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Kommunales Debakel um Rot-Weiss-Essen Stadion. Staatsanwaltschaft prüft Verfahren gegen OB Reiniger (CDU)

OB Reiniger (CDU und 2. vr) läßt sich bei Rot-Weiß Essen feiern. Jetzt prüft die Staatsanwaltschaft Essen Ermittlungen in der Causa "Volkseigener Kickerclub" Foto: Stadt Essen

Der Wahlkampf in Essen wird in der letzten Woche spannend. Es geht um den Neubau des Georg-Melches-Stadion, Millionenzahlungen an Unternehmen aus dem Umfeld eines zwielichtigen Ex-Filmrechtehändlers, satte Beraterhonorare für den ehemaligen Fußballprofi Thomas Strunz und ein staatsanwaltschaftliches Ermittlungsverfahren gegen den Essener Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger.

Die Geschichte beginnt in der Essener City. Hier wurde in den vergangenen Jahren die Philharmonie gebaut, hier wurden Theater und die schönen Künste gepäppelt. Ein Erfolgsreigen für die schwarz-grüne Koalition in der zukünftigen Kulturhauptstadt Europas.

Doch nach all den Segnungen für die Hochkultur fragten sich die Verantwortlichen von CDU und Grünen, ob das genug ist, um die Wahlen in einer Arbeiterstadt zu gewinnen, wie ein Kenner der Essener Politik berichtet. Eine neue Idee kam auf: im armen Essener Norden sollte das marode Stadion des Fußballclubs Rot-Weiß Essen saniert werden, damit die kleinen Leute was bekommen, auf das sie stolz sein können. Lange vor der Kommunalwahl startete also das Projekt Arena. Bevollmächtigter des Vorhabens wurde im Namen von Oberbürgermeister Reiniger Stadtdirektor Christian Hülsmann.

Zunächst sieht alles nach einem Erfolg aus. Am 8. August – pünktlich zur heißen Phase des Wahlkampfes – feierte Reiniger vor der Lokalpresse in der Hafenstraße den „Anstoß“ für die neue Arena. Bei der Zeremonie sagte der CDU-Politiker, nach dem Sturz in die Viertklassigkeit habe die Stadt „das Heft in die Hand“ nehmen müssen. Reiniger sagte, die Stadt werde insgesamt 24 Mio Euro für das Stadion zahlen. Dies sei ein „Beitrag zur sozialen Symmetrie in unserer Stadt”.

Tatsächlich aber war zum Zeitpunkt des Anstoßes nichts in trockenen Tüchern. Im Gegenteil: die gesamte Finanzierung des Stadionbaus ist ungewiss. Mir liegen interne Dokumente der Stadt Essen vor. Aus den Papieren lässt sich lesen, mit welchen Manövern die Verantwortlichen um Reiniger und Hülsmann versuchen, das Projekt durchzuboxen.

Denn bevor die Stadt überhaupt an den Stadionbau gehen konnte, musste zunächst der Fußballverein Rot-Weiß vor der Pleite gerettet werden. Auf dem Club lastete im Frühjahr eine Schuldenlast von rund 11 Mio Euro. Der Verein konnte seine Rechnungen kaum bezahlen. Eine Insolvenz stand unmittelbar bevor.

In einer Notrettung kaufte die Stadt Essen zunächst über ihre Grundstücksverwaltungsgesellschaft GVE ein Darlehen der MK Medien Beteiligungsgesellschaft an den Fußballclub auf, das dieser nicht zurückzahlen konnte. Die MK Medien wurde dabei von Michael Kölmel vertreten. Dieser Mann ist nicht unbekannt. Er hatte den Filmrechte-Konzern Kinowelt gegründet und spektakulär in die Pleite geführt. Kölmel saß vorübergehend in Untersuchungshaft und wurde schließlich wegen Untreue und Insolvenzverschleppung zu einer Haftstrafe von einem Jahr und zehn Monate sowie einer Geldstrafe von 326.000 Euro verurteilt. Die Haftstrafe wurde zur Bewährung ausgesetzt.

Mit dem Darlehen übernahm die GVE Schulden von Rot-Weiß Essen an die MK Medien in Höhe von 7,5 Mio Euro. Dafür verpflichtete sich die GVE insgesamt 3,5 Mio Euro an die MK Medien zu zahlen. Zusätzlich kaufte die städtische Tochter für insgesamt 3,2 Mio Euro Rechte und Darlehen von der Marketinggesellschaft des Fußballvereins. An der Gesellschaft war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls die MK Medien von Michael Kölmel beteiligt. Damit hatte die Stadt Essen Schulden des Fußballclubs Rot-Weiß Essen in Höhe von insgesamt rund 10 Mio Euro übernommen. Diese Darlehen wurden bislang nicht eingetrieben, sondern stehen als wertlose Forderungen in den Büchern der GVE.

Doch auch das reichte noch nicht aus, um den Verein zu retten. Um die Lizenzbedingungen des Deutschen Fußballbundes zu erfüllen, übernahm die Stadt zusätzlich eine 49-Prozent-Beteiligung an der Profiabteilung des Clubs und die Mehrheit an der Marketinggesellschaft.

(Anmerkung: Die gestrichene Passage habe ich – wie von Herrn Hülsmann unten beschrieben – nicht ganz richtig dargestellt. Die GVE hat die Vermartungsrechte von RWE weitgehend übernommen und will die Mehrheit an der Marketingsgesellschaft übernehmen. In der entsprechenden Aufsichtsratsvorlage der GVE heißt es wörtlich: "Die Vermarktung des Lizenzspielerbereichs soll künftig durch eine Vermarktungsgesellschaft erfolgen, an der mehrheitlich die GVE beteiligt sein wird und die auch die Vermarktung des neuen Stadions aus einer Hand übernehmen soll:")

Damit soll offiziell die Verwendung der städtischen Gelder überwacht werden.

Im letzten Schritt schließlich wollte die Stadt dafür sorgen, dass ein Profi den Club in die sportliche Zukunft führt. Aus diesem Grund stimmte sie der Berufung von Thomas Strunz zum sportlichen Direktor zu. Zum Anreiz bekam der Ex-Kicker von Bayern München einen Beratervertrag mit der städtischen Tochter GVE in Höhe von 80.000 Euro, wie die Stadt bestätigt. Dafür sollte Strunz das Unternehmen bei den Umbaumaßnahmen des Stadions beraten. Angeblich bestand sein Beitrag vor allem darin, vom Bau von Entmüdungsbecken in der Gästekabine abzuraten, wie aus dem Aufsichtsrat der GVE kolportiert wird.

Damit schien die Rettung des Vereins gelungen. Der DFB erteilte eine Lizenz. Bleibt die Finanzierung des Stadionbau selbst. Und ausgerechnet hier tauchen neue Probleme auf. Eigentlich solle der Handelshof Essen, eine Immobilie in bester städtischer Lage, von der GVE für 20 Mio Euro verkauft werden, um den Stadionbau zu bezahlen. Allerdings scheint dieser Deal zu floppen, da das Gelände aus einem Cross-Border-Geschäft heraus belastet ist. Essen hatte die U-Bahnen unter dem Handelshof an einen amerikanischen Investor verkauft. Dieser müsste nun angeblich dem Deal zustimmen – und tut es bislang nicht.

(Anmerkung: Kann ja sein, dass der Investor irgendwann zustimmt. Deswegen muss man das hier weicher fassen.)

Was bleibt, gleicht einem Desaster. Die Stadt Essen hat unter Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger die Verantwortung für den Verkauf von Fanschals und die Bezahlung von Fußballprofis übernommen. Zudem wurde ein Ex-Profi-Kicker mit einem satten Beratervertrag ausgestattet, an dessen Berechtigung es erhebliche Zweifel gibt – ohne eine stabile Finanzierung des neuen Stadions vorweisen zu können.

Die Staatsanwaltschaft Essen bestätigt, dass eine Anzeige gegen Reiniger und die Verantwortlichen der GVE eingegangen es. Es werden nun offiziell staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue geprüft.

Im Namen der Stadt Essen will Stadtdirektor Hülsmann die Informationen auf Anfrage bis Dienstag kommentieren. Ich bin gespannt.

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Jockel
Jockel
14 Jahre zuvor

Das sind ja brandheisse Informationen, lieber David!!!
Schade nur, dass man dass alles schon vor Wochen in der investigativen Essener Lokalpresse (WAZ,NRZ) nachlesen konnte…

Natürlich kann man die ganzen Vorgänge kritisch sehen (Stadt rettet Fußballverein; beteiligt sich am Stadionbau, bezahlt einen leitenden Angestellten des Vereins etc.), aber bitte tu hier dann nicht so, als ob Du bislang geheimgehaltene Informationen ans Tageslicht bringst.
Und bitte, bitte (auch wenn Du offensichtlich kein RWE-FAN bist, biste eigentlich schon Schalke-Mitglied oder nur Fan?) spar Dir die Häme von wegen Arbeiterstadt, damit die kleinen Leute was bekommen etc….Tatsache ist nämlich, dass die Stadt das städtische Georg-Melches-Stadion über 30 Jahre hinweg systematisch hat verfallen lassen (man nennt es auch Sanierungsstau), so dass jede andere Lösung für die Stadt jetzt noch teurer gekommen wäre als ein Neubau des Stadions (Ausnahme: Sperrung des Stadions für Zuschauer).

Ich muss ganz klar sagen, wenn solche tendenziösen Berichte hier die neue Richtschnur werden, werde ich hier nicht mehr häufig vorbei schauen, was eigentlich schade wäre…(wegen der anderen Autoren).

Diesmal nicht so herzliche Grüsse
Jockel

P.S.:
Du hast in der Aufzählung Deiner städtischen Wohltaten für Rot-Weiss Essen noch vergessen, dass die Stadtsparkasse Essen ab dieser Saison Trikotsponsor ist.
Oder erfahren wir das erst in Deiner nächsten Exklusiv-Geschichte?

Jockel
Jockel
14 Jahre zuvor

Hallo David,

spannend ist die Geschichte auf jeden Fall; und auch diskussionswürdig, da gebe ich Dir Recht.
Genauso wie man über Landesbürgschaften für Kommerzarenen (Düsseldorf, Schalke), Rückkauf von Stadien durch die öffentliche Hand (Kaiserslautern), üppige Landesförderungen für kommerzielle Rennstrecken (Nürburgring) etc. diskutieren müsste.

Aber es ist eben nicht der Skandal, als den Du die Geschichte darstellst, da die Dinge überwiegend transparent abgelaufen sind (insbesondere der Aufkauf der Darlehen von Kölmel, die Koppelung der Stadionfinanzierung an den Verkauf des Hotels Handelshofs, der Einstig der Stadt bei Rot Weiss Essen als Gesellschafter etc.).
Natürlich kann man sich fragen, ob eine nahezu insolvente Stadt sowas machen sollte, um einen in den letzten Jahren überwiegend erfolglosen Fussballverein zu retten; die Mehrheit der Vertreter im Rat hat diese Fragestellung jedoch parteiübergreifend unter Kenntnis aller Risiken bejaht (inklusive des Risikos, dass der Handelshof am Ende gar nicht verkauft werden kann).

Soviel dazu – ansonsten nichts für ungut.

Gregor
14 Jahre zuvor

Hallo.
Oho, da hast du ja ein heißes Eisen ausgepackt. Mit tendenziöser Schreibweise kann man diese seit Monaten öffentlich gemachten (und vom Stadtrat abgesegneten) Vorgänge natürlich zu einem Skandal hochstilisieren.
Die internen Papiere würde ich gerne mal sehen. Ist es das Protokoll von der Ratssitzung vom März 2009? Oder ein offizielles Papier der Stadionzeitung „Kurze Fuffzehn“?

Für einen Außenstehenden mit Bundesligaclub in der Stadt scheint das etwas verwunderlich zu sein, aber die Stadt Essen hat sich die letzten Jahrzehnte einen feuchten Furz dafür interessiert, was mit dem Arbeiterverein aus dem Essener Norden (insbesondere dem Stadion) geschieht.
Jetzt müssen sie die bittere Suppe auslöffeln.

Grüße,
Gregor

Ole Drebla
Ole Drebla
14 Jahre zuvor

„das marode Stadion des Fußballclubs Rot-Weiß Essen“

das ist schlicht und ergreifend sachlich falsch. Das GMS gehört seit Jahrzehnten der Stadt Essen. Diese Kommune hat es seit Jahren unterlassen, in ihre eigene Immobilie nachhaltig (= zwecks Erhalt und Entwicklung) zu investieren. Mittlerweile ist ein Zustand erreicht – gutachtlich belegt, dass das alte Stadion demnächst teilweise zusammenbrechen könnte, es daher zu Teilsperrungen kommen müsste. Eine Sanierung ist mittlerweile nicht mehr wirtschaftlich darstellbar, deswegen der Neubau. Es ist dies mittlerweile unausweichlich, weil man Jahrzehnte geschlafen hat!
Spätestens in 1993 nach Abriss der Westtribüne hätte die Stadt signifikant in Erhaltung und Entwicklung des eigenen Stadions investieren müssen. Das wäre insgesamt sinnvoller und sehr wahrscheinlich preiswerter, als der jetzige unausweichliche Neubau gewesen. Dies unabhängig, ob CDU oder SPD den Rat der Stadt dominieren.

Abgesehen davon ist die Schreibweise „Weiß“ ebenfalls falsch, da es sich bei „Rot-Weiss Essen“ um einen Eigennamen handelt.

Diese Zusammenhänge hätte man ohne weiteres in Erfahrung bringen können, noch dazu, wenn man sich „Journalist aus Leidenschaft“ nennt…

Der Wahlkampf mag einen nicht ganz unerheblichen Seitensaspekt darstellen, ist aber nicht, wie auch in diesem Artikel mal wieder unterstellt, der Grund für einen Stadionneubau, das ist – sorry – letztlich eher Stammtischniveau.

Dass das gesamte Konstrukt insgesamt eher ungewöhnlich und auch durchaus als heikel einzustufen ist, stimmt allerdings. Ist jetzt aber auch nichts wirklich neues.

Christian Hülsmann
Christian Hülsmann
14 Jahre zuvor

Stellungnahme von Stadtdirektor Christian Hülsmann zu dem Artikel „Kommunales Debakel um Rot-Weiss-Stadion:

Ruhrbarone:
Die Geschichte beginnt in der Essener City. Hier wurde in den vergangenen Jahren die Philharmonie gebaut, hier wurden Theater und die schönen Künste gepäppelt. Ein Erfolgsreigen für die schwarz-grüne Koalition in der zukünftigen Kulturhauptstadt Europas.
Doch nach all den Segnungen für die Hochkultur fragten sich die Verantwortlichen von CDU und Grünen, ob das genug ist, um die Wahlen in einer Arbeiterstadt zu ge-winnen, wie ein Kenner der Essener Politik berichtet. Eine neue Idee kam auf: im armen Essener Norden sollte das marode Stadion des Fußballclubs Rot-Weiß Essen saniert werden, damit die kleinen Leute was bekommen, auf das sie stolz sein kön-nen. Lange vor der Kommunalwahl startete also das Projekt Arena. Bevollmächtigter des Vorhabens wurde im Namen von Oberbürgermeister Reiniger Stadtdirektor Christian Hülsmann.

Hülsmann:
Es handelt sich hier nicht um eine ?neue Idee?, sondern die Stadt hat die Planung des Vereins übernommen, der sich seit Anfang dieses Jahrtausends mehrere Jahre vergeblich bemüht hat, eine Finanzierung des Stadionprojektes auf die Beine zu stellen. Der Rat der Stadt Essen hatte bereits im Jahr 2004 ? in der Hoffnung, der Verein bewältigt das Projekt allein ? einen städtischen Beitrag von 7,5 Mio. ? in Aussicht gestellt. Da das Stadion zunehmend marode wurde und die Gefahr bestand, dass weitere Teile nicht mehr genutzt werden können, hat die Stadt das Projekt übernommen. Wie realistisch die Befürch-tungen der Stadt waren, zeigte sich Mitte vergangenen Jahres, als Teile des Dachrandes auf die Tribünensitze stürzten. Als Ergebnis der darauf einsetzenden umfangreichen statischen Überprüfungen haben die Gutachter dann ?grünes Licht? für zunächst nur zwei weitere Jahre gegeben.

Ruhrbarone:
Zunächst sieht alles nach einem Erfolg aus. Am 8. August – pünktlich zur heißen Phase des Wahlkampfes – feierte Reiniger vor der Lokalpresse in der Hafenstraße den ?Anstoß? für die neue Arena. Bei der Zeremonie sagte der CDU-Politiker, nach dem Sturz in die Viertklassigkeit habe die Stadt ?das Heft in die Hand? nehmen müssen. Reiniger sagte, die Stadt werde insgesamt 24 Mio Euro für das Stadion zahlen. Dies sei ein ?Beitrag zur sozialen Symmetrie in unserer Stadt?.
Tatsächlich aber war zum Zeitpunkt des Anstoßes nichts in trockenen Tüchern. Im Gegenteil: die gesamte Finanzierung des Stadionbaus ist ungewiss. Mir liegen inter-ne Dokumente der Stadt Essen vor. Aus den Papieren lässt sich lesen, mit welchen Manövern die Verantwortlichen um Reiniger und Hülsmann versuchen, das Projekt durchzuboxen.

Hülsmann:
Die Aussage, wonach die ?gesamte Finanzierung des Stadions ungewiss? sei, ist unwahr. Die Finanzierung des Stadion steht und ist mit der Kommunalauf-sicht der Bezirksregierung abgestimmt worden.

Ruhrbarone:
Denn bevor die Stadt überhaupt an den Stadionbau gehen konnte, musste zunächst der Fußballverein Rot-Weiß vor der Pleite gerettet werden. Auf dem Club lastete im Frühjahr eine Schuldenlast von rund 11 Mio Euro. Der Verein konnte seine Rech-nungen kaum bezahlen. Eine Insolvenz stand unmittelbar bevor.
In einer Notrettung kaufte die Stadt Essen zunächst über ihre Grundstücksverwaltungsgesellschaft GVE ein Darlehen der MK Medien Beteiligungsgesellschaft an den Fußballclub auf, das dieser nicht zurückzahlen konnte. Die MK Medien wurde dabei von Michael Kölmel vertreten. Dieser Mann ist nicht unbekannt. Er hatte den Film-rechte-Konzern Kinowelt gegründet und spektakulär in die Pleite geführt. Kölmel saß vorübergehend in Untersuchungshaft und wurde schließlich wegen Untreue und In-solvenzverschleppung zu einer Haftstrafe von einem Jahr und zehn Monate sowie einer Geldstrafe von 326.000 Euro verurteilt. Die Haftstrafe wurde zur Bewährung ausgesetzt.
Mit dem Darlehen übernahm die GVE Schulden von Rot-Weiß Essen an die MK Me-dien in Höhe von 7,5 Mio Euro. Dafür verpflichtete sich die GVE insgesamt 3,5 Mio Euro an die MK Medien zu zahlen. Zusätzlich kaufte die städtische Tochter für insge-samt 3,2 Mio Euro Rechte und Darlehen von der Marketinggesellschaft des Fußball-vereins. An der Gesellschaft war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls die MK Medien von Michael Kölmel beteiligt. Damit hatte die Stadt Essen Schulden des Fußballclubs Rot-Weiß Essen in Höhe von insgesamt rund 10 Mio Euro übernommen. Diese Dar-lehen wurden bislang nicht eingetrieben, sondern stehen als wertlose Forderungen in den Büchern der GVE.

Hülsmann:
Die Auflistung erweckt den Eindruck, als wenn die GVE 10 Mio. ? an die Kölmel-Gruppe gezahlt habe. Diese Darstellung ist unwahr. Tatsächlich sind die Forderungen mit einem Betrag von insgesamt 4 Mio. ? erworben worden. Darüber ist im Übrigen in den entsprechenden Beratungsdrucksachen für den Aufsichtsrat der GVE und in den öffentlich zugänglichen Drucksachen für den Rat der Stadt berichtet worden. Außerdem war das Thema zum damaligen Zeitpunkt Gegenstand der Berichterstattung in der örtlichen Presse.

Ruhrbarone:
Doch auch das reichte noch nicht aus, um den Verein zu retten. Um die Lizenzbedingungen des Deutschen Fußballbundes zu erfüllen, übernahm die Stadt zusätzlich eine 49-Prozent-Beteiligung an der Profiabteilung des Clubs und die Mehrheit an der Marketinggesellschaft. Damit soll offiziell die Verwendung der städtischen Gelder überwacht werden.

Hülsmann:
Die Darstellung ist zum Teil unwahr. Es gibt überhaupt noch gar keine Marketinggesellschaft.

Ruhrbarone:
Im letzten Schritt schließlich wollte die Stadt dafür sorgen, dass ein Profi den Club in die sportliche Zukunft führt. Aus diesem Grund stimmte sie der Berufung von Tho-mas Strunz zum sportlichen Direktor zu. Zum Anreiz bekam der Ex-Kicker von Bay-ern München einen Beratervertrag mit der städtischen Tochter GVE in Höhe von 80.000 Euro, wie die Stadt bestätigt. Dafür sollte Strunz das Unternehmen bei den Umbaumaßnahmen des Stadions beraten. Angeblich bestand sein Beitrag vor allem darin, vom Bau von Ermüdungsbecken in der Gästekabine abzuraten, wie aus dem Aufsichtsrat der GVE kolportiert wird.

Hülsmann:
Diese Darstellung ist ebenfalls unwahr. Weder die Stadt noch die GVE hatten mit der Berufung von Herrn Strunz zum ?Sportlichen Direktor? etwas zu tun; das war ausschließlich Sache des Vereins. Der zwischen der GVE und Herrn Strunz abgeschlossene und per 30.06.2009 ausgelaufene Beratervertrag wiederum hatte mit der Berufung von Herrn Strunz zum ?Sportlichen Direktor? des Vereins nichts zu tun. Herr Strunz hat die GVE in der gesamten Konzipierungs- und Planungsphase des Stadionprojektes beraten und somit wesentlich zur Professionalisierung und Kostenoptimierung der finalen Planung beigetragen. Es ist falsch, dass sein Beratungsbeitrag ?vor allem? darin bestanden haben soll, vom Bau von Entmüdungsbecken (nicht Ermüdungsbecken) abzuraten. Das war lediglich eine Randerscheinung in der gesamten Beratung.

Ruhrbarone:
Damit schien die Rettung des Vereins gelungen. Der DFB erteilte eine Lizenz. Bleibt die Finanzierung des Stadionbau selbst. Und ausgerechnet hier tauchen neue Probleme auf. Eigentlich solle der Handelshof Essen, eine Immobilie in bester städtischer Lage, von der GVE für 20 Mio Euro verkauft werden, um den Stadionbau zu bezah-len. Allerdings scheint dieser Deal zu floppen, da das Gelände aus einem Cross-Border-Geschäft heraus belastet ist. Essen hatte die U-Bahnen unter dem Handelshof an einen amerikanischen Investor verkauft. Dieser müsste nun angeblich dem Deal zustimmen ? und tut es nicht.

Hülsmann:
Auch diese Darstellung ist unwahr. Die Finanzierung des Stadions ist auch ohne den Verkaufserlös des ?Handelshofes? gesichert. Ohnehin würde der Verkaufserlös auf die von der Kommunalaufsicht des Regierungspräsidenten genehmigte Kreditrate angerechnet werden. Unwahr ist auch die Darstel-lung, wonach der US-amerikanische Vertragspartner des Cross-Border-Geschäftes dem Deal nicht zustimmt. Vielmehr befindet sich das Ganze noch im Verfahren, das erfahrungsgemäß immer einige Monate dauert.

Ruhrbarone:
Was bleibt, gleicht einem Desaster. Die Stadt Essen hat unter Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger die Verantwortung für den Verkauf von Fanschals und die Bezah-lung von Fußballprofis übernommen. Zudem wurde ein Ex-Profi-Kicker mit einem satten Beratervertrag ausgestattet, an dessen Berechtigung es erhebliche Zweifel gibt – ohne eine stabile Finanzierung des neuen Stadions vorweisen zu können.

Hülsmann:
Diese Darstellung ist gänzlich unwahr. Weder hat die Stadt die ?Verantwortung für den Verkauf von Fanschals und die Bezahlung von Fußballprofis über-nommen? noch gibt es Probleme mit der Finanzierung des Stadions.

Ruhrbarone:
Die Staatsanwaltschaft Essen bestätigt, dass eine Anzeige gegen Reiniger und die Verantwortlichen der GVE eingegangen es. Es werden nun offiziell staatsanwalt-schaftliche Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue geprüft.

Hülsmann:
Es ist für jedermann ein Leichtes, eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft einzureichen, die die Staatsanwaltschaft dann immer ordnungsgemäß bearbeiten muss. Damit ist absolut nichts darüber gesagt, ob die Vorwürfe zutreffen. In diesem Fall mutet es schon merkwürdig an, wenn dem Vernehmen nach die Anzeige von einer Sängerin aus Bonn eingegangen sein soll.

Ruhrbarone:
Im Namen der Stadt Essen will Stadtdirektor Hülsmann die Informationen auf Anfrage bis Dienstag kommentieren. Ich bin gespannt.

Hülsmann:
In der Tat, sehr geehrter Herr Schraven, hatten wir angekündigt, Ihre Fragen nach Rückkehr der zuständigen Ansprechpartner aus dem Urlaub bis zum Dienstag zu beantworten, was wir auch noch gesondert tun. Wie Ihr in vielen Passagen unwahrer Beitrag zeigt, hätten Sie gut daran getan, dies abzuwarten. Unabhängig davon hätten Sie aber zumindest einen Blick in die öffentlich (Internet) zugänglichen Informationen aus dem Rat der Stadt Essen werfen sollen.

Kai
Kai
14 Jahre zuvor

Insgesamt fehlen mir die Worte. Ein Beitrag, der in jedem einzelnen Punkt vom Stadtdirektor widerlegt werden kann ist schon als sehr schwach einzustufen. Bevor ich einen solchen Artikel verfasse, ist es notwendig die Antwort der gestellten Fragen abzuwarten. Selbst für eine Schülerzeitung ist dieses Niveau nicht zu akzeptieren. Ich bitte die Redaktion einen solchen Autor in die Wüste zu schicken, um den guten Ruf dieser Seite nicht zu riskieren.

Michael Kolb
Michael Kolb
14 Jahre zuvor

In jedem einzelnen Punkt widerlegt? Auch wenn ich weder einen Einblick in die Unterlagen von David, noch in die Unterlagen der Stadt Essen habe, so würde ich die Reaktion auf den Artikel allerhöchstens als „Mal irgendwas dagegen sagen“ bezeichnen.

Liest man zum Beispiel hier

https://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1999/1002/none/0019/index.html

und hier

https://www.welt.de/print-welt/article572110/Die_Patienten_des_Dr_Koelmel.html

nach (mehr habe ich auf die Schnelle nicht gefunden) dann erfährt man, daß Kölmels finanzielles Engagement zwingend an die Gründung einer „Vermarktungsgesellschafft“ gekoppelt gewesen ist. Somit halte ich die Aussage, es würde keine „Marketinggesellschaft“ geben, für widerlegt und die Aussage von David damit für zutreffend.

Auch die Nummer mit „wassewolle Strunz“ ist nicht widerlegt. David schreibt: „Aus diesem Grund stimmte sie [die Stadt Essen/die GVE, der Kommentator] der Berufung von Tho-mas Strunz zum sportlichen Direktor zu“. Er sagt damit implizit nix anderes als, der Verein sucht sich einen Wunschkandidaten für den Posten, stellt ihn der Stadt/der GVE vor, Stadt und GVE stimmen zu und löhnen.
Mit anderen Worten, Herr Hülsmann zieht sich lediglich an Formulierungen hoch und versucht damit den Eindruck zu erwecken, er würde widerlegen, was er aber IMHO nicht tut.
Das waren jetzt nur zwei Beispiele, aber von meinem Standpunkt aus braucht sich die Redaktion keine Sorgen über die Qualität der Artikel von David Schraven und der damit einhergehenden Reputation der Barone zu machen.

Phil
Phil
14 Jahre zuvor

Ich kann nur sagen, alles was Sie geschrieben haben, entspricht der Wahrheit, was soll Herr Hülsmann auch anderes sagen, aber es kommt alles ans Licht, da bin ich mir sicher im Interesse der Essener Bürger

noch ein Wort zu Herrn Kai, er bestimmt sicherlich nicht das einer in die Wüste geschickt wird……Gott sei Dank

Macht weiter so!

Philipp
Philipp
14 Jahre zuvor

Zwei Minuten Google und schon findet man etwas zum Thema Verzögerung des Handelshof-Verkaufs, bei ihnen Punkt B).

Im folgenden Link, zu einem Reviersport-Interview mit Christian Hülsmann von Anfang Juli, wird man fündig: https://www.reviersport.de/articles-88006.html

Joachim Holler
Joachim Holler
14 Jahre zuvor

Sehr geehrte Ruhrbarone,

jetzt wird es wirklich schwach!!!
Jeder kann mal mit einem Artikel völlig daneben liegen; dass ist der Preis, wenn man investigativen Journalismus betreibt. Man sollte dann seine Fehler aber wenigstens zugeben und nicht rechthaberisch darauf beharren.
Sämtliche Fakten liegen offen; es ist ein bedenklicher Vorgang; aber niemand musste die Wahrheit ans Licht zerren, da alles offen abgelaufen ist:
1. Die Stadt Essen hat den grössten Gläubiger von Rot Weiss Essen ausbezahlt (Kölmel),
2. Die Stadt Essen will ein neues Stadion grösstenteils finanzieren, nachdem sie das alte jahrelang hat verfallen lassen,
3. Im Gegenzug hat sich die Stadt Essen die Möglichkeit gesichert, an zukünftigen Einnahmen aus dem Stadion zu partizipieren (über eine noch zu gründende Vermarktungsgesellschaft; die alte Gesellschaft von Kölmel ist ja gerade deshalb rausgekauft worden)
4. Die Stadt Essen kann über den Aufsichtsrat zukünftig auch die Vereinspoltik von Rot Weiss Essen bzgl. wirtschaftlicher Fragestellungen in Grenzen mitbestimmen.

Thats it-nicht mehr, nicht weniger!

Wem diese Lösung nicht gefällt, da sie natürlich Geld kostet, was die Stadt Essen auch anders nutzen könnte, muss dies politisch öffentlich vertreten. Ich finde diese Lösung persönlich der Bedeutung des Vereins Rot Weiss Essen für die Stadt und den Essener Norden angemessen. (P.S: Nicht vergessen, z.B. Dortmund hat den Ursprung im Dortmunder Norden am Borsigplatz längst hinter sich gelassen und residiert vornehm und verkehrsgünstig an der Dortmunder Messe…)

Schlecht ist jedoch, wenn die Kritiker einer solchen Lösung nicht den A*** in der Hose haben, ihre Meinung öffentlich zu vertreten und immer wieder Journalisten mit vermeintlichen Skandalstories versorgen.
Das auch überregionale Medien darauf reinfallen, hat vor einigen Monaten der Spiegel bewiesen:

https://www.jawattdenn.de/jawattdenn/ich-sach-ma/spiegel-stadion.html
https://www.jawattdenn.de/jawattdenn/ich-sach-ma/strunz-stadion.html (hier findet man unten auch den Originalartikel aus dem Spiegel)

Also, für mich als Essener Bürger wäre es demnach viel interessanter, wer diese Leute sind, denen offenbar Verwaltungsratsprotokolle zur Verfügung stehen und die diese immer wieder verteilen, um Stimmung zu machen, ihre Meinung aber offensichtlich nicht selber öffentlich vertreten.
Gilt der journalistische Informantenschutz auch für Informanten, die einen offensichtlich instrumentalisiert haben?

Für mich könnte die Information, wer hinter solchen Kampagnen steckt, jedenfalls tatsächlich noch eine Rolle spielen bei meiner Stimmabgabe am nächsten Sonntag bei der Kommunalwahl in Essen!

Grüsse

Michael Eichler
Michael Eichler
14 Jahre zuvor

Herr Hülsmann hält nur wegen der Wahlen dioe Fahne hoch, da bin ich mir ziemlich sicher.

Warum sonst ist der erste Spatenstich zum Anstoß geworden? Wo ist der Bagger?

Überhaupt schon einmal an der Hafenstraße gewesen?
Wenn ich die Zeilen lese, dann muss man das ja mit Nein beantworten.

Man muss ja nämlich erst vieles abtragen, bevor man sich an die Hauptarbeit machen kann.
Es muss zunächst einmal eine Baustraße entstehen und da kann man schon vieles erkennen, da diese an den Parkplätzen 1 und 2 entlang entsteht.

Cafe Westkurve wurde abgerissen. Am Flutlichtmast wurden schon die Lampen entfernt. An den Blöcken G und K, die abgerissen werden, wird auch schon vieles abmontiert.

Es macht Spaß zu lesen wie ein Thema in dieser Stadt dermaßen kaputt geschrieben und geredet wird.

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[…] wenigen Tagen haben wir in einem Artikel über zahlreiche Ungereimtheiten bei den Planungen und der Finanzierung des neuen Stadions des […]

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[…] nur noch in Essen, Bochum und Mülheim spannend. Dortmund und Duisburg scheinen entschieden. Während die CDU in Essen Probleme durch die dubiose Stadionfinanzierung für Rot-Weiß…– und die SPD so hoffen darf, wenn auch nicht die Ratsmeherheit, so doch wenigstens nach zehn […]

Phil
Phil
14 Jahre zuvor

Ich, hoffe im Interesse der Essener Bürger, dass endlich nach den Wahlen,
der Stadion-Wahnsinn gestoppt wird….am Hallo kann man auch in der 5ten Liga spielen.
der Rasen ist dort 4t Liga tauglich
Glückauf

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[…] schnell gab es allerdings wegen der Finanzierung Trubel. Ich habe darüber berichtet. Hier klicken. Im Kern kann man sagen, der Bezirksregierung hat es nicht gepasst, dass die Stadt über eine […]

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