts dagegen hat, ist Migrant. So geht es munter weiter. Klar gibt es auch noch „Schwarze“, „Türken“ und andere.

Der tiefere Sinn der Aktion bleibt ein wenig im Verborgenen

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Tom Kha Gai (californication) oder warum „Der grosse Gatsby“ scheitern musste

Tom Kha Gai Foto: Evan Joshua Swigart (TheCulinaryGeek) from Chicago, Illinois, USA; hometown of Ames, Iowa, USA Lizenz:  Creative Commons Attribution 2.0 Generic
Tom Kha Gai Foto: Evan Joshua Swigart (TheCulinaryGeek) from Chicago, Illinois, USA; hometown of Ames, Iowa, USA Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Generic

Das hier vorgestellte Rezept der „Tom Kha Gai“ ist aus Kalifornien. Es unterscheidet sich vom Original v.a. durch die Zugabe von Ananassaft, Weglassen von Galgantwurzel und schwarzer Chilisauce – soweit ich das überblicke. Es stammt aus einem Restaurant in San Francisco, das auf einem Umweg zu mir gelangt ist. Es ist eine hervorragende Partysuppe.

„Der große Gatsby“ ist m. E. daran gescheitert, dass es damals diese Suppe noch nicht gab;o)

 

Zutaten Tom Kha Gai für ca. 15 Personen

1 L Hühnerbrühe

1 L Ananassaft

1 L Kokosmilch

2 Stengel Zitronengras, nur das untere Drittel, geputzt und angeklopft

500 g Hühnerbrust, ganz

5 EL Fischsauce, evtl. mehr, Asialaden

2-3 EL brauner Zucker

150 ml Limetten- oder Zitronensaft

10 frische Kaffirlimettenblätter, Asialaden

1/2 Bund Korianderblätter, Asialaden

1 Handvoll chin. Pilze, Asialaden

ca. 5 Chilischoten, frisch oder getr., gehackt oder ganz, ganz nach Courage

Salz

200 g Krabben, optional

 

1. Zubereitung Hühnerbrühe

Zutaten

1 Huhn

1/4 Sellerieknolle

1 Stange Poree, nur das Grüne

3 Möhren

3 L Wasser

weiße Pfefferkörner

Wacholderbeeren

Lorbeerblätter

Salz

reichlich getr. Petersilie, dafür weniger Salz

Alle Zutaten aufsetzen, zum Kochen bringen, Flamme auf niedrigste Stufe stellen, Deckel drauf und ca. 1,5 Std. den Topf „singen“ lassen. Fleisch, Gemüse und Kräuter  mit einem Schaumlöffel herausheben und beiseite stellen. Die Brühe durch ein mit einem Passier-/Mulltuch ausgelegtes Sieb abseihen, abschmecken, fertig.

Tipp: Das Gemüse ganz lassen, nur 15 – 20 min. mitkochen und daraus einen Gemüsesalat mit Mayo (s.u.) machen.

2. Zur Tom Kha Gai

Alle Zutaten ohne Huhn in einen Topf geben und ca. 30 min. köcheln lassen. Nach 20 min. die Hühnerbrust dazu. Flamme ausschalten und die Suppe ca. 1 Std. ziehen lassen, Fleisch herausheben und in Streifen schneiden oder entlang der Faser zerreissen, wieder dazugeben. Evtl. Krabben zufügen und abschmecken mit Fischsauce,  fertig.

 

Thrill (wenn wir schon mal in San Francisco sind):

Mendocino-Salat für 8 – 10 Personen

Zutaten

2 ganze Hühnerbrüste (eigtl. besser entspr. Zahl Hühnerschenkel)*

1 Dose Kokosmilch

0,5 L Hühnerbrühe

500 g kernlose, halbierte Weintrauben

2 – 3 Stangen Staudenellerie, dünn gewürfelt

1 Handvoll Mandelkrokant

1 – 2 Äpfel

Mayonnaise

Salz, Pfeffer, Zitrone

 

Hühnerbrust

Hühnerbrüste in der Brühe aus Kokosmilch und Ananassaft ca. 15 min. garen. Brüste abkühlen lassen, quer halbieren, entlang der Faser zerreissen und in eine Schüssel geben.

Mandelkrokant

Mandeln hacken,  2 EL Zucker in der Pfanne ohne Rühren karamelisieren lassen ohne sich von der Pfanne wegzubegeben. Sobald der Zucker eine hellbraune Farbe annimmt, die Mandeln dazu, etwas verrühren, Masse auf ein Brett oder Blech geben, komplett auskühlen lassen und mit einem schweren Messer, Topfboden oder Fleischplattierer zerstossen und zum Huhn geben

Mayonnaise**

Ein Ei (ganz oder nur Eigelb, s.u.), 1 gehäufter TL scharfer Senf, je eine Prise Salz und Pfeffer, etwas Zitronensaft, 120 – 150 ml Rapsöl in einen Mixbecher geben, mit dem Zauberstab weniger als 10 sec. mixen, fertig.

Mayonnaise, Weintrauben und Sellerie  in die Schüssel geben. Apfel reinraspeln und alles vorsichtig unterrühren. Mit Salz, Pfeffer und Zitrone abschmecken, fertig.

* Die bekannten Probleme von Huhn beiseite, sollte man Huhn immer als Ganzes kaufen und sich vorher überlegen, was man damit anstellen kann. Gerichte gibt es genug, zb mein Huhnlieblingsgericht coq au vin.

** Die hier dargestellte Methode ist bei youtube als 20 sec. – Quicky zu sehen. Tipp: Wenn man statt des Volleis nur das Eigelb verwendet, wird die Mayonnaise steif.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

“Unsere Mütter, unsere Väter”: Das Versagen des “Fernsehereignisses des Jahres”

 

Deutsche Soldaten auf Feld (Foto: Bundesarchiv Koblenz / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0 DE)
Deutsche Soldaten auf Feld (Foto: Bundesarchiv Koblenz / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0 DE)

Für ihren Dreiteiler “Unsere Mütter, unsere Väter” (UMUV) ernten Nico Hofmann und das ZDF von (fast) allen Seiten nichts als Lob. Und in der Tat: Die Produktion, die sich (zuweilen sehr eng) an US-Vorbildern wie “Private James Ryan” und “Band of Brothers” orientiert, beeindruckt mit schnellen und aufwendigen Schnitten, Zeitlupen, Super Close-Ups und kaum geschönter Brutalität. So spannend und gut inszeniert war der Zweite Weltkrieg in einer deutschen Fernsehproduktion vielleicht noch nicht zu sehen. Schade, dass der Film inhaltlich vor allem der Beweihräucherung deutscher Befindlichkeiten dient. Von unsere Gastautor Andrej Reisin/Publikative.

Vieles ist an diesem Film inzwischen gelobt wordenauch aus dem berufenem Munde führender deutscher Militär- und Zeithistoriker. Vieles, was in den Erzählungen “unserer Väter, unserer Mütter” (wobei hier eine gewisse Merkwürdigkeit liegt, denn man muss schon deutlich jenseits der 50 sein, wenn die Generation der um 1920 geborenen ernsthaft noch Vater und Mutter sein sollen) jahrzehntelang tabuisiert war: Die Darstellung des Massenmordes anhand blutdurchtränkten russischen Bodens, das Abschlachten einer Bauernfamilie durch Wehrmachtssoldaten, der Befehl wahllos Wohnhäuser anzuzünden, Hinrichtungen von Zivilbevölkerung, die man nach Partisanenangriffen als Geiseln nahm sowie die Hinrichtung einer Deutschen wegen lächerlicher Äußerungen über den immer unwahrscheinlicher werdenden Endsieg kurz  vor Kriegsende.

Bei so viel Lob, dem mittlerweile zumindest einige kritische Zwischentöne an die Seite gestellt wurden, möchte ich mich darauf beschränken, die offensichtlichsten Schwächen des Dreiteilers zu benennen.

It don’t mean a thing if it ain’t got that Swing

Der Film verharmlost von Beginn an die Entrechtung der deutschen Juden. 1941 sollen deutsche Frontsoldaten noch mit jüdischen Freunden gemeinsam in öffentlichen Lokalen gefeiert und zu Swingmusik auf den baldigen Endsieg gegen die Sowjetunion angestoßen haben? Natürlich könnte es das in Berlin unter (eher

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Kulturrat NRW: „Kürzungen im Kulturhaushalt sind ein falsches Signal“

kraft_absageDer Kulturrat NRW ist enttäuscht über die rot-grüne Landesregierung. SPD und Grüne haben den ohnehin vergleichsweise kleinen Kulturetat des Landes NRW gekürzt.

Ursprünglich wollte das Land NRW den  Kulturförderhaushalt um 16,2 Mio. Euro von 196 Mio. Euro auf knapp 180 Millionen Euro kürzen. Ganz so schlimm kam es nicht, die Kürzungen wurden um 2,65 Millionen verringert, aber unter dem Strich bleibt doch ein erhebliches Minus. In ihrer Regierungserklärung hatte Ministerpräsidentin Hannelore Kraft noch verkündet „„Kunst und Kultur sind kein Luxus – und dürfen es gerade in schwierigen Zeiten nicht sein.“ Daran erinnerte jetzt noch einmal der Kulturrat NRW in einer Stellungnahme zum Haushalt:

Die starken Kürzungen im Kulturhaushalt sind ein falsches Signal an die Kultur in NRW und auch an die Gemeinden des Landes.
Es handelt sich nach wie vor um überproportionale Kürzungen, auch wenn darunter einmalige oder auslaufende Maßnahmen waren. Der Kulturrat NRW fürchtet, dass hierdurch ein Erosionsprozess in Gang gekommen ist, der sich in den nächsten Jahren – in denen solche Maßnahmen als Einsparmasse nicht mehr zur Verfügung stehen – fortsetzen könnte. Deshalb setzen wir uns nachdrücklich dafür ein, dass die Fördermittel im Haushalt – sie sind insgesamt mit 182,5 Mio. Euro nur ein kleiner Teil des 60 Mrd. Euro Haushalts – in den nächsten Jahren überhaupt nicht mehr zur Disposition gestellt werden. Entscheidend ist, dass Kultur und Kulturpolitiker einen gewissen Gestaltungsspielraum behalten und Planungssicherheit hergestellt wird.

Update III: Vest, Fotografen, Content-Desk – Wo die WAZ streichen will

Januar 2013
WAZ 2013

Gerüchte über eine weitere Stelleneinsparungen bei der WAZ-Mediengruppe gab es seit Wochen. Heute kam es dann zu einem Treffen von Betriebsrat und Unternehmensführung und die ersten Infos sickern zur Zeit durch. Bülend Ürük, Chefredakteur des Mediendienstes Newsroom twitterte vorhin „Jetzt offiziell: WAZ entlässt 200 Mitarbeiter. Geschäftsführung ist Entscheidung „schwer gefallen.“

Gerade auch hat Karlheinz Stannies auf seinem Blog Charly & Friends diese Meldung bestätigt:

Unter dem Strich werden erneut rund 200 Stellen in NRW vernichtet. Im Redaktionsbereich (Zeitungen, ContentDesk, Anzeigenblätter) und Verwaltungsbereich (Anzeigen).

Die Liste ist lang. Am heutigen Mittwoch erfuhren die Betriebsräte die Details der neuen Kündigungswelle. Am Nachmittag gab’s eine Info im Intranet der WAZ-Mediengruppe, die ja inzwischen Funke-Gruppe heißt: Die Entscheidung, uns von Personal zu trennen, ist uns mehr als schwer gefallen.“ Begründet wird die Maßnahme mit „Umsatzrückgängen in Millionenhöhe“. Man müsse „jetzt handeln“ und mit der geplanten Kostensenkung „Freiraum für neue Produkte“ schaffen.

Die WAZ baut also erneut Stellen ab. Ein Konzept ausser massiven Einsparungen ist nicht zu erkennen. Einer der größten Verlagsgruppen Deutschlands taumelt orientierungslos wie ein angeschlagener Boxer durch das noch junge Jahr 2013.

Update:

Nach Newsroom-Bericht hat die WAZ Mediengruppe auch ihren Namen geändert und heißt nun Funke-Mediengruppe.

Neewsroom zitiert die Funke-Leitung:

 „Die Entscheidung, uns von Personal zu trennen, ist uns mehr als schwer gefallen und wir möchten Ihnen versichern, dass wir so sozialverträglich wie nur möglich handeln werden. Wir wissen, was das für die einzelnen Mitarbeiter und ihre Familien bedeutet und haben uns diesen Entschluss lange überlegt. Die Mitarbeiter sind die Säulen eines Unternehmens, und wir schätzen die Arbeitsleistung jedes Einzelnen. Doch wir müssen uns der Realität stellen: Der starke Wettbewerb, der signifikant einbrechende Anzeigenmarkt und die erodierenden Auflagenzahlen deutscher Tageszeitungen führen auch bei unserer Mediengruppe zu Umsatzrückgängen in Millionenhöhe.“

Hier zum Newsroom-Text.

Update II:

Uns liegen nun Informationen über die Streichungspläne der WAZ vor. Wegfallen wird die Vest-Ausgabe, die große Teile des Kreises Recklinghausen abdeckt und ein Ersatz für die Lokalteile sein sollte. Ein Konzept das nie aufging und nun wohl beendet wird-

24 Stellen sollen im Bereich des Content-Desks wegfallen.

Übel sieht es auch für die Fotografen aus: Jede zweite Stelle im Fotopool soll wegfallen.

Update III:

Wir haben uns bei der Funke-Mediengruppe zur Zukunft der NRZ erkundigt und wollten wissen, wie viele Stellen dort wegfallen und ob die bereits in den angekündigten 200 Stellen enthalten sind. Hier die Antwort:

„Die Zahl der NRZ-Mitarbeiter ist in den 200 Stellen enthalten. Die genauen Einzelmaßnahmen werden nun mit den jeweiligen Betriebsräten besprochen. Bei der NRZ ist aber nur eine geringe Zahl an Mitarbeitern betroffen.“