Die Linke bei Assange: Nobelpreis für mutmaßlichen Vergewaltiger?

Will Freiheit für Assange: Sevim Dagdelen, Foto: (CC BY-NC-SA 2.0) , flickr via dielinke_nrw

Die Bochumer Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen (Die Linke) will am kommenden Sonntag den Wikileaks-Gründer Julian Assange in London besuchen. Der Australier befindet sich derzeit in der ecuadorianischen Botschaft, welche ihm Asyl gewährt. Seit zwei Jahren wird in Schweden gegen Assange ermittelt, zwei Schwedinnen erheben Vergewaltigungsvorwürfe gegen ihn. Sevim Dagdelen scheint das egal zu sein – sie schlägt Assange sogar für den Friedensnobelpreis vor.

„Als Mitglied des Auswärtigen Ausschusses fühle ich mich besonders verpflichtet, alles für eine diplomatische und die Menschenrechte wahrende Lösung des Konfliktes zu unternehmen und einen Menschen vor Folter, ungerechtfertigter lebenslanger Haft oder sogar dem Tod zu bewahren“, teilt Sevim Dagdelen, Sprecherin der Linken für Internationale Beziehungen, in einer Pressemitteilung mit. Ihre Anteilnahme scheint allerdings Grenzen zu haben. Mit ihrem pathetischen Plädoyer meint die Bochumerin freilich nicht die zwei Frauen, die Assange Vergewaltigung vorwerfen – sie meint Assange selbst. Und das, obwohl die Vorwürfe nicht aus der Welt sind.

Dagdelen möchte Julian Assange, den politisch verfolgten Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit beuchen. Treffen wird sie aber auf Julian Assange, den mutmaßlichen Vergewaltiger. Sicher, das Verfahren könnte eine Finte sein, um Julian Assange an die USA auszuliefern. Dort würde er dann wegen der Veröffentlichung hochsensibler Daten juristisch belangt werden, auch die Todesstrafe droht.

Täter-Opfer-Umkehr

Die Frage ist aber doch: Ist es nicht ein Schlag ins Gesicht der Opfer sexualisierter Gewalt, wenn Politikerinnen bei Vergewaltigungsvorwürfen eine Täter-Opfer-Umkehr machen? Dagdelen ist nämlich Assange das Opfer, die mutmaßliche Vergewaltigung wird in ihrer Erklärung mit keinem Wort erwähnt. Sie schwadroniert lieber: „Für mich gehören nicht diejenigen vor Gericht, die Kriegsverbrechen aufdecken, sondern diejenigen, die Kriegsverbrechen begehen und verantworten.“ Damit erweckt sie auch den Eindruck als würde gegen Assange nicht wegen Vergewaltigung ermittelt, sondern wegen seines Engagements für Wikileaks.

In ihrem Hauptstadt-Büro sieht man dies ähnlich. „Es geht Schweden gar nicht so richtig um die Ermittlungen zu Vergewaltigungsvorwürfen, sondern um eine Auslieferung in die USA“, sagt ein wissenschaftlicher Mitarbeiter Dagdelens, der seinen Namen nicht nennen will, den Ruhrbaronen. Dass Dagdelen das Schicksal der mutmaßlichen Opfer Assanges egal sei oder sie diesen keinen Glauben schenke, will er nicht gelten lassen. „Auch die Organisation ‚Women against rape‘ hat die Vorwürfe gegen Assange sehr kritisch betrachtet. Sie sehen dies ähnlich wie Frau Dagdelen. Die Vorwürfe werden zur politischen Verfolgung instrumentalisiert“, und schickt vorsorglich hinterher, Sevim Dagdelen werde „es ansprechen“.

Fatales Signal an die Opfer

Aber nun gut, was sind schon Vergewaltigungsvorwürfe gegen das Veröffentlichen von Geheimdokumenten? Schließlich hat Assange damit „die US-Kriegsverbrechen im Irak und in Afghanistan ans Licht“ gebracht:  „Deshalb unterstütze ich ausdrücklich die Nominierungen für mutige ‚Whistleblower‘ wie den US-Obergefreiten Bradley Manning aber auch für Julian Assange für den Friedensnobelpreis.“

Mal sehen ob Sevim Dagdelen diese Preisempfehlung auch noch aufrecht erhält, wenn  sich die Vorwürfe bestätigen. Aber das wäre dann natürlich nur eine Verschwörung des US-Imperialismus. Es bleibt ein fatales Signal an die Opfer sexualisierter Gewalt, die anscheinend nicht mal mehr von der Linken ernstgenommen werden.

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Alex S
Alex S
11 Jahre zuvor

Ich finde das total und gut nachvollziehbar: Wer für Simon Perez im Bundestag nicht aufsteht – bei so einem verschwörtungstheoretischem-Antiimp-Weltbild muß mensch Assange für den Friedensnobelpreis vorschlagen.

CyberPunk
11 Jahre zuvor

Warum nicht den Nobelpreis?

Obama hat doch auch einen, obwohl er nicht wie versprochen Guantanamo dicht gemacht hat und dort weiterhin Menschen ohne Anklage auf unbestimmte Zeit festgehalten und evtl. sogar gefoltert werden…

Da dürfte doch eine, oder zwei, mutmaßliche Vergewaltigung/en das Komitee nicht stören…

Nansy
Nansy
11 Jahre zuvor

Wie schrieb Jakob Augstein?: „…wer sich mit dem System anlegt, wird zum Straftäter erklärt und muss um seine Sicherheit fürchten.“ und „…er flieht nicht vor dem Gesetz. Sondern vor dem Unrecht.“

Die Vorwürfe „sexualisierter Gewalt“ gegenüber Assange sind erstens minderschwerer Art, zweitens beruhen sie auf einer Eigenart des schwedischen Rechtssystems, die es so hier in Deutschland und in vielen anderen Ländern nicht gibt.

Das Interesse der USA, diesen „Verräter“ in die Finger zu kriegen, ist wohl jedem inzwischen klar geworden. Wie lautete die verräterische Schlagzeile für einiger Zeit?: „Schweden will Wikileaks-Gründer Julian Assange nur dann in die USA ausliefern, wenn die Todesstrafe für ihn ausgeschlossen wird.“ Was wohl nicht anderes bedeutet, als dass eine Auslieferung zwecks lebenslanger Haftstrafe in die USA nicht ausgeschlossen ist.
Wer ist hier wohl Opfer und wer ist Täter?

Hans-Dampf
Hans-Dampf
11 Jahre zuvor

Lieber Martin,

ist es nicht ein wenig sehr an den Haaren herbeigezogen, Dagdelen eine Täter-Opfer-Umkehr vorzuwerfen? In keinem Satz ihrer PM sagt sie, dass die Vergewaltigungsvorwürfe der Frauen nur dazu dienen, Assange an die USA auszuliefern, macht also die Frauen zu Tätern und Assange zum Opfer – dies legst du ihr durch Deutung in den Mund.

Du kannst ihr ja gerne einen unkritischen Blick auf die Person Assange vorwerfen (wiel sie eben auf die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Assange gar nicht eingeht), das ist aber etwas anderes als eine Täter-Opfer-Umkehr.

So bleibt der Artikel effekthaschend und reiht sich in das billige und bemühte LINKEN-Bashing ein, wie man sonst nur anderen Autoren der Ruhrbarone kennt…

Andreas Lichte
11 Jahre zuvor

@ Martin Niewendick

dein Artikel verletzt journalistische Mindest-Standards:

pauschal von Assange als „mutmaßlichem Vergewaltiger“ zu sprechen, ohne zu erläutern, was Assange KONKRET vorgeworfen wird, ist irreführend – wie auch schon „Nansy“ in Kommentar #3 schrieb. Ich habe nur ganz schnell recherchiert, ohne Gewähr:

https://www.welt.de/politik/ausland/article11454349/Vergewaltigung-auf-Schwedisch-Der-Fall-Assange.html

„Den Anlass für die weltweite Fahndung gaben im August zwei Schwedinnen: Ihren Angaben nach soll Assange mehrmals ungeschützten Sex verlangt und gegen ihren Willen durchgesetzt haben. Mit geschütztem Sex wären sie nach Medienberichten einverstanden gewesen.“

Alex S
Alex S
11 Jahre zuvor

@ Marin Niewendick

dein Kommentar verletzt eine Reihe von Standards – moralische, politische, sprachliche etc.:

„soll […] gegen ihren Willen durchgesetzt haben“ bedeutet in Deinen Augen also nicht „mutmaßlicher Vergewaltiger“.

Da sowohl der Konjunktiv das mutmaßlich beschreibt und das gegen-ihren-Willen eine Vergewaltigung – was wäre das denn so nach Deinen Standards?

Alex S
Alex S
11 Jahre zuvor

Korrektur: Ich meinte natürlich @ Andreas Lichte.

Andreas Lichte
11 Jahre zuvor

@ Martin Niewendick #8

wikipedia mit einer allgemeinen Aussage zu zitieren, entspricht der journalistischen Sorgfaltspflicht?

Du musst ganz deutlich herausstellen, dass der Tatvorwurf, der Assange in Schweden gemacht wird, in Deutschland meines Erachtens gar nicht erst zur Anklage käme, gar keine „Vergewaltigung“ wäre. Nun bin ich allerdings kein Jurist:

such bitte selber die entsprechenden Paragraphen im Strafgesetzbuch.

Andreas Lichte
11 Jahre zuvor

@ Alex S #6

es geht nicht um „meine Standards“, sondern um die „Standards der deutschen Rechtsprechung“. Wenn diese erheblich von der Schwedischen Rechtsprechung abweichen, dann gehört es dazu, den Leser darüber zu informieren –

Ben
Ben
11 Jahre zuvor

Und Assange so: „Sevim who?“

Statt so eine billige PR-Show abzuziehen, könnte Dagdelen, sofern ihr wirklich etwas an der Klärung an der ganzen Sache gelegen ist, zwischen beiden Parteien (Assange auf der einen, Schweden auf der anderen Seite) vermitteln, indem sie z.B. den Vorschlag macht, dass Schweden einen Ermittler zu Assange schickt und sich beide im neutralen Umfeld der Botschaft unterhalten. Aber das passt wohl nicht ins Konzept eitler Selbstdarsteller.

Hans-Dampf
Hans-Dampf
11 Jahre zuvor

@#8

Lieber Martin,

was ist an diesem letzten Satz den falsch? Bei wikileaks geht es in der Tat eben auch um das Recht auf freie Meinungsäußerung bzw. die Pressefreiheit, oder noch genauer: Wisthleblowing. Und da stand wikileaks in der Tat sehr unter Beschuss und auch Assange ist als Gründer und damti Person der Zeitgeschichte nicht von dieser Auseiandersetzung um Wisthleblowing, vulgär: Geheimnisverrat, zu trennen.

Das Assange auch Vergewaltigung vorgeworfen wird ändert daran erstmal nichts. Im Gegenteil, auch in der jetzigen Auseinandersetzung geht es um wikileaks, weniger um Assange als Person. Oder glaubst du ernsthaft, die biritische Polizei (bzw. Regierung) droht einen Botschaftsturm an und nähme die diplomatischen Konsequenzen in Kauf, nur um einen mutmaßlichen Vergewaltiger in Haft zu nehmen? Wie wahrscheinlich ist das?

Ich bleibe also dabei, dass deine Schlussfolgerung inhaltlich an den Haaren herbeigezogen ist und einfach nur effekthaschend ist. Allein schon deine Überschrift, „Die Linke bei Assange: Nobelpreis für mutmaßlichen Vergewaltiger?“ ist doch einfach billig und insinuierend.

Ich wundere mich immer wieder darüber, dass es in der Auseinandersetzung mit der Partei DIE LINKE bei den Ruhrbaronen im Niveau offenbar keine Grenze nach unten gibt. Bisher dachte ich ja, dieser rebellische Konformismus sei eine Marotte einzelner Autoren. So kann man sich irren.

Nansy
Nansy
11 Jahre zuvor

Zitat: „Als ob nach Assange wegen Wikileaks gefahndet würde.“

Ach, sehen Sie das etwa anders? Keine Frage, es gibt die Tatvorwürfe gegen Assange in Schweden und der Haftbefehl gründet sich auch darauf.
Aber ohne irgendwelchen Verschwörungstheorien anhängen zu wollen, ist dieser Tatbestand gleichzeitig (welch glückliches Zusammentreffen) für die USA die Gelegenheit Assange auf diesem Umweg in die Finger zu bekommen. BEN hat ja schon darauf hingewiesen, Schweden hätte ja Ermittler zu Assange schicken können, dann hätte man weitersehen können, ob man den Haftbefehl zu einem Tatvorwurf, der in Deutschland gar nicht erst zur Anklage käme, noch aufrechterhalten kann.
Aber wie schon gesagt, Schweden läßt sich offenbar für die Interessen der Amerikaner instrumentalisieren. Um das zu begreifen, muß man nur Zeitungen aufmerksam lesen und den Verstand gebrauchen.

Kaugummimaus
Kaugummimaus
11 Jahre zuvor

Immer diese verharmlosenden Gerüchte: Hier „Kondom geplatzt“, da „Besonderheit des schwedischen Rechtssystems“ oder „Vorwurf, der in Deutschland nicht zur Anzeige käme“ – So ein Schmarn!!!

Richtig ist allenfalls, dass die meisten Vergewaltiger in Deutschland (wie auch in anderen Ländern) frei herumlaufen – unter anderem, weil Opfer von sexualisierter Gewalt häufig genug Erfahrungen machen, die sie von Anzeigen abhalten. Diese ekelhaften Verharmlosungen der Vorwürfe gegen Assange dürften zu diesen Erfahrungen wohl dazu gehören.

Ach ja, bevor hier weiter Mythen gesponnen werden: Selbstverständlich ist das Erzwingen von ungeschütztem Geschlechtsverkehr gegen den Willen einer Person in JEDEM europäischen Land strafbar. Kaum zu glauben, was für ein Rechtssystem sich einige hier herbeiphantasieren.

TuxDerPinguin
TuxDerPinguin
11 Jahre zuvor

für mich war Julian Assange auch mal eine positive Person. Aber er macht sich seit langem lächerlich.

das ganze wird von ihm und seine Sympathisanten herabgesetzt. Dass das nur in Schweden strafbar wäre und nicht woanders. Englische Richter haben aber bereits zweimal entschieden, dass die Vorwürfe auch unter englischem Gesetz strafbar wären.

Für Assanges Theorie, dass er an die USA ausgeliefert werden soll, ist es egal, ob er in Schweden oder England herumsitzt.

Dann hat er klugerweise eine Garantie verlangt, dass er nicht ausgeliefert wird. Aber wenn man mal drüber nachdenkt, wie soll ein Politiker sowas abgeben können? Das ist juristisch nicht möglich und die Gerichte sind unabhängig von der Politik. nach EU-Recht kann er aber beruhigt sein, weil das sagt, dass er nicht ausgeliefert werden dürfte, wenn ihm Folter oder Todesstrafe droht. Genau das hat dann eine hohe schwedische Politikerin dann auch versprochen und wird von Sympathisanten dann wieder angekeift, dass diese es nur unter diesen Bedingungen ausschließt..

er soll endlich nach Schweden und die Vorwürfe im Prozess klären lassen.

stattdessen nutzt er seine Macht, die er mit seiner Berühmtheit erlangte, um dem Prozess zu entgehen. Wenn das ein Politiker tun würde, wäre der Aufschrei groß. Irgendwie Doppelmoral.

Andreas Lichte
11 Jahre zuvor

@ Martin Niewendick

kommt noch mal irgendeine Präzisierung zu deinem Artikel?

Oder freust du dich über Kommentatoren wie „Kaugummimaus“, #14 ?

68er
68er
11 Jahre zuvor

@ Tux der Pinguin

Mir ist neu, dass die britischen Gerichte darüber entschieden hätten, dass die konkreten Vorwürfe, wegen derer Assange befragt werden soll (eine Anklage gibt es, soviel ich weiß noch gar nicht) auch nach britischen Recht strafbar sind.

Nach dem was ich gelesen habe, hat das Oberste Gericht im Rahmen der beschränkten Prüfmöglichkeiten im Verfahren des europäischen Haftbefehls lediglich festgestellt, dass der abstrakte Tatvorwurf „rape“ (Vergewaltigung) auch nach englischem Recht strafbar ist und der Haftbefehl nicht offensichtlich missbräuchlich erlassen worden ist.

https://blog.beck.de/2011/11/02/entscheidung-des-high-court-of-justice-julian-assange-wird-an-schweden-ausgeliefert

Der Supreme Court (Oberstes Gericht) hat zu der Frage der doppelten Strafbarkeit wohl gar nichts gesagt, sondern lediglich zur Frage Stellung genommen, ob die Staatsanwaltschaft eine „judicial authority“ ist.

Für die Diskussion wäre es evtl. hilfreich, wenn man sich nicht auf das „Alle-Männer-sind-potentielle-Vergewaltiger“-Niveau begeben würde.

Achim
Achim
11 Jahre zuvor

Lichte

Danke!

Der Fall Assange und der hier kommentierte Artikel hat verschiedene Dimensionen.

1.)Die Verwendung des Begriffes „mutmaßlich“. Wenn ich etwas
„mutmaße“ dann bedeutet dies eigentlich, dass ich etwas vermute, von
dem ich aber nicht überzeugt bin, da ich aber noch andere Möglichkeiten der
Interpretation eines realen Geschehens in Betracht ziehe.
In der journalistischen Berichterstattung
über strafrechtlich relevante Vorhänge wird dies aber auch für
offensichtliche Tatsachen verwendet. Selbst wenn z.B. ein Täter vor vielen Zeugen
und laufender Kamera ein paar Menschen ermordet und dann auf frischer
Tat verhaftet wird, dann wird er als mutmaßlicher
Mörder bezeichnet. Mutmaßlich ist hier also ein Synonym für offensichtlich. Herr Assange ist aber ganz offensichtlich kein offensichtlicher
Vergewaltiger.

2.)Selbst die deutsche Justiz kann schon mal versagen. Ich erinnere mal an die Verfahren „Montessori Kindergarten Münster“, „Flachslanden“ und „Tosaklause“.
In allen drei Verfahren wurden Zeugen z.B. Kindergartenkinder bzw. Beschuldigte
falsch befragt…

3.)Schweden ist das Land der Tugend. Viele Dinge, die
hier ganz offensichtlich akzeptiert sind, führren dort zu sozialer Ächtung.
Ja ich war schon einmal in Schweden in einem „Systembolaget“ also einem staatlichen Alkoholladen. Der Alkohol befand sich
in verschlossenen Vitrinen hinter dem Verkäufergang hinter dem
Verkaustresen. Der einvernehmliche Sex zwischen einwilligungsfähigen Erwachsenen ist dort strafbar, wenn Geld gezahlt wird.
Vergleichen wir doch einmal:
Ein ehemaliger Mitschüler von mir studierte Jura und
holte sich danach in einer eher roten Stadt einen
Landtagswahlkreis für die CDU.
Zwischendurch hatte er irgendwann geheiratet.
Dass hinderte ihn aber nicht sich von der örtlichen Polizei
auf dem „Drogen-und-Babystrich“ von Dortmund mit einer
Prostituierten auf dem Beifahrersitz erwischen zu lassen.
Was wäre mit ihm in Schweden geschehen?
Und was ist hier geschehen?
– Seijne Frau hat sich von ihm nicht scheiden lassen. Warum auch?
– Durch seine Erklärung er hätte nicht gewusst dass, fühlten sich ein paar Wähler verarscht.
– Die CDU hat in wieder auggestellt.
– Er wurde wiedergewählt.

Danach hat er einer Frau gleichen Standes „einen Braten in die Röhre geschoben“ und hat sie später geheiratet.
Irgendwann wurde er von der CDU wieder aufgestellt aber doch nicht vom Volke
wiedergewählt. Danach wurde er zum Regierunfspräsidenten ernannt.
Und jetzt ist entweder Pensionär oder Lobbyist.
Was wäre in Schweden geschehen?

4.)Die Vorwürfe gegen Herrn Assange stehen auf recht wackligen Beinen wie von Andreas Lichte beschrieben wurden.

5.)Nach einer möglichen Auslieferung nach Schweden steht eine mögliche Auslieferung in die USA im Raum. Dort droht ihm die Todesstrafe und mindestens ein unfaires Verfahren.
Die Justiz in den USA ist nicht so fair wie bei uns.
Ich erinnere da z.B. mal an die foltertouristische
Zusammenarbweit mit Syrien. Ein paar 9/11
Verdächtige wurden nach Syrien verbracht, weil sie
besonders „verstockt“ waren und das „Mitfoltern“
von Familienangehörigen in den USA so nicht möglich ist,
insbesondere wenn diese nicht greifbar sind.
Ausserdem steht in den USA gerade ein Mensh vor
Gericht weil er ein belastendes Video weitergegeben hat.
(Eine Hunschrauberbesatzung im Irak knallt neutrale oder bis zum Beschuss sogar freundliche Zivilisten „wie die Hasen“ ab /Frei nach Lothar Löwe) und freut
sich dabei wie die Schneekönige. Nach unserem
Strafgesetzbuch wäre die Nichtweitergabe dieses
Videos ein Straftatbestand gewesen. (Strafvereitlung im
Amt bzw. wegen Wiederholungsgefahr Nichtanzeige eines
geplanten Mordes.)
Kann Herr Assange in den USA ein faieres Verfahren erwarten…

6.)Ok: Sevim ist bei den Ruhrbaronen nicht besonders beliebt.
Ich persönlich mag Ulla nicht so sehr. (z.B.: Grüsse
an die Kundschafter der HVA der Stasi…)
Sevim erinnert mich irgendwie an meine frühere Parteifreundin Ilka, die solange gequengelt hat, bis die EU dem Terroristen Arafat die Gelder gestrichen hat.

Brave Mädchen kommen in den Himmel. Wilde Mädchen kommen überall hin.

Achim

Helmut Junge
11 Jahre zuvor

Vergessen wir mal nicht, dass Assange den USA mit seinen Enthüllungen einen Schaden zugefügt hat, der unvorstellbar groß ist. Ich schätze, dass der Schaden in der Größenordnung eines mittleren Krieges liegen könnte.
Dass die diesen Mann dann haben wollen, dürfte wohl klar sein.
Sie machen ja auch keinen Hehl daraus.
Aber sie konnten ihn nicht kriegen.
Nun stellt sich heraus, dass dieser Mann, in einem Land, das den USA nahe steht, ein Verbrechen begangen haben soll.
Da kann ich nur sagen: ach wie praktisch.
In den USA wissen die Juristen nicht mal ein Gesetz, gegen das Assange verstoßen haben könnte, obwohl der Haß auf ihn parteiübergreifend groß ist. Vielleicht wären sie sogar mit einer längeren Inhaftierung Assanges in Schweden zufrieden.

Puck
Puck
11 Jahre zuvor

Die Verehrung für Assange schlägt schon seltsame Kapriolen.
Das nimmt inzwischen surreale Züge an.

Wikileaks war ja eine ganz pfiffige Idee. Aber politische Skandale sind schon vor der Existenz von Wikileaks aufgedeckt worden.
Nur halt ein bißchen anders: Für gewöhnlich hat sich ein Whistleblower an die Presse gewandt, sagen wir mal, SPIEGEL, Observer oder New York Times und hat wahrscheinlich einen ansehnlichen Obolus dafür kassiert, weil die Karriere danach am A…llerwertesten war oder sogar nötig war, irgendwo unterzutauchen.
Und wie sieht es aus in Zeiten von Wikileaks?
Da „leakt“ ein junger Mann die Sauereien – bzw. was die „Botschaftsdepeschen“ angeht, eher süffisanten Klatsch – an Wikileaks. Ohne Obolus, darf man annehmen, es geht ja um die WAhrheit und den Frieden und vor allem die Pressefreiheit. Und was tut Assange? Er leitet die Dokumente weiter an den SPIEGEL, den Observer und die NYTimes. Diesmal nicht für Nöppes, darf man annehmen, weil eine Organisation, die sich für WAhrheit, Frieden und vor allem die Pressefreiheit einsetzt, ja auch irgendwie finanziert werden muß… also logisch zuende gedacht nützt Wikileaks vor allem Julian Assange.
Der Whistleblower sitzt inzwischen im Knast, weil er offenbar nicht nur an Wahrheit, Weltfrieden und Pressefreiheit interessiert war, sondern auch im Netz mit seiner Heldentat anzugeben und sich so selbst verraten hat.
Die Botschaftsdepeschen kursieren unredigiert im Netz, vor allem durch die Nachlässigkeit Assanges – was der aber nicht so sieht, lt. Assange haben alle anderen Fehler gemacht, nur er selbst nicht. Die Dissidenten aus totalitären Staaten, die sich an die Botschaft der USA gewandt hatten deren Namen jetzt für alle sichtbar im Netz stehen, hätten ja Zeit gehabt, Maßnahmen zu treffen.
Assange hat nicht weiter ausgeführt, was er konkret damit meint. Emigration oder Selbstmord vermutlich.

Aber auch wenn man das – wie Assange – angesichts der an sich guten Idee zur Förderung von Wahrheit, Weltfrieden und Pressefreiheit unter „Shit happens“ abbucht:
Spätestens, als Assange seine Eitelkeit mit einer Talkshow auf RussiaTV abfeierte – dem Propagandasender eines Staates, der kritische Journalisten schonmal schlicht über den Haufen schießen läßt und Regimekritikern im Ausland radioaktive Substanzen in den Drink schüttet – hätte jedem seiner Anhänger klar sein müssen, mit wem sie es zu tun hatten, allerspätestens aber, als Assange sich in die Botschaft von Ecuador flüchtete und damit nur so nebenbei die 400.000 Kaution seiner Unterstützer ganz nonchalant verbraten hat.
Statt dessen wird jetzt Ecuador als Hort der Meinungs- und Pressefreiheit abgefeiert.
Das hat zwar nix mit Realität zu tun, aber man muß nicht seine Meinugn ändern.

Was den Vorwurf der Vergewaltigung angeht: Das ist tatsächlich etwas verworren. Wie ich das sehe, sind da zwei Frauen in Schweden sehr gekränkt, weil sie dachten, jemand, der so eine gute Idee hatte, muß auch ein anständiger Typ sein. Trotzdem ist unter den geschilderten Umständen ein Aids-Test vielleicht etwas übervorsichtig, aber nicht ganz unplausibel. Und nur das – die Erzwingung eines Aids-Testes – haben die beiden nach meiner Information gewollt. Das Hickhack von Anklage, zurückgezogener und erneuter Anklage legt nahe, daß sich da jemand profilieren will, indem eine medial sehr präsente Person in einen Prozess verwickelt wird. Und Assange scheint mir einer dieser Nerds zu sein, der plötzlich wie ein Pop-Star verehrt wird und im Sonnenlicht seines neuen Ruhms die Grenzen des üblichen Anstandes für suspendiert hält.

Nur eins ist die Anklage in SChweden sicher nicht: Eine groß angelegte und sorgfältig geplante Verschwörung.
Eine Auslieferung Assanges an die USA wäre von GB aus sogar wahrscheinlicher als von Schweden. Falls irgendwer das vergessen hat: Es gibt genug Witze darüber, daß auf englischen Karten der Ärmelkanal breiter verzeichnet wäre als der Atlantik.
Und wenn die CIA ihm so richtig ans Zeug flicken wollte, dann bestimmt nicht mit einer klebrigen Sex-Affaire. Das zieht vielleicht in den USA, aber nicht in Europa.
DA hätte sich eher angeboten, Wikileaks gefälschtes Material zuzuspielen und mit Applomb zu „entlarven“. Das tun Geheimdienste gelegentlich.

Nansy
Nansy
11 Jahre zuvor

@Puck: Zitat: „Die Verehrung für Assange schlägt schon seltsame Kapriolen.“ Was die angebliche Verehrung von Assange jetzt mit der Diskussion hier über die Auslieferungsmöglichkeit seiner Person in die USA (Todesstrafe oder lebenslange Haft) zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht. Ob nun eitel oder Pop-Star oder was auch immer – man kann über die Person Assange und seine Handlungen kontrovers diskutieren, aber eine Auslieferung an die USA ist ihm nicht zu wünschen. Ich sehe nicht, dass hier bei den Kommentaren Verehrung im Spiel ist. Zitat: „Statt dessen wird jetzt Ecuador als Hort der Meinungs- und Pressefreiheit abgefeiert. “ Das ist nun an Zynismus kaum zu überbieten. Wenn man sich vor Auslieferung nur dadurch schützen kann, indem man in die Botschaft von Ecuador flieht, dann ist diese Handlung aus der Not geboren und nicht eine Bekundung für die Meinungs- und Pressefreiheit von Ecuador. Zitat: „Nur eins ist die Anklage in Schweden sicher nicht: Eine groß angelegte und sorgfältig geplante Verschwörung.“ Niemand behauptet, dass in Schweden nichts vorgefallen sei (was auch immer, denn bewiesen ist ja noch nichts). Klar ist aber auch, dass die USA alles dransetzen werden, Assange von Schweden aus in die Finger zu kriegen. Und dieser wahrscheinliche Ablauf wird von manchen Kritikern einfach außen vor gelassen, nach dem Motto: wenn das dann so kommt: „so what – shit happens”. Auch die von Ihnen behauptete Verschwörungtheorie kann ich in den Kommentaren hier nicht wiederfinden. Mal sehen was wir hier unter Kommentar #20 so finden? Angeblich surreale Verehrung für Assange = heftige Verehrung schließt natürlich die Wahrscheinlichkeit, mit den Verehrern vernünftig reden zu können, aus… Talkshow auf RussiaTV und eine aus der Not geborene Flucht in die Botschaft eines Landes, das sich nicht gerade Rede- und Pressefreiheit auf die Fahnen geschrieben hat – Schlußfolgerung = Assange ist nicht glaubwürdig… Die unterstellte Verschwörungstheorie – Verschwörungsideologen immunisieren sich ja typischerweise gegen kritische Revision = man braucht also gar nicht weiter zu diskutieren…. Für mich ist das ein Versuch, die Kritiker mundtot zu machen!

Frank
Frank
11 Jahre zuvor

Halten wir erstmal die Fakten fest, bevor weiter Spekulationen Raum gegeben wird:

Fact:

– Assange hat die Manning-Informationen meistbietend verkauft

– Assange ist zumindest schwierig im Sozialverhalten und Teamfähigkeit (geschenkt)

– gegen Assange liegt ein europäischer Haftbefehl vor, weil er vor einer Befragung der schwedischen Justiz zu einer Anzeige wegen Vergewaltigung geflohen ist

– Assange hat alle britischen Rechtsmittel ausgeschöpft, um nicht nach Schweden ausgeliefert zu werden

– Fact: Es liegt kein! Haftbefehl oder gar eine Anklage seitens US-Amerikanischer Justiz gegen ihn vor.

Der “Aufwand”, der betrieben wird, geht einzig und allen von Assange aus, der sich einem rechtsstaatlichen Verfahren in Schweden entzieht. Man bedenke, welche Missachtung des europäischen Rechtswesens das bedeutet!

Wir erwarten Rechtstreue von anderen (Politikern, Konzernen etc) und setzen uns selber bei erster Gelegenheit darüber hinweg????

Der Rest ist reine Spekulation und Theorie. Meine Theorie: Wird Assange nach Schweden ausgeliefert und es kommt kein Auslieferungsantrag der USA, steht Assange nach all der Aufregung als paranoide Lachnummer da. Und das wäre im Augenblick das gefährlichste für ihn. Für die USA ist es im Augenblick in jedem Fall das Beste einfach garnichts zu tun. Das letzte woran die Amerikaner interessiert sind, ist ein Monsterprozess auf schwammigem Fundament mit ihrer eigenenschmutzigen Wäsche als Hauptgegenstand.

Ich persönlich halte Assange für einen psychopathischen Egomanen, der durch den Verkauf!!!! von Herrschaftswissen an Medien den Grundgedanken von wikileaks zerstört hat. Durch sein sozialpathologisches Verhalten hat er ausserdem das Team zerstört, man frage den Piraten Daniel Domscheit-Berg! Bradley Manning als whistleblower hilft dieser Typ kein Stück weiter, der will nur seinen Arsch retten.

Puck
Puck
11 Jahre zuvor

#21 Lesen Sie eigentlich Beiträge, bevor Sie sie kommentieren oder reagieren Sie nur auf Stichworte? Was die groteske Verehrung Assanges betrifft: Ihn für den Nobelpreis vorzuschlagen ist schon Ausdruck von Verehrung? Liege ich da richtig? Oder ist das Ihrer Meinung nach einer Nominierung als Vertreter des Jahres auf der Versammlung der Versicherungsbranche gleichzusetzen? Des weiteren: Wie kommen Sie eigentlich darauf, daß ich Assange die Auslieferung in die USA „wünschen“ würde? Die Angstlust, mit der Assange von seinen Anhängern in Guantanamo oder in der Todeszelle imaginiert wird legt eher den Schluß nahe, daß letztere es sind, die ihm gewissermaßen die Auslieferung wünschen, weil sonst leider die ganze schöne Theorie am Allerwertesten ist. Was ich ihm allerdings wünsche ist die Auslieferung nach Schweden. Und es ist anzunehmen, daß ihm dort nach der ganzen medialen Aufmerksamkeit, die dieser Fall bereits vor der Anklage entwickelt hat, nichts weiter droht als der vermutlich fairste Prozess, der jemals jemandem wegen Sexueller Belästigung und Vergewaltigung gemacht wurde. Es ist mir völlig schleierhaft, wieso die Auslieferung nach SChweden oder nicht ständig als Dreh- und Angelpunkt der Frage betrachtet wird, ob Assange die Auslieferung in die USA droht. Ob die USA einen Auslieferungsantrag stellen, hängt nicht davon ab, ob er sich in GB oder in Schweden befindet. Ob er tatsächlich ausgeliefert wird, ebenfalls nicht. Allein das ständige Herumreiten auf diesem Blödsinn – Auslieferung nach SChweden = Auslieferung in die USA – hat die Qualität einer Verschwörungstheorie. Falls Sie das irgendwie interessiert: Die Anklage der USA – wenn sie denn eines Tages tatsächlich erhoben werden wird, was noch nicht raus ist – kann nur lauten: Verschwörung zum Geheimnisverrat. Die Veröffentlichung geheimer Dokumente – im Gegensatz zu deren Weitergabe! – ist in den USA nämlich nicht strafbar, was einem sehr weit gefaßten Begriff von Pressefreiheit geschuldet ist. Eine Auslieferung Assanges an die USA ist von Schweden aus sogar unwahrscheinlicher, weil es in Schweden ein Gesetz gibt, daß eine Auslieferung wegen eines in Schweden nicht justizialblen Verbrechens verhindert – und ein Straftatbestand „Verschwörung zum Geheimnisverrat“ ist in Schweden tatsächlich unbekannt – in GB wiederum existiert keine solche Klausel. Wenn also Assange sich mit allen juristen Mitteln gegen die Auslieferung nach Schweden wehrt, dann bestimmt nicht wegen einer drohenden anschließenden Auslieferung in die USA, sondern weil er sich in Schweden wegen SExueller Belästigung und Vergewaltigung verantworten muß. Was Resistenz gegen Argumente betrifft, haben da wohl eher die Verschwörungstheoretiker die Krone auf, weil sie ein wunderbares System entwickelt haben, immer recht zu behalten: Alle Argumente gegen ihre Theorie werden als „Naivität“ abgebucht, Beweise gegen die jeweilige Theorie (völlig gleichgültig, ob es sich dabei um Assange handelt, 9/11 oder das arme Alien von Roswell) sind selbstverständlich gefälscht, die nicht vorhandenen Beweise für die Theorie sind selbstverständlich alle vernichtet worden. So wird dann am Ende eine Theorie, für die es g a r k e i n e Beweise gibt, am wahrscheinlichsten, weil man sich in diesem Fall offenbar ganz besonders viel Mühe mit dem Vertuschen gegeben hat, i. e. die Sache ist besonders wichtig. In diese Kathegorie gehört die Behauptung, Assanges Anklage in Schweden wäre nur dazu da, ihn am Ende in die USA auszuliefern.

Helmut Junge
11 Jahre zuvor

@Puck, dieser Meinung bin ich auch.
Für die USA wäre es besser, wenn Assange nicht in die USA ausgeliefert würde, sondern in Schweden wegen dieses, ob zu Recht, oder zu Unrecht, ihm zur Last gelegten Sexualdeliktes quasi aus dem Verkehr gezogen würde.
Ob die schwedische Anklage zu einer Verurteilung führen würde, wird sich vielleicht nie herausstellen, weil Assange auf der Flucht ist.
Von Theorien, dass er in CIA-Kellern verschwinden würde, falls er jemals auf US-Territorium gelangen sollte, halte ich gar nichts. Dazu ist er nun doch zu bekannt. Da fragt die Weltöffentlichkeit peinlicherweise schon mal nach.
Dann würde der Schaden für die USA nur noch größer.
Und was sollten sie auch aus ihm herausquetschen?
Eine von vielleicht tausenden Kopien?
Was die wollen ist, dass es ihm wegen der Abschreckung von möglichen Nachahmern, dreckig geht. Und das ist schon der Fall.

Puck
Puck
11 Jahre zuvor

@Frank #22

Zitat: „Der Rest ist reine Spekulation und Theorie. Meine Theorie: Wird Assange nach Schweden ausgeliefert und es kommt kein Auslieferungsantrag der USA, steht Assange nach all der Aufregung als paranoide Lachnummer da. Und das wäre im Augenblick das gefährlichste für ihn. Für die USA ist es im Augenblick in jedem Fall das Beste einfach garnichts zu tun. Das letzte woran die Amerikaner interessiert sind, ist ein Monsterprozess auf schwammigem Fundament mit ihrer eigenenschmutzigen Wäsche als Hauptgegenstand.“ Zitat Ende

So ist es.
Wie ich das sehe, zerlegt Assange sich gerade selbst.
Das begann damit, daß er hinter der Anklage in Schweden sofort eine groß angelegte Verschwörung vermutete, eine Nummer kleiner geht offenbar gar nicht, setzte sich fort in Assanges Nachlässigkeit, die dazu führte, daß die „Botschaftsdepeschen“ jetzt unredigiert für jeden einsehbar im Netz kursieren, die zynische Nonchalance mit der das von Assange kommentiert wurde, dem peinlichen Auftritt in RussiaTV – und zuletzt die Flucht in die Botschaft von Ecuador.
Letzteres kommentiert von Jemima Khan – die einen nicht unerheblichen Beitrag zu seiner Kaution gestellt hat – mit den Worten, sie hätte sich gewünscht, daß Assange diesen Schritt wenigstens mit seinen (auch finanziellen) Unterstützern „abspricht“. DA fragt man sich natürlich, ob die Dame die letzten 2 Jahre auf dem Mond verbracht hat, nur dort kann ihr entgangen sein, daß Assange mit niemandem etwas abspricht und ansonsten nur ein einem Menschen wirklich interessiert ist: Assange.

Die ganze Aufregung über Assange ist m. E. in zunehmendem Maße der Enttäuschung darüber geschuldet, daß jemand, der mal eine ganz pfiffige Idee hatte, ansonsten durchaus ziemlich banal, im besten FAlle, im schlimmsten aber ein ein gestörter Narzist sein kann.

Nansy
Nansy
11 Jahre zuvor

@Puck:
Ich lese ihre Beiträge offenbar genauso gründlich wie Sie meine Beiträge lesen 😉
Deshalb noch mal: Was die angebliche Verehrung von Assange jetzt mit der Diskussion hier über die Auslieferungsmöglichkeit seiner Person in die USA (Todesstrafe oder lebenslange Haft) zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht.

Genauso wenig kann ich über die behauptete Angstlust einiger „Anhänger“ spekulieren, die Assange angeblich bereits in Guantanamo imaginieren. Aus meiner Sicht ist die Aussicht, in einer „ganz normalen“ Gefängniszelle in den USA Jahrzehnte einsetzen zu müssen, schon schlimm genug. Das haben wir ja wohl am Fall Bradley Manning vorgeführt bekommen (Isolation, Erniedrigung, menschenunwürdige Haftbedingungen). Allerdings, das gebe ich gerne zu, ist es in den USA möglich, Änderungen der Zustände durch Öffentlichkeit und Presse zu bewirken.

Einigkeit besteht darin, dass Assange – falls Washington ein Auslieferungsgesuch stellt – wahrscheinlich auf der Grundlage eines Gesetzes aus dem Ersten Weltkrieg angeklagt werden würde, dem bis heute gültigen »Espionage Act« von 1917. Es war die Grundlage für einen der berüchtigtsten Justizfälle: die Verurteilung und Hinrichtung von Julius und Ethel Rosenberg wegen Spionage für die Sowjetunion. Um ihn in den USA vor Gericht stellen zu können, müsste man Assange nachweisen, dass er Manning zur Herausgabe der Daten überredet oder sich zumindest mit ihm abgestimmt hat (Verschwörung zum Geheimnisverrat). Der amerikanische Juraprofessor und Experte für nationale Sicherheit Steve Vladek sagte, dass der australische Staatsbürger, wenn er sich auf USA-Territorium aufhielte, durchaus nach dem »Espionage Act« angeklagt und schlimmstenfalls auch zum Tode verurteilt werden könnte – zumindest theoretisch. Ob so etwas vor den Gerichten Erfolg haben könnte, ist nicht sicher – das amerikanisch Justiz-System bietet immer wieder Überraschungen (positiv wie auch negativ). Zumindest sind solche Befürchtungen kein Blödsinn, wie uns viele Assange-Kritiker immer wieder weismachen wollen.

Der letzte Absatz ihres Beitrages greift mal wieder zum Hilfsmittel der Verschwörungstheorie, die man dem Kontrahenten immer dann unterstellt, wenn man mit Argumenten nicht mehr weiter kommt. – Verschwörungsideologen immunisieren sich ja typischerweise gegen kritische Revision = man braucht also gar nicht weiter zu diskutieren… Diese Tricks sind durchsichtig, aber man kann offenbar mangels Argumenten nicht darauf verzichten.

Puck
Puck
11 Jahre zuvor

#26

Welchen Teil des Satzes: „Was ich ihm (Assange) allerdings wünsche ist die Auslieferung nach Schweden“ haben Sie eigentlich nicht verstanden?

Puck
Puck
11 Jahre zuvor

Helmut Junge #24

Zitat: „Was die wollen ist, dass es ihm wegen der Abschreckung von möglichen Nachahmern, dreckig geht. Und das ist schon der Fall.“ Zitat Ende.

Nun ja, man kann nicht behaupten, daß es Assange bisher besonders dreckig ging. Dank einer von seinen Verehrern großzügig zur Verfügung gestellten Kaution wohnte er in dem komfortablen Landhaus eines weiteren Anhängers.
Und auch bei seinem Auftritt am Fenster der ecuadorianischen Botschaft wirkte er nicht sonderlich depressiv.
Die Depressionen dürften eher die freundlichen Spender seiner Kaution haben, die ist jetzt nämlich perdu.
Aber das stört Assange wohl nicht so, war ja nicht seine Knete.

Etwas anders liegt der Fall bei Bradley Manning. Dem gehts tatsächlich ziemlich übel. Allerdings sei die Frage erlaubt, was ihn wohl dazu getrieben hat, mit seiner Heldentat lang und breit im Netz anzugeben und sich auf diese Art selbst zu verraten. Da flimmert dem laienpsychologisch geschulten Zeitgenossen gelegentlich das Wort „Profilneurose“ durch den Kopf.
Trotzdem erfreut sich Manning breiter Sympathie, was ihm an Ende vielleicht nix nützt – aber immerhin mehr ist, als Dissidenten in diversen Diktaturen zu erwarten haben, die sich vertrauensvoll an die US-Botschaft ihres Landes gewandt haben. Deren Namen kursieren jetzt durch Assanges Nachlässigkeit für jeden sichtbar im Netz – was aber weder Assange noch seine Verehrer großartig zu beunruhigen scheint.
Obwohl das ist vielleicht ein viel größerer Schaden für Freiheit, Menschenrechte und Demokratie ist.

Nansy
Nansy
11 Jahre zuvor

@Puck,
aber ich habe doch gar kein Problem mit ihrem Satz, die Verständnisprobleme kommen doch erst mit dem Rest ihres Textes (Vorwurf von Verschwörungstheorien u.s.w.) 😉

Helmut Junge
11 Jahre zuvor

@Puck,
Wir liegen uns in der Bewertung dieses Falles sehr nahe.
Obwohl ich die Luxushaft in der Botschaft schon als stark einschränkend betrachte. Aber manch einem geht es in der Freiheit tatsächlich schlechter.
Ist klar.

Nansy
Nansy
11 Jahre zuvor

@Helmut Junge,
was die „Luxushaft“ in Botschaften angeht, könnten wir ja Kardinal József Mindszenty (wenn er noch leben würde) fragen. Er „genoß“ von 1956 bis 1971 Asyl zum Schutz vor Verfolgung in der amerikanischen Botschaft in Budapest.
Es gibt eben gute Asylanten und schlechte Asylanten. Wobei ich gerne zugeben will, dass sich die Fälle schon allein deshalb unterscheiden, da Mindszenty vor seiner Flucht in die Botschaft gefoltert wurde.

in die US-amerikanische Botschaft in Budapest

Puck
Puck
11 Jahre zuvor

@Helmut Junge #30

Mit „komfortabel“ meinte ich eher das Landhaus, in dem er sich vor seiner Flucht in ecuadorianische Obhut aufgehalten hat.

Der Aufenthalt in der Botschaft wird spätestens dann ziemlich öde für ihn, wenn sich das Gros der Demonstranten vor der Haustür verkrümelt hat, weil den meisten nach einer Weile einfällt, daß sie neben dem Kampf für die Freiheit noch was anderes zu tun haben, sagen wir mal Studium, Beruf, oder Ikebana-Kurs…

Besonders da seine sozialen Kompetenzen nach allem was man hört und größtenteils noch nicht einmal von seinen Anhängern bestritten wird, ungefähr dem Level eines Komodo-Warans entsprechen, was ziemlich stressig werden kann, wenn man auf engem Raum mit anderen zusammen leben muß, und zwar für alle Beteiligten.

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