Werbung

Freiwillige Rente mit 70? – Tatsächlich sinnvoll, oder ein gefährliches Spiel?

Zwischen Weihnachten und den ersten Januartagen des neuen Jahres geht es im Lande in vielen Gesellschaftsbereichen traditionell ziemlich ruhig zu. So auch in diesen Tagen. Da gehörte es schon zu den größten politischen Aufregern, dass der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, sich öffentlich dafür eingesetzt hat, dass Arbeitnehmer zukünftig freiwillig erst mit 70 Jahren in Rente gehen können sollen.
Weise sagte in einem Gespräch mit der Tageszeitung „Die Welt“, für den Arbeitsmarkt wäre das wichtig, da zunehmend Fachkräfte fehlen. Flexible Ausstiege aus dem Erwerbsleben in Rente seien grundsätzlich ein gutes Modell, so Weise. Man sollte nun auch Anreize dafür setzen, dass Arbeitnehmer, die fit sind, freiwillig bis 70 arbeiten könnten.
Diese Äußerungen sorgten natürlich nicht überall für Begeisterung. Aus unterschiedlichen Gründen hagelte es dafür viel Kritik an Weise. Je nach politischer Heimat des jeweils kommentierenden lehnten viele Personen in der politischen Landschaft die Gedankenspiele teilweise strikt ab.
Dabei gibt es an diesen Aussagen im Grunde doch eigentlich noch gar nichts zu kritisieren. Dafür sind sie aktuell und bisher noch viel zu allgemein formuliert. Warum soll es für Arbeitnehmer nicht grundsätzlich auch möglich länger zu arbeiten, als das eigentlich angedacht ist?

 

Da spricht doch prinzipiell überhaupt nichts dagegen. Wenn es die Gegebenheiten in einem Betrieb erlauben, wenn es ein Arbeitnehmer will, warum soll man eigentlich nicht so lange arbeiten können wie man mag, wie es für beide Seiten angenehm und auch vertretbar ist?
Eine möglichst flexible Lösung in Sachen der Lebensarbeitszeit ist grundsätzlich begrüßenswert, geht sie in vielen Branchen jedoch deutlich an den Realitäten vorbei.
In vielen Berufen gibt es weder Arbeitskräftemangel, noch lassen es die Realitäten und Anforderungen dort tatsächlich zu etwa 70-jährige dort zu beschäftigen. Dies zu erkennen bedarf es keiner groß angelegten Studien und Untersuchungen, dazu muss jeder Leser hier nur mal gedanklich seinem eigenen Familien- und Bekanntenkreis durchgehen.
Eine freiwillige Verlängerung der Lebensarbeitszeit in größeren Massen steht daher wohl eher nicht zu erwarten.
Niemand wird zukünftig etwa auf 70-jährigge Altenpfleger oder Bauarbeiter setzen. Auch in vielen Verwaltungen werden aktuell noch immer kräftig Arbeitskräfte freigesetzt, dürfte auch der zukünftige Bedarf an freiwillig länger arbeitenden Senioren, die auch von ihrem Arbeitgeber tatsächlich gewünscht sind, vermutlich eher gegen Null tendieren.
Daher steht es wohl in der Realität viel wahrscheinlicher zu befürchten, dass die von Weise nun geäußerten Gedanken eher die laufende Renten-Debatte in eine weitere, klammheimliche Verlängerung der Lebensarbeitszeit eröffnen, hierdurch letztendlich auf längere Sicht nur eine grundsätzliche Erwartungshaltung gefördert wird, die am Ende dann doch auch die reguläre Rente in Richtung der 70 Jahre Lebensalter zu verschieben helfen wird.
Dies erscheint einem in Zeiten leerer Rentenkassen, steigender Lebenserwartungen des Einzelnen Bürgers und tendenziell immer längerer Ausbildungszeiten zumindest deutlich wahrscheinlicher als das es zukünftig tatsächlich einen größeren Bedarf an freiwillig länger arbeitenden Senioren geben dürfte, so wie nun von Weise in der Welt aufgezeigt. Einzelne Branchen mögen hier vielleicht eine Ausnahme bilden.
Man sollte sich der beginnenden Debatte über ein freiwillig längeres Berufsleben also nicht grundsätzlich von vorneherein völlig verschließen, dabei jedoch stets kritisch im Auge bzw. Hinterkopf behalten, dass hierdurch nicht am Ende nur klammheimlich eine neue Debatte über ein weiteres Heraufsetzen des regulären Rentenalters entsteht.
Denn dies würde, in Anbetracht der aktuellen Lage auf dem Arbeitsmarkt, dann im Laufe der Jahre am Ende nur wieder nur zu einer ‚klammheimlichen‘ Herabsetzung des Rentenniveaus und zu einer steigenden Anzahl von verarmten Rentenempfängern in der Zukunft führen.
Und das wäre dann natürlich so gar nicht im Sinne einer weiterhin möglichst solidarischen und gerechten Gesellschaft in diesem Lande.
Ein ganz und gar nicht ungefährliches ‚Spiel‘ also, welches der BA-Chef da zwischen den Jahren, ob bewusst oder unbewusst, in Gang gesetzt hat…

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
14 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Frank
Frank
9 Jahre zuvor

Sind die Rentenkassen wirklich leer, Robin?

Merkel und Weise sehen zwei Fliegen und eine Klappe: Die Fiktion des Fachkräftemangels (für die Lohndämpfung) und die bereits etablierte Angst vor der Rentenarmut (für die Bereitschaft zur Rentenkürzung, das sehe ich wie Robin).

Aber warte, vor Weihnachten forderte der niedersächsische Beamtenbund dass der Soli künftig die „Lücken“ in den Pensionskassen füllen solle:
http://www.nwzonline.de/politik/beamte-wollen-soli-geld-beamte-wollen-soli-geld_a_20,0,1740700642.html

Das wäre doch die Lösung auch für unsere Renten? Alle Ein- und Auszahlungen in einen Topf werfen. Dann könnte man auch von „Solidarität“ sprechen!

Thorsten Stumm
9 Jahre zuvor

Robin die weichen sind längst gestellt.
Ich darf mal Herrn Blüm zitieren: Ein System das nur noch eine Rente auf H4 Niveau garantiert, erledigt sich von selbst.

Ab 2030 sinkt das Rentenniveau auf 43% des letzten Nettolohns. Dieser Fakt wird leider von einer ganzen Generation verdrängt. Wer heute also 2000 € netto erhält, bekommt in 2030 eine Kaufkraftzahlung die heute 860€ entspricht…..und das auch nur wenn 45 Beitragsjahre voll sind.

Es ist keine Frage ob wir bis 70 arbeiten dürfen…..wir werden arbeiten müssen bis wir tot umfallen.
Ein lustiges Rentnerleben, so wie unsere Eltern vorleben ist ausgeschlossen…..gewöhnt euch dran….

Franz Przechowski
Franz Przechowski
9 Jahre zuvor

Es soll doch jeder Mensch, sprich Arbeitnehmer, für sich selber entscheiden, was gut für ihn ist. Mir drängt sich seit geraumer Zeit die Wahrnehmung auf, dass „Arbeit“ für den Menschen etwas schlechstes sein soll. Es werden in der sozialpolitischen Diskussion immer die belastenden Einflüsse der Arbeitswelt betont. Als Beispiel muss der Dachdecker, der Maurer oder wahlweise die Altenpflegerin herhalten. Die gibt es auch zweifellos. Richtig. Wer sich dem mit 63/65 nicht mehr aussetzen möchte, der kann den Ruhestand wählen. Aber es gibt auch Motive für ein längeres Arbeitsleben selbst bei den drei von mir aufgeführten Berufen. Diese Motive kommen mir eben in der Diskussion zu kurz. Es soll Menschen geben, die auch im Arbeitnehmerverhältnis gerade wegen der Arbeit ein erfülltes Leben finden. Weil sie eingebunden sind in eine soziale Gruppe, Respekt und Anerkennung finden und einer sinnvollen Aufgabe nachgehen können. Das allein kann schon eine tiefe Zufriedenheit bringen, die bekanntlich auch für die Gesundheit nicht schädlich ist. Jeder von uns kennt einen Rentner, der nach den ersten 6 Monaten, die wie ein langer Urlaub waren, plötzliche Leere im Alltag verspürt.
Natürlich wird es Arbeitnehmer geben, die aus finaziellen Gründen, weil die Rente zu klein ist, weiterarbeiten müssen. Was wäre daran verwerflich? Warum jemanden davon abhalten wollen seinen Lebensstil beizuhalten? Freiheit bedeuten für mich diese persönlichen Bedingungen selber abzuwägen und daraus eine für mich bedeutende Entscheidung zu treffen. Ich lehne es kategorisch ab mir von Sozialpolitikern, gleich welcher Coloure, vorschreiben zu lassen, was gut für mich ist. Den Politikern geht es nur um das eine Ziel: Sich aus opportunistischen Gründen auf die Seite der Bevölkerungsmehrheit zu schlagen, die am liebsten schon mit 55 (…wie z.B. bei der RAG) in den Ruhestand wollen. Die gesamte Politik ist heute zu feige der Bevölkerung das Unabwendbare zu sagen: In Zukunft ein deutlich höheres Renteneintrittsalter oder mehr Altersarmut

Glückauf aus Gelsenkirchen

WALTER Stach
WALTER Stach
9 Jahre zuvor

Unabkhängig von allen objektiven Kriterien, die angeführt werden können, um damit für ein flexibles Renteneintrittsalter oder dagegen argumentieren zu können, denn Beides ist möglich, bringe ich ganz subjektiv hier ein, daß ich mich schon sei x Jahren frage, warum es ein für alle verbindlich geltendes Renten (Pensions-)eintrittsalter gibt mit aus meiner Sicht quantitativ und qualitativ nur minimalen Abweichungsmöglichkeiten.

Beispiel:

Mein Nachbar, mit 76 gleichaltrig, hat beinahe lebenlang handwerklich „am Bau gearbeitet“. Dem stand das Recht zu, nach 4o Jahren aktiver Arbeit in Rente zu gehen; und dieses Recht sollte auch zukünftig niemanden verwehrt werden dürfen; bei Arbeitsunfähigkeit muß das weiterhin auch früher möglich sein.

Mir , einem „beamteten Pensionär“ ,hätte man das Recht einräumen können, z.B. bis 7o -oder darüberhinaus-, als Beamter, als Angestellter weiter arbeiten zu dürfen.

Ich erkenne eine Vielzahl von Problemen, die eintreten können, wenn größtmögliche Flexibilität herrschen würde bezüglich des Renten-, des Pensionsentrittsalters.
Ich erkenne aber auch Vorteile eine solchen Flexibilität, und zwar primär bezogen auf das Recht des einzelnen, auch im Alter ganz wesentlich über seine Lebensgestaltung selbst bestimmen zu können. Und darum geht es mir, also letztendlich um darum, frei, eigenverantwortlich, selbstbestimmt über meine Lebensgesaltung im Alter besimmten, zumindest mitbestimmen zu können.

Die Antwort auf die Frage, ob und inwieweit das selbstbestimmte Arbeiten , z.B. bis 7o, gesamtwirtschaftlich ehe von Vorteil oder ehe von Nachteil wäre, ist dabei für mich zunächst von sekundärer Bedeutung, gleichwohl in der Diskussion nicht auszuparen
Dazu gibt es nach meiner Wahrnehmung unterschiedliche Auffassungen von Volks- und Betriebswirtschaftlern, von Unternehmensvertretern, von Gewerkschaftern, von sog.Rentenexperten.Das gilt auch für viele Details in Folge ener solchen Flexibilitätsregelungen -Bonus, wenn länger…..Malus, wenn früher……oder…, und zwar sowohl für das OB als auch für das WIE.

Das wir jetzt ‚mal wieder eine solche Diskussion führen, liegt nahe.

Auffallend,daß der für mich primäre Grund für mehr Flexibilät, nämlich das Recht eines jeden auf eine weitgehend selbstbestimmte Lebensgestatlung im Alter als Folge des allgemeinen Rechtes “ auf freie Entfalung der Persnöichkeit“ nur „so nebenbei“ in die Diskussion einbezogen wird; wenn überhaupt.

Björn Wilmsmann
9 Jahre zuvor

Die Möglichkeit gibt es doch auch jetzt schon. Es ist nicht unüblich, dass manch wichtiger Mitarbeiter nach Erreichen des Rentenalters gegen ein lukratives Beratersalär freiberuflich weiter beschäftigt wird. Warum sollte das nicht auch bei Fachkräften allgemein gehen? Man darf halt nur nicht immer in den üblichen Arbeitgeber-Arbeitnehmer Kategorien denken.

Aber ich denke, dass ist genau der Punkt. Man will mit solchen Vorschlägen den Arbeitnehmern oder Unternehmen gar nichts Gutes tun. Wichtig ist, dass die Sozialkassen weiter gut gefüllt werden, damit Politiker über diese Gelder verfügen können. Und bei Freiberuflern gucken die Sozialkassen nunmal im Wesentlichen in die Röhre.

Franz Przechowski
Franz Przechowski
9 Jahre zuvor

Lieber Walter,
jetzt einmal meine uneingeschränkte Zustimmung zu Ihrem Beitrag.

Glückauf

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

@Björn Wilmsmann: Die Zeiten der „Babyboomer“-Jahrgänge, also der geburtenstarken Jahrgänge rund um die 1960er nähern sich rapide dem Ende und diejenigen Babyboomer, die jetzt noch einzahlen, dezimieren sich durch stark veränderte Arbeitsmarkt-Anforderungen genauso schnell. Es komt halt rein zahlenmäßig nichts nach, was die steigende Zahl der Rentner finanzieren könnte. Also muss die Kasse aus anderen Töpfen gefüllt werden, da ja auch die Riester-Lösung durch viel zu wenig Rendite versagt hat.

Und es gibt neben der freiberuflichen Nebentätigkeit auch jetzt schon für Alle Modelle mit Voll- (450-Euro-Jobs) oder Teilrentenbezug (2/3, 1/2, 1/3 mit entspr. Hinzuverdienstgrenzen), in denen man ganz normal einer angestellten Berufstätigkeit nachgehen kann – im Extremfall mit viel Gehalt dann eben unter Komplettverzicht auf seine Rente (die man aber später nachbeantragen kann).

Ergo ist Weises „Vorschlag“ zumindest inhaltlich völlig nebulös und bedarf mindestens einer Erklärung, was die freiwillige Verlängerung des Renteneintrittalters an Konsequenzen hat. Vorher sollte sowas von Niemanden ernsthaft diskutiert werden, da es die Möglichkeiten zu längerer Lebensarbeitszeit eben jetzt schon reichlich gibt.

Einzig eine Diskussion über die grundsätzliche Abschaffung der Rente und mögliche Alternativmodelle ist jetzt langsam mal überfällig.

Arnold Voss
9 Jahre zuvor

Diese Debatte wird von Jemandem angeregt, der eine Pension der S-Klasse beziehen wird und sich als Senior-Berater noch reichlich dazu verdienen kann. Natürlich ist so Jemand für das freiwillige Weiterarbeiten. Was ist aber mit denen, die für eine schon beschissene Bezahlung noch 10 Jahr, für noch weniger, weitermachen müssen? Nicht das Ob der Weiterarbeit ist die zentrale Frage, sondern wieviel man dafür bekommt.

Es geht, wie so viele Nebelkerzenmeister immer wieder behaupten, in der Zukunft nicht um Alt gegen Jung, sondern nachwievor um Reich gegen Arm. Leute mit klasse Renten/Pansionenund und klasse Zuverdienstmöglichkeiten gegen welche mit beschissenen Renten und beschissenen Zuverdienstmöglichkeiten. Leute in jedem Erwerbsalter mit klasse Gehälten und sonstigen Einkünften und Leute mit beschissen Löhnen und keinen sonstigen Einkünften.

Jetzt kann man natürlich sagen: selber schuld. Ist aber nur bei wenigen so, Leute. Ob ihr es jetzt glaubt oder nicht. Die Ungerechtigkeite fängt schon da an, in welche Familie du geboren wirst, ja ob es überhaupt eine koplette Familie gibt, wenn du das Licht der Welt erblickts. Und sie geht in der Schule weiter und hängt sehr davon ab, wo du wohnst und mit wem du sonst dein jugendliches Leben verbringst.

Wo du als Rentnerin oder Rentner landest, ist also schon weit weit vorher geklärt und nur wenige schaffen es, sich dem vorgezeigten Weg zu entziehen. Und schon wieder höre ich einige blöken: selber schuld. Meistens sind es die, die noch nie einer ernsthaften Auslese ohne äußere Hilfe standhalten mussten. Die die es je getan haben, wissen dagegen genau wovon ich rede.

Also reden wir nicht vom letzten Viertel des Lebens, sondern vom ersten, wenn wir über die Rentenzukunft sprechen. Alles andere dient nur dazu, denen, die immer schon den Kürzeren gezogen haben, auch im Alter keine Krume zu gönnen und stattdessen anderer Leute Geld zu fordern, um die eigene schon stattliche Altersversorgung auf ewig zu stellen.

WALTER Stach
WALTER Stach
9 Jahre zuvor

Arnold,
das sehe ich grundsätzlich und von der primären Zielsetzung her anders.

Freiheit im Alter…..wer will, der soll, solange sein Arbeitsangebot nachgefragt wird, arbeiten dürfen.

Wer das nicht will, wer das nicht kann, dem ist wie bisher zu ermöglichen, mit……..? in Rente zu gehen; ggfls. auch früher bei Arbeitsunfähigkeit.

Wenn diese Zielsetzung vorgeben würde, wäre es für mich selbstverständlcih, alle damit verbundenen Finanzierungsprobleme -sh.bes.Rentenkassen/Pensionskassen- so zu lösen, daß j e d e r im Alter, z.B. über eine garantierte Mindestrente oder wie auch immer, in W ü r d e (!!) alt werden kann.

Und alle mit dieser Zielvorgabe verbundenen Probleme ließen sich lösen,sozialverträglich heißt das ja das hier einschlägige Schlagwort.
Eine der reichsten Volkswirtschaften der Erde, ein Staat mit einem der höchsten Steueraufkommen pro Kopf –

Letzteres ließe sich notfalls, ohne die sog.Reichen in Armut zu treiben und ohne die Volkswirtschaft substantiell zu gefährde, noch erhöhen-

kann objektiv allein einschlägigen Probleme lösen, wenn „man“ das so will, vor allem das einer möglichen Beeinträchtigung sozialer Schwächeren. Angesichts der sich abzeichnenden Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt kann ich zudem nicht erkennen, daß das freiwillige Arbeiten von Alten die Chancen auf einen Arbeitsplatz Jüngerer gefährden könnte. Und im Zweifelsfall muß in einer konkreten Konkurrenzsituatin -unter sonst gleichen Bedingungen- dem Jüngeren im Wettbewerb um den Arbeitsplatz Vorrang eingeräumt werden.

Arnold,
ich wollte mich nicht zu diesen und vielen anderen Details äußern. Die diesbezüglichen Probleme ließen sich nicht nur mit dem notwendigen Sachverstand bis in allen Details auflisten, sie ließen sich auch lösen, und zwar s o z i a l v e r t r ä g l i c h .
Altersarmut exisiert bekanntlich schon heute. Sie wird weiterbestehn. Und das alles ohne „die Wahlfreiheit für die Alten“!! Die Ursachen für Altersarmut sind andere ,und die ließen sich heute(!!) wie ich meine, relaitv problemlos lösen -mit oder ohne Wahlfreiheit im Alter!
Mir ging es um eine grundsätzlich andere Zielvorgabe für die Alten, die über das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus arbeiten wollen.Die entsprechende Wahlfreiheit für die Alten sollte dann nicht mehr die Ausnahme sein, sondern die Regel!

Klaus Lohmann -7-
sh.letzter Satz. Das Eine schließt doch das Andere nciht aus, sondern mit ein!

Arnold, Klaus,
wir haben ein Problem, nämlich die mangelnde Bereitschaft in der Politik, klare politische Zielvorstellung grudnsätzlicher Art zu entwickeln und zu beschließen, hier zur Frage „Wahlfreiheit bezüglich den Eintritts in den Ruhestand, in „die Rente“ bzw. in Sachen einer grundsätzlichen Rentenreform!

Alle einschlägigen Bemühungen werden , so bald sie als bloße Idee in die öffentlichen Diskussion geraten, mit dem Aufzählen unzählige Detailprobleme erschlagen, stets einhergehend mit dem Verweis darauf, daß sich das a.) alles nciht finanzieren ließe und b.) mit dem Verweis darauf, daß es zu „sozialunverträglichen Lösungen“ kommen könnte.
Es mag ja sein, daß am Ende eines solchen Beratungs-/Entwicklungsprozesses feststeht, daß die „neue Zielvorgabe“ wegen ihrer Unfinanzierbarkeit scheitern muß und/oder, weil keine sozialverträgliche Lösung -sh.würdevolles Altern für allen-möglich ist. Aber diese denkbaren, keineswegs von vornherein feststehende Ergebnisee, können doch nicht von vornherein jede Reformdiskussion „beerdigen“.

Im übrigen -sh.meine o.a.Ausführungen- gehe ich zur Zeit unter den gegebenen Bedingungen davon aus, daß es keine unlösbaren Finanzierungsprobleme gibt, keine unzumutbaren Belastungen für die öffentlichen Finanzen udn die Volksirtschaft, und erst recht keine Lösung, die nicht als sozialverträglich akzeptiert werden könnten.

„Man“ muß p o l i t i s c h wollen!Nicht nur die „Wahlfreiheit für die Alten“,sondern auch in Sachen einer grundsätzlichen Neuordnung der finanziellen Absicherung eines würdevollen Lebens im Alter für alle, selbstverständlich nicht im Sinne eines absolut gleichen Einkommens für alle Alten!

Aber…..
es gibt keinen Grund, heute anzunehmen, daß es in absehbarer Zukunft zu einer solchen „Generaldebatte“ kommt, getragen von dem politischen Willen einer „breiten Mehrheit im Bundestag“, eine grundsätzliche Reform der Zielvorgaben, wie ich sie angesprochen habe, anzugehen und um dann zu beschließen, daß an deren Umsetzung/Relaisierung fachkundig zu arbeiten wäre.
Also…wir diskutieren „um des Kaisers Bart“.

TuxDerPinguin
TuxDerPinguin
9 Jahre zuvor

Welche Arbeit werden 70jährige denn noch verrichten können?

Als Informatiker denke ich, dass die Technologie noch viele weitere Berufsfelder automatisieren wird. Es gibt ja so Zeitungsaussagen, dass in den USA innerhalb der nächsten 10-20 Jahre 50% aller Jobs automatisiert würden… diese Zahlen halte ich dann doch für etwas fantastisch. Aber prinzipiell kann ich mir sehr viel mehr Automatisierung als heute vorstellen. Die Ansätze existieren ja schon teilweise.

An Menschen mit bestimmten Qualifikationen wird man auch in Jahrzehnten noch Bedarf haben auf dem Arbeitsmarkt. Die meisten werden nicht so gebraucht werden, es wird ein Überangebot an Arbeitskräfte geben. Das ist ja nichts schlechtes. Als Volkswirtschaft wird der Wohlstand steigen, der muss dann halt nur auch an diejenigen verteilt werden, die keine Arbeit nachgehen können. Die Frage nach dem Umgang mit den vielen Arbeitslosen, die wir in paar Jahrzehnten haben werden, wäre mMn wichtiger als die Frage, wie man in nachgefragten Gebieten einen Mangel an Arbeitskräften überwinden könnte.

Und für diesen Mangel fände ich immernoch gezielte Anwerbung von ausländischen Fachkräften bzw. Einwanderung am sinnvollsten.

keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
9 Jahre zuvor

Ich gehe davon aus, dass die Visionen der arbeitsfreien Freizeitgesellschaft nicht erfüllen werden. Es werden – wie bisher immer – neue Arbeitsfelder entstehen, andere werden verschwinden.

Deshalb ist es auch Quatsch immer mit einer zu geringen Bevölkerung zu argumentieren. Wir werden das Rentensystem an passen müssen, wir können uns überlegen, was mit dem Vererben passieren soll etc. Es gibt viele Möglichkeiten, Zukunft zu gestalten. Der Mensch muss sich anpassen.

Kernpunkt wird es sein, dass sich Arbeit weiterhin lohnen muss. Wer in Versicherungen einzahlt, muss mehr bekommen als ein Dauer-Empfänger. Welches Wohlstandniveau wir erreichen, hängt von uns und von unserer Wirtschaftskraft ab.

Eine Flexibilität ist sinnvoll. Es gibt kein Standardmodell mehr. Arbeit wird flexibler werden. Mit steigendem Alter wird es nicht mehr automatisch mehr Geld geben. Leistung wird stärker zählen.

Die Welt wird kurzlebiger, verlangt Anpassungsprozesse etc. Die Gesellschaft muss sich überlegen, welches Vermögen sie für die Finanzierung der Alterssicherung ausgeben will. Wenn Geld fehlt, muss auch der Wohlstand sinken. Dann würde bspw. auch die Lebenserwartung zurückgehen bzw. das Gesungheitssystem könnte schwächer werden.

Wir haben es selbst in der Hand, müssen sehen, dass wir wettbewerbsfähig bleiben und flexibler werden. Der Job auffe Zeche von 14 bis 50 wird nicht mehr das Lebensmodell sein. Wir werden versch. Jobs haben. Mit der heute erforderlichen Flexibilität ist das Ruhrgebiet mit das durch Arbeit in Großbetrieben von der Ausbildung bis zur Frühverrentung mit Abfindung geprägt war, seine Schwierigkeiten haben. Die Generation Praktikum/Zeitarbeit kennt leider andere Arbeitsmodelle und finanziert die guten Tarifverträge der Stammkräfte, um die sich dann auch die Gewerkschaften kümmern.

Franz Przechowski
Franz Przechowski
9 Jahre zuvor

Eine typische Diskussion im Netz. Alle „Wenn und aber“ drehen sich im Kreis, immer kleinteiligere Argumente werden in die Runde gestreut, niemand achtet mehr auf neue Chancen und die Diskussion ist Meilen von der ursprünglich aufgeworfenen Frage entfernt.
Ich versuche noch einmal Robins Frage für mich zu beantworten:
Ja, es ist sinnvoll. Freiheit bedeutet auch bis 70 arbeiten zu wollen und es tun zu dürfen.
Alles andere ist politische Gängelei.

Arnold Voss
9 Jahre zuvor

Lieber Franz Przechowski, die Freiheit fängt da an wo die Arbeit aufhört. Wer trotzdem bis 70 noch arbeiten will, und das für Freiheit hält, der soll das natürlich tun. Meinetwegen gerne auch darüber hinaus direkt bis ins Totenbett hinein. Bei der Arbeit zu sterben, ist wohlmöglich sogar ein schöner Tod, weil er so herrlich unvorbereitet kommt, dass man die Termine die man für den kommenden Tag vereinbart hat, nicht mehr selber absagen muss. 🙂

Ansonsten führt die Diskussion über Freiheit im Alter hier komplett in die Irre, denn sie wird – mich selbst eingeschlossen – offensichtlich von Leuten geführt, die das Entscheidende des Alterungsprozesses noch nicht erfahren haben: die tendenzielle oder auch schlagartige körperliche und/oder geistige Schwächung. Sie ist der biologisch nicht hintergehbare Kern des Alters, und nicht die Freiheit. Genauer gesagt kann eine ernst zu nehmende Diskussion über die Freiheit im Alter nur in diesem restriktiven Rahmen geführt werden.

Alter braucht genau deswegen auch größere Sicherheit als Jugend und das ist der Hauptgrund, wieso es überhaupt so etwas wie private oder öffentliche Alterssicherung gibt. Der alte Mensch ist deswegen keineswegs nur als der schwächere Mensch zu definieren, bzw. als generell arbeitsunfähig anzusehen. Aber die Freiheit des Alters besteht nicht darin zu arbeiten, sondern nicht mehr arbeiten zu müssen, um dafür die Freiheit in der Zeit zu bekommen.

Wenn man die dann mit Arbeit füllen will, warum nicht. Das nennt man persönliche Freiheit, und die muss es natürlich auch im Alter geben. Aber die hat nichts mit dem Alter selbst zu tun, sondern mit dem Spaß an und/oder der Bezahlung durch dieser Arbeit, wobei ich unter Bezahlung auch geldlose Gratifikation verstehe.Ich persönlich würde allerdings nicht gerne während dieser Arbeit sterben wollen sondern in den Armen von Freunden und/oder Familienangehörigen.

WALTER Stach
WALTER Stach
9 Jahre zuvor

Arnold -13-
„Aber die hat mit dem Alter selbst nichts zu tun“ !

Selbstverständlich nicht und gerade deshalb……..
.
Es geht nicht um „besonderen Freiheiten“ , es geht nicht um “ Privilegien aufgrund einer besonderen Freiheit im Alter“, sondern darum, daß auch der alte Mensch wie jeder andere sein Leben eigenverantworltich, selbstbestimmt, gestalten können muß, und zwar in dem Rahmen, den Staat und Gesellschaft allen Menschen bei der freien Entfalung ihrer Persönlichkeit setzen.
Und dazu muß gehören, warum denn nicht, daß jeder (!!) nach seinen Fähigkeiten (!!), daß jeder nach seinen Bedürfnissen(!!) für sich (!!) entscheiden können muß, ob er mit 7o (mit 7o plus) noch gegen Entgelt arbeiten möchte oder nicht.
D a s steht an; sonst nichts.

Ob der Arbeitsmarkt, wann und wie der Arbeitsmarkt dem arbeitswilligen Alten Arbeit anbieten wird, ist eine a n d e r e Frage so wie auch die Frage nach dem Wie der Ausgestaltung des Arbeitsvertrages mit einem Alten eine andere ist. Das schließt die Entgeltgestaltung -Lohn, Gehalt, Deputat, geldwerte Leistung- und die Frage nach deren Verrechnung, nach dere Anrechung mit der Rente bzw. auf die Rente mit ein.

Reden wir aneinander vorbei?

Franz -sh.12-:
unsere Grundeinstellung in dieser Frage ist identisch!

Wenn es um die konkret Ausgestaltung eines zeitlich prinzipiell unbegrenzten Rechtes auf Arbeit für jedermann geht, werden wir wahrscheinlich streiten. Nur das, befürchte ich, steht in absehbarer Zeit gar nicht an.

Werbung