Die Scheinheiligkeit der Tech-Giganten

Donald Trump wurde von Twitter, Facebook und Co der Saft abgedreht. Aber wie Ernst ist es ihnen damit wirklich?

Lassen wir die Überlegung, ob es ganz grundsätzlich eine gute Idee ist, Konzernchefs darüber entscheiden zu lassen, wer wo wann was sagen darf, mal beiseite. Es geht um Trump und an seinem Beispiel wird sich diese Frage nicht unvoreingenommen und sachlich diskutieren lassen. Reden wir also irgendwann anders drüber.

Worüber wir aber definitiv jetzt reden sollten, ist, dass man sich jetzt im Freudentaumel über die Sperrung von Trumps Social-Media-Kanälen bitte nicht vom fadenscheinigen Gewissensmarketing der Tech-Giganten übers Ohr hauen lassen sollte.

Nach fünf Jahren, einem Jahr Trump-Wahlkampf und vier Jahren Präsidentschaft, haben sie ihm jetzt, 11 Tage vor Ablauf seiner Amtszeit, den Saft abgedreht. Jetzt, wo klar ist, dass das keine längerfristigen negativen Konsequenzen für sie haben wird und sie die öffentliche Stimmung auf ihrer Seite haben. Denn Trump hat nichts anders gemacht als in den fünf Jahren zuvor.

Man hat jahrelang in perfekter Symbiose gelebt. Facebook hatte kein Problem damit, von Cambridge Analytica und Trumps Kampagnenwerbung zu profitieren. Twitter hat den „Twitterpräsidenten“ jahrelang mit großem Erfolg auf der Plattform gehabt. Google und Apple haben Trumps Wahlkampf-Spionageapp anstandslos in ihren App Stores angeboten (sie tun es jetzt in diesem Moment noch). Was sie jetzt machen, ist wie der Bankräuber, der die Polizisten bemerkt, den Geldsack fallen lässt, schnell auf seinen Komplizen zeigt und brüllt „Haltet den Dieb!“

Der Weg des geringsten Widerstandes

Wie die Tech-Giganten mit Unrecht umgehen, dessen Ende nicht in Sicht ist, das kann man sich derweil immer noch live anschauen. Twitter beherbergt immer noch die Accounts von Ayatollah Khomeini und Hassan Rouhani, die Homosexuelle an Baukränen aufhängen oder zu einer operativen Geschlechtsveränderung zwingen (ja, das ist wahr), Frauen in Gefängnissen vergewaltigen und hinrichten lassen oder Menschen Finger oder die Hand amputieren lassen, weil sie ein Brot gestohlen haben. Ich weiß ja nicht, wie Sie es privat so mit Ihrem Hausrecht halten, liebe Leserinnen und Leser, aber für mich wäre da definitiv das Ende der Gastfreundschaft erreicht.

Oder dieser Twitter-Account der chinesischen Botschaft, der, nachdem man in China die muslimische Minderheit der Uiguren in Xinjiang in Lager gepfercht, zur Arbeit gezwungen und zwangssterilisiert hat, zynisch damit prahlt, man habe in Xinjiang die „Qualität der Bevölkerung verbessert“.

Screenshot: Twitter

Sicherlich haben Twitter, Facebook, Google und wie sie alle heißen, Hausrecht. Dann darf man sie aber eben nicht nur dafür beurteilen, bei wem sie davon Gebrauch machen, sondern auch, bei wem sie davon nicht Gebrauch machen.

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Achim
3 Jahre zuvor

Der freie Markt wird Facebook bestrafen. Trump hat die Präsidentenwahl mit 48 zu 52 ganz klar verloren.
52 Prozent finden das gut.
48 Prozent trauern um ihren Scheiss "Erlöser",
Wer den "Erlöser" zensiert wird bestraft.
Sie werden sich ein neues Medium suchen.

Das Facebook Werbemonopol ist bald weg.

Die Facebook Kunden verschenken ihre Daten nicht mehr an den Zensor.

Auf der Welt gibt es viele soziale Befindlichkeiten,

Vor Jahrzehnten gab es Deutschland und anderswo dieses BTX, und in Frankreich war es trotz gleicher Technik wegen dem "Kiosk Bezahlsystem" sogar wirtschaftlich erfolgreich.
(Der Kunde hatte ein Endgerät und konnte sich frei entscheiden unter welcher Telefonnummer er inhalte haben wollte. Die Contentanbieter kriegten ihr Geld pauschal über die Telefonrechnung.)

BTX war national, es gab aber besondere gebührenplichtige Gateways in andere nationale Netze. (0.02 DM/Seite)

In Zukunft werden nationale Regierungen entscheiden was Facebook zulassen darf und was Facebook zulassen muss.
Die Regierungen werden sich nicht einig sein.

Facebook wird in immer mehr Ländern gesperrt werden und durch nationale FB Clone ersetzt werden.

Neben China wird die Türkei sehr stark zensieren.
China ist weit weg, und es gibt eine Sprachhürde als effektive Mauer wie früher an der "Zonengrenze",

Die Türkei zensiert zur Zeit ihre Coronazahlen.
Aber die örtlichen lokalen FB Gruppen können von Deutschland abonniert werden.
Erdogans Coronazahlen stimmen nicht…

Wie lange wird es noch FB in der Türkei geben?

Nach den Wahlergebnissen hat Erdogan etwa einen Stimmenanteil für seine Politik von 40 – 60 Prozent. (Wegen dem Doppelpassverbot kann man über die Meinung von Deutschen mit einem türkischen Migrationshintergrund wenig sagen)

Die französische Republik reagiert auf die islamistischen Anschläge mit Verboten von Islamistenvereinen. Auch eine FB Gruppe kann ein Verein sein… Die Republik interessiert sich zunächst für französische und arabische Gruppen. Und wenn sie türkische FB Gruppen entdecvkt? Dann wird es eine deutsch-französische Zensurdiskussion gegen.
Natürlich wird es keine Maginotlinie/westwall geben. Aber an der EU Aussengrenze wird solidarisch zensiert werden.

Türkische Dorfgemeinschaften werden dann bald keine gemeinsamen Social Media Plattform,en in der Alten Heimat und der Neuen Heimat nutzen können.

Dass ist der Kollateralschaden für die berechtigte Zensur eines amtierenden durchgeknallten US Präsidemten.
(Und er hat immer noch Atomwaffen und seine Wähler werden nicht auswandern…)

Achim

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