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Kommenden Montag gastieren Element of Crime in Bochum

Element of Crime haben mittlerweile 35 Bandjahre in ihrem Rucksack / Foto: Charlotte Goltermann

Vermutlich sind Frank Zander und die Einstürzenden Neubauten die Institutionen in der Berliner Szene, die noch länger Musik machen, als Element of Crime. Die Band um Sven Regener gibt es nun schon seit 1984. In den 35 Jahren ihrer Karriere haben sie viel erlebt. Und noch immer spielen sie gerne live und kommen jetzt wieder auf Tour, kommenden Montag gastieren sie in der Jahrhunderhalle in Bochum. Das Vorprogramm bestreitet die Band Isolation Berlin.

War das Leben früher wilder und verrückter? Sven Regener antwortet: „Die erste Hälfte der 1980er Jahre war schon sehr aufregend im Berliner Kulturleben. Ich erinnere mich an einen Anruf, wo mich die Typen einer Band angerufen haben, ob ich nicht abends beim Konzert mitspielen könnte. Es gab drei fertige Songs, der Rest des Konzertes sollte irgendwie improvisiert werden. Natürlich – so etwas ist aufregend und das hat auch seinen Charme.“ Auch das Buch „Herr Lehmann“ lebt ja von diesen Geschichten, die sich retrospektiv gut erzählen lassen. „Inzwischen ist dieser Roman ja sogar Abitur-Stoff. Ich kriege manchmal Briefe von Schülern, die von mir Hilfestellungen erwarten“, sagt der Autor und Songwriter.

Regener wirkt nie eitel, sondern hegt und pflegt das norddeutsche Understatement. In welchem Umfeld ist denn Sven Regener aufgewachsen? Der Musiker und Autor sucht nach einer Antwort: „Wenn man sich jetzt andere Subkulturen näher anschaut, so wie Punk oder New Wave zum Beispiel, dann tun die Protagonisten dieser Szenen ja gern so, als hätte es nie etwas vorher gegeben, was eine Bedeutung verdient hätte. Am Anfang hat die Techno-Szene ja auch so agiert. Das hat ja natürlich auch mit einer gewissen Arroganz zu tun, die mal als Jugendlicher so hat. Dann erfindet man alles noch mal neu. Aber das ist ja eigentlich auch das, was man an diesen Szenen so mag“, sagt der Sänger, der Punk wie eine Stunde Null erlebt hat.

Als Sven Regener in Bremen groß wurde, hörte sein Vater vor allem James Last und Louis Armstrong. Das brachte ihn darauf selber Trompete zu spielen und später kam noch die Gitarre hinzu. Frei nach dem Peter Handke-Zitat „Alles erzählen – aber nichts verraten“ agiert der Sänger als Regisseur von den Element of Crime-Songs. Auf dem neuen Album „Schafe, Monster und Mäuse“ findet sich mit „Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin“ so eine typische poetische Momentaufnahme: „Wo die Luft am schlimmsten ist, ist das Atmen intensiver und das Husten attraktiver als irgend sonst wo auf der Welt. Und irgendwer hält immer die Glühweintrinkerfahne hoch. Da geht am Ende viel daneben – so wie überall im Leben.“

In einer Radiosendung, die Sven Regener mal zusammen mit Leander Haussmann moderiert hat, brachte er Musik mit, die ihm gefällt. Neben Bob Dylan oder Velvet Underground spielte er unter anderem den Song ›Dann kommt die dicke Rechnung‹ von Uwe Friedrichsen. Wäre es denkbar, dass Element of Crime diesen Song mal covern? „Denkbar wäre das schon. Ich müsste aber erstmal die Platte wiederfinden.“ Ganz unverblümt zu antworten, das ist die Spezialität vom Exil-Berliner. „Auch wenn ich jetzt schon so lange in der Hauptstadt wohne, würde ich nie sagen, dass ich Berliner bin. Ich sehe mich als Bremer, der seit fast 40 Jahren in Berlin lebt.“ Am Schluss landen wir noch bei Hildegard Knef. Die sang mal ›Das Glück kennt nur Minuten – der Rest ist Warterei‹ – hat sie damit recht? Regener grübelt kurz und antwortet dann: „Keine Ahnung… Ja und nein, würde ich sagen. Das ist aber auf jeden Fall eine gute Songzeile.“

Live: 13. Mai, Jahrhunderthalle, Bochum

 

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