Echte Typen wie den Trainer Huub Stevens sucht man in der Bundesliga inzwischen leider fast vergeblich

Saisonende 2019 auf Schalke – Notnagel Huub Stevens konnte den Abstieg der Gelsenkirchener verhindern. Archiv-Foto: Michael Kamps

Der ehemalige Schalke-Trainer Huub Stevens war am Sonntag zu Gast bei der Fußball-Talkrunde ‚Doppelpass‘ von Sport1. Dabei wirkte der 69-Jährige, der in der vergangenen Woche seinen endgültigen Rückzug bekanntgab, schon etwas ‚aus der Zeit gefallen‘.

Dies wurde spätestens bei einem von den Kollegen angefertigten filmischen Karriererückblick deutlich. Egal ob er in seiner Zeit beim VfB Stuttgart seine Spieler als ‚Affen‘ bezeichnete, oder aber, ob er Journalisten auf Pressekonferenzen quer durch seine Laufbahn als Coach mit teilweise unflätigen Bemerkungen abkanzelte, vieles von dem, was Stevens als Trainer über Jahre hinweg ausmachte, würde man heute so sicherlich nicht mehr machen bzw. miterleben.

Und doch wehte eine merkwürdige Wehmut durch die Gesprächsrunde bei Sport 1, die einen auch vor dem TV-Bildschirm erfasste. Und dazu musste man nicht einmal Anhänger eines der diversen Ex-Vereine des Niederländers sein.

Vielen Fußballfreunden hier im Ruhrgebiet wird Huub Stevens natürlich in erster Linie als Trainer des FC Schalke 04 in Erinnerung bleiben. Er führte den Klub nicht nur zur ‚Meisterschaft der Herzen‘ im Jahre 1991, Stevens gewann mit den Gelsenkirchenern auch den UEFA Cup 1997 und den DFB-Pokal in den Jahren 2001 und 2002. Titel, von denen die Schalker in der recht tristen Gegenwart nur zu träumen wagen.

Dementsprechend löst der Abschied auf Schalke natürlich besondere Emotionen aus. Doch auch bei anderen Vereinen hinterlässt der langjährige Coach deutlich sichtbare Spuren. Egal ob beim Hamburgers SV, dem VfB Stuttgart, Hertha Berlin, dem 1. FC Köln oder auch bei der TSG Hoffenheim, der Schalker Jahrhunderttrainer stand stets im Mittelpunkt. Seine kauzige Art gefiel dabei längst nicht jedem. Stevens Ego schien zeitweise gigantisch groß. Kaltgelassen hat seine Art, egal wo er tätig war,  niemanden.

Das war auch am Sonntag so, als er im ‚Doppelpass‘ noch einmal die große mediale Bühne nutzte, um der Fußballnationen frischen Diskussionsstoff zu liefern. So forderte der gebürtig aus Sittard stammende Ex-Trainer, dort unter anderem eine Rückkehr des auf Schalke einst ‚davongejagten‘ Clemens Tönnies, was medial direkt große Wellen schlug.

Das Ergebnis war eine der interessantesten, da diskussionswürdigsten Ausgaben der Talkrunde, die seit langem auf Sport 1 zu verfolgen war. Stevens Art, seine Meinungen und Aussagen, mögen dabei weder mehrheitsfähig, noch wirklich zeitgemäß gewesen sein, doch machte sein Auftritt noch einmal ganz deutlich, was der Fußball-Bundesliga in diesen Tagen mehr und mehr abhandenkommt. Charakterköpfe mit Ecken und Kanten, die polarisieren und das Geschehen spannend halten, sie gehen im Tagesgeschäft des modernen Profigeschäfts nach Ansicht vieler mehr und mehr verloren.

In Zeiten, in denen Interviews von Spielern und Offiziellen fast durchgängig frei von klaren Aussagen sind, an denen man sich auch mal ‚reiben‘ kann, tut es einfach gut, solche Persönlichkeiten erleben zu können. Das hat man auch dem ‚Doppelpass‘ in seiner jüngsten Ausgabe direkt angemerkt. Ich persönlich werde den Trainer Huub Stevens daher (auch als BVB-Fan 😉 ) in Zukunft ganz bestimmt sehr vermissen. Und ich bin mir sicher, dass das auch vielen anderen im Lande so gehen wird.

Alles Gute, Huub, und danke für die vielen spannenden Jahre in der Bundesliga mit dir!

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