Helikopter-Eltern in Waltrop zeigen den ganzen Irrsinn an unseren Schulen!

An der ‚Galenschule‘ in Waltrop gibt es immer wieder Ärger. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Die Erkenntnis, dass Eltern von schulpflichtigen Kindern eine ganz spezielle Gruppe von Menschen ist, die ist nicht neu. Wer das Geschehen rund um die Schulpolitik und das Verhalten von Schülern und Eltern an seinem Wohnort und im gesamten Lande mal ein paar Jahre lang mit etwas Abstand beobachtet hat, der wird mir sicherlich zustimmen.

Wer, wie ich, zudem in unmittelbarer Schulnähe wohnt, der kann ein besonderes Lied davon singen. Leute, denen viele gesellschaftliche Entwicklungen vielfach am sprichwörtlichen Hintern vorbeizugehen scheinen, wenn die Probleme außerhalb der eigenen Familie liegen, werden plötzlich sehr eifrig, wenn ihre Kleinen irgendwie betroffen sind. Man erlebt das immer wieder.

In dieser Woche konnte man das bei mir vor der Haustür einmal wieder sehr schön miterleben.

Seit Jahrzehnten schon bin ich regelmäßig Zeuge davon, wie der durch Helikoptereltern verursachte Autoverkehr an meiner ehemaligen Grundschule, die sich ca. 400 Meter von meiner Wohnung entfernt befindet, von Jahr zu Jahr zuzunehmen scheint. Früher waren Autos von Eltern oder Großeltern in unmittelbarer Schulnähe noch die absolute Ausnahme. Wer jedoch in der Gegenwart zu Schulbeginn oder –ende an der Kardinal-von-Galen-Schule in Waltrop vorbeikommt, der muss mit einem großen Verkehrschaos rechnen.

Eltern versuchen hier häufig ihre Lieblinge bis direkt vor das Schultor zu fahren, obwohl dies direkt an einen Zebrastreifen grenzt und zudem kaum dreie Parkplätze in unmittelbarer Schulnähe zur Verfügung stehen. Trotzdem versuchen, insbesondere zu den üblichen Stoßzeiten, immer wieder Autofahrer direkt an der Stelle anzuhalten, die den geringstmöglichen Schulweg für die Kinder bedeutet. Ein echter Irrsinn, den man da tagtäglich beobachten kann bzw. muss.

Das zuständige Ordnungsamt interessiert das traditionell wenig, obwohl immer wieder Ärger aufkommt, der Verkehr phasenweise zum Erliegen kommt, Behindertenparkplätze blockiert und sogar Kurven komplett zugeparkt werden. Auch die Polizei macht sich rar.

Die verschärfte Situation führte vor gut drei Jahren schon einmal dazu, dass die Stadt Waltrop über die Schulleitung die damaligen Schulkinder für einen medial groß in Szene gesetzten Song (selbst der WDR berichtete damals) ‚missbrauchte‘, in dem die Eltern von den eigenen Kindern singend darum gebeten wurden ihre Schützlinge zukünftig doch bitteschön eben nicht mehr in so großer Zahl bis unmittelbar vor die Schule zu fahren. Gebracht hat das (erwartungsgemäß) nichts.

Jetzt dreht sich die Stimmung sogar komplett um. In dieser Woche berichtet die örtliche Lokalzeitung (Artikel in der Print-Ausgabe am 30. November 2022) davon, dass sich die Helikoptereltern sogar vermehrt darüber beklagen, dass immer wieder die örtliche Müllabfuhr die Schulkinder in dieser kritischen Phase des Schulwegs am Morgen zusätzlich gefährde. Man fordert die Lokalpolitik und den Chef des örtlichen Ver- und Entsorgungsbetriebes jetzt sogar dazu auf die Route der Müllabfuhr entsprechend zu modifizieren. Ein Anliegen, das im Kern nicht verkehrt sein mag, jedoch völlig am eigentlichen Knackpunkt und der Fehlentwicklung der vergangenen Jahrzehnte vorbeigeht.

Denn das Hauptproblem ist im konkreten Falle ja gar nicht der Müllwagen, der hin und wieder die Engstelle zusätzlich verschmälert, es sind die Helikoptereltern selber, die schlicht seit Jahren schon nicht bereit sind ihre Kinder auch nur ein paar Meter zu Fuß gehen zu lassen!

Die Stadt Waltrop hatte kürzlich extra einen Parkplatz eines Kaufhauses, der zu dieser Tageszeit immer noch völlig leer ist, als idealen ‚Abladepunkt‘ für die Schulkinder auserkoren. In der Praxis wird dieser jedoch nicht genutzt, obwohl er lediglich ca. 200 Meter vom Schultor entfernt ist.

Stattdessen wird seitens der Helikoptereltern munter weiter direkt vor der Schule zu parken versucht, der für die Schüler extra eingerichtete Zebrastreifen zum Stoppen und wenden benutzt und die vor ca. 15 Jahren von der Stadtverwaltung bewusst verschmälerte Straße verstopft. Und ich befürchte, nach allem was ich so höre und lese, diese Fehlentwicklungen hier vor meiner Haustür sind beileibe kein Einzelfall.

Verstehe einer diese Eltern von schulpflichtigen Kindern… 😉

 

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thomas weigle
thomas weigle
1 Jahr zuvor

Heute (Grund)Schüler sein,herrlich. Ich bin ein einziges Mal zur Schule gefahren worden-am ersten Tag im Leibnizgymnasium in OF. Ab dem nächsten Tag ging`s mit dem Fahrrad ,ca 8km und quer durch die City OF. Ohne Gangschaltung und immer war Gegenwind morgens.Wirklich beneidenswert die Kids heute. Für mich hätte das damals mindestens 20 Minuten länger Schlaf bedeutet. Und morgens zählt jede Minute zehnfach,die man länger auf der Matratze Horchdienst hat.

Daniel K.
1 Jahr zuvor

Die Stadt sollte – analog den Schülerlotsen – Elternlotsen engagieren, welche die Helikopter-Eltern den Weg zum Kaufhaus-Parkplatz weisen.

Berthold Grabe
Berthold Grabe
1 Jahr zuvor

Nun ja, die Fürsorge und Haftungssystem des Staates hat diesen Popanz selbst erzeugt. Nun zeigt diese populistische Bequemlichkeit immer deutlicher ihre Folgen.
Ich wollte meine Kinder mit dem Fahrrad zur Grundschule schicken, vor rund 20 Jahren aber das war der Schule nicht sicher genug und somit verboten.
Objektiv existierte kein größeres Risiko als für die Schulkinder, die im Dorf weit gefährlichere Strassen überqueren mussten und selbständig nach Hause gehen durften.
Das erweiterte Haftungsrecht, das jede Verblödung und Dummheit den Aufsichtsberechtigten anlastet und sogar Eltern entmündigt führt halt zu solchem Verhalten.
Hinzu kommt, das nicht wirklich klar ist, in wie weit es sich hier überhaupt um Helikoptereltern handelt unter denen ich überfürsorgliche und auch egoistische Eltern verstehe, die alleine die Vorteilsnahme ihres Kindes im Sinne haben.
Denn diese Elterngruppe stellt das größte Problem im Bildungsbetrieb dafür, neben völlig ungeeigneten und daher häufig überforderten Lehrpersonal sowie personelle und sachliche Mangelausstattung.
Das Verkehrsproblem ist hausgemacht.
Zum einen wegen der Zentralisierung der Schulen, zum Anderen, weil gerade die jungen gut ausgebildeten Mütter wie vorher nur die Väter weder Muße noch Zeit haben, um ihre Kinder nicht auf dem Arbeitswege abzuliefern, damit der Tag reibungslos verlaufen kann.
Gleichberechtigung hat eben nicht nur positive Seiten sondern auch Folgekosten, die durchaus vorhersehbar waren.

Berthold Grabe
Berthold Grabe
1 Jahr zuvor

Was ich noch vergessen habe, schon vor 20 Jahren war der Schulbus zunehmend ein zweifelhaftes Vergnügen sogar schon auf dem Lande, da immer mehr sozial verwahrloste Kinder aus allen Schichten übergriffig wurden.
In Städten und heute 20 Jahre später wird das eher noch angewachsen sein, zumal offensichtlich dummes asoziales Verhalten selbst bei Gymnasiasten heute an Schulbushaltestellen völlig normal zu beobachten ist.

Irgendwie erleben Kinder heute immer häufiger das, was zu Nazizeiten die Erwachsen erleben mussten, dass Übergriffigkeiten straf- und sanktionslos bleiben und daher vielerorts zum Standard geworden sind.
Vielleicht spielt das hier in Waltrop auch eine Rolle.

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