
Als 2010 die Flutung des Phoenix Sees begann, wurde das Projekt als Jahrhundertchance für Dortmund gefeiert. Wo zuvor ein gigantisches Stahlwerksgelände lag, sollte ein Ort entstehen, der Arbeit, Natur und Lebensqualität verbindet – ein Vorzeigeprojekt für den Strukturwandel im Ruhrgebiet.
Heute, über ein Jahrzehnt später, bleibt von dieser Vision kaum etwas übrig. Der Phoenix See ist kein Symbol des Aufbruchs, sondern ein Denkmal für Fehlplanungen, falsche Prioritäten und einseitige Stadtpolitik.
Ein See für die Wohlhabenden
Die soziale Dimension zeigt, wie schief die Idee gelaufen ist: Grundstückspreise und Mieten am See sind explodiert, das Viertel wurde zum abgeschlossenen Luxusquartier. Wer es sich leisten kann, genießt Seeblick und moderne Architektur. Wer nicht dazugehört, bleibt draußen.
Aus dem „Leuchtturm für alle“ wurde ein exklusives Schaufenster für Besserverdienende – während in vielen anderen Stadtteilen Schulen verfallen, Busverbindungen gestrichen werden und Leerstand herrscht. Der Phoenix See steht damit sinnbildlich für eine Politik, die lieber in Prestigeprojekte investiert, als echte Probleme anzugehen.
Ökologie als Feigenblatt
Auch ökologisch ist das Projekt eine Mogelpackung. Statt echter Renaturierung entstand ein künstliches Gewässer, das nur mit teurer Technik und ständiger Kontrolle am Leben gehalten wird. Von „Natur“ kann keine Rede sein. Was bleibt, ist ein hübsches Postkartenmotiv, das Umweltpolitik simuliert, aber keine ist. Wer glaubt, der See sei ein Gewinn für die Natur, lässt sich von Marketing-Sprüchen täuschen.
Arbeitsplätze? Fehlanzeige
Noch gravierender ist der wirtschaftliche Irrtum. Die Verantwortlichen versprachen hochwertige Jobs und innovative Unternehmen – Realität sind vor allem Gastronomie, Büroflächen und Leerstand. Der große Strukturwandel blieb aus. Stattdessen verpufften Millionen an Steuergeldern in ein Projekt, das mehr Schein als Sein produziert hat.
Naherholung mit Ausschlusscharakter
Natürlich nutzen viele Menschen den See zum Spazierengehen oder Joggen. Doch wer ehrlich ist, erkennt schnell: Erholung ja, aber nicht für alle. Parkgebühren, überfüllte Wege und das Gefühl, im Vorgarten der Reichen zu laufen, erzeugen eher Distanz als Gemeinschaft. Der Phoenix See ist kein Volkspark, sondern in erster Linie ein Statussymbol.
Fazit: Der Phoenix See in Dortmund-Hörde ist kein Erfolg, sondern ein teures Prestigeprojekt, das die großen Probleme der Stadt nicht löst, sondern eher noch verschärft. Er verkörpert eine Stadtpolitik, die glänzende Fassaden wichtiger nimmt als sozialen Ausgleich, echte Umweltpolitik und nachhaltige Arbeitsplätze. Der See zeigt nicht, wie Strukturwandel gelingen kann – er zeigt, wie man ihn missversteht.

