Deutschland zwischen Corona-Lockdown und Lockerungschaos – Mutwillig tiefer in die Krise!

Na, auch Lust auf Urlaub? Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Wer in diesen Tagen etwas intensiver die mediale Berichterstattung verfolgt, so wie es viele unserer Leser hier vermutlich tun werden, dem kann ein im Grunde nicht erklärlicher Spagat zwischen dem, Ruf nach sofortigen und möglichst umfassenden Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen und der verzweifelten Bitte nach einem Beibehalten des vorsichtigen Kurses der vergangenen Monate nicht verborgen geblieben sein.

Seit Tagen schon steigen die Zahlen der Neuinfektionen mit dem Corona-Virus im Vergleich zur Vorwoche deutlich, liegt der R-Wert inzwischen relativ konstant über eins. Trotzdem wird der Ruf nach mehr Normalität parallel dazu offenkundig immer lauter.

So hat zum Beispiel die Nachricht, dass die Lieblingsinsel vieler Deutscher, das spanische Mallorca, inzwischen kein Risikogebiet mehr ist, direkt zu einem Ansturm auf Urlaubsbuchungen und diverser ‚Sonderflüge‘ in diese Richtung geführt. Einerseits ist das natürlich verständlich, nach so vielen Monaten der Entbehrungen, andererseits aber eben auch der pure Wahnsinn, wenn man die neuesten Pandemie-Entwicklungen dabei bedenkt.

Auffällig ist auch, dass viele Medien aktuell kräftig dazu beitragen entsprechende Gelüste nach mehr persönlichen Freiheiten zu wecken, die Rufe nach Lockerungen durch entsprechende Berichte und Beiträge immer mehr befeuern. Insbesondere der von vielen Kritikern der Corona-Politik zuletzt besonders häufig als ‚Staatsfunk‘ beschimpfte und als ‚linientreu‘ verunglimpfte WDR fiel mir diesbezüglich in den vergangenen Tagen häufiger unangenehm auf.

Wer sich zum Beispiel in den vergangenen Tagen häufiger Berichterstattung im WDR-Fernsehen angeschaut hat, dem dürfte dabei vermehrt aufgefallen sein, dass dort aktuell besonders häufig über Urlaubsträume, wieder mögliche Ausflüge und diverse andere Freizeitaktivitäten berichtet wurde, obwohl Virologen und Gesundheitsexperten uns alle tagtäglich doch unverändert dazu aufrufen genau diese Dinge möglichst zu unterlassen.

Forderungen nach weiteren, möglichst raschen und umfangreichen Öffnungen des Einzelhandels und der Veranstaltungsbranche werden auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk derzeit ungewöhnlich zahlreich verbreitet.

Das kann einen als in dieser Hinsicht eher vorsichtig veranlagten Zuschauer in dieser Ausprägung schon besorgen. Statt sich weiterhin konsequent dafür einzusetzen, dass die Leute in Anbetracht der drohenden dritten Welle aus gutem Grunde die Nerven bewahren und sich weiter in Geduld üben mögen, wie es angesagt wäre, schaffen bzw. erwecken viele Beiträge quer durch alle Medien derzeit sogar eher noch genau diese Bedürfnisse, die wir als Bürger dieses Landes lange unterdrücken mussten.

Die Beweggründe dafür mögen unterschiedlich sein. Zum einen ist es natürlich verständlich dies zu tun. Auch ich hatte in der Vorwoche bereits den Gedanken unsere beliebte Serie der ‚Ruhrbarone-Ausflugstipps‘ für die Saison 2021 wiederzubeleben, die ersten möglichen Freiluft-Aktivitäten in diesem Frühjahr zu bewerben. Und vermutlich werde ich dies in Kürze auch tun.

Aber natürlich werden ich dann hier im Blog stets darauf achten, dass dies Aktivitäten sind, die konform mit den AHAL-Regeln möglich sind. Stattdessen aber zum Beispiel die Lust auf Flugreisen ins Ausland zu befördern oder die grundsätzliche Diskussion über schnellstmögliche Rückkehr zur ‚Normalität‘ absichtlich weiter zu befeuern, ständig nörgelnd zu fragen, wann wir denn endlich einmal wieder in diverse aktuell geschlossene Etablissements gehen können, ist aus meiner Sicht schlicht unverantwortlich. Was aktuell nicht geht, das geht eben leider nicht.

So wie sich diverse Leute in unserer Gesellschaft aktuell verhalten, das ist ohnehin schon problematisch genug. Da muss nicht auch noch populistisch für eine möglichst rasche Rückkehr zu mehr Normalität geworben werden, wenn diese derzeit schlicht noch nicht verantwortbar ist. Denn dass wir uns diese Normalität grundsätzlich alle zurückwünschen, das ist doch völlig klar.

Die Lage alleine an Schulen und Kindergärten hier bei uns in NRW zeigt aber doch schon ganz klar, dass mehr Kontakte eben auch fast zwangsläufig zu mehr Infektionen führen. Eine kurze Rückfrage bei RKI-Chef Lothar Wieler dürfte hier für weitere Klarheit sorgen.

Vor dem Hintergrund des noch immer viel zu großen politischen Durcheinanders im Bereich des Corona-Managements (Stichworte: Impfstoffmangel und fehlende Schnelltests) jetzt mutwillig den Wunsch nach Lockerungen weiter zu forcieren, das ist verantwortungslos, so verständlich der Wunsch danach im Grunde auch sein mag. Warum dies gerade so massiv passiert, ist daher nicht zu verstehen.

Es steht somit zu befürchten, dass wir in wenigen Tagen auch hier im Blog leider wieder über Infektionszahlen diskutieren müssen, die wir uns mit etwas mehr Selbstdisziplin hätten weitestgehend ersparen können….

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Susanne Scheidle
Susanne Scheidle
3 Jahre zuvor

Was mich besonders ärgert: Die ständige Klage, dass angeblich die Mehrheit in Deutschland die Maßnahmen nicht mehr länger durchhalten.
Klar sind alle die Maßnahmen leid, ich auch, aber Umfragen von Anfang März 2021 zeigen, dass 47% in Deutschland die Maßnahmen für angemessen halten, 20% gehen die Maßnahmen nicht weit genug (!) – und das war wohlgemerkt vor den ersten Lockerungen – während nur 30% die Maßnahmen für übertrieben hielten oder ganz ablehnten (im Gegensatz zu 27% vorher). Eine satte 2/3 Mehrheit für die Maßnahmen also, während offenbar eine Steigerung von 3 (in Worten: drei!)% bei den Ablehnern zur Nachricht "Zustimmung zu den Maßnahmen sinkt rapide" hochgejazzt wird.
Da wird eine "Corona-Müdigkeit" geradezu herbeigequatscht.

Robert Müser
Robert Müser
3 Jahre zuvor

Ich sehe dies ähnlich wie @Susanne Scheidle in #1:

In einer letzten Ausgaben des Spiegels gab es eine ähnliche Story, dass Lobbyisten gezielt und erfolgreich den Bund und die Länder bearbeitet haben, um Lockerungen zu erreichen. Die nun anlaufende Lockerungswelle ist nun die Folge dieses Lobbyismus. Im besagten Spiegelartikel wird darauf hingewiesen, dass diese Lobbyismusarbeit bei den Regierungen nun den Eindruck haben aufkommen lassen, dass dies Mehrheitsmeinung sei. Ist es aber nicht …

Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass die hiesigen Ruhrbaron-Querdenker eine komplett andere Wahrnehmung haben werden …

Ruhr Reisen
Ruhr Reisen
3 Jahre zuvor

Urlaubsträume auf den Kanaren oder sonstwo: Überall dort, wo es keine Quarantäne-Bestimmungen nach Hin- und bei Rückflug gibt, fliegen Menschen jetzt auch schon zuhauf in den Urlaub und geneißen die leeren Strände oder Berge. Flüge sind ja nicht verboten. Insofern ist Mallorca eine Augenwischerei – allenfalls ein erstes Rettungshilfsprogramm für veramte Mallorquiner.

Ansonsten halte ich viel von dem cassandrischen Lauterbach. Aber weder auf mich, noch auf ihn hört ja keine/r. sonst wäre der Gesundheitsminster mitsamt seinen Günstlingen und Immobiliengeschäften auch längst suspendiert.

Björn Wilmsmann
Björn Wilmsmann
3 Jahre zuvor

@Susanne Scheidle, #1: Solche Umfrageergebnisse und deren Interpretation in die eine oder andere Richtung sollte man denke ich mit Vorsicht genießen.

Lockdowns haben einen abnehmenden Grenznutzen, sind also nur für einen kurzen Zeitraum effektiv.

Beim Lockdown als Dauerlösung und der Zustimmung dazu wird sich in eine – nur vermeintliche – Alternativlosigkeit verrannt. Wenn diese Maßnahme nicht mehr den gewünschten Erfolg zeitigt, den sie laut Theorie und Modellrechnungen doch eigentlich haben sollte, dann werden Narrative zur Rechtfertigung erfunden: Schuld sind dann die "Undisziplinierten" oder "Rücksichtslosen", Hauptsache irgendwelche anderen als man selbst. Denn man selbst verhält sich natürlich immer "ordnungsgemäß" und "regelkonform" …

Vermutlich gehen in der Hinsicht aber einfach Eigen- und Fremdwahrnehmung gerne mal auseinander.

Das macht es dann einfach, für Lockdowns zu sein oder gar noch deren Verschärfung zu fordern.

ccarlton
ccarlton
3 Jahre zuvor

Ja, es gibt Leute, die stellen ihr persönliches Vergnügen über das Allgemeinwohl, aber das sind nicht die die nach Malle wollen und auch nicht die regierungskritischen Demonstranten:

https://www.merkur.de/welt/corona-rki-deutschland-chef-wieler-tabu-spahn-rassismus-intensiv-patienten-migration-90226003.html

Wenn sich der Staat da mit dem Elan ran getraut hätte mit dem er Schlitten fahrende Kinder jagen lässt, hätten wir schon lange mindestens 50% geringere Werte, keinen zweiten Lockdown und Herr Memmeler könnte wieder in den Biergarten.

Helmut Junge
3 Jahre zuvor

@Björn Wilmsmann, Auch wenn Jahre meines Lebens durch den Lockdown futsch sind, renne ich jetzt nicht aus Protest dagegen auf die Straße, weil das für mich tödlich enden könnte. Und wenn mir jemand vorrechnen wollte, daß die Wahrscheinlichkeit für mein "Sterben mit Corona" 1:10000 ist, ist mir diese Wahrscheinlichkeit viel zu hoch. Es geht doch um mein Leben und wenn die trommel des Revolvers nur diesen einen Schuß auf 10000 Patronen hätte, ich würde ihn nicht an meinen Kopf halten und abdrücken!
Solange es keine Impfung gibt, ist der Lockdown die einzige Möglichkeit, die uns bleibt. Es gibt keine andere Möglichkeit. Wer glaubt, daß er sich nicht an den Lockdown halten muß, bitte sehr. Das ist dann die natürliche Selektion. Die Generation "Spaß" wird sich im Flieger der Wahrscheinlichkeit von 1:100 aussetzen? Dabei hätte gerade die noch das halbe Leben vor sich. Aber bitteschön. Ich selber fliege erst nach meiner Impfung wieder.
Daß es keine Impfung gibt, liegt an Beschlüssen, die die derzeitige Kanzlerin zu verantworten hat. Und die kann ich durch Stimmverweigerung bei Wahlen nicht mal bestrafen, weil ich sie so oder so nicht gewählt hätte. Ich kann nur verachten, und mit dem Finger drauf zeigen, mehr nicht. Dabei macht ihre Regierung unter ihrer Führung immer mehr Fehler je länger die Krise dauert. Ich kann das nur aussitzen.

Arnold Voss
3 Jahre zuvor

@ # 4 Björn Wilmsmann
"Lockdowns haben einen abnehmenden Grenznutzen, sind also nur für einen kurzen Zeitraum effektiv."
Genau das ist das Problem. Nur wenn die Menschen Roboter wären, würde ein Lockdown beliebig lange funktionieren. Sind sie aber nicht. Es wird höchste Zeit, dass das auch die Virologen und Epidemiologen begreifen.

https://www.ruhrbarone.de/die-lockdown-falle-wenn-die-krisenbewaeltigung-selbst-zur-krise-wird/196967

Björn Wilmsmann
Björn Wilmsmann
3 Jahre zuvor

@Helmut Junge, #7: Impfungen sind natürlich die Lösung des Ganzen. Bis dahin sind Lockdowns aber mitnichten alternativlos. Solche Alternativen lauten:

– Containment mit effizienten, zeitgemäßen Methoden (SORMA, Quarantänenachverfolgung, Fiebermessungen an öffentlich zugänglichen Gebäuden)
– Ausbau der Testkapazität
– echtes Konzept für Schnelltests (sprich: Öffnungen gehen mit Tests und digitalen Testnachweisen einher, dann aber vollständig und ohne Wenn und Aber; nicht: Einfach Tests unters Volk werfen und das beste hoffen)
– Home Office Pflicht für Bürojobs
– Fernunterricht
– Schutz von Risikogruppen (neben hochwertigen Masken auch durch spezifische Zeitfenster, z.B. im Lebensmitteleinzelhandel oder durch Taxigutscheine als Alternative zum ÖPNV)
– breiter Einsatz und Förderung von Luftfiltern
– Forschung in Sachen Infektionsorte, -ursachen und -verbreitung
– Wer verreist, muss bei Rückkehr 14 Tage ohne Wenn und Aber in Quarantäne.

Diese Maßnahmen sind alle seit Monaten bekannt, werden aber weitestgehend ignoriert. Mit solchen Maßnahmen könnten wir bis ein Großteil der Bevölkerung geimpft ist, ein weitestgehend normales Leben führen.

Stichwort "Impfungen": Auch dies wäre natürlich eine Alternative zu fortwährenden Lockdowns. Je schneller geimpft wird, desto schneller sind auch keine Lockdowns mehr nötig. Dass sich Politik und Behörden auch hier lieber in selbstherrlichem Getue und eitlem bürokratischen Rumgekasper um Priorisierung und Dokumentation von Impfungen ergehen, statt für Geschwindigkeit zu sorgen, wirkt so nur noch grotesker.

Susanne Scheidle
Susanne Scheidle
3 Jahre zuvor

@ Björn Wilmsmann #4

Dass man Umfragen mit Vorsicht genießen sollte, ist mir schon klar, Problematik der Fragestellung etc. Allerdings kommen derzeit alle Umfragen zu dem nahezu gleichen Ergebnis, was nahelegt, dass das Ergebnis tatsächlich die Stimmung widerspiegelt.

Dass der Lockdown wirkt, hat man gesehen, von Mitte Dezember bis Mitte Februar fiel die Zahl der täglich Neuinfizierten von ~ 30.000 auf ~ 7.000. Dass das so lange gedauert hat ist dem Umstand geschuldet, dass man im Herbst mit dem Lockdown zu lange gewartet hatte und es obendrein erst mal mit der Wattebäuschchen-Version versucht hat.
Dass seit Mitte Februar die Zahlen wieder steigen, wird nicht begründet mit Disziplinlosigkeit oder Rücksichtslosigkeit, sondern mit der sich ausbreitenden Mutante, die kein "erfundenes Narrativ" ist, darüber sind inzwischen jede Menge Untersuchungen gelaufen, die ganz klar darauf hinweisen, dass diese Variante die Karten nochmal neu gemischt hat.
Gibt es trotzdem Alternativen zum Lockdown? Impfen vielleicht, wird gerade in GB, USA und Israel sehr erfolgreich durchgezogen.
In Deutschland läuft das bekanntlich nicht so rund, weil die EU zu spät bestellt hat, aber auch weil man in Deutschland mal wieder das Rad neu erfinden wollte und sich ein kleinteiliges Impfkonzept ausgedacht hat, das durch inadäquate Modi zur Vergabe von Terminen aufs Schönste ergänzt wird. Also Animpfen gegen die Mutante klappt schon mal nicht.
Leider klappt es auch nicht mit den Schnelltests, die eigentlich Vorrausetzung für die Öffnung der Schulen waren. Die Schulen hat man trotzdem schon mal geöffnet.
Es soll bald eine neue App zur Kontaktverfolgung geben, die tatsächlich funktioniert – allerdings nur wenn alle Gesundheitsämter die Software Sormas nutzen – was nicht der Fall ist, schließlich sind die Gesundheitsämter Sache der Städte und Kreise, wäre ja noch schöner, wenn da jemand reinredet.

Und unter diesen Umständen ist der Lock-down tatsächlich alternativlos. Ich glaube, das versteht die Mehrheit der Leute einfach, wenn auch inzwischen mit berechtigter Wut im Bauch.

DAVBUB
DAVBUB
3 Jahre zuvor

@ 10 u. alle Anderen: Habe die Tage eine interessante Theorie bez. der steigenden Zahlen seit Februar gelesen, glaube in der FAZ. Die Viren werden von den Infektiösen ausgeatmet. Die Pollen, deren Dichte pro m³ Luft wohl täglich zunimmt, verstärken die Verteilung der Viren (welche sich wohl als "blinde Passagiere" an die Pollen andocken), da diese eine größere Entfernung als sonst lebend überwinden können. Gerade im Freien, wo sich die Menschen in relativer Sicherheit wähnen, schon mal eher die Maske zum durchatmen abnehmen -was ich auch regelmäßig getan habe- oder längere Gespräche auf Distanz führen, sollen sie dann einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt sein, z.B. auf dem bei uns gut besuchten Wochenmarkt. Ich weiß nicht, ob das so stimmt, es hört sich aber plausibel an; vor allem, wenn man die höhere Virulenz der Mutanten als weiteren Verstärker einrechnet.

Helmut Junge
3 Jahre zuvor

@Björn Wilmsmann, ich hab jetzt 2 Tage lang keine Zeit, auch wenn Sie ein paar interessante Gedanken in die Diskussion bringen..
Nur einen Gedanken noch. Das ist der Grad der Alarmiertheit.
Der hat nachgelassen, aber wenn die Fallzahlen wieder hoch genug sind, kommt der wieder zurück.
So ist das bei Wellen. Die nächste Welle wird die EU treffen, aber andere Länder, wie Israel, auch GB unter Boris Johnson nicht. Das ist jetzt schon deutlich zu sehen. Spätestens im Mai belegen die Briten auf Malle alle Strände unter sich, Deutsche dürfen dann nicht mehr. Das erwarte ich auf jeden Fall.
Und dabei wurde Johnson von unseren Medien immer als geistiges Schlußlicht eingestuft und die kluge Merkel und die kluge von der L. als überlegen. Nur bestellt hat der Johnson ohne zögern. Dafür weniger über Corona gesprochen. Wir dagegen werden noch den ganzen Sommer zugelallt von Experten, die nicht mal eine Bestellung abschicken können. Meine Frau ist der gleichen Meinung wie @Susanne Scheidle, aber sie hat heute angedeutet, daß sie mittlerweile auch keinen Nerv mehr auf Expertenmeinungen hat. Trotzdem bleiben unsere Kontakte bei Null. Sogar im allerengsten Freundeskreis. Falls wir die dritte Welle überleben, fahren wir in den Urlaub. Aber geimpft und mit dem Auto und erst mal nicht im Flieger.

Björn Wilmsmann
Björn Wilmsmann
3 Jahre zuvor

@Susanne Scheidle, #10: > Und unter diesen Umständen ist der Lock-down tatsächlich alternativlos.

Ein vernichtenderes Urteil kann man eigentlich kaum fällen. Eine Gesellschaft, die außer Lockdowns in in so einer Situation nichts geregelt bekommt bzw. die solche Lockdowns anderen, besseren Optionen vorzieht, weil für letztere Veränderungen und pragmatisches Handeln nötig wären, steht kurz vor dem Zusammenbruch.

Susanne Scheidle
Susanne Scheidle
3 Jahre zuvor

@ Arnold Voss #8
Da scheint bei Ihnen ein grundlegendes Missverständnis vorzuherrschen. Epidemiologen und Virologen verhängen keine Lockdowns. Epidemiologen und Virologen versuchen zu ergründen, wie sich eine Epidemie/Pandemie entwickelt, wie ansteckend das Virus ist, auf welchem Weg es sich verbreitet und welche Auswirkungen welche Verhaltensweise hat.

Susanne Scheidle
Susanne Scheidle
3 Jahre zuvor

@ Björn Wilmsmann #9

Das ist ja alles ganz richtig, was Sie da schreiben, aber das vorzubereiten hat man leider im letzten Sommer, als Zeit dafür gewesen wäre, versäumt, weil man nicht auf reichlich vorhandene Warnungen gehört hat, sondern damit beschäftigt war, in Sommerurlaub zu fahren, sich über die doofen Amis und Briten kaputtzulachen und vor allem, das Lorbeerkrönchen zu richten, weil man so prima durch die Pandemie gekommen ist.
Und jetzt brennt die Hütte – das ist nicht der Augenblick, darüber zu diskutieren, ob strategisch sinnvoll angebrachte Feuerlöscher die Brandherde ganz schnell löschen könnten, bevor es zu einem Flächenbrand kommt, wenn man die Feuerlöscher erst noch besorgen muss.

Björn Wilmsmann
Björn Wilmsmann
3 Jahre zuvor

@Susanne Scheidle, #15: Der beste Zeitpunkt, etwas zu ändern, wäre gestern gewesen. Der zweitbeste wäre heute.

Nur weil's akut vielleicht keine andere Wahl gibt, bedeutet das ja nicht, dass man parallel nicht langfristiger denken und planen dürfte. Dass das immer noch nicht geschieht, nach x Lockdowns (bzw. eigentlich einem einzigen mittlerweile 12 Monaten dauernde mal-mehr-mal-weniger Lockdown), lässt tief blicken.

Man hofft, sich wie immer irgendwie durchmogeln zu können und keine mutigen oder schwierigen Entscheidungen treffen zu müssen. Und es ist scheinbar leichter, ein ganzes Volk dauerhaft in Stubenarrest zu schicken als deutsche Behörden davon zu überzeugen, ihre Arbeit vernünftig zu machen.

@Helmut Junge, #12: Die Einschätzung bzgl. anderer Länder wie UK und Israel und deren Entwicklung im Vergleich zur EU teile ich völlig. Ich würde mir wirklich wünschen, dass es diesmal anders läuft und man in der EU und Deutschland irgendwie noch die Kurve kriegt. Die bisherige Erfahrung und auch das neuerliche wie beständige Versagen bei der Organisation der Impfungen, z.B. was die (Nicht)beteiligung der Hausärzte angeht, lässt leider anderes erwarten.

Arnold Voss
3 Jahre zuvor

@ Susanne Scheidle # 14

Ich denke eher, dass das bei ihnen vorliegt. Oder glauben sie im Ernst, dass die Entscheidungen der Politiker nichts mit den Empfehlungen der Wissenschaftler zu tun haben? Dass Wissenschaftler, gerade in Krisenzeiten, nicht wissen, welchen Einfluss sie ausüben, obwohl sie nicht selbst entscheiden? Glauben sie wirklich, dass Politiker keinen Einfluss auf die Auswahl der Wissenschaftler nehmen, von denen sie sich beraten lassen, weil es diesen Zusammenhang gar nicht gibt? In welchem Land leben sie, Frau Scheidle?

Susanne Scheidle
Susanne Scheidle
3 Jahre zuvor

@ Arnold Voss
Ich lebe in einem Land, in dem sich die Virologen und Epidemiologen den Mund fusselig reden, ohne dass die Politik dem zuhört.
Seit April 2020 wurde vor der 2. Welle der Pandemie gewarnt. Was ist passiert? Hat man sich Gedanken darüber gemacht, was mit Urlaubsrückkehrern passiert? Hat man daran gedacht, die Schulen entsprechend auszustatten, um den Schulbetrieb im Herbst so sicher zu machen wie möglich? Hat man bedacht, dass es im Herbst für gewöhnlich kälter wird und Fenster aufreißen nicht so ganz das Richtige? Hat man sich eine schlüssige Teststrategie überlegt?
Ideen gab es genug, übrigens auch von Virologen und Epidemiologen.
Es gab auch Empfehlungen, wann ein neuer Lockdown nötig wäre, allright, die Empfehlung war: schnell (sobald die Zahlen wieder steigen!), hart + kurz.
Hat die Politik sich daran gehalten?
Nein!
Es waren die Politiker, die sich so lange an den Zehen gespielt haben und sich Einmischungen der Wissenschaft explizit verbeten haben (Yvonne Gebauer!), bis nichts anderes mehr übrig blieb, als der Lockdown, wobei man es erst mit "wachsweich" versucht hat, was dann automatisch zu "lang" führte und trotzdem die Zahlen maximal auf die Ausgangssituation von Ende Oktober zurück gingen.
Und jetzt, nachdem man die Impfkampagne maximal vergeigt hat, die ansteckendere Variante übernimmt und die Zahlen wieder hoch gingen, gibt es Lockerungen!
Entgegen dem Rat der Virologen und Epidemiologen.
Letzteren ist man halbherzig entgegen gekommen mit der "Notbremse" bei einer Inzidenz von 100. Und was passiert? Die Tinte auf dem Beschluss ist noch nicht trocken, da vermelden die ersten Bürgermeister und Landesfürsten bereits, dass 100 ja nicht exakt 100 heißt, sondern unter Umständen auch 200.

Also erzählen Sie nicht, es wären die Virologen und Epidemiologen, die Lockdowns verhängen.
Es sind Politiker, die erst nicht zuhören und dann nix auf die Kette kriegen.

Arnold Voss
3 Jahre zuvor

@ Susanne Scheidle
Wo habe ich geschrieben, dass Virologen /Epidemiologen usw. den Lockdown verhängen? Und das die Politiker nicht viel auf die Kette bekommen haben, da stimme ich ihnen voll zu. Sie haben nur vergessen, dass selbst Drosten am Anfang die kommende Pandemie für nicht sonderlich gefährlich erachtet hat und viele Virologen mit ihm, einschließlich der der Welt GesundheitsOrganisation.

Ebenso hielten sie während des ersten Lockdowns auch das Tragen von Masken für nicht zielführend. Auch die wissenschaftlichen Vorhersagen, dass den Lockerungen sofort nach dem ersten Lockdown explosive steigende Infektionszahlen folgen würden, trat nicht, bzw. sehr viel später als vorausgesagt ein. Deswegen wurden die Warnungen vor einer zweiten Welle auch nicht so ernst genommen, wie es im Nachhinein angebracht gewesen wäre.

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