
Am Mittwoch gönnte ich mir privat das Vergnügen, das Konzert von Graham Nash in der Düsseldorfer Tonhalle zu besuchen. Den inzwischen 83-jährigen Liedermacher hatte ich bisher noch nie live gesehen, was ich bei dieser Gelegenheit unbedingt ändern wollte. Musikalisch war der Abend am Rhein ein echtes Erlebnis. Nash glänzte mit einer Reihe alter Hits und Melodien, die mir seit Jahren ans Herz gewachsen sind. Dennoch ärgerte ich mich beim Hinausgehen nach dem Konzert über den Ablauf – und damit war ich nicht allein, wie ich den Gesprächen anderer Besucher auf dem Weg ins Foyer entnehmen konnte. Was war geschehen?
Schon beim Eintritt in die Tonhalle bemerkte ich, dass dies kein gewöhnliches Konzerthaus ist. Ein dem eigentlichen Saal vorgeschalteter Wartebereich verhinderte das direkte Durchgehen und zwang einen zum Verweilen, obwohl es bis zum Konzertbeginn nur noch rund 30 Minuten waren. Über Lautsprecher wurde darauf hingewiesen, dass man Jacken und Taschen kostenlos an der Garderobe abgeben könne. Ein Angebot welches ich nicht nutzen wollte, da ich nur eine dünne Jacke trug. Soweit, so gut.
Erstmals komisch wurde es, als mir beim Gang zu meinem Platz dann eine Ordnerin mitteilte, dass ich meine Jacke doch bitte an der Garderobe abgeben solle, da dies ‚Vorschrift‘ sei. Auf meinen Hinweis, dass ein Großteil der bereits sitzenden Besucher ebenfalls Jacken trug, und die Durchsage imn Foyer doch eindeutig von einer ‚Möglichkeit‘ sprach, durfte ich dann doch passieren. Meinen Sitznachbarn erging es offenkundig ähnlich, wie sie berichteten. Auch sie kamen mehrheitlich samt Jacke in den Saal.
Als mein direkter Nachbar seine Jacke nach ein paar Minuten auszog und über die Lehne hängen wollte, wurde er erneut von derselben Ordnerin ermahnt: Aus Brandschutzgründen sei das verboten. Er müsse die Jacke entweder anbehalten oder an der Garderobe abgeben. Mit sichtbarem Unverständnis entschied er sich für Ersteres.
Wenige Minuten später, das Konzert hatte gerade begonnen, machte die Dame vom Ordnungsdienst wieder auf sich aufmerksam, diesmal indem sie mir und einigen Nachbarn in Gangnähe das Fotografieren mit dem Handy untersagte. Das hat mich sehr überrascht. Bei unzähligen Konzerten in den vergangenen Jahren habe ich stets ein paar Erinnerungsfotos gemacht – hier jedoch wurde es mir untersagt, was mich ebenso wie einige Nachbarn irritierte.
Inkonsequenterweise kümmerte sich der Ordnungsdienst aber nur um die Besucher am Gang. Wer ein paar Reihen weiter oder in der Saalmitte saß, konnte unbehelligt fotografieren, was mich ehrlich gesagt ziemlich ärgerte.
Natürlich gibt es Konzerte, bei denen Künstler selbst Handyfotos untersagen – Bob Dylan soll so jemand sein. Ich persönlich war bisher noch nie davon betroffen. Im Fall von Graham Nash stellte sich nun heraus, dass nicht er, sondern offenkundig die Tonhalle selbst die Regelung aufgestellt hatte. Auf ihrer Homepage wird, wie ich heute herausfand, kurz erwähnt, dass Fotografieren und Filmen im Saal verboten sind. Auf dem Weg zum Konzert habe ich solche Hinweise nicht gesehen.
Über Sinn und Unsinn einer solchen Regelung lässt sich sicher diskutieren. Auch ich kann nachvollziehen, dass man Ablenkungen verhindern möchte, weil sie das Konzerterlebnis beeinträchtigen. Musiker fühlen sich zudem gestört, wenn sie nicht die volle Aufmerksamkeit des Publikums erhalten. Das ist für mich durchaus nachvollziehbar.
Problematisch wird es jedoch, wenn das Ordnungspersonal solche Vorschriften nicht konsequent durchsetzt. Dann führt das unweigerlich zu Ärger und Diskussionen – so wie am Mittwochabend. In meinem Bereich habe ich bestimmt ein Dutzend solcher Wortwechsel miterlebt, und zwar während des Konzerts, während in anderen Teilen der Halle munter fotografiert und Jacken unbehelligt über die Stuhllehnen gehängt wurden. Mein direkter Sitznachbar verließ nach mehreren Ermahnungen wegen Jacke und Handy schließlich sogar vorzeitig den Saal.
Nach Konzertende diskutierten etliche Besucher nicht über die Musik, sondern über diese Vorfälle. Aus meiner Sicht ergibt eine derart inkonsequente Umsetzung der Hausordnung keinen Sinn – sie verärgert die Menschen nur. Mich eingeschlossen.
