Kandidatenk(r)ampf bei den Genossen

Hertens Kämmerer Cay Süberkrüb. Foto: Mengedoht

 

Die SPD im Kreis Recklinghausen hat es derzeit nicht leicht: Nachdem ihr Landrat Jochen Welt erklärt hat, er wolle nicht nochmal antreten, macht die CDU Schlagzeilen mit möglichen Kandidaten – derzeit wird MdL Josef Hovenjürgen aus Haltern umworben. Bei den Genossen findet sich derweil kein passender Nachfolger für das „Ende von Welt“. Jetzt hat auch Recklinghausens SPD-MdL Andreas Becker abgesagt, dafür wurde Klaus Schild aus Oer-Erkenschwick aus dem Hut gezaubert.

Während der im Kreis gut bekannte Hovenjürgen jüngst auch aus dem Gladbecker CDU-Stadtverband Unterstützung erfährt, die sich nach Marl und Dorsten ebenfalls für eine Kandidatur Hovenjürgens als erster Bürger des Vests ausspricht, ist der SPD mit Andreas Becker ein weiterer potentieller Nachfolger abhanden gekommmen. Die Aufgabe, Landrat für den Kreis Recklinghausen zu sein, sei eine interessante Tätigkeit und große Herausforderung, meint Becker und fühlt sich geehrt von dem Vorschlag.

Doch: „Nach sorgfältiger und intensiver Abwägung aller Argumente Für und Wider sowie der mir wichtigen Ratschläge von in- und außerhalb der Partei komme ich zu dem Ergebnis, dass meine politische Heimat die Stadt Recklinghausen ist und mein politisches Tätigkeitsfeld der Landtag von NRW. Deshalb stehe ich für eine Kandidatur für das Amt des Landrats für den Kreis Recklinghausen nicht zur Verfügung.

Damit nicht genug: Neben Hertens Kämmerer Cay Süberkrüb will jetzt plötzlich auch Klaus Schild kandidieren, der Vorsitzende der Oer-Erkenschwicker SPD-Fraktion. Das gab Unmut im SPD-Präsidium, als der erfahrene Kommunalpolitiker aus der Stimbergstadt erst kurz vor Ablauf der parteiinternen Bewerbungsfrist gemeldet wurde – vom SPD-Vorstand, nicht etwa vom Erkenschwicker Stadtverband.

„Die Kandidaten werden ja nicht ins Blau hinein vorgeschlagen, wir haben uns ernsthaft damit auseinandergesetzt“, glättet Michael Groß die Wogen – der Marler wurde diese Woche nahezu einstimmig von allen Stadtverbänden im Wahlkreis als neuer Bundestagskandidat der Genossen nominiert.

„Es gibt unterschiedliche Wünsche in der Partei nach viel Erfahrung in der Kommunalpolitik oder Verwaltungserfahrung, das drückt sich in denKandidaten aus“, meint Groß. Die Diskussion empfindet er als „anregend und spannend“. Die Ortsverbände zu beteiligen, sei eine gute demokratische Wahl. Dort sollen die beiden Kandidaten sich in den kommenden Wochen vorstellen und am 8. Mai beim Kreisparteitag eine Entscheidung fallen.

„Schild bringt einige Qualitäten mit, ich kenne ihn aus dem Wahlkampf mit Andreas Krebs“, lobt der Marler, stellvertretender Vorsitzender der Kreis-SPD. Dass beide Kandidaten beim Bürger im Kreis recht unbekannt sind, ficht ihn nicht an: „Die Erfahrungen zeigen ja, dass es durchaus möglich ist, so eine Wahl zu gewinnen, siehe Uta Heinrich in Marl.“ Die Unbekanntheit müsse man eben im Wahlkampf wettmachen, da „müssen wir alle zusammenarbeiten und am großen roten Tau ziehen“.

Groß: „Unmut kann es geben, das gehört dazu, aber hinterher war immer unsere Stärke, dass alle dahinter stehen, wenn man sich für eine Perosn entschieden hat.“

Klaus Schild, der 57-jährige Finanzbeamte aus Oer-Erkenschwick, führt seit 2002 die Sozialdemokraten im Rat der Stimbergstadt. Cay Süberkrüb (53), geboren in Kiel und aufgewachsen im westfälischen Bielefeld, ist seit 1982 Leiter des Rechtsamtes in Herten und seit 2004 Kämmerer der bitterarmen Stadt.

Ob das wirklich reicht, um gegen Hovenjürgen anzukommen? Auch wenn manche den Halterner als „Provinzpolitiker“ bezeichnen – bekannt ist er den Bürgern im Vest durch seine Tätigkeit in Düsseldorf allemal.

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