Der DFB-Pokal hat es gezeigt: Die Fans dürfen jetzt noch nicht wieder zurück in die Stadien!

Der DFB-Pokal. Foto: Robin Patzwaldt

Die Verantwortlichen des Fußballs diskutieren gerade, wie es mit den Fans in den Stadien hierzulande weitergehen kann. Eine einheitliche Regel wird angestrebt. Das ist grundsätzlich begrüßenswert. Allerdings haben die Spiele im DFB-Pokal über das vergangene Wochenende ja eigentlich schon bewiesen, dass es für eine Rückkehr der Anhänger in die Arenen aktuell noch zu früh ist.

Es waren Bilder, die einen als nachdenklichen Menschen nervös gemacht haben. In den Stadien der Republik waren erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie wieder Fans vor Ort. Zumindest in vielen Stadien der Republik.

Dabei war die Anzahl der zugelassenen Augenzeugen sehr unterschiedlich. Zwischen Null und Zehntausend, lag deren Zahl, je nach Bundesland. Logisch, dass bei einem Spiel mit tausenden Zuschauern mehr Verstöße gegen die Abstands- und Hygiene-Regeln zu beobachten waren, als bei einer Begegnung mit nur wenigen hundert Leuten.

Und doch hatten alle Duelle mit Fans in den Stadien eines gemeinsam: Man musste feststellen, dass diese Spiele mit Fans ein erkennbares Risiko darstellen. Ein völlig unnötiges dazu.

Schon in den Vorbereitungsspielen der Bundesligisten in den Wochen zuvor, wo erstmalig mit Stadionbesuchern experimentiert wurde, ließ sich der erforderliche Abstand zwischen den Leuten nicht wirklich durchsetzen. Ein Problem, welches sich im DFB-Pokal am Wochenende noch verstärkte. Man konnte mit bloßem Auge sehen, dass das nicht klappt. Zumindest dann, wenn man es den sehen wollte.

Fußball ist emotional. Man will zusammen feiern sich gemeinsam aufregen, mit Freunden singen und jubeln. Wer kann da schon garantieren, dass er in emotionalen Momenten stets an die Corona-Regeln denkt? Und weil das eben nicht geht, sollten wir bis zur Lösung des Grundproblems auf Zuschauer in den Stadien grundsätzlich verzichten.

Die Bilder aus den Stadien in Rostock und Dresden müssten daher jedem Epidemiologen im Lande große Sorgenfalten auf die Stirn getrieben haben. Von den Bildern, in denen HSV-Profi Toni Leistner sogar auf die Tribüne stürmt und sich dort mit einem Fan anlegt, da dieser seine Familie beleidigt haben soll, einmal ganz zu schweigen. Es sind Aufnahmen, die jede Hygieneregel in Sekunden zu Nichte machen, Eindrücke die zeigen, dass es nicht gelingen kann mit Zuschauern im Stadion in einer möglichst sicheren ‚Blase‘ zu agieren, wie es zum Beispiel der US-Sport aktuell vorlebt.

Die Vernunft bliebe komplett auf der Strecke, wenn der Profifußball hierzulande tatsächlich dazu übergehen sollte, mit rund 20 Prozent Stadionauslastung in der neuen Saison zu agieren, wie es offenbar gerade ernsthaft überlegt wird.

Eine solche Entscheidung würde den Spielbetrieb der Ligen in Gänze gefährden. Das darf nicht sein. Es bleibt zu hoffen, dass die Bilder und die Erlebnisse vom Wochenende auch den Entscheidern bei DFB, DFL und Klubs gezeigt haben, dass es für eine Rückkehr der Fans in die Stadien noch zu früh ist. So leid einem das tut. Aber ohne Medikamente bzw. Impfstoff wäre das ein völlig unkalkulierbares und dazu unnötiges Risiko.

 

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Bochumer
Bochumer
3 Jahre zuvor

Ich bin mittlerweile ganz froh, dass mit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs wieder etwas Normalität zurück gekommen ist. Ich glaube auch nicht an eine Corona-Weltverschwörung, aber die Maßnahmen sind mir mittlerweile viel zu hart.
Insofern ist es gut, wenn der Fußball als Motor für Lockerungen fungierte.
Die 14-Tage-Frist für eine Quarantäne ist dann doch zu lang… warum wird das nicht geändert?

Susanne Scheidle
Susanne Scheidle
3 Jahre zuvor

@Bochumer
Der Fußball als Motor für Lockungen? Ja, das könnte so eintreffen, allerdings bin ich nicht ganz so begeistert wie Sie, wenn dann die Karnevalsvereine, Schützenvereine und Weihnachtsmarktbetreiber und sonstige Veranstalter nachziehen wollen – und abzusehen ist, wann die ersten Länderchefs einknicken.
Wie gefährlich und schwer einschätzbar die Situation noch immer ist – und bleiben wird, bis ein Impfstoff oder geeignete Medikamente gefunden sind – sieht man gerade in Frankreich, Spanien und Israel.

Robert Müser
Robert Müser
3 Jahre zuvor

Wenn ich die bisher 23 Gespräche mit Magnus Memmeler in diesem Blog auf mich wirken lasse und dann auf die massiv steigenden Fallzahlen in Spanien, Tschechien, Großbritannien oder Frankreich schaue, dann kann in Bezug auf diese Entscheidung nur noch mit dem Kopf schütteln – man will scheinbar mit aller Macht (wenn auch mit guten Vorsätzen) in die Zeit vor Corona zurück. Wir hatten scheinbar zu wenige Tote in diesem Land. Beim Zuschauer-Probelauf im DFB-Pokal haben in diversen Stadien die Corona-Regeln nicht funktioniert,
.Wie soll dies bei größeren Zuschauerzahlen funktionieren? Es ist ziemlich unverantwortlich…

Ke
Ke
3 Jahre zuvor

Outdoor mit Gesang? Gibt es vorher Alkohol Test?
Es wird sich zeigen, ob die Hygiene Konzepte durchgesetzt werden können.
Hier muss einfach auch stärker sanktioniert werden. Wer sich nicht an Regeln hält , fliegt raus.

In der aktuellen Lage in vielen Bundesländern ist das Risiko sicherlich vertretbar. Bald wird es Schnelltests geben, die genutzt werden können.

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