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Kultur-Millionen: Diese Festivals finanzieren Land und RVR im Ruhrgebiet

Juicy Beats


Die Festival-Saison läuft und auf einigen Bühnen sorgen auch das Land Nordrhein-Westfalen und der Regionalverband Ruhr dafür, dass die Lichter nicht ausgehen. Doch die verteilen ihr Geld sehr ungleichmässig.

Ruhrpott-Rodeo, Ruhrfestspiele und Traumzeit liegen hinter uns. Bochum-Total läuft an diesem Wochenende und die Ruhrtriennale und Juicy Beats liegen noch vor uns. Die Festival-Saison 2018 läuft auch im Ruhrgebiet auf Hochtouren. Einige der Festivals werden vom Land Nordrhein-Westfalen und dem Regionalverband Ruhr  (RVR) dem Zusammenschluss der Städte und Kreise des Ruhrgebiets, finanziell unterstützt, andere nicht. Ob man diese Unterstützung als Subvention oder als Teil der Daseinsvorsorge sehen sollte, kann man trefflich streiten. Klar ist: Die Unterstützung der Festivals fällt sehr unterschiedlich aus. Das meiste Geld geben Land und RVR der Veranstaltungsreihe, die sie selbst organisieren und deren Veranstalter, die Kultur Ruhr GmbH, ihnen selbst gehört. Politiker im Aufsichtsrat zu haben scheint allemal der Schlüssel zu sein, um an den staatlichen Geldspeicher heranzukommen. Wir haben beim Land und beim RVR  einmal nachgefragt, welche Festivals im Ruhrgebiet von ihnen finanziell unterstützt werden und welche nicht:

Festival Geld Land (Euro) Geld RVR (Euro) Besucher
Ruhrfestspiele 1.180.100 0 84 000
Ruhrtriennale 12.650.000 1.000.000 34.000
Bochum Total 0 0 800.000
Ruhrpott Rodeo 0 0 7000
Traumzeit 0 0 10.000
Ruhr Reggae Summer 0 0 15.000
Juicy Beats 0 0 47.000
Olga rockt 0 0 15.000
Pfingsten Open Air Werden 0 0 13.000
Out4Fame Festival 0 0 6.500
Fantastival Dinslaken 0 0 12.000
Zeltfestival Ruhr 0 0 140.000
Klavierfestival Ruhr 0 0 57.500
RockHard 0 0 7.000
Mülheimer Stücke 250.000 0 Unbekannt
Impulse 136.566 3.500 4.000

Gut 90 Prozent der Förderung im Bereich der von uns angefragten Festivals gibt das Land NRW für sein eigenes Festival aus – die Ruhrtriennale. Beim Regionalverband Ruhr fließt nahezu das gesamte Geld in die Ruhrtriennale. In der von  Intendantin Stefanie Carp verantworteten Veranstaltungsreihe, die wie bislang kein staatliches Festival in Deutschland vor der antisemitischen BDS-Kampagne eingeknickt ist, steckt so viel Steuergeld, dass die Politik sich offenbar nicht traut, Carp zu entlassen. Man sitzt in einem Boot und will sein Geld nicht verlieren.

Aber auch eine andere Frage stellt sich: Ist es politisch in Ordnung, das Land und RVR nicht breiter fördern, sondern alles Geld auf ein einziges Festival konzentrieren – und das auch noch auf eines, dass sie selbst veranstalten? Letztendlich entscheiden über diese Etats der Landtag und die Verbandsversammlungen des RVR. Und die stecken das Geld der Bürger zur Zeit fast ausschließlich in ihre eigene Veranstaltung.

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Jori
Jori
5 Jahre zuvor

Offenbar gibt es Festivals, die sich durch Bierausschank hinreichend querfinanzieren lassen und solche, bei denen das nicht der Fall ist. Bei denen springt dann die öffentliche Hand ein. Wo ist das Problem?

Honke Rambow
5 Jahre zuvor

Bei der Ruhrtriennale müssten neben den verkauften Tickets auch die 45.000 Besucher der kostenlosen Veranstaltungen eingerechnet werden, wenn in der Liste auch ein komplett kostenloses Festival wie Bochum Total auftaucht, das sich seine Besucherzahl ohnehin frei ausdenken kann.

Thomas Wrssel
Admin
5 Jahre zuvor

@ Jori | Bierausschank für 400 € pro Besucher? Welches Festval soll das sein?

Ke
Ke
5 Jahre zuvor

Bei der Ruhrtriennale, die ich bisher nicht bewusst wahrgenommen hatte, geht es doch darum, irgendwas mit den vielen Industriedenkmälern zu machen.

Ich sehe es auch eher als elitäre Veranstaltung mit vielen Gendersternchen in den Texten und einem Thema, das in Kulturkreisen sicherlich beim Förderungsbingo zu Bestresultaten führt. Bei mir eher zu Bluthochdruck, weil ich eine andere Sicht habe.

Jeder Besucher wird grob gerechnet mit 400 Eur gefördert. Das muss dem Volk ein Festival wert sein.

Was ist eigentlich die Zielgruppe? Trifft sich die Szene umd die nächsten Projekte/Förderungen zu diskutieren?

Norbert
Norbert
5 Jahre zuvor

@ Stefan: Sonst bist du doch dafür, dass der Staat Subventionen zurückfährt. Warum also welche für Angebote, die sich offensichtlich erfolgreich auch so finanzieren können? Es wäre eher die Frage, warum bekommen das ein paar Veranstaltungen nicht hin?

Thomas Wessel
Thomas Wessel
5 Jahre zuvor

Grundsätzlich ist es gut, Fördermittel auf ein Projekt oder ein paar wenige zu konzentrieren: Fürs Gießkannen-Prinzip spricht eigentlich nichts. Förderung sollte nur zeitlich befristet und am Maß vereinbarter Ziele evaluiert werden. Und wenn verantwortliche Jobs wie bei der RT zeitlich befristet vergeben werden, wäre dringend über eine erfolgsabhängige Vergütung nachzudenken. Warum? Weil eine massiv konzentrierte Förderung dazu führt, das Publikum zu verachten, wie Stefanie Carp es tut:

Dem Konzert der Young Fathers, sagte sie, habe sie von Beginn an „keine besondere Aufmerksamkeit“ geschenkt“, das sei „nur ein kleiner Nebenschauplatz“, es sei ihr nur darum gegangen, irgendeine Musik anzubieten, „die sich auf irgendeine Weise mit dem Rest des Programmes“ verbinde.

Solche Worte richtet Carp an ein Publikum, das Tickets kaufen soll, sie teilt ihm mit: Eure Musik ist nur Gedöns. Und das erst wirft die kulturpolitische Frage auf: Gedöns fördern wieso? Für die Förderkultur, der sie sich verdankt, ist Carp ein Schlag ins Gesicht.

Norbert
Norbert
5 Jahre zuvor

Wenn wir uns drauf einigen können, dass Selbstfinanzierung Vorrang hat, können wir uns einigen auf eine ausgewogenere Verteilung als Forderung.

Arnold Voss
5 Jahre zuvor

Wenn eine insgesamt arme Region ein Leuchtfeuer zündet, dann bleibt keine Geld mehr für die vielen anderen Feuer(chen), die eigentlich auch Unterstützunge verdient hätten. Da haben es echte Metropolen etwas leichter.

Thomas Wessel
Thomas Wessel
5 Jahre zuvor

Sicher kann es was zwischen 0 und 100 % geben und eine Balance zwischen Eigen- und Fremdfinanzierung. Wenn es bei der RT knapp 100 sind, ist das kulturpolitisch vertretbar, falls zeitlich befristet. Und: falls erfolgsabhängig.

Das ist der eine Punkt, der andere, der Carpsche ist: dass sie knapp 100 % Förderquote hat, diese Quote aber nicht dafür nutzt, ein bestimmtes Publikum aufzubauen, sondern ein anderes abzumeiern – Pop als „Nebenschauplatz“. Welcher Kulturpolitiker könnte sich mit so einem Satz zur Wiederwahl stellen?

Carp hat öffentlich bekannt gegeben, dass sie den Pop, den sie macht (oder über Bord wirft oder dann doch wieder machen will, dann aber nicht machen kann usw.), dass sie, was sie macht, verachtet. Was sagt das über den „Rest des Programms“? Wer spielt sonst noch auf „Nebenschauplätzen“? Die Intendantin eines "Festivals der Künste" hat nicht der Pop-, sondern der Förderkultur – der sog. „Hochkultur“ – ins Gesicht geschlagen: Wenn die Young Fathers beiläufig sind, sind es nicht auch die Urbane Künste Ruhr? Ist nicht auch Chorwerk Ruhr vielleicht nur Staffage? Spielt nicht auch Kamerun in Dortmund auf einem „Nebenschauplatz“?

Wenn man Subventionskultur ruinieren will, muss man Carp machen lassen.

Detlev Winkler
Detlev Winkler
5 Jahre zuvor

Das, was ich so an Festivals persönlich wahrnehme, wie
* juicy beats
* Bochum total
* Zeltfestival
* Klavierfestival
läuft doch dann anscheinend unabhängig durch Publikum und Sponsoring ganz gut. Das ist doch was!
Und beim sog. Leuchtturm Ruhrtriennale sollte man dringend nachhalten, ob er so ausstrahlt, wie er soll, für das viele Geld und die geringe direkte Reichweite oder nur der Selbstbefriedigung dient.

Thomas Wessel
Admin
5 Jahre zuvor

In der Tabelle geht es ausschließlich um direkte Landesmittel und Mittel des RVR, nicht um indirekte Fördermittel des Landes, nicht um kommunale/städtische Mittel, nicht um Bundesmittel und auch nicht um Fördermittel der sog. Stadttöchter, also Energieversorger, Sparkassen ua.; die jeweiligen Förderer und Sponsoren sind auf jeder Internetseite jedes Festivals gelistet.

Auch die der Ruhrtriennale: Dritte Gesellschafterin ist die Kulturstiftung des Bundes, dazu kommen ein Dutzend Projektförderer, unter ihnen so finanzstarke wie die Kunststiftung NRW – ebf eine Einrichtung des Landes NRW – und die landeseigene NRW Bank, dazu solvente private Stiftungen wie die Kulturstiftung der Allianz und die Stiftung Mercator uvam, d.h:

Ruhrtriennale ist eine konzertierte Aktion fürs Ruhrgebiet, vor knapp 20 Jahren ins Leben gerufen. Und das fand ich von Anfang an gut, den Künsten an der Ruhr einen gemeinsamen Kredit zu geben. Man kann ihn aber auch verspielen, und das ist, was gerade passiert.

Gast
Gast
5 Jahre zuvor

400 € Förderung pro Besucher für die Triennale? Und dafür dürfen wir uns Stefanie Carps menschenverachtende Operetten anschauen? Ich bin fassungslos!
Vor ein paar Wochen noch erklärte Armin Laschet, dass ein Auftritt einer antisemitischen Band bei der Triennale nicht akzeptabel sei. Stefanie Carp erklärte wiederum, sie hätte die Band anschließend wieder einladen müssen, da sie als Intendantin von anderen relevanten Künstlern unter Druck gesetzt worden sei.
Jetzt wird Stefanie Carps antisemitischer Stil selbst nach ihrem haarsträubenden Auftritt vor dem Kulturausschuss einfach so durchgewunken. Auch von Armin Laschet. Wird der auch von Antisemiten unter Druck gesetzt? War es nur ein Lippenbekenntnis oder hat er einfach nur keine Haltung?
400 € pro Nase für ein so erbärmliches und gefährliches Schmierentheater von Kultur und Politik…!

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[…] Jahr verkauft. Damit wurde jedes Ticket bei gut 13 Millionen Subventionen vom Steuerzahler mit gut 500 Euro bezuschusst.  Das man da als Intendantin etwas gegen den Kapitalismus und dem ihm innewohnenden […]

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