Harte Kachelmann-Kritik am WDR wird Panikmache in Sachen Wetter fördern

sturm201406Gestern sorgte Ex-ARD-Wettermann Jörg Kachelmann mit harter Kritik am WDR und dessen Intendanten Tom Buhrow für Schlagzeilen. Der Schweizer Wettermann hatte in einem offenen Brief den westdeutschen Rundfunk, und dessen seiner Meinung nach unzureichende Warnung vor dem Unwetter in der Nacht von Montag auf Dienstag, für einen nicht unerheblichen Teil der Folgen des Unwetters mit verantwortlich gemacht. Der WDR hat die Vorwürfe zurückgewiesen und vertrat die Meinung ausreichend und früh genug vor dem drohenden Unwetter gewarnt zu haben.

In dieser Debatte kann man sicherlich unterschiedlicher Meinung sein. Die Auseinandersetzung erinnert aber an die Abläufe in den 1990er Jahren als ein plötzlich auftretender Sturm (Orkan ‚Lothar‘ im Jahre 1999) große Teile des Schwarzwaldes in Mitleidenschaft zog und etliche Wälder nahezu komplett ‚plattmachte‘. Auch damals wurde darüber lang und breit diskutiert warum der Wetterbericht nicht in der Lage war ausreichend und rechtzeitig vor dem Unwetter zu warnen. Müßig darüber zu streiten was nun früh- und ausreichend-genug ist. Ob mehr Vorwarnungen sinnvoll gewesen wären, ob sich evtl. sogar der ein oder andere Todesfall dadurch hätte verhindern lassen.

Eines scheint aber bereits jetzt klar zu sein: Durch das heftige Unwetter wird in den nächsten Wochen und Monaten erst einmal wieder eine größere Sensibilität in Sachen Extremwetter vorherrschen. Es wird sich eine gewisse ‚Angst‘ in einigen Teilen der Bevölkerung festsetzen.

Und eines darf man dabei nicht vergessen. Befeuert wird dieses auch durch eine ohnehin schon seit Jahren vermehrt zu beobachtende ‚Panikmache‘ in Sachen Wetter durch Seiten wie ‚Unwetterzentrale.de‘ und ‚Donnerwetter.de‘ welche nahezu täglich vor ‚Unwettern‘ und ‚Extremwettern‘ warnen. Und zwar auch wenn es sich dabei gar nicht um amtliche Unwetterwarnungen handelt. Ohne eine relativ hohe Zahl an Meldung von drohenden ungewöhnlichen Wetterlagen droht diesen Seiten weniger Interesse und damit schlechtere Vermarktungschancen. Und spätestens hier wird das Thema bedenklich, hat Jörg Kachelmann bis zum Jahre 2013 doch selber noch mit seiner ehemaligen Firma an solchen Seiten aktiv mitgearbeitet und auch daran verdient. Auch heute ist er lt. Wikipedia noch als freier Berater in Sachen Wetter tätig. Jörg Kachelmann lebt also faktisch ein Stück weit von Unwetterwarnungen. Je mehr es davon gibt, je besser für Kachelmann. Und das relativiert aus meiner Sicht dann auch den ‚Sinn‘ seiner Kritik am WDR ganz erheblich. Jörg Kachelmann kämpft hier so gesehen nämlich auch für die eigenen wirtschaftlichen Interessen.

Die großen Auswirkungen des Unwetters vom Montag spielen ihm dabei in die Karten. Zukünftig wird sicherlich, so oder so, lieber noch einmal öfter vor Unwettern gewarnt als einmal zu wenig. Ob das gut und sinnvoll ist, das ist da eher eine Frage am Rande der Debatte. Es geht dabei in erster Linie wohl eher um Vermarktungschancen und zukünftige Einnahmen….

Hier geht es zu den Aussagen von Jörg Kachelmann: http://wetterkachelmann.wordpress.com/2014/06/10/funf-tote-und-der-wdr-treten-sie-zuruck-tom-buhrow/

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Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
10 Jahre zuvor

Robin, sowohl niederschlagsradar.de von der MeteoGroup als auch die amtlichen Warnungen auf dwd.de zerreißen und übertreffen sich seit Jahren zwischen übertriebenem Drama wegen ein paar Regentropfen und dem verharmlosenden Verschweigen wegen weil die Anderen ja auch nix zeigen. Ich verfolge das als mehrfach Wettergeschädigter schon seit 2003 sehr genau und kann bei beiden Diensten und deren Ableger nichts erkennen, was einen User oder Kunden wirklich beruhigen könnte.

Das Angebot ist reine Augenwischerei und streckenweise purster Dillentantismus in der Info-Politik beider Marktführer (bei denen ja auch auch Kachelmann selbst groß und reich geworden ist) und dutzende andere Online-Wetterdienste sowie viele TV-Sender schreiben einfach stumpf davon ab.

Pfingstmontag haben beide Wetterdienste nicht geglänzt mit ihrer Aktualität. Man klatscht aus Faulheit und Angst vor Regressforderungen seiner Kunden mal gerne ganze Bundesländer mit roter und violetter Warnfarbe zu, ohne den eigentlichen Verlauf einer solchen Wetterstörung auf der Zeitleiste zu offenbaren und dem geneigten User wirklich *aktuelle* Infos neben der häufig unzureichenden 15-Min.-Refreshrate zu bieten. Mehr Infos (die aber auch nicht sooo viel aussagekräftiger sind) gibt es nur gegen Kohle.

Kachelmanns Anwürfe und seine eigenen Dummschwatz-„Warn“tweets für Pfingstmontag sind höchstens albern und dummes Rachegelaber.

Puck
Puck
10 Jahre zuvor

Die ständigen Warnungen haben doch eher den gegenteiligen Effekt: Man winkt doch nur noch ab, wenn vor Sturm und Gewitter gewarnt wird. Und wenns dann wirklich dicke kommt, so wie jetzt, nimmts keiner mehr ernst.

kalle008
kalle008
10 Jahre zuvor

wir waren in der unwetternacht von holland nach nrw unterwegs .. schon vor der holländischen grenze haben wir zum wdr gewechselt und während in holland schon lange in den nachrichten über schwerste Unwetter berichtet wurde, war davon auf 1live und wdr2 kaum was zu hören. erst gegen Mitternacht kam dann mal was über den Sender.. das beste war: ein Geisterfahrer auf irgendeiner Autobahn und 1 umgekippter baum auf irgendeiner straße.. als verkehrsmeldung als schon die halbe a42 voller bäume lag, man in Gelsenkirchen, Bottrop, Essen auf ganzen Straßenzügen nur im Gegenverkehr fahren konnte – wenn überhaupt! die Sperrung der a 42 kam erst über den Äther nachdem schon unzählige autos über stunden festsaßen und nicht wussten warum..Wir haben abgerissene Dächer, Oberleitungen, tiefe seen und natürlich Unmengen umgekippter bäume gesehen – kein Wort im WDR. Das war sehr spooky und lässt einen ernsthaft daran zweifeln, das hier mit sinn und verstand geplant worden ist.

discipulussenecae
discipulussenecae
10 Jahre zuvor

zu 4 | kalle008: Das Problem ist nicht nicht, ob beim WDR irgendetwas „mit sinn und verstand geplant worden ist“; das Problem ist vielmehr, daß der WDR letzlich kaum etwas anderes als das ‚Lokalradio Köln‘ ist! Niemand der dortigen äußerst gutbezahlten Redakteure und -rinnen, kann sich vorstellen, daß es es außerhalb von kölner Edelitalienern, angesagten Schwulenkneipen oder vorgeblich hippen Jazzkellern noch etwas anderes gibt, was irgendjemanden interessieren könnte.

Aber wehe, in Köln fiele einmal der berühmte Sack Reis um: Das gäbe eine Sondersendung nach der anderen!

Zur Bestätigung meiner These beachte mann einmal die permanente Dauerberieselung des ungeneigten Publikums mit kölschen Brauchtumsveranstaltungen der letzten Tage vor Aschermittwoch, der stundenlangen Direktübertragungen des rot-grünen Betroffenheitsfestes „Birlikte – Zusammenstehen“ – als ob der NSU nicht auch außerhalb von Köln gewütet hätte – oder etwa die Frage, warum die Lokalzeiten aus Bonn, Düsseldorf und Köln gesendet werden, aber Duisburg, Essen, Bochum und Dortmund nach alter rheinländischer GutsherrInnenart zerfasert werden!

Frank
Frank
10 Jahre zuvor

@ #5:
Eine weitere Bestätigung Ihrer These: Wenn der Geißbock des FC humpelt, macht der WDR eine Liveschaltung. Spielt der BvB in der Championsleague ist ihm das 5 Minuten pro Halbzeit wert.

Der Wetterbericht ist zur Show aufgeblasen worden, sehe ich auch so. Meteorologen haben sich die Gestik von Unternehmensberatern aus den 90ern antrainiert. Und wir bekommen den Wetterbericht rund um den Globus serviert.

Warum ist der Wetterbericht so populär geworden? Weil es oft die einzige Nachricht ist, die einen wirklich selbst betrifft – neben dem Verkehrsfunk. Wir sind ansonsten überflutet von Nachrichten, die uns nicht wirklich betreffen, die zu wissen ebenfalls nur in manchen rotgrünen Kneipen relevant wäre.
Umso erstaunlicher, dass die Medien patzen, wenn wirklich mal was passiert.

@ Robin:
Gerade die GEZ-Medien haben in den letzten Jahren keine Glanzleistungen mit Reaktionen auf aktuelle Ereignisse hingelegt. Weder der arabische Frühling noch Fukushima wurden in der Frühphase im Fernsehen begleitet. Man musste im Internet Al Jazeera gucken – in der ARD lief Panda, Gorilla und Co. Auf dieser Empörung reitet Herr Kachelmann ein bisschen mit seinem Vorwurf an den WDR. Aber es ist m. E. was wahres dran.

Thorsten Stumm
10 Jahre zuvor

Kachelmann hat recht, der WDR hat total versagt ! Ich weiss nicht ob man so ein Unwetter besser vorhersagen kann, da bin ich kein Experte. Aber ich habe an dem Abend Radio gehört, WDR2, und dort gab es keinerlei Warnungen oder Unterbrechnungen während des laufenden Programm. dies wird normlerweise für jeden Geisterfahrer getan. Lediglich in den Verkehrmeldungen wurde über gesperrte Autobahnen ein sehr kurzes Wort verloren.

Das ist totales Versagen !

Robert Müser
Robert Müser
10 Jahre zuvor

Mit dieser Wettersendung wäre dies sicherlich nicht passiert:

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/extra_3/Walulis-sieht-fern-Wetterbericht,extra7446.html

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